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Einladungswettbewerb | 06/2023

Brenzkirche Stuttgart IBA’27 - Zurück in die Zukunft

Visualisierung Außen

Visualisierung Außen

Anerkennung

Preisgeld: 3.500 EUR

AAg Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Für die Menschen von morgen …
die Brenzkirche 1933 von Alfred Daiber steht für eine zukünftige Kirche von freien Menschen in einer direkt nach der Fertigstellung unfreier werdenden Gesellschaft.
die späteren Veränderungen stehen für diese Unfreiheit mit all ihren Schattenseiten.
die Weiterentwicklung der Brenzkirche 2023 kann nur an die freien, individuellen Menschen des heute und morgen gerichtet sein.
Die evangelische Konfession steht für Emanzipation durch Bildung, für selbstbestimmtes handeln des Einzelnen für und mit seinen Mitmenschen in seiner Zeit, gebunden an ein liberales, christliches leben in einer pluralen Gesellschaft.
Die Brenzkirche als „Atelierkirche“ gab diesem Impuls ein zeitgemäßes, schöpferisches Gesicht.
Die iba27 formuliert mit großem Respekt vor der Geschichte des Erbes der Moderne den Anspruch, zusammen mit den Akteuren vor Ort eine Strategie für die Erneuerung, funktionale Verdichtung und Aufwertung im Außenraum zu entwickeln. Dies insbesondere in direkter Nachbarschaft zur Ikone dieser Moderne, der Weissenhofsiedlung, deren hundertster Geburtstag Anlass und Ausgangspunkt der zweiten Internationalen Bauausstellung in der Region Stuttgart ist.
deshalb sind
- ein freiheitliches Handlungsfeld als zeitgenössisches Atelier
- eine unmittelbare Aussicht auf die moderne und die sie umgebende Wirklichkeit
- ein spiritueller, schöpferischer Ort der Gegenwart
unsere Ausgangspunkte des Konzeptes für die neue Brenzkirche.
Die Teile der Überformung nach `33 haben nur insofern noch eine Berechtigung, in dem sie den ursprünglichen Freiheitsimpuls und den gegenwärtigen Gestaltungswillen deutlicher werden lassen und insoweit unterstützen.
Das Gebäude von `33 wird dementsprechend von den Überformungen befreit, aber die Spuren seiner „Ver“-formung erhalten, so dass es noch sichtbar und erlebbar ist, dass es einen „deformierenden“ eingriff gab. Diese „haptische“ Dokumentation ist aber nicht historisch neutral, sondern steht eindeutig zu dem Bau von `33 und für die zukünftige Gegenwart und ihre immer wieder neu zu verhandelnde Realität.
Die Brenzkirche ist ein Ort für diese „Verhandlung“, ein Ort der Begegnung, eingebunden in einen offenen Raum christlicher Prägung und Erfahrung.
Maßnahmen
- Rückbau der deformierenden Bauteile an Fenstern, Wandöffnungen, Dachergänzungen etc., um den leichten und offenen Charakter des Gebäudes wieder erlebbar zu machen
- Erhalt aller Spuren von den verschiedenen Baumaßnahmen seit ´33, um die verschiedenen Entwicklungen erlebbar zu machen bzw. zu erhalten, alle dann heterogenen Oberflächen werden mit einer einheitlichen Kalkfarbe mit Quarzsand geschlämmt
- Rückbau des geneigten Dachstuhls, um eine Dachterrasse als neues Aktionsfeld zu gewinnen
- Erhalt des Dachgebälks als Baumaterial („urban mining“) für neue Bauteile, den Lounge-Aufbau und die experimentelle Ausgestaltung der Dachterrasse und des Aussichtsturmes auf dem Glockenturm als offenes Atelier
- Umsichtiger Umbau des Kirchenraumes in einen multipolaren Raum für verschiedene Gottesdienst- und Begegnungsformate, die Unterschiedlichkeit der beiden Längsseiten wird wieder aufgegriffen und durch ein neues großes Fenster auf Augenhöhe ergänzt
- Einfügen eines mobilen Sakristeikörpers, der zugleich Raumteiler, Stauraum und Sakristei ist
- Ergänzung der notwendigen Erschließungen für eine flexible, auch parallele Nutzung der Gemeinde- und Veranstaltungsräume (insbesondere auch zur Gewährleistung von Barrierefreiheit und Brandschutzanforderungen)
- Ergänzung eines Aussichtsturmes bis auf die Höhe des ursprünglich geplanten Kirch- bzw. Glockenturmes (von hier besteht beste Aussicht auf die Weissenhofsiedlung und den Killesberg.
- Einbeziehung der Außenanlagen in die Nutzung für Veranstaltungen und Sichtbarmachung der Aktivitäten und Menschen im Haus nach Westen
- Rückbau des geneigten Daches über dem Wohnteil und Aufbau eines Wohngeschosses in Holzmassivkonstruktion (Verwendung Dachbalken), welches (mindestens) während der Laufzeit der iba eine Veranstaltungslounge für iba, Gemeinde und Interessierte ist
- Gemeindespezifische Nutzungen konzentriert im Erdgeschoss, darüber das wohnen
- Eingriffe in den Bestand nur dort, wo es aus heutiger Notwendigkeit nicht zu vermeiden ist

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Jury anerkennt den eher unkonventionellen, spielerischen Ansatz des Entwurfs. Die Arbeit sticht auch aufgrund ihrer grafischen Gestaltung hervor.

Gewürdigt wird, dass insbesondere die auffällig gestalteten neuen Elemente wie Treppe, Lounge und Aussichtsturm – die in einer Architektursprache der Postmoderne verhaftet scheinen – größtenteils reversibel geplant sind. Interessant ist auch der Vorschlag zur temporären Nutzung des Daches im Rahmen der IBA. Dieses soll über eine skulptural vor dem Gebäude platzierte Wendeltreppe erschlossen werden.

Als konkreter Vorschlag im Umgang mit dem Baudenkmal kann die Arbeit allerdings nicht überzeugen. Teile werden auf den Zustand von 1933 zurückgeführt, Zeitschichten der beiden nachfolgenden Umbauphasen werden bewusst eliminiert oder überformt. Das Holz des bestehenden Dachstuhls soll zur Errichtung des neuen Dach- und Turmaufbaus im Sinne des «urban mining» wiederverwendet werden. Die Schaffung neuer räumlicher Qualitäten ist mit Ausnahme der Dach- und Aussichtsräume sowie des als „Gemeindeplatz“ ausgebildeten Vorbereichs nicht erkennbar.

Visualisierung Kirchenraum

Visualisierung Kirchenraum

Comic

Comic

Plan 01

Plan 01

Plan 02

Plan 02

Plan 03

Plan 03

Ansicht Am Kochenhof

Ansicht Am Kochenhof

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Ansicht Landenbergerstraße

Ansicht Landenbergerstraße

Ansicht Süd

Ansicht Süd