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Einladungswettbewerb | 07/2023

Assistenzbau zur Villa Baltic in Kühlungsborn

Blick von der Seepromenade

Blick von der Seepromenade

1. Preis

Preisgeld: 29.555 EUR

O&O Baukunst

Architektur

TOPOTEK 1

Landschaftsarchitektur

RSP Remmel+Sattler Ingenieurgesellschaft mbH

Tragwerksplanung

Müller-BBM Building Solutions GmbH

Bauphysik

hhpberlin - Ingenieure für Brandschutz GmbH

Brandschutzplanung

bildform.at

Visualisierung

Erläuterungstext

Zwei Pavillonbauten in versetzter Anordnung, verbunden durch einen Flachbau bilden im Park stehend zusammen mit der historischen Villa Baltic ein bauliches Ensemble von großer Offenheit und Durchlässigkeit. Schlank und leicht zeigt sich der Assistenzbau im Kontrast zur neobarocken Villa als filigrane Holzkonstruktion in der Tradition hölzerner Bäderarchitektur an der Ostseeküste, eingefasst in eine Schicht aus Veranden und Pergolen.

Allseitig vom Park umrahmt ist das Ensemble von allen Seiten offen zugänglich mit differenzierter Ausbildung von Freiräumen zu den verschiedenen Seiten. Während an der Westseite der öffentliche Park als grüne Fuge zur Ostseeallee und der Strandpromenade möglichst breit erhalten und offengehalten wird, entsteht auf der Ostseite des Neubaus an der Südseite der Villa ein zweiseitig gefasster Eingangshof. Hier am nördlichen Ende der wiederhergestellten historischen Allee entsteht das Entree des Ensembles mit getrennten Zugängen zur Villa Baltic und dem Assistenzbau.

Altbau und Neubau bilden jeweils eigenständige Adressen und ergänzen einander als Ensemble mit ihren unterschiedlich ausgerichteten Programmschwerpunkten. Oberirdisch verbindet eine überdachte Pergola die beiden Gebäude. Sie formuliert die Fuge zwischen Alt und Neu als einen offenen Durchgang, der zugleich die direkte fußläufige Verbindung zur Ostsee herstellt. Die Pergola fügt sich an den neuen Seiteneingang der Villa an, der mit neuer Freitreppe und Aufzug im Inneren die repräsentative und barrierefreie Erschließung des Hochparterres gewährleistet. Unterirdisch werden Alt- und Neubau baulich verbunden, wodurch auch eine direkte und funktional sinnvolle Anbindung des Altbaus an die Tiefgarage und den unterirdischen Teil der Anlieferung erfolgt. Die Aufteilung der in den Obergeschossen untergebrachten 106 Hotelzimmer und Suiten in zwei getrennten aufgehenden Baukörpern führt zu einer Gliederung der Baumasse in einem verhältnismäßigen Maßstab zur Villa und den umliegenden Bauten und dient außerdem der Vermeidung einer baulichen Trennung und Abriegelung des Parks, sowohl in nord-südlicher als auchost-westlicher Richtung. Die umlaufenden Veranden wirken als baulicher Filter zum öffentlichen Parkraum und bieten zugleich allen Gästen einen Freisitz als eine innenräumliche Erweiterung mit freiem Ausblick zur Ostsee oder in den Park.

Das Erdgeschoss des Neubaus gliedert sich in unterschiedliche Bereiche. Mittig zentral befindet sich der Eingang mit Foyer und zentralem Empfang, von dem man direkt in das großzügig verglaste Hotelrestaurant gelangt, welches sich nach Westen und Süden zum Park hin orientiert. Seitlich am Foyer liegt eine kleine Bar mit Blickbezug zur Villa Baltic. Zwei kurze Gänge führen in entgegen gesetzter Richtung zu den beiden vertikalen Erschließungen der Obergeschosse mit den Hotelzimmern.

An der Nordseite des Neubaus in Richtung Ostseeallee sind drei Ladengeschäfte untergebracht. Die vorgestellte Veranda erzeugt hier einen überdachten Umgang, der die offene Anbindung der Geschäfte zum Foyer herstellt und an das Wegesystem des Parks anschließt. Im südlichen Gebäudeteil befindet sich Spa-Bereich mit einem Schwimmbad, das von innen nach außen führt. Das Freibad im Außenraum wird durch eine begrünte Pergola gefasst. Diese dient als ein räumlicher Abschluss zum Park und als Schatten spendender Filter und Blickschutz, der eine Kontrolle des Zutritts ermöglicht. Die Tiefgarageneinfahrt und die Anlieferung befinden sich an der südöstlichen Seite des Gebäudes mit Zufahrt von Nord- Osten über die Ostseeallee. Dieses Konzept der Zuwegung erfolgt vor dem Hintergrund der Vermeidung langer Wege und störender Durchfahrten durch den öffentlichen Park sowie dem Entwurfsziel nach Wiederherstellung eines zusammenhängenden öffentlichen Landschaftsgartens im Westen und Süden nach weitestgehend historischem Vorbild.

Verfasser: Florian Matzker
Team: Hendrik Otto, Andreas F. Rosian, Constantin Riekehr, Sophia Frischmuth, Helena Schmucker

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Entwurfsverfasser:innen schlagen zwei kompakte, rechteckige Bauvolumen für den Neubau des Assistenzbaus der Villa Baltic vor. Diese werden über einen eingeschossigen, gläsernen Verbindungsbau miteinander verbunden und sind über eine leichte, offene Pergola an die Villa Baltic auf dem Geländeniveau des Parks angebunden.

Durch das geschickte Versetzten der Bauvolumen und das Zurückweichen von der Bauflucht der Villa Baltic an der Ostseeallee wird ein gefasster Vorhof als Ort des Ankommens für den Haupteingang des Hotels an der Südfassade der Villa Baltic ausformuliert.

Es entsteht auf eine sehr selbstverständliche Weise eine gekonnte, fließende Raumabfolge in Nord-Süd-Richtung durch die Baumallee des Baltic Parks, über den neuen Vorhof der Villa Baltic bis zur Strandpromenade an der Ostseeallee im Norden.

Dienende Funktionen wie die Zufahrt der Tiefgarage an der Ostfassade des südlichen Bauvolumens werden in den funktionalen Ablauf eingebunden und aus den einsehbaren Bereichen hinausgezogen.

Kritisch wird an dieser Stelle die Verortung der Anlieferung aufgrund einer komplexen Erreichbarkeit des Zulieferverkehrs und der damit einhergehenden Störungen für die Hotelgäste gesehen.

Dennoch besticht die städtebauliche Setzung mit ihrer angemessenen Maßstäblichkeit aus Sicht der Jury in ihrer Einfachheit, ihrer räumlichen Qualität für die Landschaftsräume des Baltic Parks und der zukünftigen Hotelnutzung. Aus Sicht der Jury wird die Villa Baltic würdevoll in das neue Ensemble eingebunden und ihre Präsenz durch die Qualitäten der ausgestalteten Außenbereiche gesteigert.

Die innere Organisation der Grundrisse besticht durch eine einfache und prägnante Struktur, welche aus der gestaltprägenden Logik der vorgeschlagenen Holzkonstruktion hervorgeht. So lassen sich Hotelzimmer für unterschiedliche Nutzergruppen organisieren und die Struktur verspricht eine große Flexibilität in einer möglichen weiteren Überarbeitung des Nutzungsprofils.

Die Erschließung des Neubaus erfolgt über den verglasten, eingeschossigen Zwischenbau und unterstützt mit seiner Transparenz das Konzept der freistehenden Pavillons im Park. Hier finden das Foyer mit dem assistierenden Hotelempfang und das Hotelrestaurant ihren Platz und bilden eine zentrale Verteilzone für die verschiedenen Nutzungsbereiche des Erdgeschosses und der Hotelzimmer in den Obergeschossen der beiden Baukörper.

Kritisch wird hier die Nähe der Außenbereiche der Gastronomie und des Spa Bereiches gesehen. Weiter sind die Flächenangebote der Spa Bereiche zu knapp bemessen; auch die Zimmergrößen liegen insgesamt im Durchschnitt unterhalb des geforderten Maßes.

Die konstruktive Logik der Fassaden überzeugt die Jury mit ihrem architektonischen Ausdruck. So erzeugen die vorgestellten Balkone den Eindruck eines zurückgestaffelten Gebäudevolumens, welcher die Gebäudehöhen der Villa Baltic würdigt und stellen den Hotelzimmern großzügige und qualitätsvolle Freisitze zur Verfügung.

Die einfache und schlichte Sichtbarkeit der tektonischen Elemente der Fassaden verleihen den Volumen eine angenehme Präsenz und Filigranität und finden Anlehnung an die Ausgestaltung der Fassaden der Villa Baltic.

Insgesamt empfindet die Jury die konstruktive Ausgestaltung als eine moderne und unaufgeregte Antwort auf die Anforderungen einer zeitgemäßen Architektursprache, wenngleich die Langlebigkeit des Fassadenmaterials unter den besonderen Witterungsbedingungen an der Ostsee durchaus auch als kritisch (Alterungsprozess, Haltbarkeit, etc.) bewertet wird.

Denkmalpflegerische Einschätzung

Die Auflösung des Assistenzbaus in zwei Baukörper führt zu einer städtebaulich überzeugenden Lösung.

Die Höhenentwicklung und Freiräume respektieren das Erscheinungsbild der Villa Baltic.

Als problematisch wird die verkehrstechnische Erschließung im Osten bzw. Süden der Villa Baltic gesehen.

Die Haltbarkeit der Holzbauteile wird hinterfragt.

Insgesamt ein gelungener Entwurf, der als denkmalpflegerisch zustimmungsfähig angesehen wird.
Schwarzplan

Schwarzplan

Lageplan M 1:500

Lageplan M 1:500

Blick auf den Hoteleingang

Blick auf den Hoteleingang

Blick auf die Villa Baltic und die Ostsee

Blick auf die Villa Baltic und die Ostsee