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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2023

Erweiterung Robert-Schuman-Schule in Baden-Baden

Grundriss E0

Grundriss E0

3. Preis

Preisgeld: 14.000 EUR

Lehmann Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext


Analyse und Aufgabe
Das nordöstlich des Stadtzentrums von Baden-Baden gelegene Schulzentrum West besteht aus den bei-den Schulen Robert-Schuman und Louis-Lepoix sowie dem Richard-Wagner-Gymnasium.
Die Robert-Schuman-Schule bildet eine bauliche Einheit mit der Louis-Lepoix-Schule und ist in einzelne Pavillons gegliedert, die sich nördlich und südlich eines langgestreckten Hauptgebäudes verteilen und über Brücken mit diesem verbunden sind. Durch die einheitliche Bauweise bilden die Pavillons ein Gebäudeensemble, das sich unter Nutzung der Topografie in die Landschaft integriert. Als Teil der anstehenden Sanierung soll die Robert-Schuman-Schule durch einen Neubau erweitert werden, der unter anderem Bereiche für die Pflegeausbildung sowie einen neuen Lehrer- und Verwaltungsbereich umfasst.
Der Bereich südöstlich des Hauptgebäudes wurde im Zuge einer Machbarkeitsstudie als sinnvolle Fläche für die bauliche Ergänzung des Ensembles erkannt. Ausgehend von der Studie ist für die Erweiterung der Rückbau des südlich gelegenen Pavillon BT8 vorgesehen.
Mit dem Neubau soll die sehr heterogene Bildungslandschaften der Schule neu geordnet und einzelne Bildungsgänge nach dem Prinzip der kurzen Wege gebündelt werden. Gleichzeitig soll der Erweiterungsneubau hinsichtlich der Raum- und Ausstattungsplanung die fortschreitende Digitalisierung des Lernens antizipieren und die notwendige Flexibilität für zukünftige technologische und pädagogische Entwicklungen bieten. Weiterhin sollen qualitativ hochwertige Kommunikations- und Differenzierungsflächen geschaffen werden, die auch außerhalb des Unterrichts als Lernorte den flexiblen Einsatz unterschiedlicher und gleichberechtigter Lernformen erlauben.

Städtebauliches und architektonisches Konzept
Der Entwurf sieht einen Baukörper vor, der entsprechend der Voruntersuchung zum Wettbewerb südöstlich des Hauptgebäudes zwischen den Pavillons BT 2 und BT3 angeordnet ist. Durch die Staffelung des neuen Baukörpers wird die Massstäblichkeit gegenüber den bestehenden Pavillons bewahrt. Der Neubau fügt sich hierdurch wie selbstverständlich in das erhaltenswerte Ensemble ein.
Durch die Anordnung und Staffelung des Neubaus sowie durch die Nutzung der Hanglage entstehen zu den bestehenden Pavillons unterschiedlich proportionierte Außenräume. An seiner Nordwestseite manifestiert sich der geplante Neubau als zweigeschossiger Baukörper und bildet mit dem Hauptgebäude und den bestehenden Pavillons einen Pausenhof. Dieser wird durch den neuen Verbindungsbau als Brückenbau gegliedert, der den Neubau auf der Ebene 0 (161.00 NN) mit dem Hauptgebäude verbindet. Auf der Ebene des Pausenhofs (157.30 NN) ist der Verbindungsbau aufgeständert, so dass der Außenraum ungehindert um das Gebäude fließen kann.
Nach Süden fällt das Gelände um mehr als 3.00m ab. Dies wird für die Ausbildung eines weiteren Geschosses auf der Ebene -2 (153.70) genutzt.

Organisation und Pädagogik
Der Neubau kann auf der Ebene 0 (161.00 NN) über das bestehende Eingangsgebäude erschlossen wer-den. Nach dem Durchschreiten des aufgeständerten Verbindungsbauwerks folgt eine großzügige Halle als zentrales Bindeglied des Neubaus. Über einen Luftraum mit Treppen sind die beiden weiteren Geschosse angebunden. Die einzelnen Lehrbereiche sind jeweils in einem Geschoss zusammengefasst.
In der Halle befinden sich Aufenthalts- und Multifunktionsbereiche mit direktem Außenbezug zum Pausenhof sowie nach Süden. Sie sind als freie und offene Lernlandschaften gestaltbar und bilden Raum für innovative Lernformen mit großer Aufenthaltsqualität. Auch die Erschließungsflächen der anschließenden Geschosse mit großzügigen und belichteten Aufweitungen an den Fassaden eignen sich besonders als Kommunikations- und Selbstlernzonen. Neben der direkten Verbindung zum Hauptgebäude verfügt der Neubau über weitere Zugänge auf dem Niveau des Pausenhofs (E-1) sowie auf der unteren Ebene (E-2).

Architektur und konstruktive Umsetzung
Dem Entwurf liegt eine klare geometrische Ordnung zugrunde, durch die sich das neue Gebäude optimal in moderner Holzbaubauweise realisieren lässt.
Mit der geplanten Holz-Hybrid-Konstruktion und ihren unterschiedlichen Gestaltungsmöglichkeiten kann die Wirkung des Materials Holz (warme Atmosphäre) und gleichzeitig die ökologischen Vorteile des CO²-neutralen Baustoffes zur Geltung gebracht werden. Dem Anspruch eines nachhaltigen und zukunftsfähigen Gebäudekonzepts wird hierdurch umfänglich entsprochen. Es handelt sich um eine wirtschaftliche und ressourcenschonende Konstruktionsart, die zudem einen hohen Vorfertigungsgrad zulässt.
Neben der Haupt- ist auch die Fassadenkonstruktion als Holzkonstruktion in Form vorgefertigter Module konzipiert. Die Module können als hochwärmegedämmte Holzrahmenbauteile einschließlich der Verglasung, den Öffnungselementen und dem Sonnenschutz im Werk vorgefertigt werden. Vertikale und horizontale Abdeckungen, die direkt der Witterung ausgesetzt sind, werden aus Recyclingaluminium gefertigt.
Durch die Vorfertigung im Werk kann eine hohe Ausführungsqualität erreicht und die Bauzeit vor Ort stark verkürzt werden.

Brandschutz
Das Gebäude ist innerhalb der Geschosse konsequent in Nutzungseinheiten gemäß Bauordnung gegliedert, innerhalb derer eine flexible Nutzung und Möblierung möglich ist. Notwendige Treppenräume sind an den Fassaden angeordnet und stellen eine direkte Entfluchtung nach außen sicher.
Durch diesen baulichen Brandschutz können die Raum- und Erschließungsbereiche als pädagogisch qualifizierte Kommunikations- und Differenzierungsflächen genutzt und das neue Gebäude einfach an zukünftige Entwicklungen angepasst werden.

Barrierefreiheit
Der Neubau ist aufgrund seiner Höhenstaffelung barrierefrei mit dem Hauptgebäude und dem Pausenhof verbunden. Über einen zentral gelegenen Aufzug werden sämtliche Geschosse erschlossen. Die Räume und Flächen sind barrierefrei gestaltet (Farb- und Leitkonzept, …), um eine möglichst gleichberechtigte Nutzung aller Formen der Einschränkung zu ermöglichen.

Nachhaltigkeit
Die Gebäudekonzeption folgt dem Lowtech-Prinzip, Nachhaltigkeit und Energieeffizienz durch die Nutzung einfacher Systeme und natürlicher Wirkprinzipien zu erreichen:
Durch die Grundriss- und Fassadengestaltung mit einem ausgewogenen Verhältnis von geschlossenen Wandelementen und hochwertigen Fensteranlagen mit Lüftungs- und Verschattungselementen wird dieses Prinzip konsequent umgesetzt. Jeder Raum, mit Ausnahme weniger untergeordneter Bereiche, verfügt über einen großen Anteil an Fensterflächen, der eine optimale Tageslichtversorgung sichert und eine freie Lüftung ermöglicht.
Ergänzend verfügen die Räume über eine kontrollierte Be- und Entlüftung, die in den Schrankwänden integriert ist. Ein Steuerungsprogramm erlaubt, in Abhängigkeit von der Luftqualität, eine gezielte freie Be- und Entlüftung. In den Sommermonaten dient das System in den Nachtstunden der Kühlung über die Aussenluft. Dieses Konzept ermöglicht einen hohen thermischen Komfort, beste Luftqualität und einen hohen Tageslichtanteil
Weitere Punkte, die im Sinne der Nachhaltigkeit berücksichtigt wurden, sind unter anderem:
• Nutzung regenerativer Baustoffe
• modulare Bauweise, die einen sinnvollen Rückbau und die Recyclingfähigkeit sicherstellt
• Nutzung der Dachfläche für den Einsatz von Photovoltaik und solarthermische Kollektoren
• kompakte Kubatur und optimierte hochgedämmte Gebäudehülle
• Regenwasserrückhaltung und Regenwassernutzung

Beurteilung durch das Preisgericht

Der verspringende Baukörper des Neubaus nimmt die hangbegleitende längsorientierte Pavillon-Struktur der vorhandenen Schulen auf. Die hangseitige 2-Geschossigkeit fügt sich gut in den Bestand ein. Die entstehenden Freiräume zwischen Neubau und Bestand sind ausreichend proportioniert. Insgesamt entsteht eine selbstverständliche städtebauliche Einfügung des Neubaus in den Bestand.

Im Freiraum wird ein durchfließendes Wegenetz mit viel Grün vorgeschlagen. Ein Konzept, was durchaus zur bestehenden Grünraumstruktur der Schule passt. Ein klassischer Schulhof wird nicht angeboten.

Auf der Ebene der Pausenhoffläche ist die Verbindung zwischen Neu- und Altbau umwegig und damit nicht optimal gelöst.

Der Neubau ist auf der Ebene 0 durch einen verglasten Steg mit dem Schulzentrum im Altbau verbunden. Im Neubau endet der Steg in einer sehr großzügigen Fläche mit sehr hoher Aufenthaltsqualität in der Mitte der Schule. In den Ecken dieser zentralen Mitte entstehen Lern- und Aufenthaltsbereiche mit attraktivem Blick ins Tal bzw. auf den Schulhof. Eine attraktive zentrale Treppe mit Luftraum erschließt die beiden darunter liegenden Geschosse. Die Idee der zentralen Mitte setzt sich in reduzierter Form in den anderen Geschossen fort.

Die östlich und westlich an die zentrale Mitte angelagerten Klassentrakte sind als zweibändige Anlage mit schmalen Fluren und geringer Aufenthaltsqualität konzipiert. Lernen außerhalb des Klassenraumes ist nur in kleineren Flur-Aufweitungen und in der zentralen Mitte möglich und damit aus pädagogischer Sicht nicht optimal.

Die vorgeschlagene vertikal gegliederte Fassade aus vorgefertigter Holzrahmenkonstruktion mit außenseitiger Aluverblendung wirkt für sich sympathisch fügt sich jedoch weniger gut in das bestehende Schulensemble ein.

Aus Brandschutzgründen ist es erforderlich in allen Geschossen zwischen zentraler Mitte und den östlich und westlich anschließenden Klassentrakten Brandschutztüren anzuordnen.

Aufgrund der vorgeschlagenen Holz-Modulbauweise besteht die Möglichkeit einer kürzeren Bauzeit.

Aufgrund der knapp unterdurchschnittlichen Fläche (BGF) und deutlich unterdurchschnittlichen Volumen (BRI) ist mit einem eher wirtschaftlichen Entwurf zu rechnen.
Abgabeplan

Abgabeplan

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