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Nichtanonymes, kooperatives städtebauliches und hochbauliches Einladungsverfahren | 04/2023

Gestaltung Ortsteil Kattenturm Mitte in Bremen

Perspektive

Perspektive

2. Preis

Preisgeld: 17.000 EUR

florian krieger architektur und städtebau gmbh

Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Unser Entwurf sieht eine markante, gestaffelte Kubatur mit einer zurückgenommenen architektonischen Gestaltung vor. Durch die Höhenentwicklung und die sachliche Orthogonalität seines footprints fügt sich das Gebäude in seine Umgebung ein und setzt zugleich ein Statement für zeitgemäßes, nachhaltiges Bauen und gemeinschaftliches Wohnen.

Um die vielfältigen Nutzungen auf dem begrenzten Grundstück zu verorten und zugleich die Gebäudehöhe in einem angemessenen Maß zu halten, wird die zur Verfügung stehende Grundfläche weitestgehend ausgenutzt. Die Freiflächen sind aus dem urbanen Stadtraum herausgehoben und in einen zentralen, gemeinschaftlichen Innenhof über dem EG sowie eine vielfältige Dachlandschaft mit differenzierten, naturnahen Spiel- und Erlebnisflächen für die KiTa sowie ruhigen, grünen Frei- und Begegnungsflächen für die Bewohner der Senioren-WGs überführt.

Einen besonderen Mehrwert bietet der Innenhof im 1. OG mit Ausblick in den nödlich angrenzenden Stadtraum. Mit der dreiseitig umlaufenden Laubengangerschließung der Wohnungen, seiner Begrünung, den Sitzgelegenheiten und der Kletterwand auf der Rückseite der offenen Treppenanlage bildet er das kommunikative Zentrum für die Bewohner.

Die Kita befindet sich im 4. und 5. OG. Alle Gruppenräume haben einen direkten Zugang zu den Freiflächen auf den Dachterrassen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Versuch zum Weiterbauen innerhalb der Logik des Ortes durch eine bewusst strukturalistische Antwort auf die umgebenden Kubaturen der 1960er und 1970er Jahre wird ausdrücklich gewürdigt. Die Arbeit wurde gegenüber dem Stand des Zwischenkolloquiums innerhalb der Logik des gewählten Ansatzes konsequent weiterentwickelt, allerdings ergeben sich in der grundrisslichen Umsetzung für einzelne Nutzungen doch einige nicht zufriedenstellende Ergebnisse.

Trotz einer leicht verbesserten Adressierung bleibt die Abfolge von drei gleichartig dimensionierten Plätzen an den südwestlich – in Hauptwindrichtung - ausgerichteten Innenecken städtebaulich und im Hinblick auf die Qualität der generierten Außenräume unbefriedigend.

Die Neupositionierung des Ortsamtes und der – großzügig dimensionierten - begleitenden sozialen Nutzungen zum östlichen Stadtplatz verbessert zwar ihre Adressierung, allerdings liegt der Mehrzwecksaal damit außerhalb des Raumgefüges der öffentlichen Nutzungen. Zusätzliche interne Verkehrswege könnten hier Abhilfe schaffen, gingen jedoch zu Lasten der sowieso deutlich unterdimensionierten Fahrradabstellräume. Die Anliefersituation der Bäckerei ist suboptimal.

Die Organisation der Intensiv-Pflege über drei Geschosse führt zu ineffizienten Raummultiplikationen, zugleich sind wesentliche Teile des Raumprogramms nicht nachgewiesen.

Die Platzierung der KiTa zum Stadtplatz ist plausibel, allerdings sind die Zugänge von den Gruppenräumen auf die Dachflächen doch eher indirekt und das Flächenprogramm für den Personal- und Verwaltungsbereich ist übererfüllt. Die Platzierung der Service-WG auf dem obersten Stockwerk zum Stadtplatz kann nur bedingt nachvollzogen werden.

Die große Stärke des Beitrages liegt nach wie vor in der sehr versierten und klugen Umsetzung der Wohnnutzungen. Der gemeinsame Innenhof verspricht in Kombination mit der Laubengangstruktur zum einen hohe Qualitäten in der Alltagsnutzung und zum anderen ein hohes nachbarschaftliches Potenzial. Der Umgang mit der Lärmemission aus Süden und der Organisation der wohnungsbezogenen Freisitze ist vorbildlich. Der vorgegebene Wohnungsmix ist exakt eingehalten, auch wenn die Flächen einzelner WE die Obergrenze der Förderfähigkeit leicht überstrapazieren.

Der Entwurf ist, mit Ausnahme des verzichtbaren dritten Aufzugs, wirtschaftlich umsetzbar. Das Verhältnis von BGF zu NUF ist, auch durch die vorherrschende Laubengangerschließung, sehr gut. Das A/V Verhältnis ist, dem gewählten Erschließungssystem geschuldet, eher unterdurchschnittlich günstig.

Die Intention einer hybriden Gebäudekonstruktion wird begrüßt, erscheint jedoch in Teilbereichen noch nicht konsequent durchgearbeitet. Die vorgeschlagene gestaltsprachliche Lösung ist angemessen, könnte jedoch ggf. die unterschiedliche Nutzungsbelegung deutlicher machen.

Insgesamt liefern die Verfassenden einen wertvollen Beitrag zur Entscheidungsfindung. Dem Beitrag gelingt eine äußerst überzeugende Umsetzung der wohnbaulichen Inwertsetzung. Die Organisation der für den Stadtteil essentiellen Nutzungen und die Generierung des größtmöglichen stadträumlichen Mehrwerts für die Umgebung bleiben leider hinter dieser Qualität zurück.
Lageplan 1:500

Lageplan 1:500

Lageplan 1:200

Lageplan 1:200

Regelgeschoss

Regelgeschoss