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Studienauftrag im selektiven Verfahren | 04/2023

Neubau Hochhaus Sulzerallee in Winterthur (CH)

Teilnahme

Baumschlager Eberle Architekten

Architektur

Takt Baumanagement AG

Projektsteuerung

planikum AG

Landschaftsarchitektur

Jäger Partner AG Bauingenieure

Tragwerksplanung

PIRMIN JUNG

Tragwerksplanung

PZM Zürich AG

TGA-Fachplanung

Amstein + Walthert AG

Akustikplanung, Bauphysik, Nachhaltigkeitskonzept

FACHWERK F+K Engineering AG

Fassadenplanung

TLP | Thomas Lüem Partner AG

Brandschutzplanung, TGA-Fachplanung

Gesundheitszentren Stadt Zürich

Sonstige

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau und Architektur
Das Stapeln dreier Volumen mit Vor- und Rücksprüngen beschreibt das städtebauliche Thema. Der grossflächige zweigeschossige Sockelbau scheidet auf der Stadtebene den Park an der Sulzerallee und einen grosszügigen Zugang von der Talackerstrasse aus. Leider wird er von der überdimensionierten Vorfahrt dominiert und ist wenig attraktiv als Verbindung für den Langsamverkehr. Die strenge und gleichwertige Aufteilung in einen Zugang zum Hochhaus von Norden und einen durch die riesige Auskragung sehr monumental wirkenden Zugang ins Pflegezentrum von Süden ist nicht nachvollziehbar. Ein weiterer Eingang auf der Westseite lässt eine klare Hierarchisierung vermissen. Die im ersten Obergeschoss untergebrachten, grosse Flächen für Drittnutzungen unterstützen die den öffentlichen Charakter des Sockels.

Das dreiseitig auskragende zweite Volumen beinhaltet auf fünf Geschossen die Pflegeabteilung. Auf der vierten Seite befindet sich auf dem Dach des Sockels der Demenzgarten, der gut verbunden ist mit der Station. Die teilweise etwas schmal geschnittenen Pflegezimmer bieten eine Wahl zwischen Ost- und Westorientierung. Sie spannen einen Zwischenbereich auf, der trotz seiner grosszügigen Breite wegen der Doppelfunktion als Erschliessung wenig Aufenthaltsqualitäten hat. Sein verwinkelter Verlauf um die versetzten Treppenhäuser ist auch räumlich schwierig und erschwert die Orientierung auf der Etage. Die gemeinschaftlichen Aussenbereiche an der Südseite sind eine interessante Idee, dürften aber wegen ihrer Proportion schwierig zu nutzen sein.

Nutzungsbereich Pflege und Pflegestudios
Pflegegeschoss
Das Pflegegeschoss ist geprägt durch die paarweise Anordnung von jeweils zwei Pflegezimmern. Der durchquerende Korridor ist leider unterbrochen durch einen massiven Erschliessungsbereich, der die natürliche Belichtung des Innenbereichs behindert und sowohl den Aufenthaltsbereich wie das Atelier in den Hinterraum verbannen. Es wäre ein fliessender Übergang zwischen privatem Wohnraum (Pflegezimmer) und gemeinschaftlichen Flächen (Aufenthaltsbereich) gewünscht. Besonders stark macht sich dies beim Demenzgeschoss bemerkbar, wo eine Interaktion zwischen den Menschen in den Zimmern und im Aufenthaltsbereich nicht mehr möglich ist. Der Aussenraum (Demenzgarten) ist sehr schön und grosszügig angelegt und enthält alle Elemente (Rundlauf, Ruhestellen, baumartige Bepflanzung), die für die Bewohnende einen attraktiven Mehrwert bieten. Das Geschoss mit den Pflegestudios zeigt eine mit dem Pflegegeschoss vergleichbare Struktur und mit den oben beschriebenen Defiziten auf. Im rückwärtigen Bereich fallen gefangene Funktionsräume auf.

Pflegezimmer und Pflegestudios
Die Pflegezimmer sind klassisch geschnitten und erfüllen die funktionalen Anforderungen. Die Studios zeigen eine attraktive Zonierung in einem Tages- und einen Nachtbereich auf. Beim Sanitärraum wäre zu wünschen, dass dieser vom Tagesbereich her direkter zugänglich wäre.

Als Abschluss ist ein dritter zwölfgeschossiger Körper mit den Wohnungen aufgesetzt. Seine Basis ist wiederum eine Dachterrasse in Form eines «Nachbarschaftsgartens» für die Wohnungen mit einer sonnigen Ausrichtung nach Südwesten. Sogenannte «Orangerien» bringen punktuell Licht in die dunklen Kernbereiche der Erschliessung. Leider sind sie nur isoliert zugänglich und nutzen zu wenig das Potential für zusätzliche Orientierungen der Wohnungen. So gesehen sind sie eine verhältnismässig teure Massnahme, die zusammen mit dem ungünstigen Volumen-/Fassadenverhältnis zu den hohen Kosten des Projektes beiträgt. Die Wohnungen sind effizient organisiert. Einige Nordzimmer müssten noch korrigiert und die Anzahl Wohnungen gemäss Gestaltungsplan reduziert werden.

Die horizontale Schichtung aus Brüstungs- und Fensterbändern prägt die markante Erscheinung des Gebäudes. Sie wirkt schematisch und erinnert an ein anonymes, eher abweisendes Bürohaus. Es ist zumindest fraglich, ob dies der richtige Ansatz für die Nutzung und das erste Gebäude in einer stark sich wandelnden Umgebung ist.

Freiraum
Das Verständnis des Gebäudes als eine Kaskade von unterschiedlich bespielten Grünflächen, deren End- und Höhepunkt der Park bildet, ist gut verständlich und begrüssenswert. In der detaillierten Ausgestaltung und Funktionsweise der einzelnen Orte bestehen jedoch einige Fragezeichen. Sowohl beim Nachbarschaftsgarten wie auch beim Sinnesgarten erscheint das Potential einer stärkeren Verbindung von Aussen und Innen nicht ausgeschöpft, beispielsweise hätte man dem Aufenthaltsraum eine stärkere Partizipation am Sinnesgarten gegönnt.
Die Inszenierung der Retentionsfläche im Park als zentrales Gestaltungselement ist im Sinne einer prominenten Adressierung des Schwammstadt- Themas wünschenswert. Deren axiale Ausrichtung auf den Mehrzweckraum das Gebäudes wirkt jedoch etwas unbestimmt; in der Gegenrichtung ergibt sich eine optische Kollision zwischen dem Winkelscheitel der Brückenlinien und der Tiefgarageneinfahrt. Der Entscheid die Einfahrt in den Parkbereich zu legen, schmälert die Attraktivität und stadträumliche Wirksamkeit des Parks im Süden.

Würdigung
Zusammenfassend handelt sich um ein Projekt im Zustand eines Rohlings, der viele oder vielleicht zu viele interessante Ideen verfolgt. Das Haus und der Park bewegen sich noch zu ungelenk und schematisch im Kontext des zukünftigen Bahnhofsquartier Grüze.