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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2023

Masterplan Helmut-Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr Hamburg

Visualisierung H1 Denkmalschutz

Visualisierung H1 Denkmalschutz

2. Preis

Preisgeld: 22.000 EUR

bizer architekten

Stadtplanung / Städtebau

koeber Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Averdung Ingenieure & Berater GmbH

Energieplanung

Sauer 3D

Visualisierung

Architekturmodellbau Michael Lo Chiatto

Modellbau

Erläuterungstext

LEITLINIEN STÄDTEBAU
Die prägende Vorgabe bei der Neuordnung des Städtebaus der Helmut-Schmidt-Universität war die Erhaltung und Stärkung des parkartigen Campus sowie die Schaffung eines grünen Zentrums zur Verbindung von Alt und Neu.
Genauso richtungsgebend war die Stärkung des denkmalgeschützten Gebäudes H1 als Solitär und daraus folgend die Hervorhebung seiner Alleinstellungsmerkmale.
Den dritten Aspekt bilden die neugeschaffenen Universitätsgebäude in Form von vier kompakten Bändern, die den östlichen Schwerpunkt im Kernbereich des dreiteiligen Universtitätscampus bilden.
Weitere dienende Funktionen werden im peripheren Bereich angeboten – eingebettet in den Park. Die Millersche Konzeption der Gegenüberstellung von harten kubischen Bauten und weichen natürlichen Außenräumen wird fortgeführt.

PRÄGENDE BAUTYPOLOGIE DER INSTITUTS- UND HALLENNEUBAUTEN
Die angestrebte Architektur basiert auf der Entwicklung einer Bautypologie mit gemeinsamer Formensprache, welche sich in ihrer Prägnanz als modernes Pendant zur denkmalgeschützten Pavillonstruktur sieht. Als Ziele für das architektonische Gesamtkonzept werden Flexibilität und Variabilität in der Gebäude- und Liegenschaftsnutzung definiert.
Die Bänder mit ihren gliedernden Querstrukturen lassen sich flexibel auf die jeweiligen Funktionsanforderungen anpassen und gewährleisten eine effiziente Verflechtung von Funktionseinheiten. Die verbindlichen Festlegungen der einzelnen „Bausteine“ betreffen die Gebäudetiefe und die Traufhöhe, begrünte Dächer, weitestmögliche Einbindung regenerativer Energien, optimierte Orientierung, begrünte Fassaden in bestimmten Bereichen, teilweise Nutzung von Dachterrassen, durchgehende EG-Hallen als „Plattform“ für die aufgesetzten Raumspangen (Querriegel), welche entsprechend den Anforderungen mit Laboren, Büros, Atrien, Erschliessung, Werkstätten und Technikaufbauten genutzt werden. Die gewählte Gebäudestruktur mit kurzen Wegen und vielfältigen Blickbeziehungen dient dazu, die Fähigkeit zur Vernetzung der hier Arbeitenden zu fördern. Somit fördert das Konzept Kreativität, Konzentration und Kommunikation.
Die zwischen den Querriegeln entstehenden Gebäudeeinschnitte erhalten eine modulierte Begrünung (Biotope). Diese Terrassen verzahnen Freibereiche und Innenräume.

GRÜNES ZENTRUM
Zwischen H1 und dem Kernbereich Ost entsteht das landschaftliche Herzstück des Campus. Es schafft Distanz und verbindet gleichzeitig, indem seine Gestaltung den Duktus der umgebenden Gestaltung aufnimmt. Ein See erzeugt eine ruhige und erholsame Atmosphäre.
Die im Wasser gespiegelte Umgebung vermittelt Weite und Großzügigkeit. Radial angelegte Sitzstufen am Ufer und in Wegebiegungen steigern die Aufenthaltsqualität. Sie werden mit dem freibeweglichen Mobiliar ergänzt und laden zu Treffen und Gesprächen im Außenraum ein.
Die artifizielle Topografie des Landschaftsarchitekten Miller, die an der Peripherie mit aufsteigenden Modellierungen die Gebäude geschickt in den Kontext einbindet, kehrt sich in der neuen Mitte um und wird zu mit Wasser gefüllten Mulden. Wie die Retentionsmulde im Osten ist der See Teil des Regenwassermanagements und speist sich von Oberflächen- und Dachwasser. Rinnen und Mulden in den Erschließungsachsen nehmen das Wasser auf und leiten es in den See und in den Retentionsbereich.

UMGEBENDE PARKLANDSCHAFT
Durch die Konzentration der Universitätsgebäude auf die Campusmitte werden großzügige Freiräume im peripheren Bereich ermöglicht. Auf diese Weise wird der dreiteilige Kernbereich der Universität auf allen Seiten von einer Parklandschaft umspült, welche vielseitig bespielbar ist. Eine lockere Baumstellung mit ergänzenden Gehölzen und charaktervollen Einzelbäumen entwickelt die ursprüngliche Planung weiter, indem sie den geschützten Baumbestand arrondiert. Die Bäume akzentuieren Sichtöffnungen sowie Wegebeziehungen und wirken als landschaftlicher Filter vor den Gebäuden. Für Fußgänger wird das engmaschige Wegenetz mit versickerungsfähigen Belägen fortgesetzt.
Das Konzept der Geländemodulation wird ebenfalls weiterverfolgt, es unterstützt das Erlebnis des Parks, schafft spannende Raumbeziehungen und führt zur außergewöhnlichen landschaftlichen Einbindung der Bestandsbauten, indem es sie zum „Schweben“ bringt. Auch die neue Anlage wird von diesen sanften Modulationen umspült.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Ansatz der Arbeit, die strukturalistische Grundhaltung der Bestandsbauten der HSU mit einer neuen, aber eigenständigen Struktur weiterzuentwickeln, wird vom Preisgericht würdigend hervorgehoben. Die vorgeschlagenen Bänder, die sich in ihrer Tiefe am Bestand orientieren, kombinieren Hallen, Labors, Büros und Unterrichtsräume als serielles System, welches einerseits die Gebäudehöhen rhythmisiert und anderseits eine planerische und baulich zukunftsoffene Flexibilität sowie Erweiterbarkeit in Längsrichtung verspricht. Der Ansatz, auf das Denkmal mit einem gleichfalls systematischen Aufbau zu antworten, spiegelt sich auch in der angedeuteten Architektur wider, in der die Diagonalen des ikonischen Hängetragwerks als Motiv in die Fassaden übertragen werden. Gestalterisch wird dieses zwar vom Preisgericht nicht unbedingt nachvollzogen, als Chiffre für eine technisch geprägte Ordnung allerdings schon.

Gewürdigt wird die Lösung der programmatischen Fragen und insbesondere die Phrasierung des Aus-, Um- und Neubaus.

Freiräumlich bringt die bandförmige Gliederung des Bauvolumens allerdings programmatische, räumliche und denkmalpflegerische Defizite mit sich: als zentraler Ort des Campus wird ein See vorgeschlagen, um welchen das Uni-Cluster, die Mensa und die westlichen mit Lehr- und Lernfunktionen bespielten Bänder-Enden liegen. Dieser Raum kann nicht den Wunsch nach einem Kommunikations- und Identifikationsort im Außenraum erfüllen, im Gegenteil, das Ensemble bricht auseinander und das denkmalgeschützte bauliche Cluster wird isoliert. Auch wird versucht, den Charakter der vorhandenen Landschaftsplanung konsequent fortzusetzen, dies gelingt jedoch nicht. Die Maßstäblichkeit der neuen linearen Strukturen scheint ein anderes Landschaftskonzept zu erwarten. Anlieferungen, Zugänge etc. scheinen hier kompromittiert.

Kritisiert bewertet das Preisgericht den Umgang mit dem mäandrierenden, organisch und topographisch gegliederten, denkmalgeschützten Freiraum, der sich in den engen Korridoren zwischen den Streifen, die zudem auch Anlieferungsverkehr aufnehmen müssen, nicht entfalten kann. Hier wäre es ggf. konsequenter gewesen, den industriellen Charakter der Struktur auch im Freiraum zu entwickeln und den Beginn einer anderen Struktur klar zu thematisieren. Die Bündelung des ruhenden Verkehrs im Westen ist plausibel, allerdings stellt das Volumen des großen Parkhauses eine gestalterische Herausforderung und ggf. Belastung für die Eingangssituation dar. Der Neuordnung des Sportcampus kann gefolgt werden. Der Versuch, den Campus an den Stadtraum Rodigallee durch den Ersatz der bestehenden Aula mit einer elliptischen Chiffre anzubinden ist jedoch wenig nachvollziehbar. Die Machbarkeit des vorgeschlagenen Wasserhaushalts mit zwei ständig gefüllten Seen wird unter den sich verändernden klimatischen Bedingungen in Frage gestellt.

Insgesamt wertet das Preisgericht den Entwurf als mutigen, konsequenten Beitrag, dessen konzeptioneller und struktureller Ansatz die Umsetzung vieler funktionalen Anforderungen und die Sensibilität für den traditionellen Kontext liefert.
Lageplan

Lageplan

Vogelperspektive

Vogelperspektive

Perspektiven Neue Mitte

Perspektiven Neue Mitte

Verkehrskonzept

Verkehrskonzept

Kunst + Kommunikation

Kunst + Kommunikation