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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2023

Landesgartenschau 2027 in Lutherstadt Wittenberg

Aktiver Uferpark mit Elbturm

Aktiver Uferpark mit Elbturm

4. Preis

Preisgeld: 24.000 EUR

A24 Landschaft

Landschaftsarchitektur

FRÖLICHSCHREIBER

Architektur

Erläuterungstext

WITTENBERG AN DIE ELBE

Die Stadt Wittenberg liegt an einem besonders malerischen Abschnitt der Elbe inmitten des UNESCO Biosphärenreservats „Flusslandschaft Mittelelbe“. Trotz dieser Lagegunst hat sich die Stadt schon früh von den Ufern der Elbe und seinen bedrohlichen Hochwassern weg entwickelt und ist spätestens mit den massiven Verkehrsbauwerken im 20. Jahrhundert fast vollständig vom Flussraum abgekoppelt. Durch diese historische Entwicklung hat sich Wittenberg aber auch großer landschaftlicher Potenziale beraubt. Die ab Mitte des 19. Jahrhunderts aufgeschüttete Hauptdeichlinie bündelt alle wichtigen Verkehrsstränge und schafft eine starke räumliche Barriere. Trotz weniger hundert Meter Distanz ist der Flussraum mit seinen malerischen Elbwiesen in der Innenstadt kaum spürbar. Es sind zwei komplett unterschiedliche Welten entstanden, die es nun wieder stärker zu einem Gesamterlebnis zu verflechten gilt.

Nur wenige Querungsmöglichkeiten der Hauptdeichlinie verbinden wie Nadelöhre Stadt und Elbe. Durch die schlechte Einbindung in den städtischen Kontext sind diese schwer auffindbar und spielen im Alltag der Anwohner eine untergeordnete Rolle. Ziel ist es, durch zeichenhafte Setzungen diese wichtigen Gelenke zu inszenieren und in der Wahrnehmbarkeit deutlich zu erhöhen. Neue übergeordnete Wegeverbindungen erschließen die Uferbereiche und binden sie in unterschiedlich lange Rundwegeschleifen ein. Zusammen mit einem attraktiven Freizeitangebot, das in abgestufter Intensität die Elbwiesen von der Hartungsschanze bis zum Großen Anger bespielt, werden die landschaftlich geprägten Elbufer wieder stärker in die Identität der Stadt Wittenberg eingeflochten. Die Wildnis unmittelbar vor den Toren der Stadt mit ihrer reichen Tier- und Pflanzenwelt ist ein großes Potenzial und Alleinstellungsmerkmal von Wittenberg und soll auch zukünftig den Charakter der Elbufer prägen. Die baulichen Eingriffe beschränken sich auf ein Minimum und konzentrieren sich auf wichtige Knotenpunkte - die natürliche Dynamik der Elbauen steht im Fokus.

Die geschliffenen Wallanlagen bilden einen grünen Parkring rund um die steinerne Altstadt. Durch gezielte Maßnahmen wird der südliche Abschnitt als wichtige Schnittstelle zur Elbe aufgewertet. Die Kleingartenanlage „Am Stadtgraben“ und der Bereich rund um das Arthur-Lambert-Stadion werden in eine durchgehende, öffentlich erlebbare Promenade eingebunden. Der Lückenschluss stärkt die wichtige Klammer zwischen den historisch bedeutenden Parkanlagen rund um Lutherhaus, Schloss und Eunikerpark.

Mehrere flankierende Maßnahmen stärken die Verzahnung von Innenstadt und Elbe:

Hauptbahnhof und ZOB werden besser an die Innenstadt aber insbesondere auch an das Elbufer angebunden. Die Speckebachpromenade definiert eine neue Wegeverbindung vom westlichen Bahnhofsplatz mit P+R über den Neuen Friedhof bis zum Elbquartier, überwiegend begleitet vom Wasserlauf des Speckebachs.

Der Stadtbahnhof erhält elbseitig am Großen Anger einen platzartigen Auftakt. Eine skulpturale Aussichtsplattform mit grünen Sitzstufen lenkt den Blick in die Weite der offenen Elbwiesen. Der Kontrast zwischen kleinteiliger Stadtstruktur und großzügiger Weite vor den Toren der Stadt wird bewusst inszeniert.

Der alte Elbhafen wird für Fußgänger und Radfahrer besser an die Unterführung zur Innenstadt angebunden. Ein Hafenbalkon schiebt sich aus der linearen Promenade und integriert eine markante Lichtskulptur. Ein vorgelagertes Schwimmdeck schafft einen Ort direkt an der Wasseroberfläche und lässt die Hafenwelt aus einer anderen Perspektive erlebbar werden.

WASSEREPISODEN –STEIGERUNG DES WASSERERLEBNISSES

Das Motiv der freigelegten Stadtbäche im Bereich der Altstadt wird aufgegriffen und als übergeordnetes Thema für die Verknüpfung von Stadt und Elbe gesetzt. Ziel ist die Steigerung des Wassererlebnisses im urbanen wie auch im landschaftlichen Kontext. Die blaugrünen Fragmente, die sogenannten Wasserepisoden, setzen sich entlang der Rundwege zu einem stimmigen Gesamterlebnis zusammen und kombinieren baulich gefasste Stadtbäche mit offengelegten naturnahen Wasserläufen. Das Leitmotiv der Wasserepisoden wird in Form von Stationen mit Augärten, Flutwiesen, Elbstränden, Uferterrassen, Aussichtsstegen und Wassergärten aufgegriffen, die vielfältige Schnittstellen zu den Flussufern schaffen. Naturnahe und ökologisch wertvolle Uferbiotope wechseln sich mit punktuellen architektonischen Interventionen ab, die ihre Stärke gerade im Kontrast klarer baulicher Setzungen inmitten wilder Natur entfalten.

UFERPARK - NEUE SCHNITTSTELLEN ZUM ELBUFER

Dort wo früher vor den Toren der Stadt die ehemalige Kuhlache mit ihren großen Weideflächen das Elbufer prägte besetzt zukünftig der neue Uferpark den wichtigsten Kontaktpunkt zwischen Flusslandschaft und Innenstadt. Der neue Uferpark stuft sich von der hochwassergeschützten Deichlinie über verschiedene Terrassenebenen bis zum hochwasserexponierten Elbufer ab. Analog dazu gliedert sich der Park in einen höher gelegenen Aktivpark mit intensiv bespielten Platzflächen und Bewegungsangeboten sowie einen tieferliegenden Wiesenpark mit extensiven Naturbereichen. Der offengelegte Speckebach wird in den Park hineingezogen und prägt die nördliche Parkkante. Eine Zwischenebene vermittelt zum tieferliegenden Wasserlauf und integriert einen Bachspielplatz als amphibische Welt zum Entdecken und Experimentieren.

Die lineare Hochwasserschutzanlage wird als 4,00m breite Uferpromenade für Fuß- und Radverkehr (Elberadweg) ausgebaut. Begleitende Baumreihen mit Sitzgelegenheiten stärken ihre Funktion als wichtige räumliche Klammer zwischen dem westlichen Deichplatz und dem östlichen Uferplatz. Eine platzartige Aufweitung auf halber Strecke öffnet sich zum Elbquartier und bindet dieses stärker in die Gesamtfigur ein.

Am westlichen Auftakt zur Innenstadt weitet sich die Promenade zu einer kleinen Platzfläche - dem Deichplatz - auf. Es entsteht ein erhöht liegendes Aussichtsplateau über den Elbauen. Der neue Deichplatz schafft ein wichtiges Gelenk im Stadtraum, welches Uferpromenade, Altstadt und das neue Wohngebiet „Elbquartier“ miteinander verknüpft. Die Platzfläche hebt sich mit einem großformatigen Plattenbelag aus Beton von den feinkörnigen Promenadenflächen aus Asphalt ab. Auf der Platzfläche wird ein 21m hohes, markantes Aussichtsbauwerk aus Holz - der Elbturm - prominent platziert. Während die südwestliche Seite sich mit Kiosk und Außengastronomie zum Platz hin öffnet, dient die nordöstliche Flanke als Kletterwand, eingebunden in einen Fallschutzbelag aus farbigem EPDM. Hier entsteht ein wichtiger Zwischenstopp für Radfahrer auf dem ans Ufer gelegten, überregionalen Elberadweg. Die südliche Platzkante stuft sich über die gesamte Breite mit flachen Stufen zum etwas tiefer liegenden Aktivpark ab. Sitzelemente aus Beton schaffen eine tribünenartige Situation, die auch als Zuschauerbereich für die angrenzende Beachvolleyballfläche genutzt werden kann.

Der zentrale, intensiv bespielte Parkbereich – der Aktivpark - erstreckt sich über eine durchlaufende Ebene. In den Beachbereich mit zwei Volleyballspielfeldern werden informelle Aufenthaltsbereiche und Solitärgehölze locker eingestreut. Die angrenzende, topografisch leicht bewegte Fläche – das Rollrelief – schafft einen Raum zur freien Bewegung für unterschiedliche Rollsportarten. Zwei Streetballplätze und eine angrenzende Station mit Parcour- und Calesthenicselementen runden das Angebot ab. Die erhaltenen Bestandsbäume werden in die mineralische Fläche aus Farbasphalt intergiert und schaffen hainartige Aufenthaltsbereiche. Der zentrale Wiesenraum wird nutzungsoffen gehalten, aus einem strapazierfähigen Landschaftsrasen mit umlaufender Finnbahn aus Rasenschotter.

Südlich an die mäandrierende Uferpromenade schließt sich auf dem ursprünglichen Geländeniveau der extensive Wiesenpark an. Der Höhenversatz von 50cm wird über markante, zweigestufte Sitzelemente mit Holzauflage vermittelt. Die vorhandene Geländekante von ca. 200cm mit der begleitenden Pappelreihe wird in die Parkgeometrie eingebunden und definiert den Übergang zur landschaftlichen Uferzone. Ein 1,50m breiter Schotterpfad zeichnet mit seinem mäandrierenden Verlauf den Uferbereich nach und schafft eine informelle Durchwegung des Wassersportzentrums bis zum östlich gelegenen Uferplatz. So wird das derzeit eher abgeschottete Vereinsareal eingebunden und informeller Teil der öffentlichen Parkanlage.

Der neue Uferplatz betont den östlichen Abschluss des Uferparks und bindet das Elbquartier in die Gesamtfigur ein. Hier wird innerhalb des gesamten Uferverlaufs die einzige Stelle geschaffen, an der die Stadt mit einer baulichen Kante bis direkt ans Ufer tritt. Die vorhandene Uferspundwand wird ertüchtigt und definiert die Kante zum Wasser. Die diagonale Bruchkante wird genutzt um die Stufenanlage zum Wasser außermittig zu platzieren und einen Großteil der Wasserkante als Uferbalkon auszubilden. Auf Wasserebene wird die Platzform durch ein großmaßstäbliches Holzdeck komplettiert. Aussparungen integrieren einen Wassergarten mit eingehängten Pflanzkörben für regionaltypische Pflanzen der Flachwasserzone. Somit ermöglicht der Uferplatz sowohl einen weiten Blick über die Elbe als auch einen engen Kontakt zum Wasser.

Die Uferpromenade kann über den Platz hinaus nach Osten verlängert werden und somit auch den Elberadweg sinnvoll anknüpfen. Dadurch kann ein Schwimmanleger für größere Boote in das Elbufer integriert werden. Ein rückwärtiger Augarten mit kleinen Holzstegen schafft einen weiteren wichtigen Baustein im Gesamtverlauf der Promenade.

KLEINGARTENPARK - WICHTIGER TEIL DER WALLANLAGEN

Die Gartenbautradition mit Gemüseanbau und Blumenzucht hat eine lange Tradition in Wittenberg. Kleingartenflächen mit Obstgehölzen ziehen sich bis weit in die Innenstadt und prägen die mit Gartenparzellen durchgrünte Altstadtstruktur. Diese Tradition soll insbesondere auf den parkartigen Wallanlagen rund um die historische Altstadt wieder erlebbar werden. Gerade die Kleingartenanlage „Am Stadtgraben“ ist dafür prädestiniert, diese Tradition als Teil der öffentlichen Stadtkultur sichtbar werden zu lassen.

Eine Öffnung der Anlage zu einem Kleingartenpark für Alle integriert die privaten Gartenparzellen in eine öffentliche Infrastruktur. Das Wegesystem wird geklärt und vereinfacht. Die neue Gartenpromenade durchschneidet als linear geführte Wegeachse den Kleingartenpark und definiert somit klar erkennbar den übergeordneten Hauptweg. Auch durch seine Breite und Materialität aus hellem Asphalt hebt sich die Gartenpromenade von den wassergebundenen Nebenwegen der privaten Erschließung ab. Die Promenade verbindet die historischen Parkanlagen am Lutherhaus mit dem für den Freizeitsport reaktivierten Bereich rund um das Arthur-Lambert-Stadion. Dieser wichtige Lückenschluss sorgt für eine räumliche Kontinuität entlang der ehemaligen Wallanlagen. Am zentralen Weiher teilt sich die Gartenpromenade in einen südlichen und einen nördlichen Strang, die beidseitig die Wasserfläche rahmen. Kleine Auftaktplätze schließen die Promenade an den umgebenden Stadtraum an. Über punktuelle Uferbalkone verbindet sich die Promenade mit der zentralen Wasserfläche. Die Mündung des Stadtgrabens wird aufgeweitet und sichtbarer inszeniert. Hierfür wird auch ein kleines Brückenbauwerk hinzugefügt um die Gartenpromenade direkt führen zu können und klarer von den untergeordneten Seitenwegen abzugrenzen. Ein Bachspielplatz mit naturnahen Materialien schafft einen engen Bezug zur Natur, ergänzt um ein Freilandlabor für Kinder. Trittsteine führen spielerisch auf eine kleine Insel im Bachlauf. Der rückwärtige Teil des Spielbereichs wird als Wasserspielplatz mit Sprudelstelen und einem Matschrelief aus Beton ergänzt. Ein kleiner Platz mit Bäumen schafft einen schattigen Aufenthaltsbereich für die Eltern, das neue Parkcafé ist auch nicht weit.

Im Zentrum, an der Schnittstelle beider Hauptwege entsteht ein kleiner Platz am Ufer – der Weiherplatz - mit dem pavillonartigen Gartenforum im Zentrum. Hier entsteht ein öffentlicher Begegnungsort sowohl für die Nutzer der Kleingartenanlage als auch für Besucher. Ein Parkcafé mit Außenterrasse orientiert sich mit breiten Sitzstufen zum Wasser. Hier entsteht ein stimmungsvoller Ort mit einem Holzdeck direkt an der Wasseroberfläche. Die dichte Ufervegetation rund um den Weiher wird ökologisch aufgewertet. An wenige Stellen durchstoßen einzelne Uferbalkone den dichten Ufersaum und geben den Blick auf die Wasserfläche frei. Nördlich an den Platz lagern sich Gemeinschaftsgärten mit Hochbeeten, Gewächshäusern und Permakulturen an. Hier ist jeder willkommen zum Mitgärtnern. Gemeinschaftlich genutzte Gartengeräte können im Forum verstaut werden. Die lange Gartenbautradition soll wieder aufleben und sichtbar in die Stadt getragen werden. Das Gartenforum ist dafür eine perfekte Ergänzung. Hier können ungezwungener Austausch zu Gartenthemen stattfinden aber auch gemeinsame Erntefeste gefeiert werden.

ARCHITEKTUR

Gartenforum im Kleingartenpark
Das Gartenforum auf dem Weiherplatz ist allseitig zugänglich und überspannt eine großzügige Fläche. Es kommuniziert zwischen unterschiedlichen Nutzungen, die rund um den Platz angesiedelt sind. Das geneigte Gründach überspannt eine eingeschossige, pavillonartige Struktur, die sich zur überdachten Terrasse des Cafés und dem Holzdeck direkt am Wasser öffnet. Das begrünte Dach schafft eine weitere Ebene der grünen Landschaft. Durch eine nachhaltige Bauweise aus Holz und naturnahen Materialien fügt sich der Pavillon in die Umgebung ein und setzt räumliche Akzente. Der ausladende Holzträgerrost des Dachs wird von zwei V-förmig geneigten Stützen getragen, die die einladende Geste verstärken. Die kreisrunde Öffnung im Trägerrost fasst einen Baum am Zugang vom Weiherplatz. Die Dachneigung betont die Haupträume in Richtung des Wassers durch ihre großzügige Raumhöhe, während die Funktionsräume im Nordosten niedriger ausgebildet sind.

Der Pavillon erzeugt eine Schnittstelle zwischen dem bestehenden Wegesystem und der neuen Gartenpromenade. Dicht an der neu angelegten Wegeachse positioniert, orientiert sich das Gebäude allseitig, wodurch Freiräume mit spezifischem Programm entstehen: Südwestlich öffnet sich das ruhige Café mit überdachter Terrasse zum Wasser und dem Holzdeck, sowie zum dicht bewachsenen Grünstreifen im Nordwesten. Der großzügigen Gast-, Seminar- und Vereinsräume sind nutzungsoffen und flexibel schaltbar, wodurch die Flächen unterschiedlich zoniert werden können. Die nordöstlich gelegene Funktionsschicht des Pavillons bedient umliegende Flächen innerhalb und außerhalb des Gebäudes. So entstehen öffentliche und halböffentliche Zonen im Innen- und Außenraum. Die Lagerräume für die Gartennutzung, erzeugen einen direkten Bezug zum Freilandlabor und der aktiven Zone am Bach- und Wasserspielplatz südöstlich des Gartenforums.

Aussichtsbauwerk Elbturm
Bereits von der Innenstadt aus ist der 21 Meter hohen Elbturm zu erkennen, der eine Brücke von Hauptbahnhof und ZOB zum Areal des neuen Uferparks schafft. Die Aussichtsplattform auf dem Deichplatz zieht die Aufmerksamkeit auf sich und bespielt die ehemalige Kuhlache und das dort entstehende Elbquartier. Die geometrische Grundform des Turms entwickelt sich in der Form von versetzten Polygone nach oben. Die Bauweise des Tragwerks ist nachhaltig aus Holz konzipiert. Die Hülle aus schmalen Holzlamellen schafft eine durchlässige Skulptur als Landmark des neuen Uferparks. Die 7-geschossige Holzstruktur öffnet sich punktuell in drei Richtungen. Die Öffnungen in der Fassade erzeugen spannende Blickbeziehungen und schaffen neue Perspektiven, sowohl auf die Innenstadt als auch auf die Elbe und die weitläufigen Elbwiesen. Die polygonale Struktur mit unterschiedlich geneigten Fassadenelementen im Nordosten des Turms bildet eine sehr geeignete Basis zur Nutzung als Kletterwand.

Im Inneren des Elbturms befindet sich im eingeschossigen Kern ein Bistro und eine öffentliche WC-Anlage sowie der Zugang zum Panoramaaufzug, der zur Aussichtsplattform auf dem Turm führt. Beim Erklimmen der Treppen und während der Fahrt im Aufzug, rückt der Trubel des Aktivparks in den Hintergrund. Auf der Plattform bietet sich ein anderer Blick über die Landschaft.

Weitere architektonische Interventionen an den Schnittstellen zur Elbe:
Die Flusstribüne markiert den Eingang zum Wegesystem und Rundweg in den Elbwiesen. Die Tribüne eröffnet das natürliche Spektakel der Landschaft im Großen Anger. Das Aussichtsdeck mit Sitzstufen lädt zur Naturbeobachtung ein. Die Lichtskulptur im Alten Elbhafen setzt einen weiteren architektonischen Akzent. Wie ein Leuchtturm setzt die Skulptur ein Landmark und signalisiert die Neuinszenierung des Hafens: Verschiedene Decks schaffen eine neue Aufenthaltsqualität und bieten eine neue Perspektive auf und über dem Wasser.

AUSSTELLUNGSKONZEPT – VERBINDUNG VON KULTUR- UND NATURLANDSCHAFT

Die Aspekte Nachhaltigkeit und Schutz wertvoller Ressourcen nehmen bei der Gartenschaukonzeption ebenso einen zentralen Stellenwert ein wie die reiche Gartenbautradition der Stadt Wittenberg. Zahlreiche Themengärten beschäftigen sich mit zukunftweisenden Themen wie Wassermanagement, Phytoremedation, Klimaresilienz und Artenvielfalt. Das Thema Nachhaltigkeit zieht sich als übergeordnetes Thema durch sämtliche Ausstellungsinhalte und schafft einen eigenständigen Erzählstrang. Themen die sich aus der Historie der Stadt ableiten, wie Maiblumenzucht und Gemüseanbau, definieren den zweiten Erzählstrang, der sich auf Themen der Nahrungsmittelproduktion von KI-gesteuerter Landwirtschaft bis zum lokalen Kleinstversorger oder gemeinschaftlich bewirtschafteten Almendegarten konzentriert. Das Gartenschaugelände besteht aus zwei räumlich getrennten Hauptbereichen – Stadtschau und Naturschau.

Der Eunikerpark als Teil der historischen Wallanlagen ist bereits eine hochwertige Parkanlage und beliebtes Ausflugsziel in der Altstadt. Die Parkanlage wird im Rahmen der Gartenschau zeitgemäß aufgewertet und punktuell um temporäre Ausstellungsinhalte ergänzt. Zusammen mit dem Tierpark entsteht hier ein familienfreundlicher Park als wichtiger Teil der Stadtschau. Ergänzt durch die innerstädtischen Gassen und Plätze entsteht eine abwechslungsreiche Runde durch die Stadtgeschichte mit einer hohen Erlebnisdichte inmitten der Altstadtkulisse. Der Gärtnermarkt wird zentral auf dem Marktplatz verortet, die temporäre Blumenhalle wird in den rückwärtigen Parzellen südlich der Collegienstraße untergebracht.

Die Hauptausstellungsbereiche befinden sich auf den zwischengenutzten Flächen des zukünftigen Elbquartiers. Hier wird ein Großteil der Ausstellungsbeiträge und Verbandsgärten konzentriert. Verschiedene Garten-Cluster verteilen sich auf die einzelnen Schollen und schaffen differenzierte Themenwelten. Ein mäandrierender Hauptweg verbindet alle wichtigen Inhalte miteinander, Nebenwege erschließen weitere Themen. Ein begleitendes Blütenband mit Wechselflor markiert die Hauptdurchwegung und ist wiederkehrendes Motiv auch in den anderen Gartenschaubereichen. Der Haupteingang Ost ist über die neue Speckebachpromenade gut an Nahverkehr und MIV angebunden. Hier werden stark frequentierte Angebote wie Hauptgastronomie, Biergarten und die große Veranstaltungsbühne untergebracht. Eine kleinere Parkbühne wird im Staudengarten des Eunikerparks verortet. Ergänzende Nutzungsbausteine wie Sportangebote oder Spielplätze werden dauerhaft ins Parklayout integriert und verteilen sich über das Gesamtgelände, mit einem Schwerpunkt im neu geschaffenen Aktivpark an der Elbe.

Der Große Anger ist flankierender Teil der Gartenschau und wichtiges Zwischenstück zwischen den beiden Hauptausstellungsbereichen. Als ökologisch wertvolle Fläche wird er behutsam entwickelt und der offene Charakter der weiten Wiesenflächen erhalten. Zur Zeit der Gartenschau lagern sich an die Wegstruktur Cluster aus ökologisch wertvollen Pflanzungen und Wieseneinsaaten an. Hierbei liegt der Ausstellungsschwerpunkt auf Themen des Arten- und Naturschutzes. Das neue Wegesystem orientiert sich an den bereits vorhandenen Feldwegen und verstetigt diese in einer prägnanten Form. Die Runde durch den Großen Anger wird durch drei Schwerpunktbereiche gegliedert –Augarten, Elbstrand und Flusstribüne. Die Wegesysteme lassen sich zu Rundwegeschleifen in unterschiedlicher Thematik und Länge verbinden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser:innen bedauern die schlechte Anbindung der Elbe und ihrer Auen an die Stadt und haben sich das Ziel gesteckt, mit einer gezielten Wegeführung den Fluss für die Wittenberger besser zu erschließen. Dies gelingt Ihnen augenscheinlich, wobei im Bereich des großen Angers die stringente Wegeführung schwer nachvollziehbar ist. Auch die Dimensionierung des südwestlich gelegenen Elbstrandes schießt über das Ziel hinaus und greift eventuell in Schutzbelange ein.

Die Wasserepisoden Flussufer, Feuchtwiesen, Uferterrassen, Aussichtsstege, der geöffnete Speckebach mit Bachspielplatz und Wassergärten eröffnen vielfältige und angemessene Erlebnisbereiche des Publikumsmagneten Wasser.

Der Uferplatz (westlicher Stadtplatz) bildet einen gut dimensionierten Auftakt für das Wegesystem des intensiven Uferparkes ab, ohne den dort entstehenden Höhenunterschied zum Elberadweg zu klären.

Der intensive Uferpark ist flächensparend und konzentriert mit Funktionen für Spiel und Sport ausgestattet und sparsam und ausreichend erschlossen. Der Deichplatz (östlicher Stadtplatz) ist hinsichtlich seines Umgangs mit der Höhensituation und seiner Ausrichtung der Sitzstufen gelungen, wurde aber hinsichtlich seiner Dimension kontrovers diskutiert.

Der am nördlichen Rand des Uferplatzes vorgesehene Elbturm wird mit 21m Höhe vom Augusteums und dem Lutherhaus gut wahrnehmbar sein, ohne das Situationen entstehen, die die Stadtsilhouette negativ beeinflussen.

Er ist aus polygonalen Teilen zusammengesetzt und beherbergt Kletterwand, Bistro, WC-Anlage und Information. Er markiert den Endpunkt mehrerer Sichtachsen. Die Platzierung im nördlichen Bereich der südlichen Platzanlage erscheint ebenso überzeugend wie seine Funktion als Bindeglied zwischen beiden Platzanlagen.

Das „Gartenforum“ genannte Multifunktionsgebäude in der Kleingartenanlage ist ebenfalls als Holzkonstruktion mit weit auskragendem Dach und begrünter Dachfläche vorgesehen. Die geschickte Setzung des Gebäudes schafft differenzierte Vor- bzw. Freiräume und stellt Bezüge in mehrere Richtungen her: zum See, zum südlich geplanten Bachspielplatz mit geöffnetem Stadtgraben und zum östlich angrenzenden Hauptweg. Der westlich entstehende Freiraum mit Terrassen und Holzdeck schafft einen urbanen Raum mit hoher Aufenthaltsqualität.

Geprüft werden sollte bei der Aufweitung des Stadtgrabens südlich des Gebäudes, ob die dadurch entstehende Gesamtsituation nicht zu kleinräumig wird. Hinsichtlich denkmalpflegerischer Belange bestehen keine schwerwiegenden Bedenken.

Hinsichtlich des Durführungskonzeptes der Gartenschau muss geprüft werden, ob die südlich dem Eingang Ost gelegene Achse zur Elbe, nicht im Sinne einer Gartenschau repräsentativer mit floralen Elementen gestaltet werden kann.

Der Unterhaltungsaufwand liegt im Vergleich zu den anderen Arbeiten im mittleren Bereich.
Gesamtplan Ausstellungskonzept

Gesamtplan Ausstellungskonzept

Vertiefungsbereich Elbquartier und Uferpark

Vertiefungsbereich Elbquartier und Uferpark

Schnitt Uferpark

Schnitt Uferpark

Ausstellungskonzept Elbquartier und Uferpark

Ausstellungskonzept Elbquartier und Uferpark

Weiherplatz mit Gartenforum als neues Zentrum im Kleingartenpark

Weiherplatz mit Gartenforum als neues Zentrum im Kleingartenpark

Gartenforum und Kleingartenpark Lageplan EG

Gartenforum und Kleingartenpark Lageplan EG

Gartenforum

Gartenforum