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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2023

Neubau Bildungscampus Bau Geradstetten

Perspektive Verwaltung / Seminar

Perspektive Verwaltung / Seminar

3. Preis

Preisgeld: 24.900 EUR

Ferdinand Heide Architekt

Architektur

Die LandschaftsArchitekten. Bittkau-Bartfelder PartG mbB | Landschaftsarchitektur und Stadtplanung

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Das Bildungszentrum der Bildungsakademie Bau in Geradstetten ist als signifikanter Campus mit einer charakteristischen Identität konzipiert. Zum einen lebt der Charakter von der Reihung entlang der reizvollen Uferlandschaft der Rems und zum anderen von der Idee mit den Einzelbaukörpern – den Hallen, dem Eingangs-, Seminar- und Verwaltungsgebäude – eine kraftvolle Campusmitte aufzuspannen. Diese besteht aus einer einladenden Platz- und Grünfläche und aus den Praxis-Lernflächen / den Bauhöfen der Akademie.
Die geplante städtebauliche Figur kann unter bestmöglicher Berücksichtigung der Bestandsgebäude perfekt in Bauabschnitten realisiert werden, ohne jeweils den laufenden Betrieb zu gefährden. Hier lag beim Entwurf ein besonderes Augenmerk, der ganz ohne temporäre Auslagerungen oder temporäre Flächenminderungen auskommt. Ohne jeglichen Abriss wird vorab das neue Unterkunftsgebäude inklusive Küche und Gastronomie errichtet. Das Eingangsgebäude und die Seminarräume entlang der Rems können in einem 2. BA errichtet werden und dennoch können der alte Haupteingang und die unmittelbar angrenzenden alten Schulungsräume noch genutzt werden bevor die neuen fertiggestellt sind. In Summe werden immer erst vorab die neuen Programmflächen errichtet und in Betrieb genommen, bevor die alten aufgegeben werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf folgt einem strengen und klaren städtebaulichen Konzept: Zwei parallel zueinanderstehende, lineare Baukörperfelder bilden in ihrer Mitte einen großen, flexibel nutzbaren Freibereich aus. Zu beiden Seiten des Grundstücks wird der öffentliche Raum gefasst. Ein städtebaulicher Schwerpunkt bildet sich richtigerweise im Westen des Areals, hier sind die Gebäude höher und bilden eine Adresse aus.

Die konsequente städtebauliche Struktur wird im Innern der Gebäude durch ebenso klar strukturierte Grundrissdispositionen aufgegriffen. Seminar-, Sport- und Aufenthaltsbereiche sowie ein großer Teil der Gästezimmer nehmen einen Bezug zur Rems auf, es entsteht eine Durchwegung mit Freizeit- und Aufenthaltsqualitäten.

Auf der Nordseite wird der vorhandene Gehölzbestand zur Straße hin erhalten und bildet damit einen grünen Filter zu den angrenzenden Lagerflächen vor den Gebäuden. Insgesamt ist die Darstellung der Freianlagen jedoch nur wenig detailliert und lässt die angedeutete Aufenthalts- und Freiraumqualität nur erahnen.

Die südliche Freifläche, vorgelagert den Gebäuden zur Rems hin, verspricht eine hohe Aufenthaltsqualität. Hier sind die Außenflächen des Speisesaals sowie Freizeit- und Sportflächen in direkter Verbindung zu den jeweiligen Räumen gut angeordnet. Der Sport liegt allerdings weit im Osten des Areals, innerhalb der Seminarzone und stellt keinen Bezug zum Gästehaus her, was aus Nutzerseite negativ gesehen wird. Vor den Seminarräumen gibt es keine Möglichkeiten für Pausen- und Cateringbereiche, die für die vorgesehenen Nutzungen und vielfältigen Veranstaltungen unerlässlich sind. Halle 9, die nur überdacht werden sollte, ist als Gebäude organisiert, was nicht den ursprünglichen Vorstellungen des Auslobers entspricht.

Die Ausbildung der Kopfbauten kann hinsichtlich Gliederung und hinsichtlich des Fassadenvorschlags noch nicht voll überzeugen. Die Fassade entwickelt sich weitgehend unabhängig von den dahinter liegenden Nutzungen. Zudem ist sie in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit kritisch zu sehen. Weitgehend gut gelöst ist die Organisation des Erdgeschosses mit der Orientierung der Mensa zur Rems. Das Foyer weist allerdings funktionale Mängel auf und ist ohne Empfang gestaltet. Die Aufteilung der Hallen in eine südliche und eine nördliche Spange bringt es mit sich, dass nur 50% der Hallen über Umkleidebereiche verfügen, allerdings sind diese Bereiche entsprechend den Bedarfen des Auslobers richtig dimensioniert, was positiv zu bewerten ist.

Die bauordnungsrechtlichen Vorgaben sind nicht vollumfänglich eingehalten. Der Entwurf ist in Bauphasen unter Beibehaltung des Betriebs sehr gut realisierbar.

Der Entwurf sieht eine Holzkonstruktion vor, was sich in Bezug auf die CO2-Emmissionen positiv auswirkt. Die Elementierung der Konstruktion ermöglicht eine hohe Flexibilität in der Nutzung und Nachnutzung. Allerdings wird vermisst, dass sich die Inhalte und Ausbildungsziele der Bauwirtschaft, die Auseinandersetzung mit einem zukunftsfähigen und nachhaltigen Massivbau in der Gestaltung und Fassade des Entwurfs abbilden.

Der Entwurf ist mit ca. 11% über dem Budget bewertet. Dies liegt im Wesentlichen an einer kleinteiligen Gebäudestruktur und damit eingehergehenden hohen Fassadenflächen. Des Weiteren ist die Fassade aufwendig in der Gestaltung. Die Magistrale wird bauabschnittsweise realisiert und ist daher aufwendig in der Herstellung.

Der städtebauliche und architektonische Vorschlag stellt einen spannenden Diskussionsbeitrag dar, der zeigt, wie man ein sehr komplexes Raumprogramm in eine sehr einfache, funktional gedachte Struktur einbinden kann, die dennoch klare Bezüge zur Umgebung aufnimmt.
Lageplan

Lageplan

Erdgeschoss

Erdgeschoss

1. Obergeschoss

1. Obergeschoss

Ansicht Rems

Ansicht Rems

Schnitt Gästehaus

Schnitt Gästehaus

Schnitt Verwaltung / Seminar

Schnitt Verwaltung / Seminar

Ansicht Campusmitte

Ansicht Campusmitte

Bauabschnitte

Bauabschnitte

Perspektive Rems

Perspektive Rems