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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2023

Umgestaltung der Ortsmitte Haar

Blick von der Leibstraße Richtung Wasserburger Straße auf Höhe St.Konrad-Straße und Brunnerstraße

Blick von der Leibstraße Richtung Wasserburger Straße auf Höhe St.Konrad-Straße und Brunnerstraße

Anerkennung

Preisgeld: 5.500 EUR

Plankontor S1 Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

VisuPlan3D

Visualisierung

Erläuterungstext

“Boulevard Leibstraße“
GESTALTERISCHE GRUNDIDEE/ LEITBILD
Das Leitbild des Entwurfs besteht darin die jetzige Leibstraße zu einem grünen Boulevard zu entwickeln. Beidseitig angeordnete Baumreihen, die versetzt zueinander platziert sind, geben dem Freiraum die dafür benötigte räumliche Grundstruktur.
STÄDTEBAULICHE ANBINDUNG
Über die gesamte Länge der Leibstraße betrachtet erfolgt die Anbindung der Leibstraße an die Umgebung an vier Punkten. Im Süden ist dies als Auftakt der Einmündungsbereich zur Wasserburger Straße mit der Bushaltestelle. Danach der Einmündungsbereich der Brunnerstraße und der St.-Konrad-Straße. Weiter nördlich folgt dann der Einmündungsbereich der Gartenstraße und der Friedrich Ebert-Straße. Den nördlichen Abschluss bildet die Verbindung der Leibstraße mit der Straße Bahnhofplatz.
FREIRAUMKONZEPT/ ZONIERUNGEN
Das Freiraumkonzept für die Umgestaltung der Leibstraße sieht klare Zonierungen sowohl in Quer-als auch in Längsrichtung vor. In Querrichtung gliedert sich der Freiraum wie folgt: entlang beider Häuserkanten entstehen Geh-und Aufenthaltsbereiche. Der Fahrbereich wird auf 6,50 m Breite beschränkt. Daran sind beidseitig Stellplätze vorwiegend als Senkrechtparker angeordnet. Diese Freiräume erstecken sich von einer Gebäudekante quer über den Fahrbereich bis hin zur gegenüberliegenden Gebäudekante. In Längsrichtung wird die langgestreckte Leibstraße mittels platzartiger Freiräume in mehrere Abschnitte gegliedert. Den Auftakt bildet im Süden eine platzartige Aufweitung als Verbindung zur Wasserburger Straße. Hier ist auch die Bushaltestelle verortet. Im Einmündungsbereich der Brunnerstraße und der St.-Konrad-Straße entsteht ein Platz mit Brunnen und Sitzmöglichkeit. Vor dem Gebäude Leibstraße 24 folgt ein weiterer Platz mit Fontänenfeld und Sitzmöglichkeiten unter den Platzbäumen. Daran schließt sich der Platz in Höhe Einmündungsbereich der Gartenstraße und der Friedrich Ebert-Straße an. Hier ist ein Trinkbrunnnen vorgesehen und man kann unter Bäumen im Schatten sitzen. Den nördlichen Abschluss bildet der begrünte Kreisel mit Anbindung an den Bahnhofplatz.
GRÜNSTRUKTUREN
Kettenartige Baumpflanzungen in Zweier-und Dreiergruppen bilden beiderseits die grünen Raumkanten. Diese werden von Linden, abgeleitet vom Bestand, gebildet. Die platzartigen Freiräume auf Höhe der Einmündungen der Quartierstraßen werden mit fruchtlosen und im Frühjahr reich blühenden Vogelkirschen akzentuiert. Der Platz vor Gebäude 24 wird mit drei Gleditschien bepflanzt. Die Baumauswahl richtet sich nach den Gesichtspunkten stadtklimafest, Frostunempfindlichkeit und Trockenheitsresistenz.
ENTWÄSSERUNG/ KLIMAWANDELANGEPASSTE FREIRAUMPLANUNG
Durch die kettenartige Anordnung der Straßenbäume entlang beider Seiten der Leibstraße ergeben sich unter den Bäumen lange oberirdisch bepflanzte Beete, die zudem nach dem Schwammstadtprinzip das Wasser der anfallenden Niederschläge aufnehmen können und damit die notwendige Wasserbevorratung für Bäume und Pflanzungen ermöglichen. Hierbei werden die Baumgruben der einzelnen Ketten zusätzlich unterirdisch miteinander verbunden, um so einen noch größeren Wurzelraum und damit auch höhere Wasserspeicherkapazitäten zu erzielen. Das Innere des Kreisverkehrs dient durch die Begrünung ebenfalls als Versickerungsfläche. Durch diese Konzeption entstehen in der Leibstraße Versickerungsräume, die bei Starkregen das Niederschlagswasser aufnehmen können und damit Überflutungen vorbeugen.
NUTZUNGEN
Die neu gestaltete Leibstraße kann mit vielfältigen Nutzungen aufwarten. In den Einmündungsbereichen und auf dem Platz vor Gebäude 24 ist die Aufenthaltsqualität das primäre Ziel. Über den gesamten Freiraum verteilt finden sich zudem mehrere Bereiche für
Außengastronomie. Entlang den langgestreckten bodenbündigen Versickerungsflächen sind weitere Bänke in Längsrichtung zum Verweilen vorgesehen.


STELLFLÄCHEN
Entlang der Leibstraße sind über die gesamte Länge die geforderten 72 Stellplätze verortet. Die
Ausrichtung der Stellplätze erfolgt vorwiegend als Senkrechtparker. In den 72 Stellplätzen sind zudem 3 Behindertenstellplätze eingerechnet.
MÖBLIERUNG/ AUSSTATTUNG
Der platzartige Bereich im Einmündungsbereich der Brunnerstraße und St. Konrad-Straße erhält einen Brunnen und eine gegenüberliegende Vogelkirsche in auf Sitzhöhe begrünter Baumscheibe mit umlaufender Sitzkante. Im mittigen Bereich der Leibstraße vor Gebäude 24 sind ein belagsbündiges Fontänenfeld mit Sprudlern von 80-120 cm Höhe und 3 Gleditschien mit Sitzmöglichkeiten um eine auf Sitzhöhe begrünte Baumscheibe geplant. Das Fontänenfeld dient zur Belebung des zentralen Platzes und gleichzeitig auch zur Verbesserung des Kleinklimas. Die Sprudler sind belagsbündig eingebaut, sodass die Fläche auch in der Zeit außerhalb des Fontänenbetriebs uneingeschränkt genutzt werden kann. Der platzartige Bereich im Einmündungsbereich der Gartenstraße/ Friedrich-Ebert- Straße wird durch eine Vogelkirsche in auf Sitzhöhe bepflanzter Baumscheibe mit ringsum laufender Sitzkante und einem gegenüberliegenden Trinkbrunnen bespielt. Über den gesamten Straßenraum sind 62 Fahrradbügeln und 3 E-Ladestationen vorgesehen.
MATERIALIEN/OBERFLÄCHENGESTALTUNG
Der gesamte Freiraum wird mit regionalem Nameringer Granit in grau-beige changierender Farbe gefertigt. Mit der hellen Farbauswahl wird einer Erhitzung der Flächen vorgebeugt. Die Oberfläche ist gesägt und sandgestrahlt, was eine gute Griffigkeit und Begehbarkeit auch für ältere Menschen darstellt. Im Kreuzungsbereich zur Wasserburger Straße, in den beiden Einmündungsbereichen der Seitenstraßen, in der Platzfläche vor Gebäude 24 und im Kreuzungsbereich zur Straße Bahnhofplatz wird der Granitbelag im Ellenbogenverband 45 ° zur Fahrtrichtung und einem Format 22,5/15/12,8 cm über die gesamte Fläche bis vor die Gebäude verlegt. Die Gehwegbereiche und die zwischen den Platzflächen liegenden Fahrbahnflächen werden mit demselben Material mit einem Format 30/15/10 cm für die Gehwegflächen und 22,5/15/12,8 cm für die Fahrbahn jedoch verlegt im Reihenverband mit versetzten Fugen belegt, wobei die Ausrichtung der Längsfugen 90 ° zur Fahr-und Gehrichtung ist. Das Quergefälle ist zur Fahrbahn hin geneigt. Ein Bord mit dem Format 60/15/12,8 cm mit leichtem Höhenversatz von 3 cm aus demselben Granit und gleicher Oberflächenbearbeitung bildet die optische Trennung zwischen Fahrbahn und Gehwegflächen. Entlang der Versickerungsbeete wird der Bord bodenbündig ohne Höhenversatz eingebaut. Der Fahrbereich wird mit einem mittigen Dachgefälle hergestellt, sodass entlang der beiden seitlichen Ränder Straßeneinläufe zur Entwässerung angeordnet werden können. Die Stellplatzflächen werden wie die Gehwegflächen im Reihenverband gepflastert, wobei hier aber zur besseren Sichtbarkeit die Ausrichtung der Längsfugen 90 ° gegenüber der Ausrichtung der Gehwegflächen ist. Das Steinformat dieser Flächen hat die Maße 30/15/10 cm. Die Randeinfassungen der erhöhten und bepflanzten Baumscheiben auf den Plätzen sind hinsichtlich Materialität und Oberflächenbearbeitung wie der Belag aus Nameringer gefertigt.
BELEUCHTUNGSKONZEPT/ WEIHNACHTSBELEUCHTUNG
Die Ausleuchtung des Platzes erfolgt beidseitig mit Mastleuchten mit einseitigen Auslegern, um sowohl die Gehweg-als auch die Fahrbahnbereiche ausreichend auszuleuchten. In den Düsentöpfen der Sprudler des Fontänenfeldes sind Bodenstrahler integriert, die das Fontänenfeld auch in den Nachtstunden zum Blickfang auf dem Platz machen. Als Weihnachtsbeleuchtung sollen die Stämme und Hauptäste der Straßen- und Platzbäume mittels flexibel montierbarer Beleuchtungsstränge illuminiert werden. Die beleuchteten Baumkronen schaffen dadurch während der Weihnachtszeit eine durchgängige romantische Atmosphäre in der gesamten Leibstraße.
BARRIEREFREIHEIT
Der gesamte Freiraum ist barrierefrei gestaltet. Dies gilt sowohl für den Straßenraum als auch für die Zugänge der angrenzenden Gebäude, die über Treppen und barrierefreie Rampen zugänglich sind.


Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit schlägt eine homogene Umgestaltung zwischen Wasserburger Straße und Bahnhofstraße vor, indem sie einen Regelquerschnitt von 6,50 m Fahrbahnbreite und flankierend in lockerer Reihung Gruppen von vier bis zehn Stellplätze als Querparker anordnet. Daneben gibt es noch einzelne, vermutlich private Stellplätze unmittelbar an den Gebäuden, die keinen ausreichenden Durchgang für Fußgänger lassen und deplatziert sind.

Zwischen den Stellplätzen bleiben großzügige Flächen für den Aufenthalt übrig. Bäume werden in Zweier- oder Dreiergruppen zusammengefasst, so dass es möglich ist, größere entsiegelte Baumscheiben zu schaffen. Der von den Verfassern so beschriebene „zentrale Platz“ ist allerdings nur aufgrund der diagonal angeordneten Richtung des hellen Granitpflasters zu erkennen, da der Querschnitt im Straßenablauf leider weitgehend gleich bleibt und eine Ausdifferenzierung fehlt. Hier wird die Gelegenheit einer klaren Differenzierung in mehrere Abschnitte unterschiedlicher Gestaltung ausgelassen, die den KFZ-Verkehr optisch bremsen würde.

Die Funktionen der städtebaulichen Anbindung der Querstraßen, der fußläufigen Querungsmöglichkeiten, des immer wichtigeren Regenwasser- und Bewässerungsmanagements sowie die Nutzbarkeit und Möblierung für Fußgänger sind gut gelöst. Die Flexibilität zwischen Sommer- und Winternutzung wird ausdrücklich begrüßt. So kann in der kalten Jahreszeit die Anzahl der Stellplätze erhöht werden, während zu besonderen Anlässen auch Märkte oder Außengastronomie möglich sind.

Aufgrund der großflächigen Verwendung von hellbeigem „Nameringer Granit“ ist die Wirtschaftlichkeit der Herstellung zu prüfen, hohe Kosten für den Bauunterhalt bei diesem hochwertigen Material sind allerdings nicht zu befürchten. Allerdings ist der gepflasterte Kreisel dem starken Verkehr, vor allem durch Busse, nicht gewachsen. Das ausgefeilte Regenwassermanagement und die größeren bepflanzten Baumscheiben berücksichtigen den Aspekt der Klimaanpassung. Die gefällten Bäume werden nur großenteils ersetzt. In der Bilanz kann so die bioklimatische Situation auch langfristig kaum kompensiert werden.
Gesamtkonzept Freiräume Verkehrsanlagen - Sommer

Gesamtkonzept Freiräume Verkehrsanlagen - Sommer

Blick vom zentralen Platz Richtung Norden

Blick vom zentralen Platz Richtung Norden

Schnitt A-A'

Schnitt A-A'