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Planungskonkurrenz | 05/2023

Neugestaltung Noli-Platz in Langenargen

Perspektive

Perspektive

1. Preis

Preisgeld: 7.500 EUR

365° freiraum + umwelt

Landschaftsarchitektur

Andreas Hack Architektur

Architektur

Erläuterungstext

Der Noli-Platz mit seinem Molenkopf wird durch die Umgestaltung und die gastronomische Nutzung aus seinem Dornröschenschlaf erweckt.

Der Uferpark spannt sich bogenförmig entlang der Bucht zwischen Hafen und Hotel Seeterrasse auf. Während er landseitig mit dem Spielplatz, einer Abfolge kleiner Plätze und einer großen Brunnenanlage intensiv gestaltet ist, zeigt sich die seeseitige Uferböschung momentan als monotone Rasenfläche. Mit der neuen Gastronomie, der Öffnung und Aufwertung des vorgelagerten Molenkopfes und der Sitzstufenanlage in der Uferböschung soll ein attraktiver Zielpunkt im Uferpark geschaffen werden. Sitzstufen, Holzdecks in der Uferböschung bieten die Möglichkeit, die am Kiosk erworbenen oder auch selbstmitgebrachten Speisen mit Blick auf Bodensee und Alpen zu genießen.

Die Stufen schwingen am Ufer auf und ab. Sie erinnern aus der Vogelperspektive mit ihrer unterschiedlichen Höhenlage an Spülsäume variierender Wasserstände. Die Unterkante der untersten Stufe bleibt jedoch immer über der Linie des 2-jährigen Hochwassers, so daß die Wellen frei auslaufen können und eine Beeinträchtigung der Flachwasserzone vermieden wird. Für den Bereich unterhalb des Spielplatzes im Osten des Uferparks wäre eine ähnliche Gestaltung mit Sitzstufen denkbar (siehe Piktogramm).

Um sich vom langen Band der Promenade abzuheben, wird der Noliplatz entsiegelt. Der in die Jahre gekommene Asphalt wird durch eine belastbare wassergebundene
Decke ersetzt (Stabilizer). Die Weide auf dem Platz wird freigestellt. Die Mauer um den Molenkopf wird nach Westen und Südwesten als Windschutz erhalten, bekommt aber partiell einen Überwurf aus feinem Streckmetall. Dieser wertet den Bestand auf und schafft eine Verbindung des Molenkopfs mit dem neuen Kiosk.

Die als Wellenbrecher aufgebrachte Wackenschüttung vor dem Molenkopf wird mit niederen Weiden begrünt. Purpurweide (Salix purpurea) und Korbweide (Salix viminalis) sind robust genug, um den Überstau bei höheren sommerlichen Wasserständen sowie den Wellenschlag zu überdauern. Um die Sicht vom Noli-Platz nicht zu beeinträchtigen, sollen sie in einem Turnus von 2-3 Jahren auf den Stock gesetzt werden.

Zum Hafen hin wird die Baumreihe erhalten, in Teilen ergänzt und mit einem Band aus vorwiegend heimischen Wildstauden akzentuiert. In diese lineare Struktur reiht sich der Kiosk ein. Das Kustwerk Foulcaultsches Pendel wird aus seiner Nische hervorgeholt und als weithin sichtbare Landmarke auf die Promenade gerückt.

ARCHITEKTUR

Konzept
Das Gebäude behandelt das Verhältnis von Masse und deren Abwesenheit. Während alle dienenden Elemente (Konstruktion, Nebennutzungen, Einbauschränke etc.) in dem massiven Teil untergebracht sind, befindet sich im „ausgeschnittenen“ Teil die Verkaufsfläche. Diese stellt einen Raum dar, bei welchem unsicher ist, ober er Innen- oder Aussenraum darstellt und der dadurch spannend zwischen beiden Welten schwebt.

Baukörper
Es wird ein langgestreckter, flacher Baukörper vorgeschlagen, dessen Horizontalität sich von der Ebene des Sees und der direkt angrenzenden Kaimauer ableitet. Die Position des Baukörpers orientiert sich an dem Versprung der Hafenmauer. Die Rückwand des Verkaufsraums steht in einer Linie mit der dem Hafen zugewandten Grünfläche und bildet so eine konsequente Fortsetzung dieser Kante bis ins Gebäude. Die Fläche des Verkaufsraums schiebt sich in den Verkehrsweg hinein und bildet so eine subtile Zonierung zwischen der Platz- und der Wegsituation.

Nutzungsverteilung
Das Gebäude teilt sich der Länge nach in die zwei Bereiche: Nach Norden den Rücken mit den Ver- und Entsorgungsbereichen und nach Süden, dem See entgegen, den Ausschnitt mit dem nach drei Seiten komplett öffenbaren Verkaufsraum.

Konstruktion
Die Gründung erfolgt über umlaufende Frostschürzen und einer Bodenplatte aus Stahlbeton. Diese ist zugleich die Nutzschicht. Das Tragwerk selbst ist eine aus lackierten, standardmäßigen Walzprofilen bestehende, einfache Konstruktion, welche schnell und kostengünstig hergestellt und montiert werden kann. Als Deckenscheibe dient eine 50 mm starke Mehrschichtplatte aus Nadelholz. Die eingestellten Boxen im dienenden Bereich sind einfache Konstruktionen aus Holzständern mit OSB-Beplankungen bzw. im Fall der Kühlzelle aus Iso-Paneelen. Die Rückseite des Verkaufsraums ist als eine durchgehende, ebene Fläche aus Holzwerkstoffplatten konzipiert, in welcher Türen sowie Einbauschränke bündig integriert sind.

Dach
Das Dach ist als Flachdach mit extensiver Begrünung konzipiert.

Fassaden
Die Fassaden sind zweischichtig aufgebaut: Den visuellen Abschluss aussen bildet ein ca. 20 x 20 mm mäanderförmig gekantetes, perforiertes und bronzefarben eloxiertes Aluminiumblech mit einer Stärke von 1,5 mm. Dieses ist auf einen Alurahmen aufgebracht und wird vor Ort nur noch eingehängt und gesichert. Durch die Farbe, die Perforation und die Feinheit der Profilierung kommt keine Analogie zu einem Container auf. Den Raumabschuss bzw. die wasserführende Ebene stellt die zweite, innere Schicht dar. Diese besteht entweder aus einer Einfachverglasung (wobei die Reinigung durch die einfache Demontierbarkeit der leichten Aluminiumverkleidung sichergestellt wird) oder, in den geschlossenen Bereichen, aus einer Faserzementplatte. Die Füllungen sind jeweils mittels eines U-Profils gefasst und direkt an der Stahlkonstruktion befestigt. Wie im Auslobungstext beschrieben, wird auf eine wärmegedämmte Konstruktion verzichtet.

Fassade Verkaufsraum
Die lange Fassade im Verkaufsraum ist als Falt-Schiebsystem konzipiert, bei welchem Elemente verwendet werden, die verglast sind und auf welche unmittelbar dasselbe, mäanderförmige Blech wie bei der Fassade aufgebracht ist. Sie kann vollständig geöffnet werden. An windigen Tagen ist es denkbar, dass die Frontfassade geschlossen bleibt und er Zugang zum Verkaufsraum über die Stirnseite(n) erfolgt: Diese können mittels raumhohen Glas-Schiebetüren ebenso vollständig geöffnet werden, wobei sie dann komplett hinter der Fassade der Nebenräume verschwinden.

Fassade Stadtraum
Die der Stadt zugewandte Seite ist über die ganze Länge als halbtransparente Konstruktion ausgebildet: Hinter der perforierten Metallfassade liegt eine durchgehende Einfachverglasung. Diese liefert den dahinterliegenden Nutzungseinheiten Tageslicht, während sie abends und nachts in Verbindung mit den eingestellten Boxen der Fassade Tiefe verleiht, ohne Details zu offenbaren. Dadurch zeigt das Gebäude der Stadt nicht einen geschlossenen, abweisenden Rücken, sondern vermittelt die Lebendigkeit der Nutzung.

Atmosphäre
Der Einschnitt des Verkaufsraums besteht in seiner kompletten Abwicklung aus nur einer Farbe: Weiss. Decke, Rückwand, Boden und Tresen sind so behandelt und werden auf diese Weise zu einer gefalteten Fläche zusammengeführt. Dieser Raum verdeutlicht die Künstlichkeit des Bauwerks und erzeugt gleichzeitig einen größtmöglichen Kontrast zu der gegenüberliegenden, überwältigenden Aussicht auf die Alpen sowie dem Naturraum Bodensee. Gleichzeitig stellt er einen starken Gegensatz zu der sinnlichen Anmutung des bronze-eloxierten Gebäudeabschlusses dar.

Mehrwert
Die Verteilung der Nutzungen sowie die lange Theke erlaubt es dem Gebäude, mehr zu sein, als blosser Kiosk. Die Theke kann abends (oder ausserhalb der Saison bzw. an schlechten Tagen) auch als atmosphärisch ansprechende (Espresso-)Bar funktionieren. Dies verstärkt die Attraktivität signifikant - nicht nur für den Betreiber, sondern vor allem für die Gäste und für den Ort selbst. Die bestehende Beleuchtung an der Hafenkante wird ergänzt durch die Beleuchtung des Verkaufsraums und das hinterleuchtete Lochblech des Mauerüberwurfs. Der Platz soll dabei zurückhaltend und stimmungsvoll illuminiert werden. Bei allen Lichtquellen kommt ein warmweisses Farbspektrum zum Einsatz. Somit wird verhindert, dass Insekten angezogen werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit stellt durch die vorgeschlagene Ufergestaltung den Noli-Platz in Bezug zum gesamten Uferbogen. Die Uferböschung erhält eine klare und ruhige Gliederung durch Sitzstufen und in Rasenterrassen mit eingelegten Holzdecks und Aufenthaltsbereichen. Die Aufenthaltsqualität wird hierdurch erheblich gesteigert, ohne dabei überinszeniert zu wirken. Die frei eingestreuten Parkbäume unterstreichen den landschaftlichen Übergang zum See und schaffen natürliche Schattenbereiche.
Der Molenkopf erhält durch den wassergebundenen Belag eine offene und großzügige Anmutung, die der Bespielung durch die Außengastronomie den gewünschten Raum bietet. Der Erhalt des hafenseitigen Pflanzenbereichs und seine Stärkung durch eine vielfältige Pflanzstruktur setzt einen angemessenen Akzent.
Die Position des Kiosks ist städtebaulich richtig gewählt, sodass er auf dem Platz steht und ein Umgang ermöglicht wird. Die Verfasser schlagen hier einen fein proportionierten Baukörper vor, der mit seinem leichten Hervortreten und das neue Staudenband geschickt auf sich aufmerksam macht. Die konsequente Orientierung von dienenden Räumen nach Norden, zum Hafen und dem Verkaufsbereich nach Süden spiegelt sich auch in der Anordnung von offenen und geschlossenen Fassadenflächen wieder. Dadurch entsteht ein unaufgeregtes, in sich ruhendes Gebäude, das zwar präsent ist aber nicht den Anspruch erhebt, im Vordergrund stehen zu wollen. Die zurückhaltende Material- und Farbsprache unterstreichen diese Haltung. Perforierte eloxierte dunkel gehaltene Trapezbleche kontrastieren mit dem hellen Innenleben und überzeugen sowohl in ihrer Tages- wie Nachtwirkung. Durch den hohen gleichbleibenden gestalterischen Anspruch des Gebäudes nach allen 4 Seiten entstehen keine Rückseiten. Im geöffneten Zustand der Fassade wäre aber nachzuweisen, wie ein Wegfahren der einzelnen Elemente sowohl technisch einfach, wie auch gestalterisch zu lösen ist!
Ebenso wäre zu beweisen, wie auch ökologische Beiträge in der Umsetzung ihren Niederschlag finden, konkrete Aussagen hierzu fehlen bisher. Durch die robuste Grundstruktur des Entwurfs ist aber eine Anpassung und Optimierung funktionaler Aspekte möglich, ohne die Gesamthaltung zu schwächen. So könnten die beiden Stichflure oder die einzelnen Raumgrößen im Backoffice noch den gastronomischen Einfordernissen angepasst werden.
Zusammenfassend vertritt die Jury übereinstimmend die Auffassung, dass mit dem Entwurf ein sehr überlegtes freiräumliches Konzept und architektonisch, wie funktional gelungenes kleines Haus vorgetragen wurde, das trotz einzelner Webfehler einen überzeugend Beitrag für den Noli-Platz in Langenargen darstellen.
Perspektive

Perspektive

Lageplan

Lageplan

Grundriss

Grundriss

Schnitt

Schnitt

Fassadendetail und Ansichten

Fassadendetail und Ansichten

Piktogramm

Piktogramm