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Mehrfachbeauftragung | 04/2023

Entwicklung nachhaltiges Wohnquartier Rüdesheimer Straße in Mannheim

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2. Preis

Preisgeld: 10.000 EUR

blocher partners GmbH

Architektur

bäuerle landschaftsarchitektur + stadtplanung

Landschaftsarchitektur

Architekturmodelle Boris Degen Modellbau

Modellbau

Erläuterungstext

Angrenzend an die Konversionsfläche des Spinelli-Areals wurde zwischen der Rüdesheimer Straße und der Wachenheimer Straße ein attraktives, innovatives Wohnquartier mit 270 Wohneinheiten entwickelt, welches sich auf drei Nachbarschaftsquartiere verteilt. Diese zeichnen sich aus durch eine innovative typologische Vielfalt und bietet Wohnformen für alle Lebensphasen an.
Die 3 Nachbarschaftsquartiere werden als Blockrandstruktur mit differenziert gestalteten Wohnhöfen konzipiert. Im Norden des Areals werden 8 Reihenhäuser mit separater Zufahrt ergänzt, diese runden das vielfältige Angebot an Wohnformen ab.
Die Höhenentwicklung nimmt dabei von Osten nach Westen ab. Entlang der Rüdesheimer-Straße wird eine lineare 5-geschossige Bebauung sowie pro Quartier ein Punkthaus als Solitär mit 6-8 Geschossen geplant und im Erdgeschoss mit gewerblichen und gemeinschaftlichen Nutzungen wie eine Nachbarschaftswerkstatt, Bäckerei, Arztpraxis und Kindertagesstätte konzipiert. Die sich nach Westen um die Wohnhöfe entwickelnde Bebauung wird in 3-4 geschossiger Bauweise entwickelt – neben Dreispännern und Laubengangtypologien werden einige Townhäuser in die Struktur integriert.
Wegen der nicht unerheblichen Lärm-Emissionen reagiert der Städtebau auf die im Süden angrenzende, stark frequentierten Straße (Am Aubuckel) mit einem 5-geschossigen Winkel, welcher die auftretenden Emissionen von der ruhigen Innenbebauung abhält. Die zentrale die und nördliche Quartiersgruppe, welche als Bockrandbebauung konfiguriert sind, halten die auftretenden Emissionen wiederum von den Quartiershöfen ab. Da im Westen mit Gewerbelärm zu rechnen ist, rückt hier die Bebauung etwas in das Gebiet ein, um einen gewissen Abstand einzuhalten und Lärmeinträge zu minimieren. Auf den dort entstehenden Freiflächen werden Spielstraßen für Anwohner und deren Familien mit Spielplätzen vorgesehen. Zwischen den Gebäuden entstehen halböffentliche und öffentliche, klar strukturierte Grünräume mit hoher Aufenthaltsqualität für Bewohner und Besucher. Im Falle einer Neuentwicklung des westlich angrenzenden Gewerbegebietes besteht zudem das Potential, die Quartiere über den Freiraum miteinander zu verknüpfen und um eine zentrale grüne Mitte zu arrondieren.
Die Punkthäuser dienen als Hoch- und Orientierungspunkt in unserem Quartier. Der zentrale Hochpunkt unseres Quartiers fungiert dabei als Scharnier zur angrenzenden Promenade ins Spinelli Areal nach Osten. Das Punkthaus mit Cafe-Nutzung im Erdgeschoss und aktiviert den öffentlichen Raum. Wir stärken den öffentlichen Charakter dieses Bereich, in dem wir hier eine Kindertagesstätte integrieren, welche sich dann direkt gegenüber der künftigen Schule befindet.
Geplant ist ein autoarmes Quartier mit nach Wohnquartieren getrennten Parkgaragen und direkten Zugängen in alle Wohnungen. Das Quartier lässt sich barrierefrei erschließen. In Summe entsteht so ein urbanes, identitätsstiftendes Wohnquartier mit hoher Aufenthaltsqualität.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit stellt sich mit der Bildung von drei Blöcken, die deutlich als Blockrand ablesbar sind, wohltuend klar in den Stadtraum. Die Blöcke erhalten jeweils an den Südwestecken einen Hochpunkt, deren Höhe steigt nach Süden an und bildet am südlichen Eingang einen deutlichen Hochpunkt aus. Ob dieses Ansteigen die städtebauliche Kante stärkt, ist jedoch fraglich. Der maßstäbliche Bruch zum südlichen Bestandsgebäude ist kritisch zu sehen. Auch die Überschreitung der südlichen Baukante und die Erschließungsflächen, die über die Grundstücksgrenze hinweg geplant sind, werden kritisiert.

Aus Sicht des Lärmschutzes zur Straße ist dieser Entwurf gut geeignet. Der Blockrand bildet per se ruhige Innenbereiche aus. Die Gebäude zur Rüdesheimerstraße werden über Laubengänge erschlossen und orientieren sich nach Westen zum Hof. Im Detail sind bei der Laubengangerschließung jedoch Schwächen zu sehen: an den Nordostecken wird der Laubengang auf die Südseite gelegt, die Fassade zur Rüdesheimerstraße wirkt etwas monoton. In den Punkthäusern sind alle Wohnungen zu zwei Seiten orientiert, so dass auch hier ruhige Räume entstehen können. Zur Westseite verlässt das Konzept teilweise die klassische Blockrandstruktur, erschließt von den Höfen, orientiert die Aufenthaltsräume zum Gewerbe hin und reagiert damit nicht auf die Gewerbelärmproblematik. Die geschlossenen Wände, die zwar begrünt sind, reichen zur Lösung des Lärmthemas nur für einzelne Wohnungen aus.

Die in den Block integrierte Reihenhäuser werden prinzipiell begrüßt. Allerdings wirken der Höhenversprung oder auch das beidseitige Einbinden nicht schlüssig. Die beiden Reihenhauszeilen im Norden binden sich an dieser Stelle ganz gut in die vorhandene nachbarliche Bestandsbebauung ein, lassen aber eine räumliche Klarheit an dem doch wichtigen nördlichen Abschluss vermissen.

Grundsätzlich sehr positiv wird gewertet, dass die grünen Innenhöfe nicht für die Feuerwehr erschlossen werden müssen und daher auch nachhaltig grün entwickelt werden können. Allerdings sind diese zu einem sehr großen Teil unterbaut, erdgebundene Freiflächen sind hier in sehr geringem Maße vorhanden. Insgesamt ist ein relativ hoher Versiegelungsgrad vorhanden. Der Anschluss nach Westen zu den Lärmschutzwänden und den Gewerbebauten erfolgt mit einem durchgehenden grünen Band. Hier sind zusammenhängende Spielflächen vorgesehen, die damit allerdings in eher verschatteten Bereichen liegen und nimmt eine nicht zur Verfügung stehendes Grundstück in Anspruch nimmt. Multifunktional gedacht soll dieses Band auch die Entwässerung aufnehmen, was möglicherweise zu Nutzungskonflikten führt.

Die Kita liegt an richtiger Stelle im Stadtraum, der Freiraum im ruhigen Blockinnenraum ist gut platziert, einzig die Gebäudetiefe des östlichen Riegels könnte mit dem Kita-Grundriss nicht gut funktionieren.

Die Tiefgaragen und Abstellräume unterbauen eine relativ große Fläche. Die Einfahrten sind etwas weit in das Quartier gezogen, auch wenn sie damit gut in den Blockrand integriert werden können. Vor allem aber die Zufahrt zur südlichen TG, die über das ganze Grundstück führt, wird kritisiert. Die Fahrradräume in der TG etwas sind umständlich erreichbar, die oberirdischen Radstellplätze teilweise sehr blockhaft und wenig eingebunden vorgesehen.

Insgesamt wird in dem Entwurf die Stärke in seiner Klarheit und dem Potential, ruhige Wohnungen zu schaffen, gesehen.
Ansicht

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Lageplan

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Schemata

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