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Interdisziplinärer, nicht offener, einphasiger Ideen-Wettbewerb | 03/2023

Integration Schallschutz in den Stadtraum von Düsseldorf - Infrastrukturausbau Rhein-Ruhr-Express

Visualisierung FERALcatalyst

Visualisierung FERALcatalyst

Preisgruppe

Preisgeld: 60.000 EUR

Ingo Vetter

Kunst

EiSat GmbH, Engineered Structures

Tragwerksplanung

constructconcept

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

studio erde_office for anthropocene landscapes

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Wildes Düsseldorf
Die Stadt Düsseldorf lobte im Zuge des Ausbaus des zentralen Eisenbahnkorridors durch das Stadtgebiet (RRX) einen internationalen und interdisziplinären Gestaltungswettbewerb aus, um zukunftsweisende Lösungen für die Integration von Schallschutz in komplexen urbanen Situationen zu erhalten. Mit einem Bearbeitungsgebiet von 25 km Länge ist dies aktuell der größte Kunst- und Gestaltungswettbewerb Europas. Am 31.03.2023 wurden im Düsseldorfer Rathaus drei gewinnende Teams mit ihren Vorschlägen präsentiert.
Mit dabei Ingo Vetter, Bildhauer und Professor an der HfK Bremen und sein Team mit der Tragwerksplanerin Karen Eisenloffel von EiSat Berlin und Professorin an der BTU Cottbus, der Architektin Michelle Howard von constructconcept Berlin und Professorin an der AbK Wien, dem Landschaftsplaner Marcel Troeger von Studio Erde Berlin und Lehrbeauftragter an der HCU Hamburg, beratend mit dabei die Landschaftsarchitektin Prof. Anna Lundqvist von der BTU Cottbus und der Ökologe Prof.Dr. Ingo Kowarik von der TU Berlin sowie Francisco Mondaca Molina und Gaurav Manoj Kaduskar, Urban Designer von der BTU Cottbus und der Illustratorin Grit Koalick aus Cottbus.
Ihr Vorschlag „FERALcatalyst“ sieht vor, die notwendigen Umbauten für den Schallschutz als Katalysator für einen ökologischen und in der Folge auch sozialen Stadtumbau zu nutzen. Eine Verwilderung Düsseldorfs mit einem Korridor der Biodiversität und Cohabitation, der Stadt und Land verbindet, sowie innerhalb Grünflächen und Parks verknüpft. Anstelle fertiger Lösungen werden Prozesse vorgeschlagen, die in einem Regiebuch „FERALplay“ zusammengefasst sind und auf die vielfältigen urbanen Situationen eingehen können, immer mit dem Ziel deren ökologischen Verbesserung und der Teilhabe sowie Akzeptanz menschlicher und nicht-menschlicher Stadtnutzer:innen.
In den nun folgenden Ausarbeitungs- und Umsetzungsphasen ist eine Zusammenarbeit mit den beiden weiteren gewinnenden Teams um die Künstlerinnen Ursula Damm und Ute Reeh geplant. Weitere Informationen auf der Homepage der Kunstkommission Düsseldorf https://www.kunstkommission-duesseldorf.de/wettbewerbe/interdisziplinaerer-gestaltungswettbewerb-zur-integration-des-schallschutzes-beim-rhein-ruhr-express/ sowie der Homepage der Landeshauptstadt Düsseldorfs https://www.duesseldorf.de/medienportal/pressedienst-einzelansicht/pld/jury-praemiert-gewinner-im-gestaltungswettbewerb-fuer-schallschutzwaende.html.

Feral Düsseldorf
In the course of the expansion of the central railroad corridor (RRX), the city of Düsseldorf launched an international and interdisciplinary design competition to obtain forward-looking solutions for the integration of noise protection in complex urban situations. With a processing area of 25 km in length, this is currently the largest art and design competition in Europe. On March 31, 2023, three winning teams were presented with their proposals at Düsseldorf City Hall.
Among them Ingo Vetter, sculptor and professor at the HfK Bremen and his team with the structural engineer Karen Eisenloffel of EiSat Berlin and professor at the BTU Cottbus, the architect Michelle Howard of constructconcept Berlin and professor at the AbK Vienna, the landscape planner Marcel Troeger of Studio Erde Berlin and lecturer at the HCU Hamburg, consultation with them the landscape architect Prof. Anna Lundqvist from BTU Cottbus and ecologist Prof.Dr. Ingo Kowarik from TU Berlin, as well as Francisco Mondaca Molina and Gaurav Manoj Kaduskar, urban designers from BTU Cottbus and the illustrator Grit Koalick from Cottbus.
Their proposal, "FERALcatalyst," envisions using the necessary conversions for noise protection as a catalyst for ecological and, subsequently, social urban redevelopment. A wilding of Düsseldorf with a corridor of biodiversity and cohabitation connecting city and countryside, as well as linking within green spaces and parks. Instead of ready-made solutions, processes are proposed that are summarized in a "FERALplay" and can respond to the diverse urban situations, always with the goal of their ecological improvement and the participation and acceptance of human and non-human urban users.
In the following elaboration and implementation phases, a cooperation with the two other winning teams around the artists Ursula Damm and Ute Reeh is planned. Further information can be found on the homepage of the Art Commission Düsseldorf https://www.kunstkommission-duesseldorf.de/wettbewerbe/interdisziplinaerer-gestaltungswettbewerb-zur-integration-des-schallschutzes-beim-rhein-ruhr-express/ as well as on the homepage of the City of Düsseldorf https://www.duesseldorf.de/medienportal/pressedienst-einzelansicht/pld/jury-praemiert-gewinner-im-gestaltungswettbewerb-fuer-schallschutzwaende.html.

Ingo Vetter http://ingovetter.com
Francisco Mondaca Molina
Gaurav Manoj Kaduskar


Beurteilung durch das Preisgericht

Der Raum der Bahntrasse soll als „Ökoton“ gestaltet werden – mit technischer Infrastruktur im Kern und in Kohabitation mit vielfältigem Pflanzen- und Tierleben an den Rändern. Es sollen Naturkulturen etabliert werden, die nach Gradienten von Nutzbarkeiten für Menschen, Tiere und Pflanzen wirken. Dieses Biodiversitätsband entlang der Bahntrasse soll von Stadt und Bahn lückenlos hergestellt werden und mittels Zwischennutzung von Flächen für dynamische Veränderung sorgen. Entlang der Bahntrasse sollen individuell gestaltete, skulpturale Wasserbecken aus recycelten Steinmaterialien durchgängiges und wiedererkennbares Merkmal werden.
Die Lärmschutzwand wird als funktional und begleitender Hintergrund verstanden. Die Farbpalette der Wand ist an die Düsseldorfer Bodenkarte angeglichen. Außen ist ein einseitig begrünbares System der Lärmschutzwand vorgeschlagen (befindet sich bereits im Genehmigungsverfahren). Für die RRX-Reisenden wird der örtliche Außenbezug durch wandhohe Typografien von Namen der Stadtteile und Quartiere hergestellt. Die besondere Qualität liegt im Selbstverständnis des Projektes als Katalysator einer sozio- ökologischen Stadttransformation und als Modellprojekt für eine zirkuläre Stadt und Re-Use.
Die Verfassenden gehen damit über die Wettbewerbsforderung einer sozialen Plastik hinaus und bieten mit ihrem Beitrag nicht nur ein nachhaltiges Konzept der Gestaltung urbaner Freiräume hin zu einer regenerativen Stadt, sondern versprechen Vorgehensweisen partizipativer Prozesse, die auf örtlich spezifische Situationen einzugehen vermögen. Dabei liegt der künstlerisch radikale Ansatz in der Forderung und dem Aufzeigen wie Kommunikation, Verständnis und Akzeptanz für die massive Veränderung der Stadt durch die Bahntrasse erzeugt werden kann. An städtisch zentraler und repräsentativer Lage soll ein Informations- und Vermittlungsangebot entstehen. So wird das fachlich begleitete Mitmachen zum sozio-ökologischen Katalysatorprozess. Ein Regiebuch ist Leitlinie für die komplexen Handlungen und Umsetzungen. Es reagiert flexibel auf Vorgänge und Situationen und gewährleistet so Sicherheit für die fachbezogenen Fragestellungen. Der Entwurf sieht u.a. vor, die Schallschutzwandelemente in Anlehnung an die Düsseldorfer Bodenkarte einzufärben und markante Orte, z.B. die Namen der S-Bahn-Stationen in der Innenseite der Wand als Schriftzug aufzubringen. Beides ist umsetzbar. Des Weiteren lebt der Entwurf von einem partizipativen Ansatz zur Entwicklung von Grünstrukturen vor der Schallschutzwand. Auch dies ist grundsätzlich umsetzbar. Zum Einsatz kommen soll das Schallschutzwandsystem „NoiseGuard Green E“, eine direkt begrünte Schallschutzwand. Dieses System weist derzeit noch keine Zulassung auf.
Das Projekt geht vom Machbaren aus, setzt auf lokale Gegebenheiten und entwickelt diese partizipativ weiter, eine Chance für die lernende und wissensanreichernde Stadtplanung. Aufgrund sehr guter Recherchen und Beschreibungen weckt „Feral Play“ das Vertrauen auf Erfolg und dialogische Umsetzung mit allen verantwortlichen Beteiligten.
Fazit: Das Konzept zeigt eine sehr aktuelle, weil zugleich partizipative und pragmatische Idee von Gegenwartskunst. Im Sinn von Nachhaltigkeit, Ökonomie und Ökologie, wird eine bereits durch ein Unternehmen angebotene – und im Sinne der Entwerfer*innen hoffentlich bald zertifizierte – begrünbare Lärmschutzwand gewählt. Das Konzept konzentriert sich auf „den Umgang damit“, d.h. einen Gestaltungs- und Entwicklungsprozess, der in intensiver Kommunikation mit den Anrainer*innen der Lärmschutzwand geschehen soll. Das Konzept erfordert eine intensive Anwesenheit und Interaktion der Planungsgruppe mit der Stadtbevölkerung. Infolgedessen entsteht eine starke Präsenz als „künstlerisches Stadtprojekt“. Die Ernsthaftigkeit der Ansprache wird aus dem Regiebuch ersichtlich. Bemerkenswert ist zudem die farbige Innenseite der Lärmschutzwand. Durch eine typografische Begleitung – namentlich die Chromatik von Farben und Benennung der Orte – erhalten die Fahrgäste Informationen über ihre Wegstrecke. Die Jury misst diesem visuellen und inhaltlichen Außen-Innenbezug großen Wert zu.
Sammelstelle

Sammelstelle

Prozess

Prozess

Schallschutzwand

Schallschutzwand

Ideenschnitt mit Nutzungszone und Lärmschutzwand

Ideenschnitt mit Nutzungszone und Lärmschutzwand

Regiebuch FERALcatalyst

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Feral Catalyst - Lärmschutz als sozio-ökologischer Katalysator

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Feral Matrix - die neuen Landschaftsbilder Düsseldorfs

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Das nasse Dreieck - hybride Natur-Kulturen

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Feral Play - Regiebuch

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