modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Offener Wettbewerb | 12/2021

Schulanlage Moosmatt Luzern: Gesamtsanierung und Erweiterung (CH)

1. Rang / 1. Preis

Preisgeld: 65.000 CHF

Blättler Dafflon Architekten

Architektur

Balliana Schubert Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Makiol Wiederkehr AG

Tragwerksplanung, Brandschutzplanung

RSP Bauphysik AG

Bauphysik, TGA-Fachplanung

Nightnurse Images AG

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebauliches Gesamtkonzept
Ein geometrisch einfacher, rechteckiger Baukörper wird an den südlichen Rand, an den Fuss des Hubelrain gestellt. Mit der präzisen Setzung gelingt es, das Areal abzuschliessen und der Neubau spannt mit den Bestandesbauten einen grossen Pausenplatz auf, welcher zum eigentlichen Herz der Anlage wird. Von diesem gemeinsamen Pausenhof werden neu alle Nutzungen erschlossen, womit seine Stellung als Zentrum der Schule zusätzlich gestärkt wird. Die bestehende Baumreihe wird hier zu einer zweiten Kammer ergänzt, welche als Fassung des Pausenhofes verstanden wird. Die Schaffung der zwei Kammern nimmt die Idee des Stadtbauplans von 1919 auf schöne Weise wieder auf und es gelingt damit, eine harmonische Gesamtanlage zu schaffen. Mit seinen drei Geschossen nimmt sich der Neubau gegenüber dem Bestand klar zurück wodurch die bestehenden Hierarchien der Schulanlage erhalten bleiben und der Altbau also seine Dominanz beibehalten kann.

Landschaftsarchitektonisches Gesamtkonzept
Mit der städtebaulichen Setzung vom Neubau wird der vorgefundene Schulhof räumlich gefasst. Dies bildet die Ausgangslage für die Ausformulierung der gesamten Schulanlage. Die vorgefundene Struktur bleibt erhalten, lediglich der zentrale Hartplatz wird durch eine wassergebundene Fläche ersetzt. Obwohl der Neubau klaren Bezug zu dieser Mitte nimmt, verfügt er ebenso über eine Durchlässigkeit und Orientierung an die äussere Längsseite. Dies ergibt sich einerseits durch den offenen Durchgang im Erdgeschoss und andererseits durch die Erschliessung der Kindergarteneinheiten von Süden. Dieses Erschliessungskonzept aktiviert den aussenliegenden Freiraum und schafft eine klare Vernetzung der einzelnen Kindergarteneinheiten mit deren Aussenbereich. Mit präzisen Aussagen zur Möblierung und diesem eindeutigen Konzept entsteht ein stimmiges Bild.

Architektonisches Gesamtkonzept
Der einfach ausgestaltete Neubau ordnet sich auch in seiner Ausgestaltung dem bestehenden, dominanten Haus unter und nimmt sich in seiner Gesamtheit zurück. Damit erhält seine Erscheinung fast etwas Ephemeres, was in dieser Konstellation möglich ist, trotzdem mag die äussere Erscheinung noch nicht zu überzeugen.
Der Neubau nimmt die Schulräume der unteren Stufen auf, während die älteren Kinder ihr Schulzimmer im Bestand haben. Der Altbau wird auf sensible Art den aktuellen Bedürfnissen angepasst und es ist den Verfassern ein grosses Anliegen, die neu geforderten Räume mit wenigen Eingriffen anbieten zu können. Das Neubauvolumen ist sehr kompakt gestaltet und weist auffallend wenig Erschliessungsfläche auf. Die Kindergärten sind räumlich von den Schulzimmern getrennt, werden je separat von Aussen erschlossen und profitieren von einem direkten Zugang zum südlichen Aussenraum.

Denkmalpflegerischer Umgang mit dem Bestand
Das Neubauvolumen liegt gut in der Situation. Ein gutes Mass zwischen «unterordnen» und eigenständigem Ausdruck ist gefunden worden. Die Nähe über Eck zur schützenswerten Turnhalle ist bezüglich Umgebungsschutz verträglich, unter anderem weil die Dachkante der Mansarde ungefähr der Höhe des Vordaches vom Neubau entspricht. Der wertvollste Bereich der Anlage, die Vorhalle mit Wandfreskos von Joseph von Moos, soll mit dem vorliegenden Projekt unterkellert werden. Aus denkmalpflegerischer Sicht sind Unterkellerungen von schützenswerten Denkmäler generell nicht erlaubt. Die Konsequenzen für die historische Substanz sind nicht absehbar und das Risiko für Schäden am Baudenkmal wird als zu gross beurteilt (siehe Merkblätter der Eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege). Das Projekt muss in diesem Punkt entsprechend überarbeitet werden.

Berücksichtigung der Funktions-und Nutzungsqualität
Mit der vorgeschlagenen Nutzungsaufteilung findet das Projekt eine adäquate Antwort auf die gestellte Aufgabe. Die Clusterlösung für die unteren Schulklassen, welche im Neubau angeboten wird, überzeugt und ermöglicht eine moderne zeitgemässe Unterrichtsform. Der Wunsch nach dem Kleinen im Grossen kann damit erfüllt und die Unterrichtsräume können flexibel bespielt werden. Im Altbau wird dieser Wunsch ebenfalls ernst genommen und mit wenigen, guten Eingriffen kann eine Clusterlösung auch hier angeboten werden. Die Garderoben werden dezentral neben der Treppe angeboten, womit der bestehende Gang entlastet und zu einem Lernatelier werden kann. Mit gezielten Wanddurchbrüchen gelingt es, die Gruppenräume wie gewünscht von jeweils zwei Klassenzimmern zu bedienen. Im Turnhallentrakt wird weiterhin die Turnhalle und darüber, im Mansardendach, die Aula angeboten. Diese beiden Funktionen bekommen hier einen guten Ort. Einzig die neu geschaffene Erschliessung zu den im UG angeordneten Garderoben ist nicht unproblematisch.

Wirtschaftlichkeit, insbesondere Bau- und Betriebskosten
Das Projekt 'les parties et les tout' liegt bezüglich beanspruchter Geschossfläche sowie Gebäudevolumen im Durchschnitt. Mit Berücksichtigung der unwirtschaftlichen Unterfangung der bestehenden Eingangshalle für die neue unterirdische Verbindung resultiert gesamthaft gesehen kostenmässig ein durchschnittlicher Lösungsvorschlag.

Energie und Nachhaltigkeit in Bau- und Betrieb (nur Erweiterungsbau)
Der Neubau kann die Anforderungen an Minergie-A mit kleinen Anpassungen (Optimierung Jahresertrag der PV-Anlage oder minimale Erhöhung der Jahresarbeitszahlen für Heizung und Warmwasser) einhalten. Seitens ECO sind alle angeschauten Punkte eingehalten.

Würdigung
Das Projekt trifft auf städtebaulicher und architektonischer Ebene gute Entscheide und es gelingt ihm, die Jury in vielen Bereichen zu überzeugen. Die städtebauliche Setzung überzeugt mit ihrer Einfachheit und es gelingt ihr, die Situation zu klären und dem Altbau seine Dominanz zu belassen. Die sensible Haltung zieht sich auch in der Ausformulierung des Neubaus und im Umgang mit dem Bestand weiter. Der Entwurf ist in seiner Gesamtheit auf hohem Niveau und erfüllt zu grossen Teilen die Anforderungen der Auslober. Insbesondere dem Wunsch nach dem Kleinen im Grossen kommt der Entwurf sehr nah.