Nichtoffener Wettbewerb | 09/2023
Entwicklung Quartier Poststraße in Heidelberg
©boye und bode
Lageplan
Anerkennung
Stadtplanung / Städtebau
HILMER SATTLER ARCHITEKTEN Ahlers Albrecht Gesellschaft von Architekten mbH
Stadtplanung / Städtebau
Erläuterungstext
Beurteilung durch das Preisgericht
Grundsätzlich wird die einfache, aber klare städtebauliche Grundstruktur gewürdigt. Es entsteht eine klare Raumkante zur Kurfürstenallee hin, das Hochhaus erhält durch den Entfall des Sockels einen kleinen Vorbereich an der Straßenecke. Durch Fugen zur angrenzenden Neubebauung wird es freigestellt, trotz allem durch den erhöhten Sockelbereich mit dem Ensemble verbunden.
Kritisch wird beim städtebaulichen Ansatz aber die extrem hohe Baumasse gesehen. Die Erhöhung der Grundfläche des Hochhauses auf fast das Doppelte durch seitliche Anbauten wird der Filigranität des Bestandsbaus aus den frühen 60 Jahren nicht gerecht. Auch die anschließenden Blockrandbebauungen, die zwar durch Fugen strukturiert werden, wirken sehr dicht und massiv, die Öffnungsrichtung der einzelnen „U-Formen“ erscheint willkürlich.
Die Durchwegung bleibt auf wenige Fugen aus der Kurfürstenanlage sowie die Poststraße beschränkt, da eine Durchwegung aus anderen Richtungen, wie z.B. dem Adenauerplatz durch das erhöhte Sockelbauwerk beschränkt wird, bzw. nur durch die Überwindung von Treppenanlagen über den Sockel möglich ist.
Sehr positiv bewertet wird die Anordnung der neuen TG-Zufahrt, die es ermöglicht die vorhandenen Spindeln zur Oberfläche in der Parkanlage zu entfernen.
Der Park wird in einer Bänderung gegliedert als „urbaner Gehölzsaum, Parkwiese und Aktivband“. Die Struktur wirkt ein wenig beliebig, etwas formal und die zugeschriebenen Attribute sind im Plan nur in Teilen erkennbar.
Das große Potenzial, dass die beiden Spindel der TG-Zufahrt entfallen, wird vom Entwurf nicht ausreichend genutzt und nicht in Freiraumqualität übersetzt. Die Freifläche der Kita liegt als Insel im Park, wirkt jedoch wenig integriert, sehr klein, nach Westen orientiert, so dass sie keine Morgensonne erhält, auch ist sie nicht mit dem Gebäude verbunden.
Die Poststraße erhält zwei stark unterschiedliche Abschnitte und ist nur bedingt mit dem Park verbunden. Es ist unklar, was mit „Anlieferung bzw. verkehrsberuhigung 6 - 8 h“ gemeint ist. Die Ein- und Ausfahrt zur Rohrbacherstraße wird kritisch gesehen. In der südlichen Poststraße fallen alle Bäume den großen Gebäudeblocktiefen zum Opfer. Die Platzierung der Gebäude auf der Baugrenze an der Kurfürstenanlage lässt Eingriffe in den Wurzelraum des Baumbestands befürchten.
Die Gestaltung der Community Höfe bleibt schematisch.
Der Platz auf dem Sockel des östlichen Innenhofs ist mit einem Wasserspiel versehen und wirkt darüber hinaus zu steinern.
Die sehr dichte Bebauungsstruktur bedingt eine eher unflexible Nutzungsstruktur, die im Entwurf in den OGs fast ausschließlich aus Büroflächen besteht, Wohnbebauung ist nur am westlichen Rand vorgesehen. Das erhöhte Sockelgeschoss angrenzend an das Hochhaus wird als Einkaufszentrum mit einer inneren Erschließung konzipiert, was als nicht zukunftsfähig erachtet wird (und von der Auslobung nicht gewollt ist). Positiv wird die Möglichkeit gesehen, sehr großflächigen Einzelhandel unterbringen zu können. Die dargestellten Grundrisse werden den Anforderungen an eine großzügige Öffnung nach außen aber nicht gerecht.
Eine Realisierbarkeit in Bauabschnitten ist prinzipiell möglich, bei einer nur teilweisen Realisierung entstehen allerdings unharmonische Baukörper durch das direkte grenzständige Anbauen des TB Ost an die Volksbankfassade. In Bezug auf Nachhaltigkeit weist die Bebauungsstruktur Defizite in der Durchlüftung auf, auch die Versiegelung des kompletten Baufeldes durch die vollständige Unterbauung mit Tiefgaragen ist nicht optimal, bzw. nicht an zukünftige Änderungen im Verkehrsverhalten anpassbar.
Insgesamt weist die Arbeit eine nachvollziehbare städtebauliche Grundstruktur auf, die aber in der Ausarbeitung und Baumasse noch erhebliche Mängel aufweist.
©boye und bode
Städtebauliche Entwicklung Quartier Poststraße in Heidelberg
©boye und bode
Städtebauliche Entwicklung Quartier Poststraße in Heidelberg