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Einladungswettbewerb | 08/2023

Städtebauliche Entwicklung Südlich auf'm Hennekamp in Düsseldorf

Perspektive

Perspektive

ein 3. Preis

Preisgeld: 13.750 EUR

bjp | bläser jansen partner GbR

Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Städtebauliche Idee
Die Idee des kleinteiligen, urbanen Quartiers auf dem Hennekamp folgt der Logik der umgebenden Bebauung und bildet einen neuen, kompakten Baustein für die Düsseldorfer Stadtteillandschaft. Kleinteilige Hofarrangements prägen das Gesicht des neuen Quartiers. Sie ergänzen das Bauensemble an der Erna-Eckstein-Straße und entfalten einen nachbarschaftlichen Charme im Quartier, der die Öffentlichkeit nicht ausschließt. Der grüne, halböffentliche Raum zwischen den Höfen lädt zum Durchqueren und Verweilen im Quartier ein. Der Eingang zum Quartier im Norden wird durch einen Hochpunkt markiert. Dieser Hochpunkt formuliert bereits in der Fernwirkung und von der Straße Auf’m Hennekamp aus die einladende Geste des Quartiers.

Drei offene Blöcke definieren den urbanen Charakter des Quartiers und schaffen eine Verzahnung zwischen bestehenden Stadträumen und einem neuen, eigenständigen Stadtbaustein. In Anlehnung an den städtebaulichen Kontext reiht sich eine lebendige Vielfalt von Situationen entlang einer zentralen Quartierstraße, die das Quartier von Nord nach Süd durchzieht und belebt. Die Bebauung schirmt Emissionen ab und schafft eine einladende Atmosphäre. Sensible Nutzungen wie Wohnen, Wohngemeinschaften und Kindertagesstätte sind vorrangig im Quartier angeordnet, während Flächen für Gewerbe, Gastronomie, Beherbergung und Handel bevorzugt an der Straße Auf’m Hennekamp positioniert sind. Durch diese funktionale Anordnung wird die Aufenthalts- und Lebensqualität im Plangebiet erhöht. Die aufgeweiteten Verkehrsflächen am Auf’m Hennekamp schaffen durch Erdgeschossnutzungen mit Freibereichen einen urbanen Eingang. Ein begrünter Quartiersplatz bildet das Herzstück des Quartiers.

Erschließung und Mobilität
Das neue Quartier wird über die Erna-Eckstein-Straße im Osten erschlossen. Von dort aus wird der Pkw-Verkehr in zentrale Tiefgaragen geleitet, so dass das Quartier weitestgehend autofrei bleibt. Das Netz für den Fuß- und Radverkehr ist dagegen kleinteilig ausgebaut. Für diese Gruppen entfaltet das Quartier auch in der Erschließung einen eigenständigen Charme. Die Bebauungsstrukturen werden konsequent von außen erschlossen, um die Rückseiten der Gebäude möglichst ruhig und privat zu halten. Das Fußwegenetz im Quartier erschließt einerseits die Gebäude und schafft andererseits Verbindungen über das Quartier hinaus. So führen Verbindungen zu den Stadtbahnhaltestellen „Kopernikusstraße“ und „Auf’m Hennekamp“ sowie zur benachbarten Sharing-Station.

Der ruhende Verkehr der Anwohner*innen sowie der Besucher*innen wird in zwei Tiefgaragen untergebracht. Diese werden im Anschluss an die umfangreichen Bodensanierungsarbeiten vor Ort in zwei Untergeschossen organisiert. Um eine möglichst effiziente Abwicklung des ruhenden Verkehrs zu ermöglichen, befinden sich die Tiefgaragen im Eingangsbereich des Quartiers. Darüber hinaus bieten die Tiefgaragen Platz für umfangreiche Fahrradabstellanlagen sowie Technikräume für eine energieeffiziente Versorgung des Quartiers.

Grün- und Freiraum
Durch die drei neuen Blöcke entstehen drei gut strukturierte und begrünte Innenhöfe sowie eine grüne Quartiersmitte. Diese wird als gemeinschaftlicher und kommunikativer Grünraum gestaltet. Hier befinden sich öffentliche Spielflächen und Räume für den nachbarschaftlichen Austausch. Durch die breite Verteilung der Grünflächen im Plangebiet wird der Entstehung von Wärmeinseln entgegengewirkt. Die gemeinschaftlichen Entsorgungsanlagen sind zentral angeordnet und die Verkehrs- und Erschließungsflächen auf ein Minimum reduziert, um eine möglichst geringe Versiegelung zu erreichen. Der zentral gelegene Quartiersplatz schafft attraktive Aufenthaltsqualitäten und dient als Begegnungsraum für Nachbar*innen und Besucher*innen. Er fördert damit das soziale Miteinander. Insgesamt wird darauf geachtet, möglichst wenig Grünflächen zu versiegeln. So entstehen auch in den Innenhöfen Strukturen, die markante Bäume tragen können und die Versickerung von Wasser ermöglichen. Neben den horizontalen Flächen im Bodenbereich sieht das Konzept vertikale Begrünungen und Dachbegrünungen vor. Diese fördern die Klimaresilienz des Quartiers und sorgen für einen gesunden Grünanteil im Quartier.

Umgang mit Regenwasser
Das anfallende Regenwasser soll vor Ort zurückgehalten und zeitverzögert an die öffentlichen Grünflächen zur Versickerung abgegeben werden. Durch die hohe Verweildauer des Wassers im Quartier erfolgt ein positiver und kühlender Effekt auf das Mikroklima und damit auf das Wohlbefinden der Bewohner*innen. Um auch bei Starkregenereignissen eine kontrollierte Versickerung des Wassers zu ermöglichen, wird auf die Durchlässigkeit der versiegelten Böden geachtet, sofern die Barrierefreiheit nicht eingeschränkt wird. Überschüssiges Regenwasser wird in Zisternen gesammelt und zur Bewässerung der Grünflächen in Trockenzeiten oder als Brauchwasser genutzt. So kann Wasser gespeichert, gereinigt und verdunstet werden.

Klima und Energie
Das neue Quartier soll den zukünftigen klimatischen Bedingungen angepasst sein und diese möglichst nicht negativ beeinflussen. Dazu wird eine dezentrale Versorgung mit Strom und Wärme aus regenerativen Quellen angestrebt. Wichtige Ansatzpunkte hierfür sind der Anschluss an das bestehende Fernwärmenetz und die Stromerzeugung aus Photovoltaikanlagen vor Ort. Ergänzt werden die Energiequellen durch ein Blockheizkraftwerk. Bei der Energieversorgung wird auch der umliegende Bestand eingebunden, um Energieüberschüsse effektiv zu verteilen.

Die Wiederverwendung von Materialien aus den abgerissenen Gebäuden trägt zum Cradle-to-Cradle-Gedanken bei, so können beispielsweise Natursteine wie Klinker wieder im Stadtraum eingesetzt werden. Die Klinkerfassade des Wohnturms nimmt Bezug auf die umliegende Bebauung und erinnert an die Vergangenheit des Areals.

Beurteilung durch das Preisgericht

Drei offene, nutzungsgemischte Blockränder bilden die gelungene Grundstruktur des geplanten, lebendigen Quartiers »Auf‘m Hennekamp«. Sie ergänzten die Bestandsgebäude an der Witzelstraße und fügen sich bezüglich der Geschossigkeit in die nähere Umgebung ein.

Einzig das »Hohe Haus« an der Ecke Auf‘m Hennekamp/ Witzelstraße erhebt sich über die vorhandene Bebauung, bleibt mit 18 Geschossen aber unter den max. 60 Metern und akzentuiert auf einfache Weise den Zugang von Norden ins Quartier. Der deutlich aufgeweitete Bürgersteig an der Straße Auf‘m Hennekmp, wird sehr positiv beurteilt. Die Verfasser nennen ihn richtigerweise »Urbanes Entrée«.

Die Quartiersmitte wird durch den Nachbarschaftsplatz richtig gestaltet und über die nördliche und südliche Quartiersgasse und die Erna-Eckstein-Straße gut in das Netz der öffentlichen Räume angebunden. Eine wünschenswerte Verknüpfung zur Himmelgeister Straße wird durch die westliche Lage des Platzes grundsätzlich ermöglicht. Die Platzfläche ist deutlich zu klein geplant. Die konsequente Erschließung der Baukörper von »außen« schafft eine gute Orientierung im Quartiersinneren und sichert qualitätsvolle und grüne, wenn auch kleine, Blockinnenbereiche.

Die sieben Neubauten haben der Lage nach angemessene Nutzungen bzw. Nutzungsmischungen, eine stärkere Ansiedelung von öffentlich wirksamen Nutzungen am Quartiersplatz und den Quartiersgassen wäre sinnvoll und möglich. Das Hochhaus ist als Wohnturm mit aktivem Erdgeschoss und Dach geplant und würde das Wohnangebot in Düsseldorf sinnvoll ergänzen. Ob jedoch die Lärmproblematik diese wünschenswerte Nutzung grundsätzlich ermöglicht, bleibt unklar.

Mit Ausnahme des Wohnturms erscheinen die weiteren Neubauten mit bis zu 22 Metern insgesamt zu tief. Insbesondere die Nord-Süd ausgerichteten tiefen Gebäude erzeugen unwirtschaftliche Nutzungseinheiten mit großen unbelichteten Nebenflächen. Bei einer Reduzierung auf marktübliche Gebäudetiefen würde sich die BGF deutlich verringern.

Die Offenheit der ca. 12 Meter breiten Fugen zur belasteten Straße Auf‘m Hennekamp ist städtebaulich begrüßenswert, lässt aber Lärm entlang der seitlichen Gebäudefassaden eindringen. Ein baulicher Lärmschutz insbesondere bei den Fassaden an den Wohnungen wird unumgänglich sein.

Die Verfasser*innen schlagen zwei voneinander getrennte Tiefgaragen vor. Zwar sind dadurch auch zwei Rampen nötig, die Vorteile der Flexibilisierung und Realisierung in Bauabschnitten und mögliche Realteilung scheinen jedoch zu überwiegen. Die gewünschte Unterbringung von zusätzlichen öffentlichen Stellplätzen ist nicht vorgesehen. Sinnvollerweise bieten die Verfasser*innen aber überdurchschnittlich viele Fahrradabstellplätze an.

Die Kennwerte liegen überwiegend im durchschnittlichen Bereich. Die privaten Grünflächen werden gegenüber den öffentlichen Grünflächen leider bevorteilt. Insgesamt bietet die Arbeit ein überzeugendes Grünraumkonzept, welches auch eine Entwässerung grundsätzlich ermöglicht.

Insgesamt zeigen die Verfasser*innen eine überzeugende Arbeit, deren Qualitäten vor allem im klaren städtebaulichen-freiräumlichen Konzept liegen, bei erkennbaren Einschränkungen in den Gebäudetypen.
Lageplan

Lageplan

Strukturkonzept

Strukturkonzept

Figurgrundplan

Figurgrundplan

Plangrafik Blatt1

Plangrafik Blatt1

Plangrafik Blatt2

Plangrafik Blatt2