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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2023

Neubau Grundschule am Grafenberg Herrenberg

Perspektive Eingang

Perspektive Eingang

1. Preis

Preisgeld: 40.000 EUR

KBK Architekten Belz | Lutz

Architektur

Möhrle + Partner Freie Landschaftsarchitekten BDLA/IFLA

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Das Wettbewerbsgebiet liegt am Ortsrand zwischen Streuobstwiesen, Wohnbebauung und der Grafenberghalle. Eine städtebauliche Ordnung ist derzeit aufgrund der geringen Dichte der Bebauung und deren Heterogenität in Größe und Nutzung nicht vorhanden. Die zentrale Herausforderung liegt darin, mit der neuen Bebauung zwischen der Grafenberghalle, der Landschaft und der Wohnbebauung zu vermitteln und die zugehörigen weitgehend öffentlichen Freiräume so zu organisieren, dass die Nutzungen sich nicht stören, sondern sinnvoll ergänzen. Durch die Bündelung der öffentlichen Nutzungen an dem gewählten Standort bietet sich perspektivisch die Chance, den Stadtteilen Kayh und Mönchberg einen gemeinsamen Ort für das Erleben von Gemeinschaft zu geben.

Städtebau und Freiflächen
Mit dem Neubau der Grundschule und dem ergänzenden Baustein der KiTa entwickelt sich der Standort der Grafenberghalle für den Ortsteil zu einem wichtigen lebendigen, kulturellen und pädagogischen Mittelpunkt. Zusammen bilden die drei Baukörper den städtebaulichen Rahmen für den neuen großzügigen und multifunktionalen Veranstaltungsplatz, der geschützt zur angrenzenden Wohnbebauung liegt.
Direkt an der Kreuzung bildet der neue prägende Schulbau mit seinem offenen Vorplatz die einladende Adresse für das neue Ensemble. Der Baukörper wird in zwei Flügel gegliedert, einer bezieht sich auf die orthogonale Ordnung der Wohnbebauung an der Steinhauptstraße, der andere bezieht sich auf die Struktur der Grafenberghalle. Der zweigeschossige Baukörper erfährt dabei eine Gliederung, die sich in ihrer Maßstäblichkeit auf das jeweilige Gegenüber bezieht. Die Kita wird westlich der Grafenberghalle positioniert. Der ebenfalls zweigeschossige, polygonale Baukörper bezieht sich mit einerseits auf die Grafenberghalle, andererseits erfährt die östliche Gebäudeseite eine leichte Drehung, die sich auf die Reihung der Streuobstwiesen bezieht.
Zwischen den drei Baukörpern spannt sich eine neue Achse an der die neue Abfolge von öffentlichen Freiräumen, beginnend mit dem Vorplatz der Grundschule, dem größeren Platz, der die Eingänge von Grafenberghalle und KiTa enthält und zukünftig für Veranstaltungen und Feste genutzt werden kann und dem öffentlichen Spielplatz, der sich am Ende der Achse an der Nahtstelle zur Landschaft mit direktem Bezug zum Festplatz befindet.
Der gut sichtbare Haupteingang der Grundschule bietet Schülern, Eltern, Lehrkräften und Besuchern einen barrierefreien Zugang in das Schulhaus. Überdachte Radbügel erlauben hier das sichere Abstellen von Fahrrädern. Getrennt vom Vorplatz erfolgt die Anlieferung für die Küche über eine Zufahrt neben dem Schulgarten. Geschützt und lärmabgewandt zum Streuobsthang liegt der Schulhof. Als variabel gestalteter Bereich bietet der Schul- und Pausenhof vielfältige Möglichkeiten für Spiel, Sport, Bewegung und Aufenthalt. Bäume spenden Schatten, geben Struktur und greifen die Identität des angrenzenden Naturraums der Streuobstwiesen auf. Der Pausenhof integriert sich hierbei in die Topografie und vermittelt über Stufungen und einige Sitzkanten zum angrenzenden, neu ausgerichteten kleinen Sportfeld über. Schule und Außenraum sind somit sanft in die Umgebung eingebunden. Eine Rampe leitet vom Pausenhof zum Veranstaltungsplatz. Die Gestaltung greift die Identität der Umgebung auf und transportiert diese über verlängerte Baumreihen als zentrales Element auf den verkehrsfreien Veranstaltungsplatz.
Durch die Lage des Haupteingangs direkt am Veranstaltungsplatz bietet sich den Kindern der KiTa eine offene große Vorfläche zum Toben und Spielen – ein sicherer, verkehrsfreier und lebendiger Ort. Gruppenräume, Terrassen und Außenspielbereiche der jeweiligen Altersgruppen der KiTa-Kinder orientieren sich abgewandt und geschützt vom Platz nach Westen – mit Aussicht in die angrenzende naturnahe Umgebung. Vorhandene Bäume werden in die Gestaltung des Außenspielgeländes integriert und spenden Schatten. Sonnensegel über den Terrassen, in die Hanglage eingebettete Spielangebote und übersichtliche Flächen geben ideale Voraussetzungen für einen spannenden Alltag der Kinder.
Die südlich gelegene Zufahrt erlaubt eine direkte Andienung der KiTa vom Veranstaltungsplatz aus. Zwischen Kita und Grafenberghalle bildet der östliche Kopf des neuen öffentlichen Spielplatzes ein Spielangebot direkt am Platz. Der vorhandene Fußweg umrahmt den neuen Spielplatz und wird hierfür im Verlauf etwas angepasst. Er mündet wieder an alter Stelle neben der Grafenberghalle. Mit dem neuen Platz erhält auch die bestehende Grafenberghalle eine neue attraktive Adresse. Die zur Halle gehörenden und bereits vorhandenen PKW-Stellplätze können für den Betrieb von Grundschule und Kita ideal mitgenutzt werden. Dadurch können die Verkehrsflächen klein gehalten werden.

Gebäude und Raum
Der Schulbau entsteht um zwei nahezu grundrissgleiche Gebäudeflügel, die im Obergeschoss die Räume für zwei Klassenverbände und im Erdgeschoss einerseits Gemeinschaftsräume und Verwaltung, andererseits die Räumlichkeiten für den Ganztagesbetrieb und des Bistros beherbergt.

Zwischen den Flügeln erstreckt sich ein teilweise zweigeschossiges Foyer, über einen kleinen Luftraum erschließt eine offene Treppe mit Sitzstufen das Obergeschoss. Der Raum erstreckt sich diagonal durch den gesamten Baukörper und verbindet damit den Eingang und den Vorplatz mit dem Schulhof.
Der Multifunktionsraum ist Richtung Grafenberghalle auf der öffentlichen Seite angeordnet und kann mit dem Foyer zu einer Aula zusammen geschaltet werden. Die Freitreppe ist so ausgerichtet, dass Sie für Veranstaltungen als Tribüne genutzt werden kann. Der gesamte Verwaltungsbereich ist im süd-westlichen Flügel um einen zentralen Kern in dem sich die Nebenräume, Lehrmittelsammlung und ein Technikabgang befinden, ringförmig angeordnet.

Das Bistro ist ebenfalls schaltbar bin dem Foyer, sowohl die Fassadenfront des Foyers als auch die des Bistros kann zum Schulhof großzügig geöffnet werden. Der angrenzende Freibereich hat einen Dachüberstand und ist damit wettergeschützt. Die Ruheräume sind Richtung Wohnbebauung ebenfalls im nord-östlichen Flügel verortet und werden von einem zentralen Kern, der die Sanitär- und Nebenräume sowie den Aufzug enthält, vom Foyer abgeschirmt.

Das Obergeschoss ist mit zwei grundrissgleichen Klassenverbänden ebenfalls um den zentralen Luftraum als Verbindung zum Foyer aufgebaut. Die Garderoben befinden sich neben den Zugängen zu den Sanitärbereich auf der Galerie vor dem Eingang in den Lernbereich. Im Klassenverband sind die vier Klassen so um den Differenzierungsraum organisiert, dass direkte Blickbeziehungen aus allen Räumen möglich sind. Zwischen den Klassenräumen befindet sich ein feingliedriger Erschließungs- und Lernraum, der mit Nischen und einem größeren zusammenhängenden zentralen Bereich, vielfältigen Raum für Rückzug, Lesen, Hausaufgaben und Gruppenarbeiten unter Aufsicht aus den Klassenräumen bietet. Über zwei nordgerichtete Shedoberlichter wird dieser Innenraum großzügig belichtet und kann natürlich belüftet werden. Jeder der beiden Klassenverbände verfügt über einen eigene Außentreppe, die gleichzeitig als bauliche Rettungswege fungieren. Damit kann auch der Schulhof mit dem grünen Klassenzimmer und den anderen Freibereichen nahtlos in das pädagogische Konzept integriert werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Den Verfassern gelingt im Zusammenspiel von Schule, Kita und der Grafenberghalle eine Begegnungsfläche mit hoher Aufenthaltsqualität zu entwickeln. Der dort neu entstandene Veranstaltungsplatz mit angrenzendem Sportfeld bietet neben Raum für zahlreiche Aktivitäten auch einen spannungsvollen Blick in die umliegende Obstwiesenlandschaft. Die topographischen Höhenunterschiede werden gekonnt mittels einer Sitzstufenanlage und insgesamt einer geschickten Freiraumgestaltung herausgearbeitet. Lobenswert ist der Teilerhalt des Tartanplatz und dessen Einbindung in das Freiraumkonzept. Der Schulbaustein im Osten ist mit seinem Hauptzugang an der Kreuzung richtig platziert und bildet einen selbstverständlichen Auftakt zum Wohngebiet. Proportion und polygonale Form des Schulbaukörpers nehmen geschickt die vorhandenen Richtungen des Kontexts auf und vernetzen die neue Schule mit ihrem Umfeld. Durch die bewusste Ausbildung zweier Gebäudeflügel entsteht der Zugang zur neuen Schule mit Vorplatz, der hinsichtlich Größe und Proportion kontrovers diskutiert wird, weil er zu klein erscheint. Gewünscht ist eine angemessene Dimensionierung, die die Verkehrssicherheit der Schüler an der Kreuzung gewährleistet.

Der Baustein Kita präsentiert sich im westlichen Teil als ruhiges Polygon, Ausrichtung und Proportion könnten selbstverständlicher und klarer gesetzt werden. Schüler und Lehrer werden von einem offenen und luftigen Foyer empfangen, welches den Blick in die unmittelbare Landschaft frei gibt und diese in Szene setzt. Hier befindet sich wie selbstverständlich die gemeinsame Treppe, die spannungsvoll in das obere Geschoss führt, mit ihrer Gestaltung und Ausformung Raum zur Kommunikation und Inszenierung anbietet und souverän das Herz der Schule markiert. Die öffentlichen Bereiche wie Musikraum und Mensa sind an diese neue Mitte in gelungener Weise angegliedert und öffnen sich zu dieser. Somit entsteht eine anpassungsfähige Raumklammer, die unterschiedliche Nutzungen und Aktivitäten zulässt. Durch die geschickte funktionale Anordnung entsteht im Erdgeschoss eine sinnvolle Aufteilung zwischen Verwaltungsbereich im Westen und GT-Bereich, Werken und Küche im Osten.

Im oberen Geschoss schaffen die zwei fast baugleichen Gebäudeflügel Raum für gut organisierte und strukturierte Clusterbereiche, die eine spannungsvoll gegliederte Lernzone für ein motiviertes Lernen und Kommunizieren anbieten. Gestärkt wird die skulpturale Bauform durch den Freiraum, der diese umspült, sich mit der Schule vernetzt, die Topografie bewältigt und Außenräume mit den Innenräumen verknüpft. Der Pausenhofbereich weist mit seinen befestigten Flächen zu wenig Naturbezug auf. Die Art der Ausbildung eines massiven und hohen Sockels als Reaktion auf die Höhenunterschiede wird kritisch bewertet.

Das Erscheinungsbild der Grundschule und Kita überzeugt mit maßstäblich, detailreicher und präziser Fassadengestaltung in Holz, die es schafft den Campus optisch zusammenzuführen, den Kindern auf Augenhöhe zu begegnen und somit Identität zum Ort zu schaffen. Insgesamt könnte das detailreiche Bild in seiner Anmutung beruhigt werden. Die wirtschaftlichen Kenndaten des Projektes und die Flächeneffizienzzahlen liegen im durchschnittlichen Bereich. Der konstruktive Entwurf sieht vor, das Obergeschoss sowie die Gebäudehülle in Holzbauweise auszubilden. Dagegen wird das Erdgeschoss unter weitgehender Verwendung der Stahlbeton-Massivbauweise vorgeschlagen. Die Jury sieht hier Potential durch Verwendung von leistungsfähigen Hybridbauweisen (z. B. Holz-Beton-Verbunddeckensysteme in Kombination mit Stahl-Betonverbundträgern) den Anteil des regional verfügbaren nachwachsenden Rohstoffs Holz zu erhöhen. Generell sollte die gewünschte Verwendung der Baustoffes Holz in Konstruktion und Fassade deutlich erhöht werden. Die neue Grundschule überzeugt mit einem städtebaulich präzisen Konzept und definiert darüber hinaus einen neuen Ort der Begegnung für Kayh und Mönchberg. Mit einer qualitätsvollen inneren Struktur und einer sehr gelungenen Raumbildung bewegt sich die Architektur auf Augenhöhe mit dem Kind und bietet eine sehr gute Grundlage für ein lebendiges Schulleben.
Lageplan

Lageplan

Grundschule EG

Grundschule EG

Grundschule OG

Grundschule OG

Fassadendetail

Fassadendetail

Grundrisse Ideenteil

Grundrisse Ideenteil

Konzeptpiktogramme

Konzeptpiktogramme

Modellfoto

Modellfoto

Lageplan Freianlagen M1:500

Lageplan Freianlagen M1:500