modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Einstufiger Studienauftrag im selektiven Verfahren | 04/2023

Entwicklung Bahnhofareal Horgen Oberdorf (CH)

Horgen Oberdorf

Horgen Oberdorf

Teilnahme

Holzer Kobler Architekturen

Architektur

Drees & Sommer AG

Architektur, TGA-Fachplanung, Bauphysik

A24 Landschaft

Landschaftsarchitektur

Ferrari Gartmann AG

Tragwerksplanung

BAKUS Bauphysik & Akustik GmbH

Akustikplanung

Erläuterungstext

Ein neuer Hub für Horgen Oberdorf
Horgen Oberdorf, als Teil der Gemeinde Horgen, wird aufgrund der baulichen Entwicklung rund um den Bahnhof Oberdorf zu einem neuen, urbanen Zentrum mit 24/7-Strukturen heranwachsen. Innerhalb dieses dynamischen Transformationsprozesses wird das Neubauprojekt der SBB mit der geplanten Begegnungszone an der Oberdorfstrasse einen zentralen Baustein darstellen. Unser Ziel ist es, mit dem Entwurf das Bahnhofsareal Horgen Oberdorf als neuen identitätsstiftenden und zukunftsfähigen HUB zu prägen und mit vielfältigen architektonischen und freiraumplanerischen Talenten auszustatten, so dass dieses den unterschiedlichsten und komplexen Anforderungen gerecht werden kann. Dabei stehen die Identität des Ortes an der Schnittstelle zwischen Stadt, Dorf und Landschaft, die Nutzungsvielfalt, die strukturelle Flexibilität, die wirtschaftliche Effizienz, die infrastrukturelle Anbindung und die ganzheitliche Nachhaltigkeitsbetrachtung gleichermassen im Fokus der Betrachtung.

Städtebauliche Setzung
Als verbindendes Element zwischen dem neu gebauten Areal im Süden und der Bebauung im Norden der Bahngeleise erstreckt sich der geplante Neubau als «Linie» parallel zu den Gleisen und verdichtet somit das sich entwickelnde Quartier weiter. Die schlanke, auf Stadtebene zurückspringende Gebäudekubatur verschränkt die Bahnhofs- und Perron-Ebene im Süden mit der neu geschaffenen Begegnungszone im Norden. Ein räumlicher Einschnitt teilt das Volumen des Neubaus in zwei Gebäudeteile. Die räumliche Fuge bildet die zentrale Schnittstelle aller Wegeverbindungen und wird so zum wichtigen öffentlichen Ankunfts-und Verteilerort. Die neue Passerelle, die den nördlichen und südlichen Ortsteil über die Gleise hinweg miteinander verbindet, weitet sich an dieser Stelle räumlich auf und wird zur attraktiven, bepflanzten Stadtterrasse mit Blick auf den See. Der Raum wird durch zwei begrünte Fassaden seitlich gefasst und seine städtebauliche Präsenz so gestärkt. Halböffentliche Dachterrassen artikulieren den oberen Abschluss der beiden Neubauten und bieten hochwertige Freiräume.

Ziel des Entwurfes ist es, in diesem stark verdichteten und durch Infrastruktur geprägten Quartier einen Ort zu schaffen, dessen öffentliche, halböffentliche und private Freiräume zu einer Aufwertung und Begrünung der unmittelbaren Umgebung beitragen und dessen Arbeit- und Wohnräume den USP dieser Lage nutzen und weiter stärken.

Architektonisches Konzept
Die Grundstruktur der Neubauten basiert auf einem stringenten Stützenraster, welches sich auch im Fassadenbild abzeichnet und die beiden Baukörper als architektonische Einheit zusammenbindet.

Das repetitive Raster wird mit einem Spiel aus offenen und geschlossenen Fassadenelemente¸ überlagert, welches den Ansichten ihren lebendigen Ausdruck verleiht. Grosszügige Loggien und Terrassen fügen sich in dieses «Muster» ein und vervollständigen den offenen, regalartigen Ausdruck der Gebäude. Dieses Gestaltungsprinzip definiert das Fassadenbild zu allen Seiten, dabei variiert der Anteil an offenen und geschlossenen Elementen je nach Ausrichtung und Ausblick.

Das räumlich zurückversetzte und mehrheitlich verglaste Sockelgeschoss bildet einen schlanken Fussabdruck der beiden Neubauten auf Stadtebene und generiert so die geforderte Begegnungszone als grosszügiger, offener Bereich entlang der beiden Baukörper. Die räumliche Aufweitung der erdgeschossigen Bewegungszone durch die Auskragung der Gebäudestruktur wird durch eine zusätzliche Baumreihe auf der gegenüberliegenden Strassenseite gefasst. Im Bereich der Anbindung an die Passerelle und die höher gelegenen Stadtterrasse weicht das Sockelgeschoss auf Stadtebene weiter zurück und bildet eine Art Vorplatz aus und unterstützt damit die Bewegungsflüsse der zu erwartenden Passantenströme sowohl entlang der als auch über die Geleise.

Die Wohnungsgrundrisse sind einfach und grosszügig organisiert. Die Loggien gliedern den offenen Wohn-und Essbereich. Die Küche ist mit einem mobilen Küchenblock ausgestattet und kann entsprechend individuell eingerichtet werden. Der gesamte Wohnbereich soll flexibel möblier- und nutzbar sein, d.h. Ess-, Wohn- und Arbeitsbereiche können nach individuellen Bedürfnissen gestaltet und unterteilt werden. Der Schlafbereich ist als eigene räumliche Zone in der Wohnung ausgebildet.

Freiraum

Erdgeschosszone
Der gesamte Abschnitt der Oberdorfstrasse entlang der neuen Bahnhofsfront wird als zusammenhängende Begegnungszone gestaltet, in der sämtliche Verkehrsteilnehmer sich gleichberechtigt den Strassenraum teilen. Die Fahrbahn und der Buswartebereiche sind über ein Hochbord abgesetzt, jedoch über die Materialeinheit mit den angrenzenden Gehwegbereichen zu einer optisch durchlaufenden Platzfläche zusammengebunden. Zwei aufgepflasterte Bereiche ermöglichen niveaugleiche und barrierefreie Querungen. Seeseitig sorgt eine lockere Baumreihe aus schmalkronigen Gehölzen für eine grüne Kulisse entlang der Oberdorfstrasse. Perronseitig definieren schmale Staudenbänder mit halbschattigen Pflanzengesellschaften angenehme Wartebereiche.

Stadtterrasse und vertikales Grün
Die Stadtterrasse hebt sich als eigenständiges Element von der langen Gebäudefront ab und besetzt die räumliche Fuge zwischen den neuen Baukörpern. Die geplante öffentliche Passerelle über die Bahngleise schlisst niveaugleich an die Stadtterrasse an. Die Oberfläche aus Ortbeton formt auch die Einfassungen der Hochbeete und verleiht dem Platz ein monolithisches Aussehen. Die aufgeraute Oberflächenstruktur schafft eine gute Begehbarkeit auch bei schwierigen Witterungsbedingungen. Amorphe Grünstrukturen mit Gräser- und Staudenpflanzungen rahmen den Platz. Die weiche Formensprache setzt der funktionalen Urbanität der Erdgeschosszone eine weiche Haptik entgegen

Dachgärten
Die beiden Dachterrassen sind über die geplanten Erschliessungskerne für alle Bewohner:innen zugänglich. Das Gebäuderaster fasst Dachgärten als räumliche Struktur und setzt durch eine Pergola Konstruktion die Kubatur im Aussenraum fort. Ein Teil der rasterartigen Pergolastruktur ist mit PV-Anlagen bestückt und ermöglicht überdachte, witterungsgeschützte Aufenthaltsbereiche. Die leicht aufgekanteten Beetstrukturen mit Stahleinfassung sind mit Mischpflanzungen aus Wildstauden und Gräsern bepflanzt. Die Biodiversitätsdächer mit naturnaher Bepflanzung sowie Nisthilfen, Totholz und Insektenkästen schaffen vielfältige Lebensräume für Tiere.

Beurteilung durch das Preisgericht

Gesamtkonzept / Städtebau
Gegenüber der Zwischenpräsentation wurde der städtebauliche Ansatz überarbeitet und auf den über die ganze Bebauungsfläche ausgedehnten eingeschossigen Baukörper mit Dienstleistungsflächen verzichtet. Ebenso verzichtet wurde auf die Überbauung der Rampenanlage.

Die Stadtterrasse hebt sich neu als eigenständiges Element ab und besetzt die räumliche Nute zwischen den ungleich langen Scheibenbauten.

Das additive, robuste Konzept mit einem am Ort angemessenen Footprint bietet attraktive Sichtbeziehungen, insbesondere zur denkmalpflegerisch wertvollen Schweiterfabrik gegenüber dem Gleisfeld. In dieser Gesamtkonzeption liegt denn auch die Qualität des städtebaulichen Konzeptes, welche einzig in der vorliegenden Gebäudehöhe kritisch beurteilt wird. Vor allem das Hochziehen des Tragrasters auf Fassadenebene über das Attikageschoss hinweg führt dabei zu einer an diesem Ort nicht gewollten Dominanz der beiden Baukörper.

Die Ausbildung der Stadtterrasse ist sorgfältig gelöst und verspricht eine gewisse Attraktivität. Ein funktionales Andocken an die beiden benachbarten Hochbauten wird jedoch vermisst und würde der Investition gerecht.

Vermisst werden Angaben zur Überdeckung der Rampenanlage bzw. deren möglichem Potenzial zur Attraktivitätssteigerung des Bahnhofsumfelds.

Architektur
Das räumlich zurückversetzte und mehrheitlich verglaste Sockelgeschoss bildet einen gewünschten schlanken Fussabdruck auf Stadtebene und generiert so die geforderte Begegnungszone als grosszügiger, offener Bereich entlang der beiden Baukörper.

Das erste Obergeschoss ist als flexibel unterteilbare Gewerbefläche mit entsprechender Überhöhe geplant. Die Erschliessung von kleineren Mieteinheiten im langen Baukörper wirkt noch etwas unbeholfen.

Pro Etage werden jeweils drei Wohnungen über einen Treppenkern wirtschaftlich erschlossen. Zwei Wohnungen sind dabei als durchgesteckte oder Übereck-Wohnungen geplant und nutzen somit die Qualitäten beider Gebäudeseiten.

Richtung Südwesten sind kleinere Balkone und französische Fenster geplant – sie dienen als aussenräumliche Aufweitung der Wohnungen. Generell ist durch die geringe Gebäudetiefe eine gute Belichtung der Wohnungen garantiert und die Durcharbeitung der einzelnen Layouts ist generell auf einem hohen Niveau.

Die Grundstruktur der Neubauten basiert auf einem stringenten Stützenraster, welches sich auch im Fassadenbild abzeichnet und die beiden Baukörper als architektonische Einheit zusammenbindet. Das repetitive Raster wird mit einem Spiel aus offenen und geschlossenen Fassadenelementen überlagert, welches den Ansichten ihren lebendigen Ausdruck verleiht. Loggien und Terrassen fügen sich in dieses Muster ein und vervollständigen den offenen, regalartigen Ausdruck der Gebäude. Dieses Gestaltungsprinzip definiert das Fassadenbild zu allen Seiten hin, nimmt Themen des nachbarlichen Kontextes auf, tendiert jedoch in seiner Wirkung etwas zur Beliebigkeit. Die Sichtflächen der Füllelemente in Holz führen zu hohen Unterhaltsarbeiten.

Freiraum
Ein durchgehender Betonbelag durchfliesst die öffentlichen Räume des Bahnhofs. Unterschiedliche Fugenmuster schaffen innerhalb des Ganzen subtil differenzierte Teilbereiche. Im westlichen Abschnitt schafft eine Baumreihe den räumlichen Abschluss des Platzes, Bushaltestellen und Begegnungszone im Osten bleiben frei von Bäumen. Dieser Ansatz erscheint eher funktional bedingt, räumlich wäre ein durchgehender Ansatz einer Baumreihe wünschenswert gewesen. Die Stadtterrasse als grüne Fuge ist im Ansatz gut verständlich, das Verhältnis der einzelnen grünen Bausteine (begrünte Fassade losgelöst von der Terrasse, Terrassenbegrünung in Töpfen) wirft noch Fragen auf.