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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2023

Zukunft Nord - Baufeld 12 Greenville in Karlsruhe

Perspektive Süd

Perspektive Süd

1. Preis

Preisgeld: 25.000 EUR

architekturbüro ruser + partner mbb

Architektur

Erläuterungstext

Entwurfsverfasser: Sebastian Wünsch; Mitarbeiter: Rémy Berton, Cordula Rauchholz, Josef Lucas

Zukunft Nord Greenville – Baufeld 12

Mit „Zukunft Nord Greenville“ entsteht in den nächsten Jahren ein neues, lebendiges und vielfältiges Stadtquartier innerhalb der Nordstadt sowie der Gesamtstadt Karlsruhe. Der Quartiersplatz hat eine zentrale Funktion in diesem Gebiet. Er soll Aufenthaltsqualität bieten und zum Treffpunkt für Bürgerinnen und Bürger werden. Aufgabe des vorliegenden Wettbewerbs ist das Gebäude auf Baufeld 12, das die nördliche Platzkante definiert und architektonisch-gestalterisch eine prominente Rolle innerhalb des Stadtgefüges einnimmt. Entstehen soll ein Wohn- und Geschäftshaus mit mehreren Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss sowie Wohnen in den Obergeschossen.

Baukörper | Nutzungen

Das Sockelgeschoss des Gebäudes ist in Materialität und Ausgestaltung massiv gehalten. Durch die im Bebauungsplan vorgeschlagene, den Quartiersplatz umschließende Arkadenzone betritt man die Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss. Die Wohnnutzung befindet sich in den Obergeschossen. In der eingeschossigen Tiefgarage befinden sich die geforderten Pkw- und Fahrradstellplätze sowie weitere Nebenräume (Haustechnik, Abstellräume für die Wohnungen).

Die Wohnungen werden über einen Laubengang auf der Nordseite des Gebäudes erschlossen, der den Baukörper in drei Bauteile aufgliedert. Darüber hinaus strukturieren tief eingeschnittene Loggien die Wohnetagen und lockern die durch die Gesamtlänge des Baukörpers entstehende Massivität auf. Durch die Betonung der Geschossdecken in der Fassade der Wohnetagen lässt sich deren Geschossigkeit ablesen. Während im ersten bis dritten Obergeschoss nur Geschosswohnungen untergebracht sind, beinhaltet das vierte und fünfte Obergeschoss auch zweigeschossige Maisonettewohnungen. Das oberste Geschoss ist als (durch den Bebauungsplan hier zugelassenes) Staffelgeschoss ausgebildet, wobei wie auch im Gestaltungshandbuch vorgeschlagen auf Rücksprünge zum Quartiersplatz hin zugunsten eines klaren und ruhigen Dachabschlusses bewusst verzichtet wurde.

Erdgeschoss | Gewerbe

Die zentrale Nutzung im Erdgeschoss stellt der Biosupermarkt dar. In der fast 800 m² großen Verkaufsfläche sind im Uhrzeigersinn die üblichen Verkaufsbereiche angeordnet (Backwaren, Obst- und Gemüseabteilung, Getränke, Kühl- bzw. Tiefkühlprodukte, sonstige Lebens- und Verbrauchsmittel). Angegliedert befindet sich eine Nebenraumzone (Anlieferung/Technik/Lager), welche neben den Sozial- und Umkleidebereichen auch das Marktleiterbüro beinhaltet.

Im westlichen Gebäudeteil ist eine Gastronomie (mit entsprechenden Nebenräumen Richtung Nordosten) untergebracht. In den warmen Monaten ist neben den Sitzmöglichkeiten im Gastraum eine Bestuhlung im Außenbereich geplant, die für eine Belebung des Quartierplatzes sorgt. An der östlichen Ecke des Gebäudes unterstützt ein Fahrradladen mit kleiner Werkstatt den Anreiz der Fahrradnutzung im neuen Quartier. Zwischen Biosupermarkt und Durchgang zum Innenhof im Westen befindet sich außerdem eine kleine Bäckereifiliale.

Die Arkaden sind Erschließungszone zu den Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss und schaffen den Übergang vom Quartiersplatz in das Gebäude. Durch die in die Arkadenstützen integrierte Sitzmöglichkeiten und die Gastrobestuhlung entsteht in dieser Zone Aufenthaltsqualität. Darüber hinaus sind hier weitere notwendige Nutzungen untergebracht (Einkaufswägen des Biosupermarktes, Fahrradabstellplätze, Präsentationsfläche des Fahrradladens, etc.).

In den durch die Laubengänge entstehenden Gebäudefugen befinden sich die Treppenaufgänge zu den Wohnetagen sowie die Aufzüge. Die Müllräume in entsprechender Größe sind, wie im Bebauungsplan gefordert, in das Gebäude integriert (jeweils in der Nähe der Erschließungen).

Obergeschosse | Wohnen

Die unterschiedlichen Wohnungsgrößen basieren auf dem Grundtyp der 3-Zimmerwohnung. Durch Wegnahme oder Ergänzung einzelner Zimmer entstehen dann 2- und 4-Zimmerwohnungen. Die Maisonettewohnungen im vierten/fünften Obergeschoss entwickeln sich aus der Breite der 2-Zimmerwohnungen. Die westlichen und östlichen Gebäudeteile beinhalten Sondertypen (weitere 3-/ 4-/ 5-Zimmerwohnungen).

Die unterschiedlichen Wohnungsgrößen verteilen sich über das gesamte Gebäude. Eine Differenzierung der Wohnungen in freifinanzierte und staatlich geförderte Wohnungen entsteht vor allem durch unterschiedliche Ausstattungsstandards (zum Beispiel Bodenbeläge, Einbaumöbel, Sanitärgegenstände, etc.), wodurch auch diese über alle Bereiche verteilt sind. Dadurch wird die gewünschte Durchmischung der verschiedenen Nutzergruppen erreicht. Da alle um den zentralen Wohnraum gruppierten Zimmer eine ähnliche Größe haben, sind die Wohnungen flexibel für verschiedene Zielgruppen nutzbar (Familien, Wohngemeinschaften, Paare im Homeoffice, etc.).

Das Herzstück aller Wohnungen sind die Loggien zum öffentlichen Raum hin. Diese erweitern die darum liegenden Wohnräume und Zimmer als geschützten, privaten Außenraum. Durch verschiebbare, einfache Verglasungen zum öffentlichen Raum hin werden sie zusätzlich zu Pufferzonen bzw. Wintergärten in den kühleren Jahreszeiten. Die Wohnbereiche und geschlossenen Räume gruppieren sich um die Loggien. Mögliche Kinderzimmer liegen geschützt im Zentrum der Wohnung, ein Home-Office Platz wird in den größeren Zimmern vorgesehen.

Die Wohnungen weisen einen offenen Grundriss vom Wohnzimmer über die Küche zum Essbereich hin auf („Durchwohnen“), wodurch ein Blick vom Eingangsbereich durch die Wohnung nach Draußen möglich wird. Die Grundrisse sind so weit optimiert, dass die Erschließungszone entfällt. Dadurch erhalten alle Wohnungen gut proportionierte Räume. Jede Wohnung verfügt über ein Tageslichtbad, die 4- und 5-Zimmerwohnungen erhalten zusätzlich ein Gäste-Badezimmer.

Erschlossen werden die Wohnungen größtenteils über begrünte Laubengänge. Diese weiten sich vor den Zugängen auf und schaffen so eine halbprivate Vorzone zu jeder Wohnung, welche auch zu Kommunikation und Austausch mit den Nachbarn einlädt. Um auf einen Windfang innerhalb der Wohnungen verzichten zu können, werden Teile der Laubengangerweiterungen durch einfache Glasscheiben vor der Witterung geschützt. In diesem Bereich können auch Kinderwägen etc. abgestellt werden. Im ersten Obergeschoss erweitert sich der Laubengang auf dem Dach des Biosupermarktes (größere Gebäudetiefe im Erdgeschoss) zu einer öffentlichen Terrasse, welche für alle Bewohner für gemeinsame Aktivitäten nutzbar ist (Treffen, Feiern, Grillen, urban gardening, etc.).

Tiefgarage | Außenanlagen

Unter Baufeld 11 und Baufeld 12 liegt die gemeinsame Tiefgarage nach EAR 05 mit Zufahrt von der Quartierstraße aus sowie die Durchfahrt zur Tiefgarage unter Baufeld 9. Alle Stellplätze aus der Wohnnutzung sind unter Berücksichtigung des im Bebauungsplan zugelassenen Reduktionsfaktors von 0,9 in der Tiefgarage nachgewiesen (Baufeld 11: 47 Stellplätze / Baufeld 12: 55 Stellplätze). Für die Gewerbenutzung im Erdgeschoss des Gebäudes Baufeld 12 sind weitere vier Stellplätze in der Tiefgarage vorhanden, die restlichen müssen (wie durch die Auslobung in Aussicht gestellt) auf Baufeld 13 nachgewiesen werden, um weiterhin eine eingeschossige Tiefgarage realisieren zu können. Ein Nachweis aller notwendigen Stellplätze in der Tiefgarage unter Baufeld 11/12 wäre gegebenenfalls durch die Herstellung von Doppelparkern für Teile der Wohnnutzung denkbar.

Ebenso befinden sich zwei Drittel der nach LBO notwendigen Fahrradabstellplätze (Baufeld 11: 69 Stück / Baufeld 12: 81 Stück) in geschlossenen Räumen in der Nähe der Zufahrtsrampe bzw. den Aufzügen. In diesem Bereich finden sich auch die in der Aufgabenstellung zusätzlich geforderten 0,6 m² pro Wohnung für weitere Transporthilfemittel. Für jede Wohnung befindet sich ein Abstellraum in Erschließungs- und Aufzugsnähe (Baufeld 11: 52 Stück / Baufeld 12: 61 Stück).

Die Treppenhäuser mit Aufzügen erschließen im Gebäude auf Baufeld 12 alle Geschosse inklusive des Tiefgaragengeschosses, hier sind auch die entsprechenden Technikräume angegliedert. Für die drei Gebäude auf Baufeld 11 befinden sich Erschließungskerne mit Treppen und Aufzügen sowie angelagerten Technikräumen unter jedem Gebäude.

Der Tiefgaragenbereich unter Baufeld 12 nutzt die durch den B-Plan hier zulässige GRZ von 1,0 komplett aus; die ebenfalls dort aufgeführte GRZ von 0,6 für das Baufeld 11 wird durch die Tiefgarage in diesem Teil leicht überschritten. Die Tiefgarage weist in der Blockmitte eine große Aussparung auf, in welcher die großen Bäume mit Erdanschluss stehen können. Auf der Tiefgaragendecke sind damit nur Sträucher und kleinere Bäume auf einer leichten Anschüttung (beziehungsweise Hecken/Büsche in Baufeld 11 in erhöhten Bereichen) notwendig. Damit wird eine geringe Höhenlage der Tiefgarage möglich, welche sich positiv auf die Länge der Abfahrtsrampe sowie die Aushubmenge auswirkt.

In der Blockmitte befindet sich der gemeinsame Spielplatz zu Baufeld 11 und Baufeld 12 (wobei der für Baufeld 12 nötige Anteil auch auf dem Grundstück von Baufeld 12 liegt). Neben den restlichen überdachten Fahrradabstellplätzen für Baufeld 12 befindet sich an der Rückwand des Biosupermarktes ein weiterer Zugang zur Tiefgarage. Diese Wand ist komplett begrünt und schafft so eine Verbindung der Vegetation im Innenhof zur Begrünung der Laubengangkonstruktion.

Erschließung | Anlieferung

Alle Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss sind über die den Quartiersplatz umschließende Arkadenzone zugänglich. Zusätzlich gibt es jeweils von den Haupteingängen getrennte Mitarbeiterzugänge im hinteren Gebäudeteil. Die Anlieferung des Biosupermarktes erfolgt von der Quartierstraße im Osten aus. Eingehende Waren werden über einen Anlieferbereich und das Lager in den Verkaufsraum eingebracht. Auch die Anlieferung des Fahrradladens funktioniert von der Quartierstraße im Osten her. Die Gastronomie und die Bäckereifiliale werden entweder über die Gebäuderückseite oder über den Quartiersplatz durch den Gebäudedurchgang im Westen ebenfalls von hinten angeliefert.

Die Wohnetagen werden größtenteils über offene Treppen erschlossen, welche sich in den Fugen zwischen den Gebäudeteilen befinden. Hier sind auch die Aufzüge angeordnet. Laubengänge führen dann in die einzelnen Wohnungen. Die Laubengänge können als leichte Konstruktion und damit sehr kostengünstig erstellt werden, sparen Platz und Kosten durch die Reduzierung von Erschließungskernen und dienen darüber hinaus als Kommunikationszone für die Bewohner. Lediglich der östliche Gebäudeteil wird durch ein innenliegendes Treppenhaus mit Aufzug erschlossen.

Fluchtwege | Barrierefreiheit

Alle Nutzungen im Erdgeschoss können ebenerdig entfluchtet werden. Die Wohnungen in den Obergeschossen haben ihren ersten und zweiten Fluchtweg über die Laubengänge, zusätzlich ist eine Anleiterung über den Quartiersplatz denkbar. Der erste Fluchtweg für den Gebäudeteil im Osten erfolgt über das innenliegende Treppenhaus, der zweite Fluchtweg wird über eine Anleiterung von der Quartierstraße im Osten aus sichergestellt. Die Tiefgarage verfügt über ausreichend viele Fluchttreppen.

Da die Aufzüge alle Etagen anfahren, ist jede Wohnung barrierefrei erreichbar. Bis auf die Maisonettewohnungen sind alle Grundrisse darüber hinaus so konzipiert, dass sie durchgängig barrierefrei nutzbar sind (was beispielhaft im Grundriss 2./3. Obergeschoss dargestellt und nachgewiesen ist). In der Tiefgarage stehen jeweils den Erschließungskernen zugeordnete Stellplätze für Behinderte zur Verfügung.

Konstruktion | Tragwerk

Um die für die hier angeordneten Nutzungen notwendigen Spannweiten zu ermöglichen, werden das Erdgeschoss und die Tiefgarage aus Stahlbeton errichtet. Die Stützen im Erdgeschoss liegen hierbei unter den Achsen der Obergeschosse und auf Unterzügen in der Tiefgarage auf.

Die Obergeschosse werden in Holzhybridbauweise errichtet. Die Außenwände sind in Holzständerbauweise, die Wohnungstrennwände in Holzmassivbau vorgesehen, um den Schallschutz zu optimieren. Bei den größeren Wohnungstypen sind auch einzelne Innenwände tragend ausgebildet, um wirtschaftliche Spannweiten für die HBV-Decken zu gewährleisten. Deren Aufbetonschicht bietet weitere Vorteile für den Schallschutz und bringt zusätzliche Speichermasse in das Gebäude. Lediglich vom dritten zum vierten Obergeschoss verspringen die Wohnungstrennwände für die Maisonettewohnungen, weshalb die Decke zwischen diesen beiden Geschossen entsprechend stärker ausgebildet wird. Die Treppenhauswände und Aufzugsschächte werden als aussteifende Stahlbetonkerne ausgebildet, die Laubengänge als leichte Konstruktion vor das Gebäude gestellt.

Haustechnik | Bauphysik

Die Erschließung der Wärmeversorgung erfolgt bestenfalls über einen Anschluss an das geplante Fernwärmenetz der Stadt Karlsruhe. Alternativ ist eine dezentrale, baufeldbezogene Lösung denkbar mittels Grundwasser-Wärmepumpen oder Erdwärmepumpen jeweils in Kombination mit der ohnehin vorgesehenen Photovoltaikanlage auf den Dachflächen. Die Raumheizflächen in den Wohnetagen sind vollflächig als Fußbodenheizung geplant. Die Bäder erhalten zusätzlich zur Fußbodenheizung einen Heizkörper, welcher als Handtuchwärmekörper ausgeführt werden soll. Die Verkaufsfläche des Biosupermarktes erhält voraussichtlich (nutzerabhängig) eine eigenständige Lüftungsanlage, welche an der Decke über dem Lager montiert werden kann und auch die Beheizung und Klimatisierung der Fläche übernehmen würde. Die Haustechnik der weiteren Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss wird über das vorhandene Gebäudenetz aus den Technikräumen in der Tiefgarage versorgt.

Die Zu- und Abluft der Wohnungen erfolgt über zentrale RLT-Geräte in den dafür vorgesehenen Technikzentralen in der Tiefgarage mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung und sparsamen EC-Ventilatoren. Zur Verteilung und Schallreduktion sowie der Einstellung der Luftmenge in den Wohnungen werden so genannte MultiZoneBoxen eingesetzt. Jede Box verfügt über eine autarke Regelung und ermöglicht dadurch eine den Wünschen der Nutzer angepasste Luftmenge. Die Luftverteilung innerhalb der Wohnungen erfolgt oberhalb der Abhangdecke im Bad- und Flurbereich. Die Ausbreitung von Sprachschall innerhalb der Nutzungseinheiten wird durch die Verwendung von Telefonieschalldämpfern verhindert.

Sämtliches Regenwasser wird über Regenwassergrundleitungen auf der Tiefgaragendecke in den Bereich der Tiefgaragenaussparung geführt und dort in entsprechenden Retentionsmulden gesammelt, gereinigt und anschließend anteilig der Versickerung und Verdunstung zugeführt. Dies sorgt neben der Begrünung der Laubengangkonstruktion zusätzlich für eine Verbesserung des Mikroklimas.

Die Minimierung der Nutzung von künstlichem Licht in den Wohnungen sowie die Sammlung von Sonnenenergie in den Wintermonaten wird durch die großzügigen Fensteröffnungen nach Süden unterstützt. Gleichzeitig schützen die Loggien vor der Einstrahlung der Sommersonne im Süden, ergänzt durch außenliegende Rollläden für den sommerlichen Wärmeschutz. Die Loggien funktionieren sowohl in den kälteren wie auch in den wärmeren Jahreszeiten als Klimapufferzone für die dahinterliegenden Wohnräume. Die Dachflächen sind begrünt und soweit möglich mit Photovoltaik belegt. Der Einbau einer zentralen, mikroprozessorgesteuerten Regelungstechnik (DDC-Regelung) für die Mess- Steuer- und Regelungstechnik wird empfohlen.

Materialität | Nachhaltigkeit | Wirtschaftlichkeit

Das Gebäude ist nach den Grundsätzen des nachhaltigen Bauens konzipiert. Die Wahl der Baustoffe richtet sich nach guter Recyclingfähigkeit sowie leichter Demontagefähigkeit und Trennbarkeit. Holz als nachwachsender Baustoff ist ideal für die Konstruktion der Wohngeschosse, die Stahlbetonteile können in Recyclingbeton umgesetzt werden. Durch den Einsatz von Photovoltaik auf den Dächern ist es möglich, den Mietern eigenen Strom zur Verfügung zu stellen. Insbesondere Fassade und Dächer werden energieeffizient geplant und ausgeführt, um die höchsten Wärmeschutzstandards zu erreichen und Energieverluste zu minimieren.

Um die Holzbauweise der Wohnetagen auch an der Hülle sichtbar zu machen, wird in den Obergeschossen eine Fassade mit vertikaler Holzverschalung vorgeschlagen, deren Oberfläche mittels einer Keim-Holzschutzfarbe in einem prägnanten grünen Farbton gestaltet werden kann. Ein konstruktiver Holzschutz wird durch viele zurückspringende Bauteile und die tiefen Loggien erreicht und macht den Einsatz von Holzfenstern denkbar. Die sichtbaren Teile der Betonkonstruktion im Erdgeschoss und die Geschossdeckenstreifen zwischen den Obergeschossen sind in hellen Betonfertigteilen geplant. Die Laubengänge sind als einfache Stahlkonstruktion mit einer Lauffläche aus Betonfertigteilplatten gedacht, die Absturzsicherungen der Laubengänge als leichtes, durch Gerüstkletterpflanzen begrüntes Edelstahlnetz.

Die Wohnungen sind mit wertigen, langlebigen Materialien ausgestattet, zum Beispiel einem Holzfußboden, der viele Male abgeschliffen werden kann, sowie sichtbaren Untersichten der Holzdecken, welche keinen weiteren Anstrich und Überarbeitung erfordern. Diese Materialauswahl sorgt für ein gesundes Raumklima. Die Bäder erhalten großformatige, pflegeleichte Feinsteinzeugplatten, die sich gut mit Sanitärobjekten kombinieren lassen.

Eine hohe Wirtschaftlichkeit in der Erstellung des Gebäudes ist gegeben. Durch sich immer wiederholende Grundrisstypen ist der Einsatz von effizienter Vorfertigung möglich, gleichartige Bäder sind sogar in Modulbauweise denkbar. Die Verwendung von sich wiederholenden Fensterformaten ermöglicht Skaleneffekte bei der Herstellung. In der Planung ist mit Hilfe von 3D-Tools und dem Einsatz von BIM die Übergabe der CAD-Daten an die ausführenden Firmen möglich und es können Einsparungen bei der Werkstattplanung erreicht werden. Die Verkürzung der Bauzeit durch Vorfertigung bietet außerdem zusätzliches Potenzial zur Kostenreduktion.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf präsentiert sich als ruhiger, sensibel gegliederter Baukörper. Durch die Ablesbarkeit der Geschossdecken in der Fassade wird die Horizontale betont, die Arkaden zeigen sich als mäandrierendes Band mit klarer Bodenhaftung. Städtebaulich wird eine selbstbewusste Platzkante geschaffen, die durch einen offenen Durchgang an der richtigen Stelle zwischen Platz und Hofraum vermittelt.

Die Erdgeschossnutzungen sind gut platziert und proportioniert, alle notwendigen Funktionen, wie z.B. die Anlieferung, sind gut abgebildet. Auch der Umgang mit dem ruhenden Verkehr ist funktional gelöst. Es gelingt, den Bau sehr sparsam und dennoch qualitätsvoll mit nur drei Treppenhäusern zu erschließen. Ein Laubengang auf der Nordseite wird - mit unterschiedlichen Tiefen - als kommunikative Zone ausgebildet. Die Treppenhäuser sind alle natürlich belichtet, es gibt eine gute Orientierung und Adressbildung.

Durch die Wahl des Erschließungssystems gelingt eine gute Abstufung zwischen öffentlich und privat, zwischen Hofgemeinschaft und Nachbarschaft. Das Dach des Erdgeschosses wird im Hof als gemeinschaftlich nutzbare Fläche ausgebildet. Die Gestaltung dieser Flächen wirkt jedoch noch etwas spärlich, es gelingt nicht, die Qualitäten zu vermitteln, die dieser Bereich als begrünter Dachgarten für die Bewohner: innen entfalten könnte. Die Berankung der Nordfassade wird begrüßt, ist jedoch nur als erste Skizze nachgewiesen. In anderen Bereichen der Fassade bleibt das Thema gänzlich offen.

Die Grundrisse der Wohnungen sind klar gegliedert und modular aufgebaut, die damit verbundene Flexibilität wird sehr positiv gewertet. Es werden unterschiedliche Wohnungsgrößen angeboten mit durchgehend sehr guten Wohnqualitäten. Die Grundrisse sind intelligent entwickelt, die Wohnungen zweiseitig gut belichtet, sie verfügen über ein Tageslichtbad und sind mit sehr gut proportionierten und damit sehr gut nutzbaren privaten Freibereichen versehen, die richtigerweise als Loggien ausgebildet sind.

Innenleben und Fassade des Gebäudes sind kongruent entwickelt: die oberen zwei Geschosse nehmen Maisonette Wohnungen auf, was sich im Erscheinungsbild widerspiegelt. Im 4. und 5. OG bilden sich Atrien aus, die durch eine durchgehenden Attika zusammengehalten werden. So wird eine „perforierte Dachlandschaft“ vermieden, was positiv gewertet wird.

Der Anteil der sozial geförderten und freifinanzierten Wohnungen entspricht den Vorstellungen des Auslobers, ein Wohnungsgrößenmix ist gut abgebildet. Die im Bebauungsplan vorgeschriebene Geschossigkeit wird zum Platz hin jedoch nicht vollständig eingehalten, was von Seiten der Stadt kritisch gesehen wird.

Das Gebäude steht, konsequent aus der architektonischen Idee entwickelt, auf einem massiven Sockel, die Geschosse darüber sind in Holzhybridbauweise vorgesehen. Eine vertikale, grün eingefärbte Holzverschalung verleiht der Fassade einen ganz eigenen Charakter. In Bezug auf die Kennwerte ist eine wirtschaftliche Realisierung zu erwarten.

Dem Entwurf gelingt es sehr gut, die komplexen Anforderungen der Aufgabenstellung in ein tragfähiges und überzeugendes Gesamtkonzept zu integrieren: Ein wertvoller Vorschlag für einen gemischt genutzten Stadtbaustein mit großen städtebaulichen Qualitäten, einem schlüssigen Wohnkonzept und einer zu erwartenden Impulswirkung auf die Quartiersentwicklung „Zukunft Nord - Greenville“.
Ansicht Nord

Ansicht Nord

Lageplan

Lageplan

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Innenraum

Innenraum