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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2018

Stadtquartier Jettenhauser Esch in Friedrichshafen

2. Rundgang

archis Architekten + Ingenieure GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Entwurfskonzept
Um der Lage des Grundstücks am Rand von Friedrichshafen gerecht zu werden soll hier ein neues Quartier mit einer prägnanten Erscheinung entstehen das den Eintritt in den städtischen Raum markiert und ein Wohnumfeld erzeugt das dieser Lage mit einem vielfältigen Mix urbaner Wohnformen entspricht. Das neue Stadtquartier wird als kraftvolle Gesamtheit mit charakteristisch und identifizierbarer Erscheinung geschaffen, die sich sensibel in die vorhandenen städtebaulichen Rahmenbedingungen integriert und eine neue Mitte schafft. Ziel der zentrumsnahen Entwicklung ist ein überzeugender Städtebau und hohe architektonische Gestaltungsqualität bei sehr guter Funktionalität mit einem familienfreundlichen Wohnungsmix. Ein dichter Teppich von Raum bildenden Block-Clustern bilden die Grundstruktur des Stadtteils. Hier finden verschiedene Wohntypologien zusammen und erzeugen eine lebendige Wohnatmosphäre um gemeinsam genutzte Innenhöfe. In Quartiersmitte entsteht ein weiter Platz der durch 3 prägnante Punkthäuser gegliedert und mit diversen öffentlichen Sondernutzungen im Erdgeschoss bespielt wird. Eine Einbeziehung der angrenzenden Stadträume und ihrer Charakterisika schafft eine starke Vernetzung mit der vorhandenen Umgebung.

Bebauungsstruktur
Die Wohnhof-Cluster bilden über das gesamte Quartiersgebiet eine 3-geschossige, flächendeckende Struktur mit einer klaren Kante nach außen und einer differenzierteren weichen Schicht zum gemeinschaftlich genutzten Innenhof. Benachbarte Cluster sind durch die geschickte Platzierung der Lücken miteinander verbunden, sodass ein übergreifende gemeinsame Innenwelt der Höfe entsteht. Die klaren Kanten an den Aussenseiten bilden definierte Räume und sind an städtebauliche prägnanten Punkten um ein Geschoss erhöht. Auf zusätzliche Staffelgeschosse wird zugunsten eines klar definierten Stadtraums verzichtet. Die einzelnen Cluster liegen jeweils auf einem zur nördlichen Erschließungsstraße leicht erhöhten Sockel um eine klare Abgrenzung des öffentlichen und privaten Aussenraums zu gewährleisten. Durch das Gefälle des Geländes liegt an der Südseite der Cluster das Kellergeschoss ebenerdig und ermöglicht einerseits die rampenfreie Erschließung der Tiefgaragen, andererseits entsteht so ein attraktiver Maisonettetypus entlang der Block-Südseite. Freistehende Punkthäuser am Quartiersplatz dienen als städtebauliches Gelenk, welches die verschiedenen Ausrichtungen der umgebenden Bebauung aufnimmt und umlenkt. An dieser Stelle verschmelzen am Quartiers-Balkon mit Fernblick der Grünzug von Süden und der städtisch geprägte Straßenraum von Norden. Die Punkthäuser nehmen die Typologie der östlich benachbarten Bebauung in Höhe und Kubatur auf. Die südlichen Ränder wie auch die Straßenränder an der Susostraße besäumen die neuen Ausläufer des Stadtquartiers und schaffen gleichermaßen eine raumbildende Kante wie auch eine differenzierte Adresse. Im wesentlichen entstehen in den Geschoswohnungsbauformen 3 geschossige Gebäudekörper, die an städtebaulich konzentrierten Stellen durch eine um ein Geschoss erhöhte Wandhöhe, den Passanten und Bewohner lenken und leiten. Die Punkthäuser sind davon abweichend noch um 2-3 Geschosse erhöht. Die im Nord-Westen angeordneten Doppel- und Reihenhäuser schaffen den Übergang aus der kleinteiligen Bestandsbebauung hin zum neuen Stadtquartier. Eine ruhige Wohnstraße entspricht den Anforderungen der Typologie.

Erschließung
Die PKW-Erschließung des Quartiers erfolgt über zwei verkehrsberuhigte Straßen von der Susostraße her kommend. Im Norden erfolgt die Anbindung an die umgebenden Verkehrswege über die Streblerstraße. Im Ideenteil wird zudem die Anbindung des Nahversorgungszentrums über eine weitere Zufahrt von der Susostraße vorgeschlagen. Während die südliche Zufahrt zum Quartier als Sackgasse lediglich der Zufahrt zu den Tiefgaragen dient, verbindet sich die nördliche West-Ost-Achse mit der Nord-Süd-Achse am westlichen Rand des Quartiersplatzes zu einer Durchfahrtstraße. Hier zweigt die Erschließung des Westteils ab und endet in einer Wohnstraße entlang der Reihenhausbebauung mit Zufahrt zu den Tiefgaragen unter den Wohnblöcken. Der von Osten kommende Fuß- und Fahrradweg wird auf dem Grundstück fortgesetzt und über die Quartiersmitte nach Westen weitergeleitet. Im Nord-Westen verlässt die Verbindung das Quartier zur Umgebung. Der ruhende Verkehr ist in Tiefgaragen unter den Clusterstrukturen untergebracht. Die Zufahrten erfolgen nach Möglichkeit von Süden, wo durch das Gefälle des Geländes eine rampenfreie Zufahrt möglich ist. Entlang der Hauptverkehrsstraßen liegen zudem ca. 45 Besucherstellplätze auf dem Wettbewerbsgrundstück. Die Wohngebäude sind konsequent von aussen erschlossen um die Adressbildung zu gewährleisten und eine klare Unterscheidung der öffentlichen, halböffentlichen und privaten Bereiche zu sichern.

Freiraumkonzept
Besonderes Element der Freiraumplanung ist der Quartiersbalkon, der die topographische Lagegunst unterstreicht und das Herz des neuen Wohngebietes bildet. Hier öffnet sich der erhöhte Quartiersplatz zu der besonderen Aussichtssituation. Als zentraler Treffpunkt und Kommunikationsort gliedert er sich in verschiedene Teilräume mit hoher Aufenthaltsqualität und unterschiedlichen Programmierungen. Es entstehen Orte zum Verweilen, besondere Spielbereiche, Biergarten und offene Räume für Quartiersfeste oder temporäre Stände. Am Platz bündeln sich alle Wege und Bezüge im Quartier und zur Umgebung und leiten über zur tiefer liegenden landschaftlichen Mitte. Großzügige Wiesenflächen erlauben vielfältige Nutzungen und ein bespielbares grünes Quartier. Der Obsthein im Süden ist räumlicher Rahmen und bildet zusammen mit den Erdwällen einen umfriedeten zentralen Grünraum. Der straßenbegleitende Radweg sowie der Veloring werden entlang des Wall-Wand-Systems geführt. Im Obstbaumhain werden zusätzliche öffentliche Spielbereiche angeboten. Eine Retentionsfläche im Süden nimmt das Oberflächenwasser des Quartiers auf. Die Reihenhäuser im Nord-Westen erhalten private Gärten. Den übrigen Wohnungen werden Freisitze in Form von Loggien und Terrassen zugeordnet. Alle Wohnungen haben Zugang zu gemeinschaftlichen durchgrünten Höfen. Spiel- und Aufenthaltsbereiche stärken das nachbarschaftliche Miteinander. Die Erschließungsbereiche erhalten den Charakter von durchgehenden ebenengleichen Plätzen als verkehrsberuhigte Straßenräume. Lediglich für den Übergang zur Susostraße wird die Ausbildung von klassischen Straßenprofilen vorgesehen.

Nutzungsarchitektur
Die verschiedenen Wohntypologien werden in ihrer Nutzung ebenso wie die Körnung der Baustrukturen nach Nord-Westen hin ruhiger. Die hybriden Wohn-Winkel kombiniert in Blöcken mit Mehrspännerzeilen, erlauben die Anordnung einer Vielzahl von Wohnformen. Die Doppel- und Reihenbebauungen eignen sich hervorragend für Familien mit Kindern und durch ihre geschützte Lage wie auch dem direkten Anschluss an die Gärten des Nachbars einmalig in diesem neuen Stadtquartier. Im gesamten neuen Wohnquartier werden somit alle Nutzer angesprochen: der Arbeitende am Wohnende auf Zeit mit Option am Wochenende seine Familie mitzubringen, die Singles und Pärchen, die Wohneigentumseinsteiger und die Familien mit Wunsch nahe am Stadtzentrum zu bleiben. Insgesamt ein buntes Quartier mit Struktur und Vielfalt. Erholen, Wohlfühlen und Leben werden hier umfänglich vereint. So befindet sich in jedem Blockinnenhof ein vom Hof zugänglicher Lagerraum für Gartengeräte, -möbel oder Spielgeräte zur gemeinschaftlichen Nutzung. So sollen Angebote wie Urban Gardening, Naschgärten oder gemeinsames Spiel gefördert werden. Da die kleineren Wohnungen nicht über zusätzliche Gästezimmer verfügen gibt es im Quartier verteilt eine Hand voll Gästewohnungen, die bei Bedarf von den Bewohnern kurzzeitig angemietet werden können um eigenen Gästen eine komfortable Unterkunft bieten zu können. Um im Quartier eine Grundlage für ein gemeinschaftliches Miteinander zu schaffen wird im EG des zentralen Gebäudes am Quartiersplatz ein Quartierstreff angeboten. Hier soll die Möglichkeit bestehen in einem selbst organisierten Café Veranstaltungen zu organisieren oder sich in zwangloser Atmosphäre zu treffen.