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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2023

Grüner Loop und Aktivitätspark Oberbillwerder in Hamburg

Anerkennung

Preisgeld: 11.800 EUR

hutterreimann Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

„Into the wild“ – Der Oberbillwerder Loop als biodiverser Freiraumhybrid zwischen Stadt, Land und Fluss

Der neue Stadtteil Oberbillwerder, das aktuelle Stadtentwicklungsprojekt im Südosten von Hamburg, wird mitten in der Flussmarsch zwischen Bille im Norden und Dove Elbe im Süden, in den ehemaligen Marschlanden, einer anthropomorphen Landschaft entwickelt.
Im Norden schließt die Boberger Niederung mit den Boberger Dünen an, eines der artenreichsten Naturschutzgebiete Hamburgs, im Osten der Stadtteil Bergedorf und im Süden die S-Bahn und der Stadtteil Allermöhe.
Die historische Agrarfläche zwischen den Deichen entlang der Flüsse Bille und Dove Elbe, ist geprägt durch parallele Entwässerungsgräben.

Eine neue städtische Scholle mit einem artifiziellen grünblauen Netzwerk
Der neue Stadtteil wird wie eine große Scholle auf die alte Kulturlandschaft aufgesetzt. Er überlagert das „alte“ Marschland und ist so insgesamt höher als die Umgebung.
Diese neue urbane Scholle – unterteilt in fünf Quartiere mit unterschiedlichen Charakteren – wird durch ein grünblaues Netz durchzogen, eine artifizielle Wildnis, ein Geflecht aus Wasser, der Looppromenade, Sand- und Kiesflächen, Rasen- und Wiesenflächen, Staudensäumen, Krautsäumen, Totholzflächen, Strauchgruppen und kleinen Wäldchen. Dieses Netz ist multicodiert, umweltgerecht, ökologisch, inklusive Grün- und Freifläche für das Quartier, Aufenthalts- und Aktivitätsort für 14.000 neue Anwohnende, 5.000 Arbeitende und Angestellte, Lernende und Kitakinder, ist verbindend, verflochten und innovativ, ist vielfältiger Lebensraum und Rückzugsort für Mensch, Tier und Pflanze, ermöglicht Regenwasserrückhalt und Wasserkühlung, ist resilient gegenüber Klimakatastrophen - eine hochfunktionale Landschaft, ohne dass man es ihr ansieht.
Es verbindet und vernetzt die Quartiere miteinander und mit der umgebenden Landschaft. Dieses Flechtwerk hält alles zusammen. Und es macht das städtebauliche Implantat ein Stück weit autark.

Die Wildnis als Gegenentwurf zum orthogonalen Städtebau – auch zur orthogonalen Landnahme der Marschlande – ahmt ein längst vergangenes, verlorenes Bild nach, das der wilden Landschaft des Urstromtals der Elbe.

Looppromenade und Billgraben im grünblauen Netz
Der 4 m breite Looppromenade schwingt durch diese Landschaft. Ihm folgend öffnet sich der Blick mal zum mitschwingenden Billgraben, mal in die grünen mäandrierenden Uferflächen. Weg und Wasser tanzen miteinander. An den Loop-Konnektoren (Brückenplätzen) schwingt sich der Weg auf die Höhe der Brücken bzw. des Städtebaus. Großzügig verspringt er dort wo es möglich ist auf die andere Uferseite.
So erfolgen die Querungen über das Gewässer soweit möglich immer an den Straßenbrücken, wenige zusätzliche Brückenbauwerke werden an den Grabenarmen notwendig.
Auf diese einfache aber nachhaltige Weise werden nur wenige Brücken gebaut.

Der Billgraben verläuft mit einer durchgängigen Breite von mindestens 5 m durch das grünblaue Netz, er verzweigt sich, einen natürlichen Verlauf nachahmend, und bildet nicht begehbare Inseln – Rückzugsorte für scheue Arten. An den Verzweigungen entstehen kleine Deltas mit grünen oder Kiesinseln. Die gesamte Wasserfläche entspricht der geforderten Große von 23.500 m2. Die Uferböschungen sind variierend, jedoch nie steiler als 1:3.
Die beiden Kippwehre liegen jeweils an einem Platz, an das Thema der Wasserwirtschaft im Quartier spielerisch thematisiert wird.
Retentionsvolumina werden in den Grabenprofilen, auf den Sportflächen und im Bereich der Schule am östlichen Looparm im geforderten Umfang vorgehalten.

„Into the Wild“ - Animal aided design und Biodiversität als Bedingung der Lebensqualität
Entlang des Loops werden vielfältige Biotoptypen und Lebensräume angeboten, die in fließenden Übergängen miteinander verflochten sind und vielfältige Angebote für die Zielarten des Masterplan-Konzeptes (Insekten, Vögel, Säugetiere, Amphibien und Fische) eröffnen.
Die Differenzierung am Wasser erfolgt in harte und weiche Ufer in flacher, steiler und breiter Ausprägung mit Ufereinfassungen, Ufersäumen mit Röhricht, Hochstauden-, Gras- und Staudenfluren mit Totholz und Steinhaufen sowie Ufer mit Gehölzsäumen und unzugänglichen Uferabschnitten,
Es werden Parkrasen- und Wiesengesellschaften mit unterschiedlicher Mahdhäufigkeit, variierende Staudenfluren, Einzelbäume, Baum- und Gehölzgruppen, Sträuchern und Krautsäumen und Parkwälder mit heckenartigen Strauch-/Gehölzgruppen entwickelt.
So entstehen extensiv gepflegte Bereiche, blüten- und früchtereiche Vegetation, dichte Vegetation, Strauchgruppen, Nistkästen und Totholz als struktur- und variantenreiche Angebote für die Zielarten.
Biodiversität ist hier kein Alibi sondern angestrebtes Ziel der Freiraumgestaltung als Bedingung der Lebensqualität der neuen Bewohnenden und ihrer Gäste, wofür die Biotopstrukturen differenziert entwickelt werden. Die Besucherlenkung des Wegesystems dient dabei dem Schutz der empfindlichen Lebensräume und ermöglicht gleichzeitig das Naturerlebnis für Besuchende und Bewohnende in angemessenem Abstand, ohne die Zielarten zu stören. Geführte Touren durch „wildlife-Guards“ bewirken Empathie für und Rücksichtnahme auf empfindliche Lebensräume, die im Billwerder Alltag nicht zu erleben sind und tragen damit zur Umwelterziehung bei. Das sich ändernde Wasserregime mit Überflutungen, Überstauungen und Trockenzeiten, den Jahreszeiten und Niederschlagsereignissen folgend, erzeugt darüberhinaus eine spannende Dynamik der Übergänge zwischen den (bio)diversen Lebensräumen und der menschlichen Nutzung im Loop.
Mit dem Oberbillwerder-Loop entsteht ein biodiverser Freiraumhybrid der die verschiedenen Entitäten (Mensch, Tier, Pflanze, Boden und Wasser) zukunftsweisend im respektvollen Miteinander zusammenführt.

Connected City: Der neue Stadtteil ist über das grünblaue Netz zwischen den fünf Quartieren und mit den angrenzenden Stadtteilen und der Landschaft vernetzt.
An den Mobility Hubs entstehen Verbindungsplätze (Loop Konnektoren) zwischen Quartier und Looppromenade.
An den Brücken entstehen jeweils Loop Konnektoren als Verbindungsplätze zwischen Quartier und der Looppromenade. Die Loop-Anker verbinden den Loop mit der umgebenden Landschaft.
Im Süden ist Oberbillwerder an die S Bahn angebunden. Insgesamt ist es also perfekt vernetzt mit Hamburg und der Landschaft.

Active/Contemplative City:
Vielfältige Angebote ermöglichen inklusive weitestgehend barrierefreie Aktivität und Kontemplation für alle Generationen, Ruhe und Bewegung, Aktivität und Aufenthaltsqualität wechseln sich ab.
Es gibt neben Auszeitplätzen am Billgraben (z.B. als Yogabalkon und zur Naturbeobachtung nutzbar), im Osten an die Kleingartenflächen anschließend einen Kinderbauernhof. Urban Gardening Flächen werden benachbart angeboten.

Spielplätze: Im wilden grünblauen Netz haben sich Spielplätze verfangen, die typische Landschaftsformen der Region spielerisch thematisieren.

Der Auenspielplatz – der größte der fünf Spielplätze - liegt im Südwesten des Gebietes am westlichen Grabendelta. Ein künstlicher Wasserlauf mit vielfältigen spielerischen Überbrückungen, gespeist durch Trinkwasser aus einem Quellstein, mäandriert durch die künstliche Auenfläche aus Sand und Kies, treibt Wasserräder an und lädt zum Bötchen fahren lassen ein. Totholztipis, Naturbeobachtungshütten und -hochsitze, ein Biberbau und schwebende Libellen laden zur spielerischen Aneignung ein.

Der Polderspielplatz im Nordwesten des Quartiers ist formal an die Polderlandschaft der Region angelehnt. Lineare Grabenstrukturen werden durch Baumreihen nachgezeichnet. Die Spielflächen liegen in den Polderflächen und werden durch kleine Brückchen verbunden.

Auch der Spielhain im Norden verbindet das grünblaue Netz mit dem offenen Marschland. Ein zentraler flirrender, bekletterbarer Espenhain wird zum spannenden Spielort. Von links nach rechts durchstechen Seilbahnen und Stege den Hain.

Der Marschspielplatz an der nördlichen Looppromenade erinnert mit Trinkwasser gespeisten Wasserspielelementen und Kiesbänken an die Verlandungsflächen der ehemaligen Landschaft Marschlande.

Der Weidenspielplatz in der fluvialen Landschaft nutzt die Materialen der Weiden und spielt mit ihrer Form. Weidennester und -häuschen, kleinere Kletterstege und Podeste laden vor allem kleinere Kinder zum naturnahen Spiel ein.

Die von den Boberger Dünen inspirierten Spieldünen mit Kletterstangen und anderen Bewegungselementen
sind in Teilen aus Sand, aus EPDM oder auch grüne Dünen unter einem lichten Kiefernhain. Auf beiden Uferseiten eines Grabenarms gelegen sind sie über eine Wackelbrücke und Trittsteine spielerisch verbunden.

Aktivitätspark: Zwischen dem nördlichen und dem südlichen Looparm spannt sich im Osten der Aktivitätspark als Teil des grünblauen Netzwerks auf. Dort schwingt die Looppromenade in Richtung des MobilityHubs (wo die Pflegegeräte untergestellt werden können und Möglichkeiten zum Umziehen und WCs sind) und zurück nach Osten, umrahmt und erschließt auf diese Weise die beiden Fußball Großspielfelder und den kleinen Bolzplatz im Westen des Aktivitätsparks und bildet in der Topographie Tribünen für die Spielfelder. Östlich der Looppromenade fließt die artifizielle Landschaft der Spieldünen weiter nach Süden und nimmt in die Beach-Sportfelder auf, unterbrochen durch EPDM Dünen zum Aufenthalt und Zuschauen. Auch die Kaltluft- bzw. Offenhalle spielt mit dem Dünenthema. Sie schwingt sich als Flugdach frei und ist im Süden als Aussichtstribüne und Sonnenuntergangsterrasse nutzbar. Kleinere Materiallager werden Spielfeldnah positioniert.
Entlang der Looppromenade öffnen sich weitere Flächen für den individuellen Sport: Streetball, Sprintstrecken, Parkour, Tischtennis, Mehrgenerationenspiel und Calisthenics. Trinkbrunnen, Picknicktische und Hängematten laden zum Aufenthalt nach dem Workout ein.
Für die Erweiterungsflächen des Aktivitätsparks im Süden werden Vorschläge gemacht. Neben Streetball und Bolzplatz findet sich hier die Möglichkeit für Graffiti.

Beleuchtung: Ein smartes Beleuchtungssystem ermöglicht optimale Sehverhältnisse für die Passanten und minimiert dabei die störenden Einflüsse auf Flora und Fauna. Dazu werden energieeffiziente LED Leuchten mit insektenfreundlicher Lichtfarbe über ein Lichtmanagementsystem vernetzt und intelligent gesteuert. Eine Besonderheit: Ein mitlaufendes Licht begleitet selbst Radfahrende auf ihrem Weg entlang der Looppromenade.