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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2022

Neubau Geh- und Radwegbrücke Große Weserbrücke in Bremen

Visualisierung Große Weserbrücke in Bremen

Visualisierung Große Weserbrücke in Bremen

1. Preis

panta ingenieure GmbH

Bauingenieurwesen

Ney & Partners

Architektur, Bauingenieurwesen

Frenz Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Ein neues Bremer Wahrzeichen
Das vorgegebene Planungsgebiet der neuen Weserquerung für Radfahrer und Fußgänger liegt an prominentester Stelle in der Freien und Hansestadt Bremen. Unter anderem in Verlängerung der Wallanlagen, vis-a-vis zur Altstadt und an einem wichtigen innerstädtischen Verkehrsknotenpunkt gelegen, soll hier eine Weserquerung mit symbolhaftem Charakter für die proaktive Verkehrswende der Stadt Bremen entstehen. Das Planungsgebiet weist indes vielfältige Restriktionen auf. Neben der geeigneten Einbettung des Bauwerks in den städtischen, landschaftlichen und verkehrsplanerischen Kontext führte insbesondere auch der vorhandene Düker im Rahmen des Entwurfsprozesses dazu, die Geradlinigkeit des neuen Brückenbauwerks in Frage zu stellen.
Die geknickte Form der ehemaligen Contre-Scarpe und insbesondere die dahinter liegenden sanft mäandernden Wallanlagen sind immer noch im Stadtbild erlebbar. Dies bot für uns den idealen Ansatz, ein Gestaltungskonzept zu entwickeln, das in Verlängerung der Wallanlagen und Contre-Scarpe wie selbstverständlich nur an diesem Standort sinnhaft ist. Die spitz zulaufende Form der Contre-Scarpe spiegelt sich hier in der flußaufwärts gerichteten Brückenseite, während sich die flußabwärts orientierte, sanft abgerundete Innenseite analog zu den Wallanlagen zur Altstadt hin öffnet. Beides ist identitätsprägend für das Bauwerk. Die Verknüpfung mit der kleinen Weserbrücke ist evident, die in ihrer Form eine abgeschwächte Version der Contre-Scarpe ist.
Die Brücke ist nicht nur als Übergangsort, sondern auch als hochwertiger Verweilort konzipiert. Die abknickende Grundrissgeometrie im Bereich des Hauptpylons ermöglicht es, hier einen Platz von 150 m² Fläche für verweilende Fußgänger und Radfahrer zu schaffen.
Die architektonische Sprache des in Weiß (Brückendeck) und Mittelgrau (alle anderen Bauteile) gehaltenen Bauwerks ist indes selbstbewusst maritim. Die Verwendung von Seilen und Masten (Pylonen) der geplanten filigranen Hängebrücke, aber auch die Form des Brückendecks mit seiner sanft konkav gekrümmten, geschlossenen Unterseite versetzt uns in eine maritime Hansestadtatmosphäre. Auch die Geländergestaltung greift dieses Motiv auf. Die Flusspfeiler der Pylone hingegen, mit ihren gekrümmten Formen und Oberflächen, erinnern an eiszeitliche Findlinge im Uferbereich, die das Bauwerk tragen, im Gleichgewicht halten und nahezu natürlich in die Landschaft einbetten. Die Betonoberfläche wird gehämmert, wodurch die Oberfläche eine rustikale, natürliche Ausstrahlung er-hält. Für die Ausbildung der wichtigen Brückenköpfe wird auf die Verwendung des ortstypischen Sandsteins zu-rückgegriffen. Das Material ist an vielen Stellen der Weserpromenade und in der Altstadt auffindbar und identitätsstiftend für diesen Ort. Durch seine Verwendung wird die Brücke geerdet und harmonisch in den jeweils angrenzenden Stadt- bzw. Landschaftsraum eingebunden. Der höchste Punkt der Pylone wurde bewusst auf der Stadtwerderseite verortet, um der Silhouette der Altstadt und auch dem Endpunkt der Wallanlagen den visuellen Vorrang zu gewähren.
Die neue Große Weserbrücke ist mit ihrer einzigartigen Contre-Scarpe-Geometrie somit nicht nur ein modernes Zeichen der Verkehrswende, sondern kann ein neues Bremer Wahrzeichen an diesem besonderen Ort werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Konstruktionsprinzip ist interessant und plausibel, die ingenieurstechnische Bewertung im Vergleich der Beiträge überdurchschnittlich. Der Durcharbeitungsrad des Wettbewerbsbeitrages ist gut.

Besonders gelungen ist die Platzierung und Ausformulierung der Aufenthaltsfläche auf einer erweiterten Brückenfläche, die sowohl aus dem Erscheinungsbild des Bauwerkes abgeleitet ist, als auch eine besondere Erlebnisqualität verspricht. Eine Brückenpassage wird durch die den Verschwenk im Längsverlaufe und die signifikante, flankierende Tragwerksspannung mit einfachen und geschickt eingesetzten Mitteln zu einem echten Raumerlebnis.

Das Brückenbauwerk bietet einen sehr gelungen südlichen Abschluss der Abfolge innerstädtischer Weserbrücken, indem der Brückenkörper sich erkennbar aus dem Landschaftsraum entwickelt. Die Setzung und die Höhenentwicklung der Pylone ist sehr gelungen und dem Umfeld angemessen.

Die insgesamt zurückgenommene, aber qualitätvolle Gestaltung wird als sehr projektangemessen empfunden. Die freiraum- und verkehrsplanerische Anbindung bleibt auf beiden Uferseiten vage. Die Dimensionen und die formale Ausprägung der Auflager werden im Preisgericht kontrovers diskutiert.

Insgesamt beantwortet die Arbeit die im Wettbewerb gestellten Fragen und Anforderungen in hervorragender Weise.
Lichtkonzept Große Weserbrücke in Bremen

Lichtkonzept Große Weserbrücke in Bremen

Lageplan

Lageplan