modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Einladungswettbewerb | 09/2023

Wohnungsneubau Neufreimann West in München - Teilbereich WA 11

Wettbewerbsdarstellung

Wettbewerbsdarstellung

3. Preis

Preisgeld: 22.000 EUR

ACMS Architekten GmbH

Architektur

HinnenthalSchaar Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebau
Öffentlichkeit | Intimität und Wohnhof | Öffnung
Die Planung berücksichtigt den Masterplan des Quartiers und dessen Grundgedanken. Die überaus hohe Wohnqualität in Neufreimann ist durch die hohe Außenraumqualität des Quartiers, welche durch die Wohnhöfe im Blockinneren ergänzt wird, gegeben. Die hofumschließenden Gebäude sollen keinen hermetischen Abschluss zu den öffentlichen Räumen bilden, sondern einen stadträumlich schlüssigen Übergang zum öffentlichen Raum herstellen. Ergänzend zum östlichen Blockeinschnitt wird daher ein zweigeschossiger Durchgang an der Nord-West-Ecke zu Boulevard und Park vorgesehen. Die Erschließung der Häuser erfolgt grundsätzlich von außen aus dem Quartier und aus dem Blockinnern über die Höfe. Sämtliche Eingangsbereiche sind daher durchgesteckt und ermöglichen das lebendige Bespielen des Blockinneren, als kommunikativen Kollektivraum sowie eine Erschließung durch den Hof.

Adresse und Erschließung
Die Gebäudeerschließung erfolgt in einer optimierten Kombination aus mit zwei- und dreibündigen Treppenhäusern und einer Laubengangerschließung in den Bereichen, wo diese zur Gewährleistung von zwei baulichen Rettungswegen zwingend erforderlich sind (Südflügel und 6. – 7. OG Westflügel). Große Wohnungen können so durchwohnend ohne Beeinträchtigung durch einen Laubengang ausgebildet werden und die Außenraumqualitäten des Quartiers und des Hofes gleichermaßen nutzen. Ebenfalls werden so überwiegend überschaubare Hauseinheiten von 12 – 18 WE gebildet, welche Anonymität vermeiden und die Adressbildung stärken. Alle Hauseinheiten erhalten großzügige Eingangsbereiche als Ort der Hausgemeinschaft, die durchgesteckt Quartier und Hof verbinden und deren Höhendifferenz überwinden. Die optimierte Anordnung des Aufzuges und einer eleganten, einläufigen Treppe erzeugt hohe Raumqualität und reduziert Verkehrsflächen.

Architektonisches Konzept
Identität und Materialcharakter
Gemäß der Gestaltungsleitlinie Neufreimann wird für das Blockäußere eine zweigeschossige Sockelzone ausgebildet, die farblich abgesetzt in einer besonders robusten Materialität aus Faserbetonplatten die Urbanität des Gebäudes verdeutlicht. Darüber wird eine hellere Bekleidung der Holztafel-Außenwandelemente vorgesehen, entspr. der brandschutztechnischen Möglichkeiten nach West, Ost und Nord mit einer vorpatinierten Holzschalung und nach Süden mit Faserzement. Hofseitig wird die Absetzung einer Sockelzone aufgenommen, in der Materialität jedoch umgekehrt, daher im Sockel mit vorpatinierter Holzschalung und in den oberen Geschossen mit einer nichtbrennbaren Plattenbekleidung. Die zurückgesetzten Fassaden der Laubengänge erhalten eine unbehandelte Holzschalung, die witterungsgeschützt durch den Laubengang ihren warmen Materialcharakter langfristig behält. Alle Fassaden werden gegliedert durch vertikale, bodentiefe Fenster und ein warmtoniges Holzpaneel, welche gemeinsam durch eine Zarge gerahmt sind und durch Ihren Flächenversatz mit Schattenbildung eine differenzierte Tiefenwirkung gewährleistet, ergänzt durch Markisoletten mit individueller Verschattungsmöglichkeit und gleichzeitig gewährleistetem Ausblick.
Bewohner:innen möchten sich mit Ihrem Heim identifizieren. Ihr Wohnhaus drückt die persönliche gesellschaftspolitische Haltung aus, welche bei diesem Haus für ein ressourcenschonendes und nachhaltiges Alltagsleben steht und dies auch äußerlich ablesbar macht.

Tragstruktur und Baukonstruktion
Materialreduzierte Tragkonstruktion und ökobilanziell optimierte Baustoffwahl
Wie beim Regal bildet eine reduzierte Tragkonstruktion aus Stützen und Trägern den nutzungsneutralen Verfügungsraum der Wohngeschosse für vielfältige Grundrisstypologien, erschlossen über wenige, optimierte und aussteifende Treppenhäuser. Stützen und Träger werden in Holzbauweise errichtet und wirtschaftlich gekapselt oder, wo opt. gewünscht, ohne Kapselung über Abbrand nachgewiesen. Die dreiachsige Skelettkonstruktion wird durch Holz-Beton-Verbund-Decken mit kurzen Spannweiten ergänzt, welche als Scheiben Horizontalkräfte in die Treppenhauskerne führen und die hohen Brand- und insbesondere Schallschutzanforderungen erfüllen. Gleichzeitig haben die Sichtholzuntersichten einen hohen optischen und olfaktorischen Reiz und tragen wesentlich zur angenehmen Innenraumwirkung bei. Die HBV-Decken werden im Bereich von Balkonen und Laubengängen auch nach außen geführt (Betonebene thermisch getrennt) und zeigen so auch im witterungsgeschützten Außenbereich den verwendeten Naturbaustoff in der Untersicht. Die nichttragenden, vorgefertigten Außenwand-Tafeln gewährleisteen hohen Wärmeschutz.

Raumprogramm
Nachhaltigkeit durch Flexibilität der Gebäudestruktur
Gefüllt werden die freien Wohngeschosse mit vorgefertigten Badzellen an zentralen Steigsträngen. Entsprechend der jeweiligen Wohnungstypologie werden die Geschosse mit Leichtbauwänden zoniert. Systemmöbel bilden bedarfsgerechte Räume, die bei Bedarf mit einfachen Mitteln anpassbar sind. Da die Treppenräume in den Obergeschossen hofseitig angeordnet sind, besteht stets die Möglichkeit, die Wohnungen zusammenzulegen. Ziel ist eine wandelbare Gebäudetypologie deren Nachhaltigkeit durch eine stets optimierte Nutzbarkeit der Wohnfläche gegeben ist, nicht nur in der Erstbelegung.

Wirtschaftlichkeit
Ökonomische Planungsparadigmen
Die Wirtschaftlichkeit der Gebäudekonzeption ist in der Konsequenz der Planungsregeln begründet. Treppenräume einschließlich Ihrer Treppenläufe sind immer gleich ausgebildet und können seriell in Fertigteilen vorgefertigt werden. Die gerasterte Holz-Tagkonstruktion einschl. der HBV-Deckenplatten bedient sich konsequent einem Bauteil-Baukasten mit großer Wiederholung. Dem gleichen Raster entsprechen die in Tafel vorgefertigten Holzrahmen-Außenwandelemente, die geschosshoch auf den Deckenplatten abgestellt werden. Balkone und Laubengänge sind Teil der Geschossdecken und werden mit dem Holzbau errichtet. Nach dessen Fertigstellung erfolgt der Verguss der HBV-Fertigteile und die kraftschlüssige Einbindung von Konsolen, Auflager und Randabschlüssen. In sämtlichen Außenwandelementen werden werkseits lediglich drei unterschiedliche Fenstertypen montiert, die ihre Individualität über die wechselnde Positionierung der Blindfelder erhalten. Installationsstränge sind grundsätzlich zwischen Bad und Küche angeordnet und gewährleisten die Versorgung mit nur einem Strang je Wohnung. Die hochflexiblen Leergeschosse werden vor Verschluss der Fassade mit seriellen Bad-Fertigzellen bestückt, die vorinstalliert für Bad und Küche an die Versorgungsstränge angeschlossen werden. Die Raumzonierung erfolgt flexibel und kostengünstig ausschließlich in Leichtbau.

Nachhaltigkeit
Mikroklima und Baustoffwahl
Städtebaulich wird durch die Berücksichtigung von Öffnungen und Einschnitten im Blockrand ein Wärmeinsel-Effekt reduziert. Mikroklimatisch ergänzt wird dies durch eine minimierte Bodenversiegelung und eine üppige schattenspendende Bepflanzung des Hofs, welche dank der flächenoptimierten Unterbauung der Tiefgarage auch die Pflanzung tiefwurzelnder Bäume zulässt. Die helle Fassadenbekleidung und die bodenstehende Begrünung der Laubengangkonstruktion reduzieren zudem den Albedo-Effekt. Urbanes Wohnen ist Leben in der Gemeinschaft. Entsprechend ist im ganzen Gebäude ein vielfältiges Angebot an barrierefreien Kommunikationsflächen vorgesehen, im Erdgeschoss und Hof wie auch auf den Dachterrassen. Der hohe Anteil an durchwohnenden Wohnungstypen erzeugt eine optimale Übersicht der Bewohner:innen im Blockäußeren, wie im Hof. Zusammen mit der Belebung des Blockinneren durch die offenen Laubengänge entsteht ein allg. hohes Sicherheitsgefühl durch vielfältige Sichtverbindungen. Die Minimierung des Tragwerks und die bevorzugte Verwendung nachwachsender und recycelter Baustoffe ermöglicht ein gehobenes QNG-Siegel und eine umfassende Förderung durch die Stadt München. Die Energieeffizienz eines Effizienzhaus 40 Plus ist durch den hohen Wärmedämmstandard der Holztafel-Hülle und rund 850 m² PV auf Dachflächen und Sonnenschutzelementen der Dachterrassen gegeben. Die Dächer werden intensiv, unterhalb der PV-Module extensiv begrünt und fördern so die Biodiversität am Ort. Vorrichtungen für Tiere bieten zudem an Fassade und auf dem Dach einen geschützten und gesicherten Lebensraum vor allem für Insekten und Vögel.

Freiraum
Wege durch und ins Grün
Der Entwurf verfolgt das Leitmotiv, die Außenanlagen des Baufelds WA11 als Teil der großen Parkanlage im Westen zu begreifen und diesen zu erweitern. Es wird ein fließender Übergang zwischen Park und den Freiflächen rund um den Geschosswohnungsbau angestrebt. Erschließungsbereiche, die außenliegenden Freiflächen sowie der Innenhof sind von Bienenwiesen, Wildstaudenrabatten, Sträuchern und Baumhainen geprägt und die Zuwege untergeordnet als Wege durch und ins Grün zu verstehen. Aufenthaltsbereiche, Spielflächen und Terrassen sind zurückhaltend in die naturnahe Gestaltung eingebettet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Architektur:
Die kompakte, im Westen um ein Geschoss überhöhte Blockrandbebauung reagiert auf die Besonderheiten des Grundstücks, der direkten Lage am Stadtpark. Der Vorschlag einer einheitlich gestalteten Blockrandfassade ist im Prinzip eine solide Grundlage für den Anschluss des WA11 Ost. Leider schaffen die Verfasser es nicht die städtebauliche Qualität Ihrer Arbeit in die Fassaden‐ gestaltung zu transformieren.

Der offene Durchgang in den Hof vom Grünboulevard aus, schließt eine Übertragung von Verkehrslärm ins Blockinnere aus. Die Beschränkung auf einen Zugang stärkt die Privatsphäre und die Aufenthaltsqualität des Innenhofes.

Die Erschließung aller Wohneinheiten ausschließlich von der Stadtparkseite aus, wird positiv bewertet. Die Belegung der restlichen hochwertigen Flächen mit Nebenräumen und Wohnungen wird hinsichtlich der öffentlichen Präsenz einer Erdgeschosszone, vor allem in der besonderen Lage am Stadtpark, hinterfragt.
Noch kritischer wird das Erdgeschoss an der Ringstraße diskutiert. Die TG‐Rampe und sonstige Nebenräume nehmen überproportional viel Fläche ein. Es wird in Frage gestellt, ob die zwei an den Gebäudeecken positionierte öffentlichen Nutzungen die Kraft haben der besonderen städtebaulichen Situation und gewünschten Attraktivität der Fußgängerzone gerecht zu werden.
Die Funktion des Fahrradabstellraumes wird bezüglich der Kopfhöhe unter der TG‐Rampe hinterfragt.

Die Wohnungsgrundrisse sind durchwegs kompakt organisiert. Alle Wohnungen verfügen über angemessen große, den Wohnbereich direkt zugeordnete, Loggien. Bis zum 5.Obergeschoss orientieren sie sich wechselweise nach West oder Ost, beziehungsweise nach Süden. Die Erschließung der einzelnen Wohnungen erfolgt an der Ringstraße ausschließlich über Laubengang. Im Westflügel erfolgt die Erschließung zunächst über zentrale Treppenhäuser und wechselt ab dem 6.OG zu einer Laubengangerschließung über. Laubengänge als aktive Kommunikationsräume werden begrüßt.
Im 7.OG bietet die Kombination des kleinen Gemeinschaftsraumes mit einer ihm direkt zugeordneten Dachterrasse ein weiteres Angebot im Sinne des genossenschaftlichen Gedankens, mit hoher Aufenthaltsqualitäten.

Landschaftsarchitektur:
Der hohe Grünanteil des Entwurfs ist hervorzuheben, die Idee der grünen Oase im Innenhof mit ausreichend dimensionierten Aufenthaltsflächen ist gegeben. Die privaten Erdgeschosszonen erhalten großzügige Vorbereiche, die die Privatheit schützen. Das Wegenetz ist parkartig angelegt, die Erschließung der künftigen KooGro Gebäude kann im Entwurf ohne Schwächung des Konzepts angepasst werden.
Die Eingänge sind klar ablesbar, positiv zu werten ist, dass der Innenhof nur mit einem Durchgang mit dem Umfeld verbunden ist, was den privaten Charakter des Hofes stärkt. Positiv zu bewerten ist die direkte Zuordnung der nördlichen Dachterrasse zum Gemeinschaftsraum. Die Positionierung des öffentlich wirksamen Gemeinschaftsraums mit Co Working Space im Süden und des Cafés im Norden ist aus Quartierssicht richtig gewählt.

Überarbeitungshinweise
Aus Gründen der Sichtbarkeit des Gemeinschaftsraums als öffentliche Nutzung sollte der Vorbereich zum Park als Vorplatz gestaltet und die Fassade auch optisch durchlässiger werden.
Der im Innenhof anschließende Freiraum sollte dem Gemeinschaftsraum als Terrasse gestaltet werden. Die südliche Dachterrasse sollte mit weiteren gemeinschaftsfördernden Nutzungsmöglichkeiten ergänzt werden. Eine Verschattung der Dachterrasse sollte von Beginn an mitgedacht werden. PV‐ Pergola?
Auf Rasenwaben sollte im Freiraum grundsätzlich verzichtet und die notwendigen Flächen für die Feuerwehr sollten im Zweifel befestigt hergestellt werden.
Wünschenswert ist die Aktivierung des Laubengangs als Kommunikationsraum.

Brandschutz:
Um die Gestaltungsmöglichkeit der Laubengangbauteile weniger einzuschränken, sollte die Verschiebung der Außentreppe ans Ende des Laubenganges überprüft werden.

Nachhaltigkeit:
Die Nachhaltigkeitskriterien werden grundsätzlich erfüllt. Fassadengestaltung und Fassadenkonzept bieten wenige Potenziale die Klimaanpassung und die Klimaresilienz baulich umzusetzen. (Reduzierung von Fensterflächenanteilen, Möglichkeit der Fassadenbegrünung).

Wirtschaftlichkeit:
Saubere Tragstruktur über Skelettbau bis TG, Holzverbunddecken grundsätzlich gut. Bündelung von Versorgungsleitungen und Beschränkung der Nasszellen auf einige wenige Typen versprechen eine hohe Wirtschaftlichkeit, wenn teure und wenig nachhaltige Materialien wie z.B. Gußasphalt‐Heizestrich durch günstigere ersetzt werden.
Wettbewerbsdarstellung

Wettbewerbsdarstellung

Wettbewerbsdarstellung

Wettbewerbsdarstellung

Wettbewerbsdarstellung

Wettbewerbsdarstellung