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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2023

Städtebauliche Entwicklung in Jüchen Süd

Fußgänger Perspektive

Fußgänger Perspektive

2. Preis

Preisgeld: 32.000 EUR

bjp | bläser jansen partner GbR

Stadtplanung / Städtebau

OTTL.LA Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

studiomauer

Architektur

Erläuterungstext

JÜCHENER FELDQUARTIER

bjp | bläser jansen partner
Daniel Bläser / Hendrik Jansen / Vinzenz Rosenberg / Joel Jost / Jonas Koban

ottl.la Landschaftsarchitektur
Lars Schöberl / Lucas Hövelmann

studiomauer
Heiko Lubs / Kaya Liffler / Niklas Staack


STÄDTEBAULICHE IDEE
Mit dem Jüchener Feldquartier entsteht ein offenes und markantes Viertel mit hoher städtebaulicher Dichte, harmonisch integriert in großzügige, vielfältig vernetzte und intensiv gestaltete Freiräume. Identitätsstiftende Architektur- und Freiraumkonzepte fügen sich zu einem lebendigen Mosaik zusammen, das Raum für unterschiedliche Lebensstile und Generationen schafft. Die städtebauliche Entwicklung bildet dabei eine strukturelle und inhaltliche Brücke zwischen den umliegenden Landschaften des Bergbaus und der Stadt Jüchen, und erschafft somit ein neues, grünes Quartier als Nukleus im Parc Agricole.

Im Planungsgebiet treffen im Westen der "grüne Waldrand" und im Osten die "agriurbane Landschaft" aufeinander. Das städtebauliche Konzept nutzt diesen Kontrast und leitet für beide Landschaftstypen individuell angepasste Gestaltungsprinzipien ab. Verbindendes Element ist das grüne Parkband, das sich entlang der topografischen Gegebenheiten des Quartiers erstreckt und durch seine sanfte Muldenlage einen zentralen, Intensiv bespielten Grünraum mit wassersensitiven Elementen bildet, der von den verschiedenen Wohnvierteln umrahmt wird.

Die Quartiere grenzen sich entlang der zentralen Grün- und Verkehrsachsen durch geschlossene Kanten ab, öffnen sich jedoch zum umgebenden Grünraum hin. Diese Gestaltung verleiht den Freiräumen eine klare Struktur und vermittelt Ruhe in den verschiedenen Wohnhöfen. Höhere Gebäude dienen als Landmarken, die Orientierung im Raum geben. Die Quartiere zeichnen sich durch eine hohe Dichte aus, was dem Stadtteil eine urbane Atmosphäre verleiht. Dazu gehören ein Bildungskomplex mit Kindertagesstätte und Grundschule sowie ein Innovationskomplex auf dem zukünftig verfügbaren Gelände von Zanders & Partner. Die Anordnung der Nutzungsbereiche soll sicherstellen, dass die Wohnbebauung möglichst weit von den Lärmquellen der A46 und der Bahntrasse entfernt ist, um höchstmögliche Lebensqualität für die Bewohnerinnen und Bewohner zu gewährleisten.

Die Vielfalt des Quartiers lässt sich von charakteristischen Gebäude- und Freiraumtypen in der Umgebung inspirieren. Diese fügen sich auf künstlerische Weise in das stabile städtebauliche Gefüge ein und prägen ein dynamisches und abwechslungsreiches Viertel. Die Beschreibung dieses Viertels zeigt eine differenzierte städtebauliche Herangehensweise, die in der architektonischen Umsetzung widerstandsfähig ist. Verschiedene Funktionen werden auf begrenztem Raum miteinander verwoben und überlagert. Die Nähe von kompakten Wohnformen, modernen Arbeitsumgebungen und gut erreichbarer sozialer Infrastruktur ermöglicht vielfältige Lebensstile und schafft inklusive Angebote für alle, ohne Barrieren.

ERSCHLIESSUNG UND MOBILITÄT
Die neu entstehenden Viertel sind über eine geschwindigkeitsreduzierte Wohnstraße erschlossen, die in Form einer ringförmigen Schleife durch den Stadtteil verläuft, alle Quartiere sowie Einzelbausteine erreicht und durch extensive Baumrigolen wassersensibel und ökologisch wertvoll gestaltet ist. Diese Schleife ist an eine Hauptverkehrsachse angeschlossen, die eine Verbindung zur Kölner Straße und dem geplanten Innovation Valley ermöglicht. Dies stellt sicher, dass das Feldquartier in späteren Entwicklungsphasen stärker in das regionale Netzwerk eingebunden wird. Für den Umweltverbund (Fuß- und Radverkehr, ÖPNV) erfolgt der Zugang zum neuen Stadtteil über zwei bestehende Unterführungen im Norden. Diese gewährleisten eine unkomplizierte Verbindung zum Zentrum von Jüchen und über den Bahnhof zur umliegenden Region.

Die klar geordnete Verbindung wird durch einen Mobilitätshub in unmittelbarer Nähe zu den Unterführungen unterstützt. So ist eine intermodale Abwicklung des fußläufigen, als auch des motorisierten Verkehrs am Eingang des Quartiers gesichert. Zusätzlich wird der motorisierte Individualverkehr in den Quartieren über zentrale Mobilitätspunkte abgewickelt, was zu einer Beruhigung der Wohngebiete führt und die Lebensqualität steigert. Für den Rad- und Fußverkehr gibt es schnelle und direkte Verbindungen und kleine individuelle Routen durch das Quartier, wodurch eine nahtlose Anbindung an das Grüne Band, wie auch an die aufgewerteten Grün- und Freiflächen in der Umgebung, die für Freizeit und Erholung genutzt werden können, für alle Jüchener*innen garantiert ist.

GRÜN- UND FREIRAUM
Prägendes Element im neuen Jüchener Stadtteil ist das multifunktionale und durchgrünte Parkband, das sich durch seine Nord-Süd-Ausrichtung in die topografische Lage einfügt und von intensiven Freiraumnutzungen bespielt wird. Nebenarme verbinden den öffentlichen Grünraum mit der Kulturlandschaft im Osten, dem Waldband im Westen und der entstehenden Bachlandschaft. Neben dem zentralen Parkband verfügen auch die einzelnen Nachbarschaften über individuelle, wassersensitive Micro-Platzflächen und begrünte Innenhöfe, die mit der umliegenden Landschaft interagieren und sich gestalterisch an die Landschaftsform anpassen. Der Stadtteil zeichnet sich somit durch einen hohen Grünanteil, gleichberechtigten Zugang zu einem breiten Spektrum an unterschiedlichen Freiraumnutzungen und eine gute Anbindung an Naherholungsräume aus.

Der zentrale Quartiersplatz erstreckt sich im Norden des Plangebiets und bildet sogleich das Entree des neuen Stadtteils. Eingebettet im Innovationscluster und in unmittelbarer Nachbarschaft zu Versorgungsangeboten für den täglichen Bedarf begreift er sich als gut angebundener Verteiler, belebter Campus mit Sportangebot, sowie indentitätsstiftender Stadtbaustein für die neuen Bewohner*innen. Ergänzt wird das Freiraumangebot durch bedarfsorientierte und wohnortnahe Spielflächen und diverse Sportangebote.

Das Quartier ist in einen vielseitigen und attraktiven Landwirtschaftspark mit ökologischen und sozialen Qualitäten eingebettet, der Platz für Innovation, Experimentierraum und neue Bewirtschaftungsformen bietet und diese eng mit den Nachbarschaften verflechtet. Diese ökologisch wertvolle und intensiv nutzbare Landschaft versteht sich nicht als Folgelandschaft sondern als eigenständiger, identitätsstiftender Landschaftsraum, der das neue Image der Region unterstreicht.

UMGANG MIT REGENWASSER
Aufgrund der ehemaligen Bergbauaktivitäten auf der Fläche des Plangebiets ist eine vollständige dezentrale Versickerung von Regenwasser nicht möglich. Dennoch wird soweit möglich das Prinzip der Schwammstadt verfolgt, um einen ausgleichenden Effekt auf die sich verändernden klimatischen Bedingungen im Raum zu erlangen. Gemäß dem Prinzip wird anfallendes Regenwasser auf unterschiedlichen Wegen möglichst lange im Raum gehalten und zeitverzögert an die Vegetation abgegeben. Wesentliche Maßnahmen sind die Regenwasserrückhaltung mittels Gründächern auf nahezu sämtlichen Gebäuden. Hier finden eine erste Filterung und anteilige Verdunstung statt. Überschüssiges Regenwasser wird in quartierseigenen Zisternen aufgefangen und zur Bewässerung der begrünten Innenhöfe und der Grünräume genutzt. Darüber hinaus kann überschüssiges Regenwasser zeitverzögert über den Grünarm in den Jüchener Bach geleitet werden und der Bewässerung nachliegender Landwirtschaftsflächen dienen.

KLIMA UND ENERGIE
Der neue Stadtteil strebt an, durch verschiedene Ansätze Klimaschutz und Klimaanpassung zu betreiben. Hierfür werden vor Ort im Wesentlichen drei Bereiche identifiziert: die Bebauung, die Energetische Versorgung und die Freiräume. Bezüglich der Bebauung werden Bestandsstrukturen wie zum Beispiel das Gelände von Zanders & Partner erhalten und in das neue Strukturkonzept integriert. Für die Neuplanung, die den wesentlichen Teil ausmacht, gilt die Einhaltung der Plusenergiehaus-Standards sowie der Bau mit klimaschonenden Materialien, um den Klimaschutzzielen gerecht zu werden. Das Feldquartier wird vorrangig mit erneuerbaren Energien versorgt. Ein Flächendeckender Ausbau von PV-Anlagen auf Dächern ist dabei ein wichtiger Baustein. Durch Energiecluster soll zudem eine ausgleichende Energieversorgung zwischen einzelnen Gebäuden sichergestellt werden. Energieüberschüsse werden in das lokale Stromnetz gespeist. Um jedoch das Mikroklima positiv zu beeinflussen, wird auf die zahlreichen Grünflächen und Grünräume zurückgegriffen. Durch die bereits erwähnte hohe Verweildauer von Niederschlagswasser in den Quartieren entsteht bei der Verdunstung über die zahlreichen Grünräume ein Kühleffekt. Dieser senkt die Temperaturen, insbesondere an Sommertagen, und das Gesundheitsrisiko für vulnerable Gruppen, wodurch das lokale Wohlbefinden steigt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit überzeugt durch ein hohes Maß an Kompaktheit, einer klaren Gliederung und einem gut dimensionierten Parkband als zentralem Quartiersmotiv. Das Parkband nimmt den zur Entwässerung gewünschten Bachlauf auf und führt das Wasser nach Norden ab. Dieses erhält darüber einen unmittelbaren Anschluss an die Unterführungen im Norden und formuliert dort einen idealen Auftakt, wovon über entlang der Bebauungsränder geführte Promenaden attraktive Nahmobilitätsachsen bis zum südlichen Landschaftsraum geführt werden.

Auf der Ebene innovativen Städtebaus überzeugt neben dem Verkehrskonzept der typologische Mix in den Baufeldern und die vertikale Mischung von Wohnen und Gewerbe. Auch der starke Freiraumbezug - sowohl nach innen zum Parkband, wie nach außen zur Landschaft mit multicodierten Freiräumen wird positiv beurteilt. Nachteilig wird die zum Teil sehr hohe Dichte und Höhe der Bebauung bewertet. Darüber hinaus werden die in den Schnitten dargestellten Fassaden als zu monoton und damit nicht im Sinne eines vielfältigen Quartiers kritisch bewertet.

Insgesamt stellt die Arbeit einen wertvollen Beitrag im Spannungsfeld zwischen Innovationsanspruch, Realisierbarkeit und dem örtlichen Maßstab dar.
Lageplan

Lageplan

Axometrie

Axometrie

Strukturkonzept

Strukturkonzept

Abgabeplan 01

Abgabeplan 01

Abgabeplan 02

Abgabeplan 02

Abgabeplan 03

Abgabeplan 03

Modell

Modell