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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2023

Gebietsentwicklung Lili am See / Baufeld H1 Seestadt Aspern in Wien (AT)

Visualisierung

Visualisierung

3. Preis

Delugan Meissl Associated Architects

Architektur

Ganahl:Ifsits Architekten ZT-KEG

Architektur

YEWO LANDSCAPES

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt wurde von der ersten zur zweiten Wettbewerbsstufe stark überarbeitet. Beibehalten wurden die 4 kleineren und der eine große Turm. Der ‚Stadtwald‘ im zweiten Obergeschoß hingegen entfiel, stattdessen wird ein zwei- bis viergeschossiger begrünter Sockel vorgeschlagen. Dieser halbprivate Freiraum verbindet in der Draufsicht alle 5 Türme, eine fußläufige Durchwegung dieser Freiräume ist hingegen aufgrund der Situierung der Gebäude und wegen der Niveausprünge nicht vorgesehen. Ergänzt wird das Freiraumangebot nun um drei rechteckige, stark durchgrünte Plätze auf Erdgeschoßniveau mit unterschiedlichen Charakteren, Qualitäten und Öffentlichkeiten. Als zeichenhaftes Gestaltungselement wird an der Seeseite ein Freiraum-„Regal“ davor gestellt, das die geforderte Viergeschossigkeit des Sockels einlösen und die Elemente „Arkade“ und „Stadtbalkon“ verbinden soll.

Drei der Türme sind an die Vorderkante des Sockels situiert, ein Turm und auch der Hochpunkt sind an die Sabine-Oberhauser-Straße verschoben. Der nördliche, u-förmige, halböffentliche Platz öffnet sich zum See und wird an zwei Seiten von kleineren Türmen gerahmt, der Hochpunkt bildet dessen Platzabschluss.

Der Platz der Kulturen ist als öffentlicher Raum gestaltet, der an der Seeseite durch eine breite Überdachung gerahmt ist und sich dementsprechend vom See abwendet und nach Osten öffnet. Im Süden wird noch ein kleinerer Hof mit einem quadratischen Lichthof vorgeschlagen.

Entlang der Sabine-Oberhauserstraße zeichnen sich die beiden Schollen jetzt deutlich ab, zusätzlich rhythmisiert der hier viergeschossige Sockel den Straßenraum durch zwei dreieckige Rücksprünge.

Die Fassaden wurden im Vergleich zum Erstentwurf stark überarbeitet, soweit dargestellt, sind diese jetzt einheitlich bei allen 5 Türmen ausgebildet. Die Grundrisse sind kompakt gestaltet, die Bauweise erlaubt eine hohe Flexibilität bei der Grundrissteilung und -gestaltung. Die zackenförmigen Grundrisse und damit die Ausrichtung auch der hinteren Wohnräume Richtung See entfielen vollständig. Am Dach des Hochpunktes ist ein gemeinschaftlicher Freiraum inklusive Pool vorgesehen.

Insgesamt wirkt der Entwurf jetzt sachlich und weitgehend funktional. Allerdings kann die Baumassenverteilung nach wie vor nicht überzeugen. Weil die mögliche Viergeschossigkeit des Sockels nach wie vor nur teilweise genutzt wird, wurde die geforderte Baumasse in die Türme verlagert. Darunter leidet die Luftigkeit der Baumassen. Aber auch die Orientierung der Wohnungen büßt durch die Zahl und die dichte Stellung der Türme Qualitäten ein, so wird nur wenigen Einheiten ein freier Ausblick ermöglicht, nur wenige sind zum See hin orientiert.

Die Stellung der Türme erscheint zu repetitiv, zudem entsteht durch die enge Stellung der Bauvolumen zueinander vom See aus betrachtet der Eindruck einer geschlossenen Wand. Auch der vorgeschlagene Standort des Hochpunkts in Abweichung vom städtebaulichen Leitbild kann nicht überzeugen. Das Abrücken vom See reduziert die Wirkung des Turms als Landmark und bringt keinen ersichtlichen städtebaulichen Mehrwert hingegen zahlreiche Nachteile für die Qualität des Wohnraumangebots.

Der nördliche Vorplatz ist bezogen auf die vorgeschlagene Nutzung in seiner Dimension überzogen, die monumentale räumliche Ausgestaltung durch die Stellung der drei Türme wirkt unangemessen. Der Platz der Kulturen kann weder hinsichtlich seiner Proportion noch in der vorgeschlagenen Atmosphäre überzeugen, die breite Überdachung des Sockels bildet eine nicht nachvollziehbare Zäsur zwischen Platz und See.

Die Idee des ‚Freiraumregals‘ wird gewürdigt, dessen Ausgestaltung, Funktionalität und Dimensionierung bleibt stark konzepthaft und ist in der dargestellten Form in seiner Nutzungstauglichkeit zu hinterfragen.

Insgesamt stellt sich der Freiraum jetzt als beschnittenes Restprojekt dar, dem die Großzügigkeit und Durchgängigkeit fehlt. Beispielshaft sei nur die fehlende Durchwegbarkeit des Sockels oder die Ausrichtung privater Wohnungen zu den gemeinschaftlichen Freiräumen erwähnt.

Die gewählte Tiefgaragenkonzeption ist ineffizient, führt zu einem hohen Versiegelungsgrad und schränkt die Möglichkeit von Baumplanzungen auf gewachsenen Boden ein. Insgesamt wirft das Projekt nach der Überarbeitung mehr Fragen auf als Antworten gegeben werden. Die ursprüngliche Kraft der Idee eines durchgehenden grünen Sockels wurde bei der Überarbeitung aufgegeben, eine neue Entwurfsidee ist nur bedingt ablesbar.