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Nichtoffener interdisziplinärer Realisierungswettbewerb | 08/2023

Um- und Neubau ehemaliges Kaufhaus zur Teilbibliothek der Universität Siegen

4. Preis

Preisgeld: 16.200 EUR

Bruno Fioretti Marquez

Architektur

Schnetzer Puskas Ingenieure AG

Tragwerksplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser verstehen den Neubau für die Teilbibliothek als ein Haus, das an verschiedenen Stellen in der Stadt sichtbar wird. Durch eine skulpturale Faltung entsteht einen Baukörper, der zu allen Seiten den Maßstab des Ortes trifft. Allerdings scheint die Proportion des Eingangsgebäudes an der Kölner Straße mit den leicht stehenden Fensterformaten und der breiten Front doch etwas ortsfremd zu sein.

Der Durchgang in der Siegbergstr. wird etwas erhöht, was aus beiden Richtungen gesehen als angemessen gewertet wird, was aber den Abbruch des bestehenden Übergangs zu Folge hat.

Man betritt die Bibliothek aus der Kölner Str. kommend im Durchgang zur Siegbergstraße. Hier befinden sich die Ausleihe, die Garderoben und der gesicherte Bereich beginnt. Die geringe Geschoßhöhe, die aus den Geschosshöhen des Bestandes resultieren, wird kompensiert durch einen weiten, unerwarteten Blick in einen durch den ganzen Gebäudekomplex sich erstreckenden Lesesaal, der mit dem gefalteten Dach einen besonderen Raumabschluss erfährt. Das Dachtragwerk unterstützt die fließende Bewegung des Raumes. Dieser Lesesaal mit dem weiten Blick, den man aus verschiedenen Bibliotheken kennt, unterstreicht aber auch die Zusammengehörigkeit der einzelnen Bauteile.

Auf verschiedenen Ebenen können unterschiedliche Lernlandschaften entwickelt werden, die allerdings den Aspekt der Störung über die Geschosse nicht bedenkt. Dieses Konzept kann nur in einem stillen Lesesaal funktionieren. Seitens der Bibliothek werden aber laute und leise Bereiche gewünscht, die sich nicht gegenseitig stören. Die Unterbringung der Compactanlagen in den unteren Geschossen, wo tiefe, enge Räume entstehen, werden kritisiert.

Insgesamt handelt es sich um einen sehr selbstbewussten Entwurf, der für die Uni Siegen eine Bibliothek vorstellt, die sich städtebaulich gut in den Stadtkörper einfügt und dennoch als öffentliches Gebäude in den diversen Straßenräume ablesbar ist, die über den großen Lesesaal unter dem Dach ein außergewöhnliches Raumangebot macht, das allerdings aus funktionalen Gründen kritisiert wird.

Die Nachhaltigkeitskennwerte wie Fensterflächenanteil, Kompaktheit und spezifischer Energiebedarf liegen unter dem Wettbewerbsdurchschnitt. Durch die hohe Eigenstromdeckung über die nach Süden ausgerichteten Dächer liegen die Energiekosten im günstigen Bereich. Das große Raumvolumen wird indirekt über horizontale Dachflächenfenster belichtet und natürlich belüftet. In Kombination mit dem außenliegenden Sonnenschutz und einem geringen Fensterflächenanteil wird der sommerliche Wärmeschutz berücksichtigt.