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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2023

Grüner Loop und Aktivitätspark Oberbillwerder in Hamburg

3. Preis

Preisgeld: 30.000 EUR

TREIBHAUS Landschaftsarchitektur Berlin/Hamburg

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

GRÜNER LOOP UND AKTIVITÄTSPARK - Ein Wandelpark für Oberbillwerder

Lesart – Park als Bindeglied
Das öffentliche Parksystem aus Grünem Loop und Aktivitätspark ist das wichtigste Bindeglied des neuen Stadtteils Oberbillwerder. Schaffen die zentrale urbane Achse und die einzelnen Quartiersplätze charakterstarke Adressen im Quartier, wirkt der Park dagegen in einem größeren Maßstab als verknüpfende Freiraumeinheit mit besonderen klimatischen, ökologischen und infrastrukturellen Aufgaben. Kernidee ist es, in der bunten Vielfalt des neuen Quartiers einen großzügigen, grünen Freiraum zu schaffen, der für Bewohner*innen und Besucher*innen ein Ort der Ruhe und Weite sowie Aktivität und Dichte zugleich ist. 

Leitpfeiler - Vier Kernthemen
Das Parksystem entsteht im Zusammenspiel von vier Kernthemen: Topografie, Wassermanagement, Vegetationsentwicklung und Nutzungsvielfalt. Diese Kernthemen werden jeweils für sich betrachtet, stehen als Systeme aber in Relation und Wechselwirkung zueinander. Durch das Zusammenspiel entstehen vielfältige Lebensräume für Mensch, Pflanze und Tier. Ziel ist es ein Zusammenspiel der Prozesse und Kreisläufe zu entwerfen, welches kuratiert zu einem ortsspezifischen, dynamischen Park-Bild führt.

Leitidee – Park im Wandel
Das gesamte Parksystem steht unter der übergeordneten Idee eines Parks im Wandel. Als Teil einer langfristigen Quartiersentwicklung entsteht er Schritt für Schritt. Er ist das starke Freiraumgerüst des Quartiers mit einer sich wandelnden Füllung. Als öffentlicher Raum ist er Spiegel der sich stätig wandelnden Stadtgesellschaft und ihrer Bedürfnisse. Mit seiner Anpassungs- und Wandlungsfähigkeit reagiert er auf die Auswirkungen des Klimawandels mit stark wechselnden Wetterereignissen von extremer Trockenheit zu Starkregenperiode. Zur Einsparung von CO2 und Kosten werden neben Sand und Oberboden für die Topographiemodellierungen auch Recyclingmaterialien als Füllmaterial (Spiel-Werder) und Basis für die Sukzessionsflächen verwendet. Aus den durch Aufschüttung und Wassermanagement künstlich entstehenden Standortbedingungen heraus, entsteht eine dynamische Vegetation im Wandel zwischen kuratierter Sukzession und präzise gesetztem Großbaum.

Konzept – Verwobene Freiraumbänder
Der Park im Wandel besteht aus verwobenen Freiraumbändern, die situativ auf die unterschiedlichen städtebaulichen Situationen des Quartiers reagieren. Dabei wird zwischen dem urbaneren, stärker gefassten Südstrang, dem offeneren Nordstrang, den beiden linearen Gräben und dem flächig strukturiertem Aktivitätspark im Osten räumlich und atmosphärisch unterschieden.
Topographieband
Durch die standortbedingte Aufschüttung des gesamten Quartiers (eine Art künstlichen Werder) wird Topografie im eigentlich flachen Terrain des Elbschwemmlandes zu einem wichtigen Gestaltungsthema im Park. Das Spiel mit Topografie schafft spannende Räume und definiert Vegetations- und Nutzungsstandorte. Sand ist ein wertvolles Gut. Daher wird, um Kosten zu reduzieren und CO2 beim Transport zu sparen, versucht den Materialeinsatz durch Flächenabsenkung und durch Einsatz von Recyclingmaterial (Second-Hand-Park) zu verringern.
Wasserband
Im gesamten Park prägen Retentionsräume, Wasserflächen und vielfältige Uferbereiche den Charakter. Die Ausbildung der Ufer variiert je nach Kontext. Im dichteren Südstrang dominieren weiche modellierte Ufer mit Zugängen und teilweise integrierten Landschaftsstufen. Im Nordstrang sind die Ufer stärker abgeflacht und in die Breite gezogen. Die Gräben verbinden als gerichtete Struktur das Wassersystem. Über die Führung der Wasserläufe, durch Aufweitungen und Verengungen wird das Wasser als atmosphärisches Element im Park inszeniert und gleichzeitig als ökologische und wasserwirtschaftliche Infrastruktur gestärkt.
Vegetationsband
Im Vegetationsband bündeln sich unterschiedliche Vegetationsräume auf Basis teils stark variierender Standortbedingungen. Der Wasserlauf und seine feuchten Standorte und Wiesenflächen auf den freizuhaltenden Ufern ziehen sich als Kontinuität durch den Park. Im Zusammenspiel mit der Topographie entstehen Wegebegleitend heterogene Pflanzengesellschaften mit Widererkennungswert. Im Aktivitätspark verstärken lineare Baumkulissen die Feldstruktur und blocken den Wind.
Nutzungsband
In allen Parkbereichen werden Nutzungsangebote in Sequenzen integriert. Neben multifunktionalen, vernetzenden Wegeflächen und Platzbereichen sind formelle und informelle Spiel- und Sportangebote aber auch ruhige Orte für Nutzer*innen jeden Alters sensibel in den Park integriert. Großflächige thematische Spielräume sind gut erreichbar an den Kreuzungspunkten positioniert. Der Spiel-Werder eröffnet als höchste Erhebung Ausblicke und kombiniert eine Vielzahl an Angeboten. Der Aktivitätspark ist als gebaute Active-City mit seiner Feldstruktur intensiver Teil der Nutzungsspektrums.

Der vernetzte Park (Connected City)
Ein einladender Hauptweg durchzieht den gesamten Park: Im Süden großzügig schwingend, im Norden situativ durch den Naturraum windend, im Westen und Osten linear den Gräben folgend. Er stellt die wichtigste Verbindung im Park dar, schafft durch seinen Verlauf aber auch gleichzeitig besondere Orte und Räume im Park. Hierzu zählen auch die Brücken, die präzise gesetzt den Wasserlauf queren und die mit ihrem breiten Geländer auch als Aufenthalts- und Erlebnisorte im Park wirken. Der Loop ist als Teil des Naturraums nicht beleuchtet. Ein serielles- und einfach demontierbares Mobiliar (Loop-Bänke und -Stege) aus Rundrohr und einfachen Lattungen begleiten als wiedererkennbare Elemente den Loop. Pfadartige Nebenwege begleiten den Hauptweg in Teilabschnitten auf der jeweils gegenüberliegenden Uferseite und stellen kleinräumige Verknüpfungen her. Untergeordnete Verbindungen werden auch zum umgebenden Landschaftsraum hergestellt. Die Übergänge des Parks zu den diversen Bildungseinrichtungen sind fließend und werden durch Naturelemente wie Benjeshecken, Baumpflanzungen ausformuliert. Im Aktivitätspark entstehen durch ein aktives Netz enge Verknüpfung zu den angrenzenden Quartieren. Das Wegenetz verbindet hier die formellen und informellen Sport- und Aktivflächen miteinander und ist als Laufstrecke und durch wegebegleitende Bewegungsangebote selbst Teil der Aktivflächen.

Der aktive und gesunde Park (Active City)
Im Sinne eines durchgehenden intensiven grünen Charakters des Parks sind formelle und informelle Spiel-, Sport- und Freizeitangebote dezent und dezentral in das Gesamtbild integriert. Vielseitig nutzbare, multifunktionale Objekte und abgestimmte Naturmaterialien lassen die Grenzen der Nutzbarkeit verschwimmen. Der gesamte Grüne Loop wird durch einen multifunktionalen Hauptweg zum Aktiv-Loop. Jogging- oder Walkingrunden, Calisthenics Übungen und Stretching sind hier vorgesehen. Auf den Feldern des Aktivitätsparks werden die formellen Sportflächen gebündelt. Diese Felder sind durch dreidimensionale Elemente wie Ballfangzäune, Baumreihen, Mauern oder Lichtmasten gefasst die im um Zusammenspiel mit dem dazwischen liegenden Aktiven Netz eine intensive, urbane Parkstruktur ergeben. Die multifunktionalen Aktivplätze nehmen zusätzlich informelles Sportprogramm auf und dienen als Trittsteine in die Nachbarschaften. Die Copacawerder lockt als Bühne und Tribüne Sonnenanbeter*innen und Sandsportler*innen an.

Der ruhige Park (Ruhige Erholung)
In den meisten Bereichen ist der Park eine ruhige grüne „Pause“ im bunten und vielfältigen Quartiersleben von Oberbillwerder. Die bewusste sich wandelnde raue Natürlichkeit steht im Kontrast zu den in den Teilquartieren entstehenden urbanen Plätzen, gemeinschaftlichen Höfen, Gärten und Dächern. Ruhige Orte finden sich am versteckten Wasserzugang oder in den Stadtwäldchen genauso wie in der Weite mancher Wiesenfläche. Auch die Brücken bieten ruhige Orte zum Innehalten. Ein gestaffelter Parksaum, teils durch topografische Erhöhung oder Absenkung räumlich unterstützt, definiert die sensible Schnittstelle zwischen privaten und öffentlichen Orten. Auch im Aktivitätspark werden entspannte Räume als Verschnaufpause geschaffen. Am Ende der Parkstränge öffnen sich Landschaftsfenster in die weite Umgebung.

Der dynamische Park (Vegetation und Biodiversität)
Eine vielfältige Vegetation mit hoher Biodiversität entsteht im Park durch unterschiedliche Standortbedingungen und Initiierung bzw. Pflanzung, in Kombination mit einem Regime von Pflege, Unterhalt und Unterlassen. Abwechslungsreiche Parkwiesen und Staudenflure durchziehen großzügig die Parkbänder. Definierte öfter gemähte Landschaftsrasenflächen laden darin zur intensiven Nutzung ein. Früh gepflanzte Gerüstbäume verankern den Park räumlich im Quartier und bieten schon früh Schattenplätze in Freiraum. In urbanen Parkwäldern verdichten sich Gehölzstrukturen zu Biotopen. Auf trockenen Sukzessionsflächen gedeihen gesteuert. Die Schnittstellen zur angrenzenden Bebauung stellt der Parksaum durch eine situative Vegetationsstaffelung her. Die Wasserläufe bieten mit Ihren feuchten Standorten am und Unterwasser vielschichtige Biotope und Pflanzengesellschaften. An einigen Stellen bieten Treib-Werder zusätzlich besondere Lebensräume. Alle Strukturen werden in Synergie mit Habitaten für eine hohe Artenvielfalt gesehen.

Der fluide Park (Wassersystem)
Als verbindendes Element zieht sich die durch Dauereinstau sichtbare Wasserfläche mäandrierend durch alle Bereiche des Parks. Es werden unterschiedliche Orte mit Wasserbezug geschaffen. Großzügige Aufweitungen mit größeren Wasserflächen wechseln sich mit kleinteiligen Grabenstrukturen ab. Der gesamte Park wird als naturnaher Retentionsraum ausgebildet. Die Sportfelder des Aktivitätsparks bieten darüber hinaus zusätzlichen Retentionsraum. Die Zuflüsse des Regenwassersystems aus dem Quartier werden im Park besonders sichtbar und erlebbar gemacht. Neben den Zuflüssen sind es vor allem die Wasserzugänge, die das Element Wasser erlebbar machen. Barrierefreie Stege und Plattformen führen zum Wasser hinab, doch auch natürliche, flache Ufer laden zum Erkunden ein.