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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2022

Ökologischer Grünzug Wrangelkiez – Neugestaltung öffentlicher Freiflächen in Berlin-Kreuzberg

Entwurfsplan

Entwurfsplan

Teilnahme

WYLD Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die Grünverbindung im Wrangelkiez wird - neu geordnet und gestaltet - zu einem Anziehungspunkt für die AnwohnerInnen. Durchquerung und Aufenthalt werden zu einem angenehmen Erlebnis mit vielfältigen Aktivitätsmöglichkeiten für alle Altersgruppen. Die soziokulturelle Vielfalt des Kreuzberger Kiezes wird durch die Angebote und Partizipationsmöglichkeiten bedient und ist auch in der Gestaltsprache und Materialwahl des Entwurfs präsent. Das Thema Wasser und Klima wird auf allen Ebenen des Konzeptes integriert, von der grundsätzlichen Entwurfsidee bis hin zu den Details. So wird das Entwurfsgebiet Baustein einer klimaresilienten Stadt. Es entsteht ein belebter Kiezplatz mit multifunktionalen Nutzungsmöglichkeiten und attraktiven Aufenthaltsqualitäten als Zentrum und Identifikation-Ort. Der Transit (Rad- und Fußgänger) in Grünverbindung zwischen der Falckenstein- und Cuvrystraße wird entschleunigt und als Aktivitätsband gestaltet. Der Freiraum Falckenstreinstr. 6 wird behutsam aufgewertet, geordnet und gestalterisch mit dem Durchgang des Grünzuges verbunden.
Ausgehend vom Fluss als Leitmotiv wurde das Flussbett mit Gleit- und Prallhang zur grundlegenden Gestaltidee. Das Flussbett wird „up-side-down“ zum erhöhten Weg, mit stilisierten Prall- und Gleithängen aus blau eingefärbtem Beton beidseits des Weges und mäandert so durch das gesamte Entwurfsgebiet. Der Gleithang wird aus flachwinkeligen Betonteilen hergestellt, während der Prallhang eine steilere Kante zu den Vegetationsflächen formuliert.
Die Flächen werden entlang des „Flusses“ neu geordnet und bekommen einen einheitlichen Rahmen und klare Zugehörigkeiten. In Anlehnung an die 3 Quellen der Spree, finden sich auch hier drei Wasserquellen, die in Richtung Falckensteinstraße „fließen“ und sich im Mündungsbereich in ein „Delta“ mit Nebel-Klimabrunnenanlagen, aufweiten. Die 1. Quelle ist die bestehende Wasserpumpe auf dem Spielplatz der Falckensteinstr. 6, die nun barrierefrei zugänglich und bespielbar ist. Die 2. Quelle wird als Nebeldusche entlang des Wegs ausgebildet und kann bei Abkühlungsbedarf auf Knopfdruck bedient werden. Auch ein Schluck Trinkwasser ist hier möglich. Das abfließende Trinkwasser kann in einem Tank aufgefangen und als Bewässerung der grünen Wände zur Verfügung gestellt werden. Beim Tank ist ein Überlauf vorgesehen, der über eine kleine Rigole versickert wird. Die 3. Quelle ist der IBA-Brunnen in der Cuvrystraße. Die beiden Klinkerplätze („Delta“) werden mit Nebelbrunnenanlagen ausgestattet. Nebeldüsen sprühen in Intervallen je nach Witterung und Uhrzeit stimmungsvollen Nebel und wirken belebend und kühlend für Jung und Alt. Der Wasserverbrauch ist gering, da das Wasser sparsam als Nebel verdunstet oder sich auf dem Boden niederschlägt und in die Pflanzflächen geführt wird.
Der Kiezplatz soll einen identitätsstiftenden Bodenbelag bekommen, der sowohl den nachhaltigen Entwurfsgedanken als auch die typische soziokulturelle Vielfalt des Kiezes darstellt. Es ist gebrauchtes Klinkerpflaster in blau-beige-bunt gemischtem Farbton, hochkant, in wildem Reihenverband, vorgesehen.
Das Delta ist in Materialität, Wasserspiel und Ausstattung, zusammen mit den blauen Elementen des Prall- und Gleithangs, das verbindende und identitätsstiftende Element, auch über die Falckensteinstraße hinweg. Es wiederholt sich in kleinerer Form in der Freianlage der Falckensteinstraße 6.
Die wesentlichste räumliche Neuordnung erfährt der Kiezplatz und der Außenbereich des Kiezankers. Der großzügige und schlicht gestaltete Kiezplatz bietet Raum für vielfältige Nutzungen und ist außerhalb von Veranstaltungen durch seine attraktive Aufenthaltsqualität am Klima-Nebelbrunnen geprägt.
Der Kiezanker bekommt eine neue Außenwirkung, denn seine Fassade ist nun am Kiezplatz ausgerichtet, der Zugang wirkt offen und einladend. Seine Außenanlagen werden in der Fläche 1:1 (neu rund 870 m2) erhalten, die Neuordnung verbessert den Dialog zwischen Innen und Außen.
Der Kiezplatz öffnet sich zum gegenüberliegenden Teil der Freianlagen der Fackensteinstraße 6, welcher seinen Charakter als ruhiger, geschützter Aufenthaltsraum behält. Durch die Neugestaltung werden jedoch neue Nutzungen hinzugefügt, die für alle Nutzergruppen Anreize geschaffen, die Fläche zu nutzen. Sie wird so belebter und die soziale Kontrolle erhöht.
Zur Cuvrystraße hin öffnet sich die bestehende Obstwiese und geht in den Ideenteil über, wo das Gestaltungsprinzip des Flusslaufes weitergeführt wird. Die einst wellenförmige Gestaltung der höhergelegten Rasenflächen wird stilisiert aufgenommen. Die Grünflächen werden rhythmisch tiefergelegt, bzw. behalten bei Baumbestand ihre aktuelle Höhe. So kann das Niederschlagswasser der Straße abgeleitet werden, ohne dass Fällungen nötig sind. Der Ideenteil wird stark entsiegelt, es entstehen neue naturnahe Flächen mit essbaren Gehölzen, die partizipativ gestaltet und genutzt werden können. Der Platz des IBA-Brunnens bleibt mineralisch als Stadtplatz erhalten.
Die Wegeausgestaltung folgt den Vorgaben des „design für all“, die Barrierefreiheit wird konsequent umgesetzt. Der Durchgang bleibt in seiner Funktion Transitraum, jedoch entschleunigt die „mäandrierende“ Wegeführung den Transit von RadfahrerInnen und FußgängerInnen. Zur Entschleunigung des Transits werden, unterstützt durch die Wegeführung, Aktivitätsangebote und Aufenthaltsnischen angeboten, u.a. auch speziell für SeniorInnen und Menschen mit körperlichen und kognitiven Einschränkungen.
Auch der bestehende Spielbereich in der Falckensteinstr. 6 wird so umgestaltet, dass er inklusiv genutzt werden kann. Die Wege werden barrierefrei hergestellt und die Spielbereiche teils für inklusive Nutzung umgerüstet.
Erhalt und Wiederverwendung stehen im Vordergrund. Im Realisierungsteil wird kein Baum gefällt und die Eingriffe in den Wurzelraum werden durch die Höhenplanung vermindert. Auch die Beton-und Natursteinpflaster werden wiederverwertetet für neue Bodenbeläge und Trockenmauern. Entsieglung, Pflanzungen und grüne Wände erhöhen das Grünvolumen im Planungsgebiet und tragen so zu Luftreinigung und zusammen mit den Nebelbrunnen zur Luftabkühlung durch Verdunstung bei.
Die befestigten Flächen sind so in Form und Höhenlage gestaltet, dass sämtliches Niederschlagswasser den Pflanzflächen zur Verfügung gestellt werden kann, dort versickert, verdunstet und das Mikroklima verbessert. Die entstehenden tieferliegenden Flächen werden im Sommer zu Kaltluftentstehung genutzt.
Für die AnwohnerInnen bieten sich zwei Ebenen der Partizipation: Bereiche die gemeinschaftlich gestaltet und bespielt werden sollen, wie z.B. die Außenanlagen des Kiezankers, des Kleinkinderspiels und des Allmendegartens und Bereiche, auf die von den AnwohnerInnen Einfluss genommen werden kann, wie z.B. die Auswahl der essbaren Gehölze oder der Fitnessgeräte und Möblierung.
Perspektive 1

Perspektive 1

Perspektive 2

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Detail 1

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Detail 2

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