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Mehrfachbeauftragung | 10/2023

Umgestaltung Europaplatz am Berliner Hauptbahnhof

Entrée Berlin - Perspektive

Entrée Berlin - Perspektive

Gewinner

Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

ErlÀuterungstext

ENTRÉE BERLIN

RÄUMLICHES KONZEPT
Der Entwurf orientiert sich grundsĂ€tzlich am stĂ€dtebaulichen Raum und arbeitet konzeptionell wie auch im Detail mit dem Spiel der unterschiedlichen Richtungen. Ziel ist es, eine möglichst großzĂŒgige, offene PlatzflĂ€che auszuformen, die den ankommenden Reisenden ein freundliches Willkommen bietet: „Entree Berlin“ ist ein urbaner, einladender Platzraum in der Mitte der Stadt, er bietet eine gute Orientierung und atmosphĂ€rische Aufenthaltsorte.

ZEITLICHES KONZEPT
Der Entwurf ist als eine temporÀre Gestaltung konzipiert. Der Nutzungszeitraum betrÀgt ca. 10 bis 15 Jahre, kann bei Bedarf jedoch auch verlÀngert werden. Eine deutliche rÀumliche VerÀnderung wird sich ergeben, sobald das Hochhaus realisiert ist und der Platz eine wesentliche Erweiterung erfÀhrt.
Aus diesem Grund steht ein nachhaltiger Umgang mit den Ressourcen im Vordergrund. So werden einige Teile des Bestands, wie z.B. der Unterbau, EntwĂ€sserungsanlage, Beleuchtungselemente weitergenutzt. Andererseits werden einige Elemente (z.B. Bushaltestellen, RegenentwĂ€sserung / Baumrigole) bereits zukunftsfĂ€hig, d.h. dauerhaft installiert, um sie auch nach der Platzerweiterung nutzen zu können. Auch die Pflanzung des „GrĂŒnen Schirmes“ kann bestehen bleiben, sofern sie konzeptionell integrierbar ist. Die Fahrradstation ist demontierbar konzipiert und kann an einem anderen Standort neu errichtet werden. Mit der AsphaltoberflĂ€che wird ein recyclingfĂ€higer Belag gewĂ€hlt, der nötige Unterbau und das EntwĂ€sserungssystem sind auch bei einem Wechsel des Materials grĂ¶ĂŸtenteils weiter nutzbar.

KLIMAKONZEPT
Trotz der zeitlich begrenzten Nutzung folgt die Gestaltung des Platzes den GrundsĂ€tzen der Nachhaltigkeit und klimagerechten FunktionalitĂ€t. Durch die RĂŒckhaltung des Regenwassers können Starkregenereignisse besser bewĂ€ltigt werden, auch wird das anfallende Wasser zur BewĂ€sserung der Neupflanzungen genutzt. Der „GrĂŒne Schirm“ stĂ€rkt die BiodiversitĂ€t von Flora und Fauna, gleichzeitig wird der urbanen Hitzeentwicklung entgegengewirkt. Das gleiche Ziel wird mit dem Bodenbelag verfolgt, der mit seiner hellen OberflĂ€che einen stĂ€rkeren Albedo-Effekt und damit weniger Aufheizung bewirkt.

PLATZOBERFLÄCHE
Vom BahnhofsgebĂ€ude bis zur Invalidenstraße wird eine durchgĂ€ngige OberflĂ€che ohne Stufen oder Bordanlagen geschaffen. Die generelle Platzneigung wird beibehalten und möglichst gleichmĂ€ĂŸig ausgeformt. Als Material wird ein Asphalt mit geschliffener OberflĂ€che verwendet, der einen möglichst hohen Komfort bietet. Mittels heller Zuschlagstoffe und ggf. eingefĂ€rbter Bindemittel wird ein freundlicher, warmer und auch lebhafter Gesamteindruck erzeugt, der dem eines Terrazzobelages Ă€hnelt. Damit verstĂ€rkt sich auch die Reflexion des Sonnenlichts, was im Sommer die Aufheizung der FlĂ€che vermindert. Beim Einbau des Asphaltes kann der vorhandene Unterbau zu großen Teilen weitergenutzt werden.

GRÜNER SCHIRM
Ein Hauptelement des Konzeptes ist der „GrĂŒne Schirm“, der sich gegenĂŒber dem BahnhofsgebĂ€ude befindet. Als eine unregelmĂ€ĂŸige Pflanzung hoch aufgeasteter BĂ€ume formt sich ein durchlĂ€ssiger Raum, der einerseits eine Abschirmung zur Invalidenstraße herstellt, andererseits auch einen atmosphĂ€rischen Aufenthaltsort schafft. Die lebhafte Struktur der Äste und BlĂ€tter erzeugt zu allen Jahreszeiten ein flirrendes Spiel von Licht und Schatten. In die Baumkronen werden Nisthöhlen eingehĂ€ngt, um fĂŒr verschiedene Vogelarten entsprechende LebensrĂ€ume anzubieten.
Mit einer Mischpflanzung aus hauptsĂ€chlich SchnurbĂ€umen, Ulmen und Erlen (z.B. Sophora japonica ‚Regent‘, Ulmus ‚Rebella‘, Liquidambar styraciflua in Sorten, Alnus glutinosa usw.) wird eine DiversitĂ€t von „KlimabĂ€umen“ erzeugt, die eine große Robustheit im extremer werdenden Stadtklima aufweisen und insbesondere auch in der Lage sind, das Regenwasser fĂŒr das Wachstum zu nutzen. Dazu wird im Wurzelraum eine Rigole als Speichervolumen angelegt, die vom Regenwasser der PlatzflĂ€che gespeist wird.
Die PlatzoberflÀche wird an dieser Stelle so durchlÀssig wie möglich, aber auch robust und berollbar ausgebildet. Dazu wird ein fugenreiches, gesÀgtes Kalksteinpflaster verlegt, was in seinem Charakter von typischen Berliner Pflasterungen inspiriert ist.
Voraussetzung fĂŒr die Pflanzung ist die Aufgabe der bestehenden StraßenbĂ€ume in diesem Bereich, die jedoch bereits jetzt erhebliche Mangelerscheinungen aufgrund schlechter Standortbedingungen aufweisen. Auch ist die Höhenlage dieser BĂ€ume nicht mit der normgerecht hergestellten Einstiegskante vereinbar.

REGENWASSERMANAGEMENT
Das EntwĂ€sserungsprinzip der PlatzflĂ€che wird zum grĂ¶ĂŸten Teil beibehalten. Über die gleichmĂ€ĂŸig geneigte FlĂ€che wird das Wasser auch in Zukunft in Schlitzrinnen geleitet. Von dort wird es grĂ¶ĂŸtenteils in den nördlichen Bereich gefĂŒhrt, wo es im Bereich des „GrĂŒnen Schirmes“ in einer Speicherrigole gesammelt wird. Hier nehmen die BĂ€ume das Wasser ĂŒber die Wurzeln auf und verdunsten es ĂŒber die Baumkronen. Somit entsteht ein kĂŒhlender Effekt fĂŒr die unmittelbare Umgebung und es muss nur in AusnahmefĂ€llen zusĂ€tzlich bewĂ€ssert werden.
Weitere Elemente des Regenwassermanagements sind die DĂ€cher der Fahrradstation und der Fahrgastunterstande, die der RĂŒckhaltung dienen und begrĂŒnt werden.

BUSHALTESTELLE
Die Bordanlage der Invalidenstraße bleibt in ihrer LinienfĂŒhrung unverĂ€ndert, jedoch wird die Höhenlage in den Bushaltestellen auf den barrierefreien Einstieg angepasst. ZusĂ€tzlich zu den bestehenden wird eine weitere Haltestelle (Schienenersatzverkehr) eingeordnet. Geh- und Radweg sind in ihrer Lage so optimiert, dass Engstellen weitgehend vermieden werden. Schwerpunkt ist hier die Entflechtung von Wartebereich sowie Fuß- und Radverkehr an den Bushaltestellen, wofĂŒr teilweise bisherige PlatzflĂ€chen in Anspruch genommen werden.

SERVICE- UND RETTUNGSVERKEHR
GrundsĂ€tzlich ist die zentrale FlĂ€che fĂŒr die erforderlichen Funktionen, insbesondere die Fassadenreinigung, ohne Hindernisse befahrbar. Es wird vorgeschlagen, die Feuerwehrvorfahrt vorzugsweise ohne Wendeplatz ĂŒber den Platz zu fĂŒhren. Die östliche Anbindung an die Invalidenstraße wird dazu nach Westen neben die Ampelquerung verschoben, um am Bauzaun die Fahrradstation einordnen zu können. Sollte dies nicht möglich sein, ist alternativ auch ein Wendeplatz auf der PlatzflĂ€che möglich. Auch die Lage der Sitzelemente kann bei Bedarf an die erforderlichen Rettungswege angepasst werden.

SITZELEMENTE
Sitzmöbel werden auf das nötigste beschrĂ€nkt und hauptsĂ€chlich in den Randzonen eingeordnet, um die Platzmitte von störenden Einbauten freizuhalten. HauptsĂ€chlich werden Sitzelemente verwendet, die als polyedrische geformte Objekte auch im Detail auf die verschiedenen Platzrichtungen reagieren. Sie können einzeln oder auch in Gruppen angeordnet werden, wobei grĂ¶ĂŸere Barrieren vermieden werden sollen. Sie sollen eher fĂŒr einen kĂŒrzeren Aufenthalt geeignet und nicht als „SchlafplĂ€tze“ nutzbar sein. Dennoch sind sie ergonomisch geformt und teilweise mit RĂŒcken- und Seitenlehnen ausgestattet. Als Material werden Vollholzkörper vorgesehen, die nachhaltig herstellbar sind und flexibel zugeschnitten werden können.

AUSSTATTUNG
SĂ€mtliche weitere Ausstattungselemente werden ebenfalls am Rand angeordnet und auf das funktionell notwendige Maß beschrĂ€nkt. FĂŒr Metallbauteile sollte möglichst ein nichtglĂ€nzender, neutral grauer Farbton verwendet werden.

ORIENTIERUNG UND SIGNALETIK
Den ankommenden Reisenden soll eine möglichst klare und schnelle Orientierung auf dem Platz gegeben werden. Deshalb wird die entsprechende Signaletik hauptsĂ€chlich auf Hinweise zum öffentlichen Nahverkehr beschrĂ€nkt: S- und U-Bahn, Tram und Bus, Jelbi und Taxi sollen schnell auffindbar sein. Auf zusĂ€tzliche Informationen, Werbeelemente u.Ă€. sollte möglichst verzichtet werden, um eine ReizĂŒberflutung zu vermeiden.

BELEUCHTUNG
Eine gute und zielgerichtet fokussierte Beleuchtung unterstĂŒtzt Orientierung, Sicherheit und Komfort auf dem Platz. Um dies auch in Zukunft zu gewĂ€hrleisten, wird die bestehende Leuchtenreihe im SĂŒdteil des Platzes beibehalten. Auch die Leuchten entlang der Invalidenstraße werden weiterhin teilweise auch der Platzbeleuchtung dienen. Neu gedacht wird dagegen die Beleuchtung auf der Ostseite. DafĂŒr wird teilweise der Bauzaun genutzt, in dessen neu aufgebaute Struktur vertikale Lichtstreifen integriert sind, wodurch eine „Lichtwand“ erzeugt wird. Dies unterstĂŒtzt auch die Nutzbarkeit und Sicherheit der Fahrradstation. Auch diese wird großzĂŒgig beleuchtet, wobei die architektonische Struktur des Objektes auch nachts zur Geltung gebracht wird. Zudem ist eine Abstrahlung auf die angrenzenden BodenflĂ€chen vorgesehen, wodurch sich die Sicherheit der Fußwegebeziehung verbessert.

Lageplan

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