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Einladungswettbewerb | 02/2023

Um- und Neubau Sportheim SC Röthis (AT)

Skizze

Skizze

2. Preis

Preisgeld: 6.500 EUR

HK Architekten, Hermann Kaufmann + Partner ZT GmbH

Architektur

merz kley partner

Tragwerksplanung

Planungsteam E-Plus GmbH

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Das neue Gebäude gliedert sich in zwei Baukörper unter einem gemeinsamen Dach. Der zentrale Eingangsbereich wird so zu einem attraktiven «Forum» - einem großzügigen Verteilerraum und Treffpunkt. Der Entwurf greift das konstruktive System der bestehenden Tribüne auf, und erweitert dieses zu einem durchgängigen Raumkonzept.

Während sich im Neubau die Umkleiden, Sanitäranlagen und Kassa befinden, nimmt die bestehende Tribüne die Gastronomie auf. Somit ist eine klare Trennung der Verkehrsströme von Sportlern und Besuchern gegeben. Durch die Passerelle im Obergeschoß gelangen die Kampfmannschaften kreuzungsfrei zentral auf das Spielfeld (und das Clubheim).

Das Tribünen- und Gastrogebäude wird mit einem Aufzug ausgestattet, um die Barrierefreiheit und einen reibungslosen Küchenbetrieb zu gewährleisten. Oberhalb der Tribüne befindet sich der Clubraum samt Terrasse und mit bestem Blick auf das Spielgeschehen. Zum Forum orientiert gibt eine weitere Speisen- und Getränkeausgabe im Erdgeschoß.

GASTRONOMIEKONZEPT
Konzept und Räume sind darauf ausgerichtet, einen anlassbezogenen Betrieb mit effizienten Abläufen und geringem Personaleinsatz zu ermöglichen. Die Ausgabe („Kiosk“) zum Forum kann ohne weiteren Personalaufwand auch dann erfolgen, wenn in der Küche für den Clubraum produziert und vorbereitet wird. Die Ausgabe im Clubraum befindet sich direkt angrenzend an den Gastbereich im Obergeschoss, sodass ein gastnaher, persönlicher Service möglich ist, ohne von Küchenprozessen oder „quirliger“ Kiosk-Ausgabe gestört zu werden. Die Ausgabe im Clubraum lässt sich küchentechnisch von der Vorbereitung zeitlich entkoppeln. Damit kann die Produktion (das Kochen) von Fachkräften auch tagsüber und im Voraus effizient gestaltet werden. Bei einer Veranstaltung bzw. einem geplanten Essen im Clubraum können, parallel oder auch zu anderen Zeiten, einfache Speisen für Zuschauer und Gäste auch über die Ausgabe im EG ausgegeben werden. Damit ist auch ein gestaffelter Betrieb des Kiosks und Clubraums mit optimaler Speisenlogistik und minimierten Personaleinsatz möglich, eine Anforderung, die Vereinsbewirtung stellt. Die Raumaufteilung und etwas erhöhte Küchenfläche wird eben diesen Anforderungen gerecht und bietet auch langfristig die heutzutage erforderliche Flexibilität im Betreibermodell – für Eigenbetrieb, Verpachtung oder einer Kombination aus beidem.

KONSTRUKTION UND MATERIAL
Die Erweiterung erfolgt als konstruktiver Holz-Skelettbau im gleichen Ausbauraster wie der Bestand. Die Holzoberflächen bleiben unbehandelt. Die bestehenden Stützen werden mit Zangen aufgedoppelt, welche optisch und brandschutztechnisch die bestehenden Stahlbleche abdecken. Im Neubau tragen die Zangen auch die hölzernen Geschossdecken. Die Fassaden werden mit unbehandelten Holzleisten verkleidet bzw. ausgefacht. Einfache Nachtlüftungsflügel liegen hinter der offenen Schalung versteckt und gewährleisten eine natürliche Lüftung mit Einbruchs-, Witterungs-, und Insektenschutz. Die runden Fenster sind fix verglast. Die Eingangsfassade wird zudem aus verschiedenen Blickrichtungen mit den Vereinsfarben subtil in Szene gesetzt. Die Sitzstufen der Tribüne werden als Betonfertigteile mit Holzsitzauflage ausgeführt.

ENERGIEKONZEPT
Eine 922m2 große Photovoltaikfläche am Stadiondach dient der Energieerzeugung. Die Raumbeheizung erfolgt über eine Luft-Wasser-Wärmepumpe. Für die Brauchwassererwärmung kommt ein zusätzlicher Warmwasserbooster zum Einsatz (Exergiemaschine = Wasser-Wasser-Wärmepumpe). Bei Vorsehung eines erweiterten Nutzungs- und Betreiberkonzepts im Winterhalbjahr, wäre gegebenfalls auch eine Pelletsheizung die wirtschaftlichere Alternative.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das vorliegende Projekt wird durch einen Zubau Richtung Norden erweitert. Der Umgang mit dem Bestand wird bei diesem Projekt als äußerst positiv bewertet. Die gegebene Dachkonstruktion wird belassen, bleibt ablesbar und wird Richtung Norden weitergestrickt. So entsteht eine klar strukturierte, einfache Gesamtform, die unter einem Dach auf nur zwei Ebenen kompakt sämtliche Funktionen zusammenfasst. Der großzügige hohe und zentrale Zugangsbereich wird als großes Potential gesehen. In Zusammenspiel mit dem überdachten Bereich vor dem Neubau kann hier tatsächlich ein belebtes Forum entstehen, das sowohl im Spielbetrieb als auch im Trainingsbetrieb Aufenthaltsqualitäten verspricht.

Funktional wird insbesondere die Situierung des Clubraumes im Obergeschoß und die Aufteilung der Küche auf zwei Geschoße als nachteilig für das Clubleben und die Bewirtschaftung gesehen. Es wird befürchtet, dass der Clubraum- eigentlich Herz des Clublebens - ins Abseits rückt und zu wenig genutzt werden würde. Die optimalen Blicke auf das Spielfeld von dem sehr länglichen Raum können die Nachteile im Clubleben durch ebendiesen Raumzuschnitt für den Verein nicht aufwiegen. Der lange Zugang von den Kabinen zur Mitte des Spielfeldes, den sich Heim- und Gastmannschaft teilen müssen, wird zudem im Spielbetrieb als nachteilig gesehen. Die gesamthafte Gestaltung wird als maßstäblich richtig und angemessen empfunden. Die äußere Erscheinung als Holzbau mit naturbelassenen Oberflächen ist für den Ort passend und stimmig. Die ostseitige Fassade ist ruhig und dennoch differenziert, der Eingang zur Anlage ist klar ablesbar. Die Möglichkeit eines Seitenzuganges für die Spieler im Trainingsbetrieb im Nahbereich des nördlichen Trainingsplatzes bietet Vorteile.

Das Projekt scheint auf den ersten Blick äußerst sparsam und ökonomisch. Der Abriss der Außenhülle im Bereich Küche, Lager, Müll im Erdgeschoss und vor allem die absolute Notwendigkeit eines Liftes (mit den damit verbundenen laufenden Betriebskosten) schmälern diesen Eindruck bei genauerer Betrachtung. Insbesondere der Lift wird in der Handhabung (Küchennutzung und barrierefreier Zugang) als äußerst kritisch gesehen. Zudem fehlt ein Vorschlag für die technische Ausführbarkeit und gegebenenfalls gestalterische Lösung bezüglich Lifttechnik (Überfahrt).

Das Projekt ist als Holzbau mit der Verwendung von unbehandeltem Holz als ökologisch sparsames Projekt umsetzbar. Die gesamte Dachfläche steht für eine - allerdings lediglich östlich ausgerichtete - PV Anlage zur Verfügung. Für den Eigenbedarf (überwiegende Nutzung der Anlage am Nachmittag/Abend) kann die Anlage jedoch nur bedingt genutzt werden, sondern kann eher als potentielle Fläche für eine Energiegemeinschaft gesehen werden.
Lageplan

Lageplan

Ansicht West

Ansicht West