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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2022

Neubau Moldauhafenbrücke in Hamburg-Grasbrook

Anerkennung

Ney & Partners

Bauingenieurwesen, Tragwerksplanung, Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Brücke 1007 spricht eine klare Formensprache und besticht durch ihre Transparenz. Es handelt sich um eine dreifeldrige, integrale Brückenkonstruktion. Der Überbau besteht aus fünf schlanken, dem Kraftfluss folgend geformte, vorgespannte Träger aus Hochleistungsbeton. Diese werden ohne die klassischen Lagerkonstruktionen auf V-förmigen Stützen, deren Schlankheit es sicher zu überprüfen gilt, gelagert. Diese wiederum leiten nur Vertikalkräfte in die Fundamente ein. Insgesamt entsteht ein ressourcenschonendes Bauwerk. Die Filigranität der Brückenkonstruktion steht in einem klaren Widerspruch zu den massiv ausformulierten Widerlagern, so dass ein Dialog dieses abrupten Auseinandertreffens nicht stattfindet. Auf der Brückenoberseite befinden sich Sitzelemente, deren Analogie zum Nautischen in der Ausformulierung als störend empfunden wird. Diese sind in ihrer Maßstäblichkeit, Anzahl und der funktionalen Verknüpfung von Sitzelementen und Außenbeleuchtung zu überprüfen, um eine kraftvolle räumliche Einheit darzustellen. Einerseits erlauben diese die Separation der Nutzungen, andererseits ermöglichen sie eine hohe Durchlässigkeit und fluidale Situation. Bei Nacht kann mit der Beleuchtung ein umlaufendes Lichtband um den Moldauhaufen erzeugt werden und die Brücke als Teil des städtischen Raumes wahrgenommen werden.

Da die Brücke außer an den Widerlagern ohne Fugen und Lager auskommt, reduziert sich hier der Wartungsaufwand. Die Rohrleitungen werden zwischen den Trägern geführt, sind offen liegend, also für Wartungszwecke gut erreichbar, aber durch ein Netz geschützt.

Aus der filigranen Stützenkonstruktion mit Sonderstahl resultieren Risiken, die gesondert zu betrachten sind: Sonderlastfälle, Treibgut, Eisgang, Anprall (keine H-Lastenaufnahme). Es ist eine Tiefgründung der Widerlager vorzusehen, bislang wurde dies nicht ausreichend berücksichtigt. Spannbeton mit hohen Betongüten lassen einen erhöhten Unterhaltsaufwand und einen hohen CO2 Fußabdruck erwarten, es bestehen Bedenken in Hinsicht auf die Dauerhaftigkeit. Die Gründung der Mittelstützen ist in Hinblick auf die wechselnden Wasserstände anzupassen. Filigrane Stützen sind auch anfällig für Treibgut, eine regelmäßige Kontrolle ist zu erwarten. Brückenprüfung durch die verhüllten Leitungen ist nahezu unmöglich. Dagegen sind die Sichtkontrollen der Leitungen möglich. Für den Linien- und Lieferkehr sind zur Verkehrssicherheit Rückhaltevorrichtungen zu prüfen. Insgesamt liegt der Entwurf in der vergleichenden Betrachtung der Nachhaltigkeitsaspekte nur im Mittelfeld der eingereichten Arbeiten.