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Nicht-offener stÀdtebaulicher Ideenwettbewerb mit architektonischem Vertiefungsteil | 06/2023

Entwicklung Gartendorf in Baiersbronn

Perspektive

Perspektive

3. Preis

Preisgeld: 12.500 EUR

schaudt architekten bda

Architektur

Helmut Hornstein

Stadtplanung / StÀdtebau

w+p Landschaften

Landschaftsarchitektur

ErlÀuterungstext

Freianlagen

Konzept
Die Neubebauung und FreiflĂ€chengestaltung formt zusammen mit den benachbarten GebĂ€uden ein ausgewogenes Ensemble als qualitĂ€tsvollen innovativen Impuls, hier in der „Neuen Mitte“, der Gemeinde Baiersbronn.

Kosmos Gartendorf - geschĂŒtzter Lebensraum im Einklang
Architektur und Landschaft bilden zusammen eine kleine schĂŒtzende Welt. Die Neubebauung definiert EingĂ€nge, DurchgĂ€nge und Verbindungen, dadurch entstehen FreiflĂ€chen und rĂ€umlich definierte unterschiedliche Aufenthaltsbereiche. Die Freiraumplanung verknĂŒpft die Architektur mit dem Landschaftsraum und formt zugleich ĂŒbersichtliche, geschĂŒtzte Gartenhöfe. Hierbei bilden die erhaltenen BestandsbĂ€ume zusammen mit den Neupflanzungen ein wohltuend verbindendes, lichtes BlĂ€tterdach.

geschĂŒtzt – naturnah – lebendig
Die sanft ausgebildete GelÀndemodellierung bildet unmittelbar zum talraumprÀgenden Forbach eine bewegte Kontur mit eigener IdentitÀt. Hier formt ein Landschaftsraum besondere Perspektiven. Phase 1: zur Landesgartenschau entfaltet der Wiesenpark die IndividualitÀt und Vielfalt der unterschiedlichen Wiesenlandschaften. Magerrasen, KrÀuterwiese oder sog. Fettwiese sind nur ein Teil der Charaktere. In Phase 2 wird die Wiese - zur Heuwiese, dem zwischenzeitlich in Vergessenheit geratenen Ideal einer im Einklang mit der Natur bewirtschafteten Bauernwiese.

Die bestehende Kleingartensiedlung schlĂŒpft in die unvermittelte Rolle als Katalysator und Bindeglied zwischen Wiesenlandschaft und der Neubebauung Gartendorf. Diese Möglichkeit eröffnet vitale GartenrĂ€ume fĂŒr Lebensmodelle im Einklang mit der Natur. Innen und Außen werden zusammengefĂŒhrt, bei Bedarf besteht zudem das einmalige Angebot in den Kleingartenanlage das ideal der Selbstversorgung zu realisieren.

Die funktionalen Anforderungen wie ParkplĂ€tze und Anlieferung werden entsprechend bedient, aus konventioneller Sicht jedoch bewusst nachrangig priorisiert. OberflĂ€chenbelĂ€ge werden mit GrĂŒnfugen oder durchlĂ€ssig angelegt, bzw. leiten das anfallende Regenwasser in die angrenzenden VegetationsflĂ€chen. ÜberschĂŒssiges Dachwasser wird in Zisternen zur BewĂ€sserung der GĂ€rten zurĂŒckgehalten.

Insgesamt betrachtet entsteht durch diese Neubebauung zum Gartendorf in der Gemeinde Baiersbronn ein Ensemble mit zukunftsorientierter Ausgestaltung, ein Leuchtturmprojekt im Einklang zur umgebenden besonderen Schwarzwaldlandschaft.

Architektur

Die neuen „GartenhĂ€user“ im neu zu errichtenden „Gartendorf“ von Baiersbronn sind allesamt als modulare Holzbauten mit einem Grundraster von 3,6 x 3,6 m geplant. Aus den vordefinierten Grundmodulen lassen sich unterschiedlichste, individuelle Wohntypologien entwickeln, die eine maximale Anpassbarkeit fĂŒr zukĂŒnftige sich Ă€ndernde Wohnbedarfe ermöglichen. Der Schwerpunkt der Wohneinheiten wird dabei auf Micro- und Midiwohnungen gelegt, ergĂ€nzt mit zusĂ€tzlichen grĂ¶ĂŸeren Einheiten (Familienwohnen, oder Senioren-WG, etc.) um ein durchmischtes Quartier zu garantieren. Die Wohnungen orientieren sich allesamt mit ihren Hauptwohnbereichen in Richtung SĂŒd-Westen, wo sich die großzĂŒgigen privaten und gemeinschaftlich genutzten GĂ€rten befinden. Jeder Wohnung wird ein privater Freibereich in Form von vorgelagerten Terrassen und Balkonen zugeordnet. Auf der nord-östlichen Seite dient der vorgesetzte Laubengang mit FassadenbegrĂŒnung als zusĂ€tzliche Pufferzone in Richtung der Bahnlinie. Der Laubengang trĂ€gt zum kommunikativen Charakter der gesamten Siedlung bei.

Gemeinschaftliche RĂ€ume, fĂŒr Feiern, Co-Working, Kleinkindbetreuung, Waschmaschinen- und LagerrĂ€ume, FahrradwerkstĂ€tten, etc. ergĂ€nzen das WohnungsgefĂŒge. Die stĂ€dtebauliche Setzung und Kubatur orientieren sich dabei an der umliegenden Bebauung von Baiersbronn. So entstehen zwei- bis dreigeschossige individuelle GartenhĂ€user mit leicht geneigten, begrĂŒnten DĂ€chern, die sich harmonisch in das Ortsbild einfĂŒgen.
Als Sondertyp im Bereich des schĂŒtzenswerten Baumbestands sind 3-geschossige „BaumhĂ€user“ mit einem minimalen Fußabdruck angedacht. Im sĂŒdlichen Bereich dient der geplante „Waldspielplatz“ als Pufferzone zu den angrenzenden GewerbeflĂ€chen.

Das neue AuftaktgebĂ€ude am BahnĂŒbergang lĂ€dt die Landesgartenschau-Besucher ein das neue „Gartendorf“ zu erkunden. Hier ist ein kleiner Aussichtsturm mit herrlichem Blick ĂŒber das Forbach-Tal geplant, der ebenfalls Infotheke, ein kleines CafĂ©, Souvenirshop, sowie als Sammelpunkt fungieren kann. Nach der Landesgartenschau kann hier aufgrund des modularen Aufbaus der Wohnungen ebenfalls eine Wohnnutzung entstehen.
Durch die Wahl des Holzmodulbaus kann eine effiziente und maximal kurze Bauzeit realisiert werden, da die einzelnen Module mit einem hohen Wiederholungsfaktor quasi komplett in der Zimmerei vorgefertigt werden können. Die Errichtung vor Ort, kann deshalb in wenigen Wochen erfolgen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Dies ist der Entwurf mit dem geringsten Fußabdruck der GebĂ€ude und einer kompakten Bauweise, die hochvariable Wohnungen ermöglicht. Die lange Fuge gegenĂŒber dem Bahnhof mit Blick in die Landschaft wird positiv gesehen, der große Parkplatz in der NĂ€he des Ärztehaus wird erhalten, ohne auf ein kostspieliges Parkhaus zu verweisen. Anstatt eines kleinen Turmes als GegenĂŒber zum historischen Bahnhof sollte ĂŒber eine angemessenere Kubatur nachgedacht werden. Die nach SĂŒden folgende Reihe von sieben GebĂ€udekomplexen wird durch eine Gruppe von MiniturmhĂ€uschen im Gehölz aufgelockert, die zumindest interessant sind. Diese sieben Hausgruppen spielen mit verschiedenen Höhen und Dachformen und folgen harmonisch der GelĂ€ndelinie. Alle sehr verschiedenen Wohnungen sind von Ost nach West durchgesteckt, haben Balkone zur Talaue mit Blick auf den Stöckerkopf, eine gute Lösung fĂŒrs Wohnen.

Die HÀuser sind mit einem plausiblen Energiekonzept versehen. A/V- VerhÀltnis und Struktur ermöglichen eine wirtschaftliche Bauweise. Diverse ökologische Materialien runden den ökologischen Ansatz ab.

Mit der Konstruktion in Holzmodulbauweise nutzt der Entwurf eine zeitgemĂ€ĂŸe konstruktive Lösung mit hohem Vorfertigungsgrad, um eine Vielzahl unterschiedlicher Raumkombinationen anbieten zu können. Es entstehen nicht nur Wohnungstypologien, die unterschiedliche Nutzergruppen adressieren können, sondern auch spannende wohnungsbezogene FreirĂ€ume. Die einzelnen GebĂ€udevolumen gewinnen so an PlastizitĂ€t. Die Dachkonstruktion folgt nicht der gleichen Logik.
Die Option von GemeinschaftrÀumen und gemeinschaftlichen Nutzungen wird vorgesehen. Dem wird aber kein architektonischer Ausdruck gegeben.

Zur Landschaft: die Gestaltung der Wiese in der Talaue ist nicht erforderlich. Der zweite Weg sollte am Bestand orientiert werden, ĂŒberhaupt ist die Formfindung fĂŒr landschaftliche Maßnahmen zu wenig am Bestand orientiert. Die PufferflĂ€che zum bestehenden Gewerbe im SĂŒden wird bestockt und nimmt einen Waldspielpatz auf, ein verfolgenswerter Ansatz.

Insgesamt bietet dieser Entwurf eine schöne Lösung mit hoher WohnqualitÀt, die aber der Vorstellung des Auslobers an den Charakter eines Dorfes nicht vollends gerecht wird.
Lageplan

Lageplan

Ausschnitt

Ausschnitt