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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2023

Umgestaltung Kaiserstraße in Friedberg (Hessen)

1. Preis

Preisgeld: 71.760 EUR

club L94

Landschaftsarchitektur

Röver Ingenieurgesellschaft MBH

Verkehrsplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Titel von der historischen Handelsstraße zum grünen Begegnungsraum als robuste Leitidee des Entwurfs ist bei dieser Arbeit, insbesondere dank der systemischen Darstellungen, gut nachvollziehbar.

Die Arbeit entwickelt zwei grundsätzlich verschiedene Begrünungstypologien. Eine durchgängige einreihige Allee auf der Westseite, die zum einen um einen „Friedberger Straßenbaum Hain“ auf der östlichen Seite und zum anderen in überzeugender Weise um „Gärten der Begegnung“ ergänzt wird. So wird insgesamt ein hoher Anteil an unversiegelten Flächen und Begrünung erreicht. Der Begrünungsvorschlag erscheint dennoch insgesamt robust und flexibel genug, um mit den technischen und nutzungsspezifischen Erfordernissen in der weiteren Durchplanung angemessen umgehen zu können.

Die gewünschte Sichtbarmachung der denkmalgeschützten historischen Fassaden erscheint noch nicht ausreichend berücksichtigt; aufgrund des auch hier robusten Entwurfes kann dies voraussichtlich geheilt werden.

Starkregenereignisse können über die Baumgruben und Rigolen abgepuffert werden, das Regenwasser kann verdunsten und versickern. Die ausgewählten Baumarten entsprechen den zeitgemäßen klimaangepassten Vegetationsformen.

Das textlich umfassend dargestellte Beleuchtungskonzept wird gewürdigt, die hier auch vorgeschlagene Abspannbeleuchtung wird jedoch kritisch hinterfragt.

Das vorgesehene Ausstattungspaket für den Stadtraum folgt einer klaren Gestaltungslinie und liefert mit der Idee der Friedberger Bank einen weiteren identitätsstiftenden Beitrag, unterstützt durch die Verwendung einheimischer Holzarten und eines durchgängigen Farbkonzeptes.

Der Beitrag übernimmt die Idee des archäologischen Footprints und bildet so die Raumfugen ehemaliger historischer Bauten (Mainzer Tor, Katharinenkirche) als Intarsien in den Platzoberflächen ab. Hier findet eine hervorragende Vernähung mit der Geschichte des Ortes statt.

Der Straßenraum wird neu aufgeteilt, indem die Fahrverkehrsflächen auf die für den Busverkehr notwendigen 6,50 m reduziert werden und dem Fußverkehr und Aufenthalt, seiner (zukünftigen) Bedeutung gemäß, großzügigere und unterschiedlich bespielbare Flächen im Seitenraum zugewiesen werden. Die Straße behält dabei ihre Funktion als wichtige Ader der Stadt, wird aber im Planungsabschnitt zukünftig als Verkehrsberuhigter Geschäftsbereich betrieben. Der Radverkehr wird im Mischverkehr geführt. Für den Linienbus werden zwei Fahrbahnhaltestellen ausgewiesen. Der ruhende Kfz-Verkehr wird dezentral in kleinen Einheiten als Senkrechtparker organisiert, die als kleine Mobilitätszonen zeitgemäße Ergänzungsangebote auch für E-Mobilität und Radverkehr bereitstellen. Hier kann eine hohe Variabilität unterstellt werden. Die Anzahl der Kurzzeitstellplätze wird deutlich reduziert und steht neben qualifiziertem Parken für Mobilitätseingeschränkte, Liefern und Laden auch dem Kurzparken zur Verfügung. Aufgrund der Anordnung ist es gut vorstellbar, dass einige dieser dezentralen gelegenen und gut proportionierten Flächen auch zeitweise für andere Nutzungen zur Verfügung gestellt werden könnten.

Die durchgängige Barrierefreiheit und die Möglichkeit von Fahrbahnquerungen soll durch spezielle Bodenbeläge sichergestellt werden. Die Oberflächen werden aus gesägten Natursteinplatten hergestellt, im Fahrbahnbereich ergänzt durch hellen Asphalt. Diese Materialkonzeption unterstützt die barrierefreie Ausgestaltung und erzeugt einen guten Benutzungskomfort für alle Verkehrsteilnehmer.

Der Entwurf stellt sich als insgesamt sehr robustes Konzept dar, welches auf die kommenden Veränderungen sehr gut und flexibel reagieren kann, ohne seine planerische Intention zu verlassen.