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Freiraumplanerischer Realisierungswettbewerb | 09/2023

Neugestaltung Waageplatz in Göttingen

Visualisierung Waageplatz

Visualisierung Waageplatz

1. Preis

QUERFELDEINS Landschaft | Städtebau | Architektur PartGmbB

Landschaftsarchitektur

LINDENKREUZ EGGERT | Bildermacherei & Utopografie

Visualisierung

Erläuterungstext

Der Waageplatz fungiert als Bindeglied zwischen der Innenstadt und dem Masch-Straßen-Viertel und liegt direkt am Leinekanal, unmittelbar an der Staatsanwaltschaft und dem grünen Wallanlagen der Stadt. Als Teil des Sanierungsgebiets „Nördliche Innenstadt“ im Förderprojekt „Soziale Stadt“ erhält der Waageplatz die Möglichkeit, sich von einem Durchgangsgraum zu einem lebendigen, grünen Stadtplatz zu entwickeln.
Raum und Ort
Das Konzept sieht vor, den Waageplatz in eine städtische hybride Plattform umzuwandeln, die sowohl intensive Nutzungen als Stadtplatz als Erholungsfunktion als Pocket-Park vereint. Die Verkehrsströme der Passant:innen geben den Landschaftspartien eine sinnliche Form, definieren Wegverbreiterungen und ermöglichen reibungsloses Passieren. Durch eine bewusst organische Gestaltung wird der Waageplatz betont und bietet gleichzeitig ausreichend Platz für regelmäßige Feste und Veranstaltungen. Ein einheitliches Gestaltungskonzept und eine feine Abstufung der Materialien verleihen der Plattform eine räumliche Fassung und bringen sie gleichzeitig mit dem gegenüberliegenden Robert-Gernhardt-Platz in Verbindung. Insgesamt entsteht kein klassischer Stadtplatz, sondern ein Hybrid mit Orten zum Aufenthalt & Spiel, Mobilität & Leitung und Grünflächen mit hoher ökologischer und klimapositiver Wertigkeit.

Detail und Materialität
Die Gestaltung des Waageplatzes wird maßgeblich durch den konsequenten Einsatz von Striegauer Granitpflaster geprägt, um ein Kontinuum zur Innenstadt herzustellen. Durch sorgfältige Detailarbeit werden zahlreiche Platten mit Rasenfugen umgeben, wodurch ein sanfter Übergang zu den grünen Bereichen des Entwurfs entsteht. Diese durchgrünte und feingliedrige Design ist charakteristisch für den Waageplatz und ermöglicht gleichzeitig Flexibilität. Wichtige Fußwegeverbindungen sind davon ausgenommen, um eine barrierefreie Durchquerung zu gewährleisten. Auf der Westseite führt ein neuer Radweg geschickt und intuitiv über den Platz, dank separater Markierung und entzerrt Nutzer:innenströme.
Retention und Ökologie
Die gestalterische Integration von offenen Mulden auf dem Waageplatz erfüllt einen wichtigen Zweck im Rahmen des nachhaltigen Regenwassermanagements. Das Ziel ist es, das anfallende Niederschlagswasser gezielt zu lenken und zu speichern, um einen verantwortungsvollen Umgang zu gewährleisten. Zusätzlich werden zwei Zisternen eingesetzt, um das gesammelte Wasser zu speichern und es für die Bewässerung bereit zu halten. Die westlichen grünen Inseln mit artenreichen Gehölzen und einer Unterpflanzung aus heimischen Stauden bilden dabei ein schützendes Rückgrat und bringen ein Blühaspekt über das gesamte Jahr. Wichtige Blickbeziehungen zur Staatsanwaltschaft sind offen und durchlässig gestaltet.
Dieser nachhaltige Entwurfsansatz spiegelt das Bestreben wider, eine erhöhte Resilienz gegenüber den anstehenden klimatischen Veränderungen zu schaffen. Erreicht wird dies unter anderem durch die Minimierung von Versiegelung, einen hohen Durchgrünungsgrad und die Verwendung von hellen Belagsflächen.

Spielen und Feiern
Dank seiner verspielten Raumkompositon und vielseitigen Bodenmaterialien wird der Waageplatz zur Bühne für festliche Anlässe und Veranstaltungen. Eine großzügige Multifunktionsfläche, deren robuster Untergrund aus wassergebundener Wegedecke besteht, kann auf unterschiedliche Weise genutzt werden und verleiht dem Platz das ganze Jahr über eine angenehme Weite. In der Mitte befindet sich eine Tanzbühne, wo Konzerte oder Theaterstücke vorgeführt werden oder Yoga-Stunden stattfinden können.
Gegenüber der Multifunktionsfläche erstreckt sich das faszinierende Spielelement des Waageplatzes. Eine feine Modellierung aus Beton formt eine geschwungene Struktur, die zum Erkunden und Entdecken einlädt. Der Rand ist geschickt gestaltet und umschließt einzelne Sitzelemente, Sandspielplätze und einen Trinkbrunnen. Trittsteine laden zum Spielen und Hüpfen ein. Auch der typische Göttinger Schöpflöffel ist in dem Spielelement integriert und erzählt ein Stück Stadtgeschichte. Highlight sind drei Trichterschirme, die Schatten spenden und gleichzeitig Regenwasser sammeln. Das Wasser fließt auf lehrreicher Weise zur nahegelegenen Regentreppe und vermittelt spielerisch das Verständnis für den Weg des Wassers. Kinder haben die Möglichkeit, dem Wasser entlang offener Rinnen zu folgen, die es zur nahen Furt führt. Dort fangen kleine Waagschalen das ankommende Wasser auf und führen es schrittweise weiter zum Leinekanal hinunter. Auf einem Plateau angekommen, entfalten sich ein kleiner Ort der Erkundung und Erholung am Wasser.

Beurteilung durch das Preisgericht

Für die Jury waren neben der gestalterischen Qualität und dem Umgang mit dem Freiraum insbesondere die Funktionalität und die klimaangepasste Entwicklung des Platzes wichtig. Besonders auf die Steigerung der Aufenthaltsqualität für möglichst viele Nutzergruppen unter Berücksichtigung von Klimaanpassungsmaßnahmen legten die Preisrichter*innen wert.
„Mit dem Entwurf des Dresdener Büros Querfeldeins gestalten wir diesen für Göttingen wichtigen Platz unter den verschiedenen Nutzungsansprüchen klimaangepasst um. Die organische Formsprache gliedert den Platz und zoniert den Raum in fünf Inseln unterschiedlicher Größe, Gestalt und Funktion. Dies macht den Platz gestalterisch reichhaltig. Der Waageplatz ist in seiner heutigen Gestaltung nicht mehr zeitgemäß und braucht eine mutige Umgestaltung,“ fasst Stadtbaurat Frithjof Look das Ergebnis zusammen und ergänzt: „Es freut mich, dass Querfeldeins die verschiedenen Ansprüche sensibel abgewogen hat und so einen zeitgemäßen, multikodierten und klimaresilienten Stadtplatz mit Spielmöglichkeiten in der engen historischen Innenstadt schafft.“
Gleichzeitig soll der Entwurf aber noch bezüglich der sehr dominanten Radverkehrsführung und hinsichtlich der vorgesehenen Einbauten in den Leinekanal überarbeitet werden. Zudem sollen mehr Verschattungselemente für den Spielplatz eingeplant werden. Der Entwurf sei laut Look so anpassungsfähig, dass diese Änderungen im Rahmen der nun anstehenden weiteren Planungsschritte vorgenommen werden können.
Entwurf

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