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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2023

Umwandlung Fliegerhorst Fürstenfeldbruck in ein Wohn- und Arbeitsquartier

Vogelperspektive

Vogelperspektive

Preisgruppe / 1. Stufe

haascookzemmrich STUDIO2050

Stadtplanung / Städtebau, Architektur

Planstatt Senner

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

FURSTY. EINE NEUER STADTTEIL. steht für die einmalige Chance einen Stadtteil zu entwickeln der den Ansprüchen einer menschenfreundlichen und nachhaltigen Nachbarschaft als Lebensort für unterschiedliche Kulturen und Generationen gerecht wird. Es geht um ein ideales, zukunftsweisendes, weil wirklich menschenorientiertes Stadtquartier mit dem Ziel, humane, soziale, energetische, bauliche und zukunftsorientierte Aspekte zu verwirklichen. Der Fliegerhorst kann internationale Maßstäbe setzen, aber gleichzeitig in der Nahperspektive als neuer Teil von Fürstenfeldbruck erlebt werden. Die Frage, wie wir in Zukunft leben wollen, ist dabei zentral. Denn der Fliegerhorst soll Ende der 2020er Jahren gebaut und auch noch für die 2100er Jahre inspirierend sein und eine internationale Vorbildfunktion haben.
Das städtebaulich-freiraumplanerische Leitbild sieht die Aufnahme und Weiterentwicklung der bestehenden Grün- und Gebäudestrukturen vor. Die bestehenden Grünstrukturen aus Wald und Magerwiesen, welche das Gebiet prägen und von Nord nach Süd durchziehen, sollen nachhaltig gestärkt und geschützt werden. In den Zwischenräumen befindet sich der vorhandene Gebäudebestand, welcher kompakt ergänzt und vernetzt werden soll. Dadurch können die wertvollen Freiflächen geschützt und die Neuversiegelung minimiert werden. Grüne Ost-West-Verbindungen, vernetzen die einzelnen Quartiere und die Grünräume. Im Fliegerhorst entstehen so vier Quartiere mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Identitäten. Gleichzeitig wird das große Gesamtareal im menschengerechten Maßstab gegliedert. Ziel ist es einen möglichst autoarmen Stadtteil zu entwickeln dessen Straßenräume keine reinen Funktionsräume, sondern attraktive Aufenthaltsräume sind. Die Freiflächen werden daher den Fußgängern und nichtmotorisiertem Verkehr zur Verfügung gestellt.
Eine nachhaltige Entwicklung wird erreicht durch die städtebauliche Planung, die Erhaltung und Umnutzung von Baubestand und -materialien, kompakte Sturkturen und das Angebot von gemeinsam genutzten Flächen, die eine Verringerung des individuellen Wohnraums ermöglichen. Gezielte Gebäude-, Energie- und Freiraumplanung minimieren den Ressourcenverbrauch. Der Fliegerhorst wird so zum Labor für nachhaltiges Arbeiten, Wohnen und Leben.
Durch die Vielfalt der adressierten Themen wird ein stabiles Zukunftskonzept erreicht, welches sich durch soziale, ökologische und ökonomische Resilienz auszeichnet. Soziale Resilienz entsteht durch die gemeinsame Nutzung verschiedener Innen- und Außenräume sowie das vielfältige Angebot an Treffpunkten und Projekten. So wird ein generationenübergreifendes Sozialgefüge erreicht, welches mithilfe diverser Sharing-Angebote weiter gestärkt wird. Durch großflächige Begrünung und Retentionsbereiche in den Freiflächen wird die Biodiversität sowie die Resistenz gegen zukünftige Wetterextreme gesteigert und eine Verbesserung der ökologischen Resilienz erreicht. Nicht zuletzt wirkt sich die Energieerzeugung vor Ort, die lokale Anzucht von Lebensmitteln und eine individuelle Reduktion des Konsums auch positiv auf die ökonomische Resilienz aus, indem die Unabhängigkeit von wirtschaftlichen Entscheidungen erhöht wird.
Die Nachbarschaften des 21. Jahrhunderts sind nachhaltig, sicher, lebendig, angenehm, angebunden, vielfältig, sozial und haben eine starke Identität. Im Zentrum stehen die Menschen und die Lebensqualität.


Beurteilung durch das Preisgericht

Die Entwurfsidee, vier Quartiere mit eigener Identität zu entwickeln, ist überzeugend. Die weiteren Potenzialflächen werden innerhalb des Quartiers angeordnet. Tiefergehende Aussagen zu Entwicklungsflächen in den Nachbarkommunen werden vermisst.

Der Entwurf besticht sowohl hinsichtlich der städtebaulichen als auch der freiraumplanerischen Qualität durch eine klare und kompakte Zuordnung. Der Freiraum gliedert sich in vielfältige Typologien, die sich sinnvoll aus dem Bestand entwickeln. Das Angebot einer breiten Palette an Möglichkeiten für Besucher und Bewohner wird sehr positiv bewertet. Hervorzuheben ist der Kilometerpark als begleitender Grünraum zum Kilometerbau, der immer wieder sehr gut gewählte Anknüpfungspunkte in die angrenzenden Quartiere akzentuiert. Die im Bestand bereits vorhandene Rhythmisierung in West-Ost Richtung wird aufgenommen und klug weiterentwickelt.

Der Fliegerhorstpark setzt eine wohltuende Zäsur in Nord-Südrichtung, bietet gleichzeitig aber auch Flächen für eine sinnvolle Erweiterung der Bebauung. Das Aktivquartier bietet ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Grünflächen und Versiegelung. Die sehr guten Proportionen der Freiräume ermöglichen neben der Gestaltung von qualitativ hochwertigen Aufenthaltsräumen auch die Schaffung von blau-grünen Infrastrukturen. Die Hochpunkte sind als städtebauliche Dominanten und auch hinsichtlich der Verschattung gut platziert. Der zentrale Platz in der Mitte der vier Quartiere ist strategisch gut positioniert und durchdacht.

Aus Sicht des Denkmalschutzes wird der Querriegel am Paradeplatz kritisch gesehen, insbesondere wegen der geringen visuellen Durchlässigkeit und wegen des Hochpunktes an dieser Stelle. Die Bebauung im Westen rückt sehr nah an das Denkmal heran. Sie sollte mehr abrücken und in der Höhe den Bestand nicht überschreiten. Eine Umnutzung des Parkplatzes ist möglich, der Bestand sollte jedoch substantiell respektiert werden.

Der Entwurf gibt dem geplanten Erinnerungsort ausreichend Raum, um ihn auch später als authentischen Platz wahrnehmen zu
können und in eine entsprechende Erinnerungskultur zu implementieren. Es sollte geprüft werden, ob Forschungscluster und Technologiepark besser miteinander vernetzt und Gebäudetypologien entwickelt werden können, die beides miteinander besser verzahnen.

Der Erhalt der bestehenden Sportanlagen ist positiv zu bewerten, auch ihre Lage zu dem geplanten Schulzentrum ist günstig. Das vorgeschlagene Freibad am Standort der bestehenden Sporthalle erscheint nicht sinnvoll.

Das Erschließungskonzept mit einer versetzten MIV-Erschließung, welche Schleichverkehr reduziert, ist überzeugend. Eine maßgebliche Stärke der Arbeit liegt in der Bündelung des hochrangigen ÖPNV auf einer zentralen Achse, von der eine untergeordnete Linie zur Feinerschließung abzweigt. Im Osten und Westen entstehen ÖPNV-Knotenpunkte, an denen häufige Abfahrten möglich sind.
Der Kfz-Verkehr wird mit mehreren Verschwenkungen am Rand der Quartiere durch das Areal geführt, was eine Nutzung als Schleichweg unattraktiv erscheinen lässt. Die dezentral angeordneten Quartiersgaragen sind aus schalltechnischer Sicht an der Haupterschließungsstraße in den Wohnquartieren gut angeordnet. Das Fehlen einer S-Bahn-Trasse wird als Mangel gesehen. Die Verfasser entwickeln erkennbar ihren Entwurf aus den Kriterien der Nachhaltigkeit, was sich in der städtebaulichen Setzung wiederfindet. Die keilförmige Figur des südlichen Teils des Technologieparks sollte hinsichtlich der Belichtung mit Tageslicht optimiert werden.

Kompakte Baufelder führen zu einer wirtschaftlichen Grundhaltung der Entwicklung. Die Einbeziehung der Bestandsbauten führt auch zu einer Verbesserung der Vermarktbarkeit. Eine abschnittsweise Realisierung erscheint möglich.
Quartiere und Grünzüge

Quartiere und Grünzüge

Aktivquartier

Aktivquartier

Technologiepark

Technologiepark

Lageplan

Lageplan