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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2023

Neuordnung und Erweiterung Gymnasium in Steinhagen

1. Preis

Preisgeld: 47.500 EUR

habermann.decker.architekten

Architektur

GRUPPE FREIRAUMPLANUNG Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

be+p GmbH

Brandschutzplanung

Volker Huckemann | Architekturbüro

Akustikplanung, Energieplanung, Bauphysik

Erläuterungstext

KONZEPT Zwei neue Bausteine des ‚Steinhagener Gymnasiums‘ werden als räumlich und gestalterisch zusammenhängendes Ensemble auf dem Grundstück so positioniert, dass Sichtachsen und Durchblicke in die umgebende Nachbarschaft entstehen und gleichzeitig geschützte Hofräume gebildet werden. Fußwege verknüpfen den Schulcampus mit den umliegenden Stadt- und Landschaftsräumen, speziell mit dem Realschulgelände im Norden.
Die Neubauten sind als eigenständige Stadtbausteine ablesbar, bilden klare Adressen und eine eigenständige Identität aus, treffen aber dennoch die Sprache des Bestandes. Das ortsbildprägende Bestandsgebäude bleibt in seiner Außenhaut bis auf kleine Eingriffe erhalten. Die klare Baukörperkonstellation und Wegeführung schaffen eine selbsterklärende Übersichtlichkeit und Orientierung.
Es wird ein offener, einladender Ort des Lernens, der Begegnung und Aktivität geschaffen, der sich harmonisch und maßstäblich in die vorhandene Bestandsarchitektur einfügt – es entsteht ein zukunftsweisender, identitätsstiftender Lernort als moderner Lebens- und Aufenthaltsraum für Schüler*innen, Lehrer*innen und Bürger*innen.

BESTAND Der zentrale Baustein des Steinhagener Gymnasiums ist und bleibt das Bestandsgebäude, was in weiten Teilen erhalten wird und das „Gesicht“ des Gymnasiums bleibt. Notwendige räumliche Anpassungen erfolgen in weiten Teilen im Innenraum. Die Arme des Erdgeschosses verbleiben in ihren bestehenden Funktionen. Bedingt durch das Abwandern des Fachbereiches Kultur findet im 1. Obergeschoss die größte räumliche Veränderung statt. Dieses teilen sich verschiedene Funktionsbereiche, während das 2. Obergeschoss wie bislang der 2. Oberstufe vorbehalten ist.
Das klare Ordnungskonzept schafft in der Gesamtform eigenständige Bereiche:
  • Das Forum in seiner Funktion als lebendiger Mittelpunkt der Schule bleibt inkl. Veranstaltungsort mit Bühne vollständig erhalten. Eine Ausweitung des Forums zwischen Ost- und Südflügel bildet die Schnittstelle zum Neubau der Jahrgangsstufen 7-10.
  • Ebenso unverändert bleiben die Räumlichkeiten der Naturwissenschaften im Nordflügel. Ein neuer Verbindungsgang bindet die im Ostflügel neu entstehenden MINT-Räume an das Cluster an und rahmt zeitglich einen ihm angehörenden geschützten Innenhof für Experimente und Unterricht im Freien. Ergänzt wird das Cluster der Naturwissenschaften durch den Informatikraum, der über die notwendige Treppe auf kürzestem Wege im 1.OG angeschlossen ist.
  • Im Westflügel bleibt leicht auffindbar der Lehrer- und Verwaltungsbereich bestehen.
  • Die einzige Änderung im Westflügel beschränkt sich auf den Tausch von Mediothek und Cafeteria, die nun direkt an Forum und Vorplatz, einladend und zentral gelegen ist, um ihre Nutzbarkeit für Veranstaltungen im Kulturhaus zu ermöglichen. Der gesamte Eingangsbereich bekommt hierdurch einen öffentlicheren und einladenden Charakter. Dies begründet ihre großzügigere Dimensionierung und die Öffnung der Fassade. An die Cafeteria grenzt funktional sinnvoll die neue Schulküche an.
  • Ost- und Südflügel enthalten jeweils ein Cluster a 4 Klassenräumen der Jahrgangsstufen 5 und 6. Durch die getrennte Positionierung jeweils an den „Enden“ der Riegel werden Durchgangsräume vermieden – eine bauliche Notwendigkeit für funktionierende Lerncluster. Um das Cluster-Konzept in den Bestand zu integrieren, bedarf es einige bauliche Maßnahmen, die das Entfernen oder Versetzen von Innenwänden jedoch nicht übersteigen. Die zentral im Cluster positionierten Kommunikationszonen weiten sich aus den Fluren auf und verfügen über einen Außenzugang, um für die jüngsten Schüler einen kurzen Weg in den Außenraum und auf die eigene Clusterterrasse zu ermöglichen. In ihnen können Teilbereiche zum Lesen, Basteln oder für eine differenzierte Unterrichtsgestaltung genutzt werden. Die Kommunikationszonen ermöglichen Gruppenarbeiten für unterschiedliche Gruppengrößen. Aufweitungen in den Fluren aktivieren die Verkehrsflächen als Aufenthalts- und Lernort. Wände zwischen Unterrichts- und Differenzierungs-räumen sind teilverglast und ermöglichen eine große Transparenz und Übersichtlichkeit.
  • Das Leserattennest als starker Identifikationsort für die Unterstufe wird ebenfalls vollständig erhalten und liegt visavis zur Mediothek.
  • Im 1. Obergeschoss gruppieren sich zwischen den Treppenkernen funktional zusammengehörige Einheiten. Zentral an der Haupttreppe ist das multifunktional genutzte Lernstudio gelegen, neben das sich das Sprachen-Cluster gruppiert.
  • Erschlossen von einer zweiten Flurschicht liegen sämtliche Beratungsräume für die Schülerschaft.
  • Der Informatikraum mit IT-Büro ist räumlich über den benachbarten Treppenraum mit dem Cluster der Naturwissenschaften im Erdgeschoss eng verwoben.
  • 4 Kursräume der Sekundarstufe II teilen sich im 1. Obergeschoss einen Kommunikationsbereich, der durch einen großzügigen Luftraum und eine zusätzliche Treppe mit den übrigen Räumlichkeiten der Sekundarstufe II im 2. Obergeschoss direkt verbunden ist. Um die Bereiche brandschutztechnisch trotzdem voneinander abzukoppeln ist ein Brandschutzvorhang geplant.
  • Die übrigen 12 Kursräume inkl. Hörsaal und Schließfächer für die Oberstufe bleiben, wie bislang im 2. Obergeschoss angeordnet, wodurch kaum bauliche Änderungen nötig sind. Für 2 gemeinschaftlich und flexibel nutzbare Kommunikationszonen werden auch hier Flurwände entfernt. Der großzügige Bereich an der Haupttreppe wird möbliert, um ihn als Aufenthaltszone für Freistunden oder Pausen zu aktivieren.

NEUBAU JAHRGANGSSTUFE 7-10 Für die Lerncluster der Jahrgangsstufen 7 bis 10 wird ein V-förmiger, zweigeschossiger Neubau Richtung Landschaftsraum entwickelt. Die Geometrie nimmt in Ihrer Ausformung sowohl Bezug auf die dynamisch in den Außenraum ausstrahlenden Erdgeschosszone des Bestandes als auch auf die Kreisgeometrie der Bestands-Obergeschosse. Die Verbindung zwischen Bestand und Neubau erfolgt über den Außenraum und jeweils großzügige, überdachte Zugangsbereiche.
Die konsequente Auslagerung der Lernbereiche dieser Jahrgänge aus dem Bestandsbau ermöglicht eine optimale Organisation dieser Lerncluster nach zeitgemäßen pädagogischen und räumlichen Anforderungen. Vier Unterrichtsräume gruppieren sich jeweils um eine gemeinsame Kommunikationszone. Diese liegt optimal belichtet zum dreiseitig gefassten, teilüberdachten und zum ruhigen Landschaftraum geöffneten Hof und kann durch flexible Möbel individuell gegliedert werden. Großzügige Türelemente verbinden den Außen- mit dem Innenraum, so dass die Kommunikationszone fließend in den Landschaftsraum übergeht. Außenliegende Treppen verbinden die Lerncluster im Obergeschoss direkt mit dem Hof und dienen gleichzeitig als erster und zweiter Fluchtweg.
Die räumliche Trennung zwischen Unterrichtsräumen und gemeinsamer Mitte erfolgt in Teilen mit geschlossen Wänden, in die Garderoben und Regale eingearbeitet sind und in Teilen mit großflächigen Verglasungen, deren Durchsicht mit Vorhängen individuell gesteuert werden kann. Die von jeweils zwei Clustern gemeinsam genutzten Räume liegen vorgelagert rund um die zentrale Erschließungstreppe.

NEUBAU KULTURCLUSTER Gestalterisch entspricht der Neubau des Kultusclusters dem der Lerncluster. Räumlich rahmt und stärkt der Neubau den bestehenden Haupteingang des Gymnasiums. So werden die Stellplätze optisch abgeschirmt und die Wasserfläche stärker in die Gestaltung und Wahrnehmung des Eingangsbereiches integriert. Innerhalb des Clusters bilden die Musik- und Kunsträume jeweils eigenständige Bereiche aus, die unmittelbar mit dem Zentrum, der multifunktionalen Probefläche verbunden sind. Dieser auch für Ausstellungen und Aufführungen nutzbare Raum öffnet sich Richtung Bestandsschule, so dass hier, im Zusammenspiel mit Cafeteria, Wasserfläche, Haupteingang, Foyer und Bestandsbühne ein einladender, halböffentlicher Bereich für unterschiedlichste Nutzungen gebildet wird. Ein Ort, der das kulturelle Leben des Gymnasiums sichtbar stärkt, aber auch die räumliche und funktionale Verwebung mit der städtischen Nachbarschaft ermöglicht. Dies sowohl zu Unterrichtszeiten als auch nach Schulschluss.
Fragen des notwendigen Schallschutzes können durch die Positionierung und bauliche Ausbildung des Neubaus optimal entsprochen werden.

GESTALTUNG UND KONSTRUKTION Eine nachhaltige und flexible Holz-Hybrid-Konstruktion dient als primäres Tragsystem der energetisch optimierten Neubauten. Alle tragenden Stützen und Wände werden mit Massivholzelementen (Brettschichtholz BSH / Brettsperrholz BSP) ausgeführt. Aus brandschutztechnischen Gründen werden die Decken als Holz-Beton-Verbunddecken ausgeführt. Um die langfristige Flexibilität und Umnutzbarkeit zu erhöhen, werden die tragenden Bauteile auf das statisch notwendige reduziert. Die sekundären Konstruktionselemente werden als Modul vorgefertigt und „trocken“ montiert. Der hohe Grad an Vorfertigung ermöglicht eine schnelle und störungsfreie Bauzeit. Es werden umweltverträgliche und ressourcenschonende Baustoffe eingesetzt, die gleichzeitig eines geringen Pflegeaufwandes bedürfen und somit die laufenden Kosten im Gebäudebetrieb senken.
Die Fassaden werden in Holzrahmenbauweise mit einem mehrschichtigen Aufbau zur Wärmebrückenvermeidung erstellt. Die äußeren, langlebigen und wartungsarmen Fassadenpaneele werden aus recyceltem Aluminium erstellt. Die rosarote Färbung wird in Anlehnung an die Ziegelfarbe des Bestandes gewählt.
Die konstruktiv notwendigen, horizontalen Abdeckungen sowie die vertikalen Lisenen werden durch schmale, rosarote Aluminiumprofile (Recycling-Aluminium) ausgebildet und gliedern gestalterisch die Fassaden.
Lichtschwerter in der Fensterebene verbessern die gleichmäßige Belichtung bis in die Tiefe der Räume und ergänzen gestalterisch die horizontale Gliederung.
Die Holzfenster werden größtenteils als Festverglasungen mit Dreifachverglasung (U-Wert 0.5 w/m2k) ausgeführt. Öffnungsflügel zur natürlichen Belüftung der Räume werden als sichere Drehflügel mit Aufschlagrichtung zu den Trennwänden ausgeführt. Die Position der Fenster ermöglicht einen Außenbezug auch im Sitzen. Der notwendige Sonnen- und Blendschutz erfolgt über außenliegende Screens.
Die Neubauten sind als solche gestalterisch klar erkennbar, fügen sich aber in die horizontalen Strukturen und das Farbkonzept der bestehenden Schule ein.

BRANDSCHUTZ Die im Bestandgebäude neu geschaffenen, offenen Kommunikationsbereiche als Aufweitung der Erschließungsflächen können im Brandfall über Brandschutzvorhänge von den notwendigen Fluren abgeschottet werden. Die Steuerung erfolgt über die vorhandene Brandmeldeanlage mit Aufschaltung. Gleiches gilt für die neue, offene Treppe, die die Kommunikationsbereiche der SEK II im 1.OG und 2.OG miteinander verbindet.
Beim eingeschossigen Kulturcluster erfolgt die Entfluchtung direkt nach draußen. Die Lerncluster des zweigeschossigen Neubaus bilden jeweils Funktionseinheiten von ca. 500qm. Der erste Fluchtweg erfolgt über die vorgelagerte und wettergeschützte Außentreppe. Der zweite Fluchtweg über das benachbarte Cluster und deren Außentreppe.

ENERGIEKONZEPT Analog zu den zeitgemäßen pädagogischen Konzepten gilt es auch in der Energieeffizienz eines Gebäudes adäquate Antworten auf den Klimawandel, die Grundsätze der Nachhaltigkeit und nicht zuletzt auf die Ökonomie eines kommunalen Haushaltes zu finden. Das vorliegende Konzept zeigt hierfür eine Lösungsstrategie als Mischung aus aktiven und passiven Komponenten:
Beton wird nur sehr reduziert an den Stellen eingesetzt, wo er aus konstruktiven, statischen oder wirtschaftlichen Gründen notwendig ist. Holzbauteile ersetzen und ergänzen den Beton im Sinne einer ökologischeren und nachwachsenden Ressource. Zudem verleihen die sichtbaren Holzoberflächen eine angenehme, warme Atmosphäre. Holz-Beton-Verbunddecken ermöglichen eine schnelle Montage, optimale Spannweiten, eine wertige Deckenuntersicht und bieten gleichzeitig Schallschutzvorteile gegenüber einer reinen Holzkonstruktion. Als Fertigteile können sie sogar mit Ablauf der Nutzungszeit des Gebäudes demontiert und an anderer Stelle weiter genutzt werden. Dieser Anspruch zeigt sich auch in der Fassadengestaltung: Holz wird in der Konstruktion mit Abmessungen eingesetzt, die eine Wiederverwendung an anderer Stelle erlauben. Die eigentliche Fassade bestehen aus recyceltem Aluminium und stellen ein sehr gutes Kreislaufmaterial dar. Die hochdämmenden Fenster (UG-Wert =0,5 W/m²K) haben in ihrer Gliederung ebenfalls fast klassische Abmessungen, die eine Wiederverwendung grundsätzlich erlauben. Im Inneren des Neubaus werden dort, wo es möglich ist Trockenbauwände mit Holzständern und Lehmbauplatten geplant. Die Gebäudestruktur bleibt so flexibel für Umnutzungen, und es wird ein gesundes Lernklima generiert.
Energetisch werden die Neubauten auf Passivhaus-Niveau gedämmt. Wärmebrücken werden vermieden. Durch eine Lüftungsanlagen mit einer hohen Wärmerückgewinnung wird eine hygienische Lernumgebung geschaffen, wobei öffenbare Drehflügel in den Fensterbändern grundsätzlich auch eine natürliche (und sichere) Lüftung der Räume ermöglichen können.
Der sommerlichen Überhitzung der Räume wird durch einen sinnvoll gewählten Fensterflächenanteil und mit außenliegenden Sonnen- und Blendschutzscreens begegnet.
Die Beheizung kann aufgrund der erforderlichen Luftwechsel ausschließlich über die Lüftungsanlage erfolgen, auf statische Heizflächen wird in den meisten Räumen verzichtet. Die notwendige elektrische Energie für die Wärmeerzeugung, die Belüftung und Beleuchtung wird zum Großteil durch die über den extensiven Gründächern aufgeständerte Photovoltaik-Anlage (flachgeneigt in Ost-West-Richtung) gedeckt.
Alle Räume, auch die Flure und Erschließungsflächen, werden nach den Anforderungen der DIN 18041 geplant, so dass auch die akustischen Eigenschaften der Lehr- und Lernumgebung gesichert sind.

LANDSCHAFTSARCHITEKTUR Der Schulhof reagiert in seiner angepassten Form auf die Ausrichtung der Bestands- sowie Neubauten und vermittelt zwischen ihnen. Während die zwei Schulhofbereiche, die sich der Straße zuwenden, befestigt sind, sind die rückwärtigen Höfe grün gehalten und gliedern sich so in den anschließenden Landschaftsraum ein.
Der Platz am Haupteingang dient als Bereich des Ankommens und als Repräsentationsfläche. Hier liegt der Fokus klar auf Aufenthalt, Kommunikation und Identitätsstiftung. Dies ist auch für den Neubau zweckdienlich, da dieser die neuen Veranstaltungsräumlichkeiten beherbergt und somit auch in den Abendstunden und am Wochenende sinnvoll genutzt werden kann. Zudem erhält er mit der Erweiterung der Wassertreppe eine spannende und vielfältig nutzbare Kante. Während sich der Schulhof an der Sporthalle vornehmlich durch sportliches Angebot auszeichnet, und somit auch für den Sportunterricht genutzt werden könnte, ist der rückwärtige Bereiche mehr auf Spiel und Kommunikation ausgerichtet. Wichtig ist, dass zwischen den Höfen frei gewechselt werden kann und ein Austausch der unterschiedlichen Klassen fördert. Die vorhandene Ausstattung wird zum Teil umstrukturiert und umgesetzt, so erhält beispielsweise das Klettergerüst einen neuen Platz. Zusätzlich wird das bisherige Angebot vor allem durch Spielgeräte für die Kleineren und „Chill“-Angebote für die Größeren ergänzt. Die Entwässerungsmulden werden als gestalterisches Element eingesetzt und ziehen die Grenzen für die intensiver genutzten Bereiche des Schulhofs auf. Sie dienen zudem als sichtbare, aber dezente und weiche Grenze zwischen Schule und Landschaft und stellen ebenso den Bruch zwischen „Schulhofrasen“ und Landschaftsrasen dar, wobei zweiterer den Übergang in die Landschaft symbolisiert und in Szene setzt.
Insgesamt entsteht ein Schulhof, der zwischen Neubau und Bestand vermittelt und zudem eine klare Form und Struktur aufzieht. Das Thema der offenen Regenwasserbewirtschaftung wird hervorgehoben und das Angebot für Spiel, Sport, Kommunikation und Aufenthalt optimiert und erweitert, wobei das Thema der Barrierefreiheit immer eine wichtige Rolle spielt. Ein Schulhof für die unterschiedlichsten Ansprüche und für Jung und Alt – ein Schulhof für Alle!

ES WIRD EIN FREUNDLICHER UND LEBENDIGER, GLEICHZEITIG ÜBERSICHTLICHER SCHULCAMPUS MIT HOHEM IDENTIFIKATIONSWERT UND SPANNUNGSVOLLEN RÄUMLICHEN QUALITÄTEN GESCHAFFEN - EIN ZUKUNFTSWEISENDER BILDUNGSSTANDORT ALS MODERNER LEBENS- UND AUFENTHALTSRAUM FÜR SCHÜLER*INNEN UND LEHRER*INNEN.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit den zwei vorgeschlagenen V-förmigen Neubauten gelingt der Arbeit, die Bildsprache des Bestandsbaus aufzunehmen, in die Neuzeit zu transformieren und zusätzliche Qualitäten hinzuzufügen. Zudem minimieren die gezielten und vom Bestandsbau abgekoppelten Ergänzungen den Aufwand für die Baulogistik und verbessern die Möglichkeiten der Weiternutzung des Bestands während der Bauzeit.

Der östliche Baukörper bietet eine vorbildhafte Lernwelt für die Jahrgangsstufen 7-10 als ́Schule in der Schule ́ an. Das Ablösen des Baukörpers ist qualitätssteigernd mittels brückenartiger Holzterrasse über dem Landschaftselement der Entwässerungsmulde thematisiert.

Dem westlichen Baukörper gelingt durch seine Setzung eine qualitätssteigernde Adressie- rung der Schule, indem die große Wasserfläche noch stärker als bisher die Atmosphäre des Eingangsbereichs der Schule stärkt und Stellplatzbereiche optisch abgeschirmt werden. Als Kulturbaustein hat dieser Neubau großes Potential, sowohl Aktionen der Schulgemeinschaft stärker mit dem Quartier zu verzahnen als auch für außerschulische Nutzungen offen zu sein. Für die Option der Öffnung des Theaterraums nach Norden ist eine noch großzügigere Lösung wünschenswert.

Als weiteres positives Element des Entwurfs ist der Umgang mit dem Bestand zu nennen. In seiner äußeren Gestalt verbleibt dieser nahezu unverändert. Eingriffe erfolgen ́mikroinvasiv ́ und überlegt. Als sichtbarstes Zeichen der äußeren Veränderung ist der heutige Mediathek-Bereich zu nennen, der sich - zur Cafeteria umgenutzt und von seiner Außenwand entfernt - als Dialogpartner des Kulturbausteins präsentiert und große Nutzungssynergien (z.B. Catering für Abend- oder außerschulische Nutzungen) eröffnet. Eine kleine neue gläserne Flurverbindung nördlich des Forums ermöglicht das Ausbilden unmittelbarer räumlicher Nachbarschaften der MINT-Räume (auch wenn die Räume der Informatik im 1.OG. liegen) und darüber hinaus noch das Element eines MINT-Innenhofs für Experimente u.a. . Die Schulgemeinschaft begrüßt, dass das Forum incl. öffenbarem Bühnenraum als beliebter Veranstaltungsort erhalten bleibt.

Die Cluster der Jahrgangsstufen 5 und 6 werden als Einzelcluster im nördlichen und östlichen erdgeschossigen Bestandsflügel angeboten, mit dem Vorteil kurzer Wege vom Foyer, der Abgeschlossenheit ohne Durchwegungen andere Nutzer sowie in den Außenraum erweiterbarer Kommunikationszonen. Kleine qualitätsfördernde Eingriffe erfolgen in den OGs des Bestands, wie der blickschützende Flur vor den Sozial- und Beratungsräumen und die neue interne Treppenverbindung zwischen SEK2-Bereichen im 1. und 2. OG. Nachhaltige Konstruktionsprinzipien - aber im Besonderen auch der Mut zu einem eigenen zeitgenössischen baulichen Ausdruck der Neubauten - fügen dem Gesamtensemble eine ablesbare Zeitschicht hinzu und stärken somit auch die Qualitäten des Bestands: Zwei beispiel- hafte Zeitschichten pädagogischer Architekturen begegnen sich auf Augenhöhe, was diese Arbeit zu einem besonders hochwertigen Beitrag zur gestellten Aufgabe macht.

Landschaftsarchitektur/Freiflächen
Die freie Setzung der beiden neuen Baukörper im Freiraum wird durch Freiraumelemente gekonnt integriert. Damit entstehen entsprechend der Lage und den Funktionen zwei sehr unterschiedliche Be- reiche: Zur Stadt hin werden vielfältig nutzbare befestigte Flächen als Schulhöfe gestaltet. An den strahlenförmigen Wegeverbindungen werden die angelagerten Stellplätze gut durch Hecken gefasst und eingegrünt. Besondere Aufwertung erhält die klare Wegeverbindung zur Realschule. Zur Landschaft kennzeichnet die Herausarbeitung der Topografie und des Wasserlaufes die landschaftliche, naturnahe Gestaltung. Diese Zäsur wird gekonnt als Erlebnisraum zwischen den Bestandsgebäuden und dem neuen Gebäude genutzt. An dem sich zur Landschaft hin V-förmig öffnenden neuen Gebäudeteil entsteht zudem ein geschützter Grünraum als erweiterter Lernraum im Freien.

Weitere Akzentuierungen im Freiraum sind treffend zu den Gebäudenutzungen gewählt und werden als große Bereicherung für das Schulumfeld gewertet. Die große Holzplattform in der Senke, formuliert stimmig eine Vorfläche und überspannt die Senke als vielfältig nutzbare Plattform an dieser Stelle. Der MINT-Innenhof, der Schulgarten und auch Experimentierflächen wie Biotope, bilden vielfältige Freiraumelemente und fördern so die Begegnung und aktive Auseinandersetzung mit der Natur. Insgesamt formuliert die Arbeit auf überzeugende Weise ein Zusammenspiel von Gebäuden und Freiraum, welches die Qualitäten des Ortes aufnimmt und dieses erlebnisreich weiter- gestaltet. Damit eröffnen sich vielfältige Potentiale für den Lebensraum Schule.

Wirtschaftlichkeit
Die Lebenszykluskosten des Entwurfs liegen im mittleren bis oberen Bereich. Die Errichtungskosten werden aufgrund der Flächen der Neubauten, der konstruktiven Merkmale und der notwendigen Maßnahmen im Bestand vergleichsweise hoch bewertet, positiv werden die kaum erforderlichen Anbaumaßnahmen gesehen. Die Nutzungskosten liegen im erhöhten, mittleren Bereich, wobei auffällig ist, dass die zu erwartenden Energiekosten hoch ein- geschätzt werden. Positiv ist die vorgeschlagene dezentrale Lüftung in einem notwendigen Mindestmaß. Die Kosten des infrastrukturellen und technischen Gebäudemanagements liegen im mittleren Bereich. Die Betriebsführungskosten werden niedrig sein, während die Reinigungskosten, u.a. aufgrund der großen Flächen erhöht sind. Die berechneten langfristigen Sanierungskosten liegen ebenfalls im mittleren Bereich, können aber durch eine Materialen- und Bauteilauswahl optimiert werden. Durch eine Beachtung der Wirtschaftlichkeit in der Planungsphase ist eine Senkung Errichtungskosten sowie der der Nutzungs- und Lebenszykluskosten möglich.