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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2023

Neubau eines Wohngebäudes mit Arztpraxis am Marktplatz in Maßbach

Blick durch die neugestaltete Gasse auf die Kirche St.Bartholomäus

Blick durch die neugestaltete Gasse auf die Kirche St.Bartholomäus

1. Preis

Preisgeld: 13.500 EUR

Benkert Schäfer Architekten Partnerschaft mbB

Architektur

TRAGRAUM Ingenieure PartmbB

Tragwerksplanung

Peter Corbishley Modellbau

Modellbau

Erläuterungstext

Das neue Haus „Am Marktplatz 2“ – eine Intarsie und lebenswerte Nachbar-schaft zur Revitalisierung des Ortes
Ortsräumliche Setzung und Einbindung in die Umgebung
Für eine sensible Setzung des neuen Stadtbausteins wird die Gliederung des Neubaus in drei Baukörper vorgeschlagen - mit einer klaren Orientierung zum Bereich „Am Zürch“.
Die Giebelständigkeit aus der historisch bezeichneten Krummen-, heute Kellergasse wird aufgenommen und eine Höhenstaffelung entlang der Weichtunger Straße zum Rathaus hin formuliert.
Der platzräumliche Bereich „Am Zürch“ wird so deutlich aufgewertet - der Eingang zum Rathaus, der Zugang zur Arztpraxis und der Vorbereich zur Kirche erhalten eine stadträumlich folgerichtige Adresse.
Baukörper und Bezug zum Umfeld
Die Gliederung des vorgeschlagenen Baukörpers fügt sich maßstäblich in die Umgebung ein – der dreiteilige Baukörper schafft eine gute Nutzbarkeit für das Wohnen in den Obergeschossen und die Arztpraxis im Erdgeschoss, die Ausbildung eines Sockelgeschosses in den Fassaden steht im Dialog mit der umgebenden Bebauung.
Der öffentliche Eingang zur Praxis liegt gegenüber dem Rathaus am Zürch, der private Zugang zu den Wohnungen leicht abgewandt in der kleinen Anwohnergasse. Im östlichen Außenraum lässt sich der Fahrradabstell zum Hof hin öffnen und bietet Platz für kleinere Aktivitäten der Bewohner am Hausbaum. Von den gewünschten Stellplätzen gelangt man barrierefrei ins Gebäude.
Typologie und Raumorganisation
Die fächerförmige Fügung der Baukörper ermöglicht eine effiziente 5-Spänner-Erschließung mit mehr als dem geforderten Wohnungsmix.
Über einen großzügigen Eingangs- und Wartebereich im Erdgeschoß erschließt sich die Mehrfachpraxis, die gemeinschaftlich genutzt werden kann. Ein zentrales und dennoch belichtetes Treppenhaus mit Aufzug führt barrierefrei zum gewünschten Wohnraumangebot aus 2- und 3-Zimmerwohnungen nach den Förderbestimmungen mit vielfältigen Bezügen nach außen. Alle Wohnungen sind barrierefrei und besitzen einen privaten Freisitz als über-einanderliegende Loggia.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit zeigt sich als kompaktes Gebäudevolumen mit drei Vollgeschossen und zusätzlichem Dachraum. Drei Giebelansichten orientieren sich selbstbewusst zum Rathausplatz und schreiben so die überwiegende Giebelständigkeit der Gebäude in der Kellergasse fort. Durch die Stellung der neuen Gebäude weitet sich der Rathausplatz im Nordosten. Das Gebäude schafft es durch seine Anordnung den öffentlichen Raum des Rathausplatzes in die Kellergasse überzuleiten. Auch die Ausbildung der Dachlandschaft hinsichtlich Dachneigung und Ausrichtung wird positiv gesehen. Aus städtebaulicher und ökonomischer Sicht jedoch sollte das Gebäudevolumen hinsichtlich seiner Höhe reduziert und den Traufhöhen der unmittelbaren Nachbargebäude weiter angenähert werden.
Das L-förmige Gesamtgebäude schafft räumlich einen qualitätvollen Außenbereich im Nordosten. Dieser gewährleistet eine lichtere Gassenwirkung als der aktuelle Bestand, respektiert die Nachbarbebauung und dient als Rückzugsort für die Bewohner, Grünraum und Erschließung. Im rückwärtigen Bereich sind auch die beiden notwendigen Stellplätze folgerichtig verortet. Die drei Satteldächer sind mit roten Ziegeln eingedeckt. Der Verfasser schlägt in Teilen eine Photovoltaikanlage als Indachlösung in Dachfarbe vor. Dies entspricht der Gestaltungssatzung und wird begrüßt. Die innenliegenden Dachrinnen in den Überschneidungsbereichen der drei Satteldächer bedürfen besonderer Aufmerksamkeit in einer weiteren Ausarbeitung.
Die Fassaden der Gebäude gliedern sich geschossweise horizontal und geben so dem Baukörper in der Höhe eine ausgewogene Proportion. Bis auf die Hoffassaden zeigen sich die Gebäude im Erdgeschoss mit einer Natursteinfassade, die Obergeschosse sind verputzt. Dieser Materialwechsel erzeugt eine wohltuende Höhenentwicklung des Gebäudes. Den Sockel mit aufgeklebten Natursteinen auszubilden wird jedoch hinterfragt und entspricht nicht der Gestaltungssatzung.
Die monolithische Konstruktion der Obergeschosse mit verputzen Mauerwerk, ohne aufgebrachte Außendämmung ist zu begrüßen. Die Holzfassaden im rückwärtigen Hofbereich unterstreichen die atmosphärische Wirkung dieses Aufenthaltsbereiches. Der textile Sonnenschutz unterstreicht die gute Haptik des Gebäudes, jedoch werden die Fallarmmarkisen der Praxis vom Preisgericht gestalterisch hinterfragt.
Die Erschließung der Praxis funktioniert zum Rathausplatz barrierefrei. Aus organisatorischer Sicht erscheint der Grundriss der Praxis gut gelöst. Die Wohnungen sind über Eingänge aus der Gasse sowie aus dem rückwärtigen Hof über ein zentrales Treppenhaus mit Aufzug barrierefrei gut erschlossen.
Das Raumprogramm hinsichtlich Anzahl und Fläche der Wohnungen sind grundsätzlich erfüllt. In Bezug auf die Wohnraumförderung sind geringfügige Abweichungen in den Wohnungen erkennbar. Insbesondere die rollstuhlgerechte Wohnung weißt im Bereich des Zugangsbereiches eine zu geringe Fläche auf. Es fehlt der Rollstuhlwechselplatz. Die Wohnungen und die Aufzugskabine sind hinsichtlich Barrierefreit und ausreichend Bewegungsflächen zu überprüfen. Im Mustergrundriss sind Abstellflächen eingeplant, in den Regelgrundrissen sind diese aber nicht erkennbar. Ein zentraler Abstellraum für Mobilitätshilfen wird nicht angeboten. Die Freisitze mit den Loggien sind aus Sicht der Wohnraumförderung ausreichend.
Die Arbeit bietet in den drei Dachräumen verschiedenen Nutzungen an. Diese können sowohl als Maisonette mit den Wohnungen im zweiten Obergeschoss verbunden werden oder als zusätzliche Aufenthalts- oder Lagerraum für alle Wohnungen dienen. Die Notwendigkeit dieses Dachraumes ist hinsichtlich des Baukörpervolumens und der Einbindung in die Umgebung zu hinterfragen.
Die Erscheinung des Gebäudes bezüglich Fassadenordnung ist in Teilen gestalterisch nicht gut gelöst. So entsprechen Teilbereiche der Fassaden, in der Gliederung, Ordnung, Größe, Format und Teilung der Öffnungen nicht den Vorgaben der Gestaltungssatzung. Im Hinblick auf die Inhalte der Gestaltungssatzung müssen, im Falle einer weiteren Planungsvertiefung, die Belange der Gemeinde berücksichtigt werden.
Das Gesamtgebäude erscheint aufgrund seiner zusammenhängenden Kubatur wirtschaftlich. Die Konstruktion aus teilweise einschichtigen verputzen Aufbauten lässt hier eine nachhaltige Umsetzung erwarten. Die Stromerzeugung erfolgt über Photovoltaik-Ziegel auf den drei Süddächern. Mit den vorgeschlagenen Sole-Wasserwärmepumpen wird das Energiekonzept ergänzt, dies wäre allerdings auf Machbarkeit zu prüfen.
Die Abstandsflächen in der kleinen Gasse zu den angrenzenden Grundstücken wären rechtzeitig mit der Gemeinde abzustimmen.
Insgesamt erfüllt der Beitrag alle Vorgaben aus der Auslobung. Aufgrund der beschriebenen Bewertungskriterien, der städtebaulichen Kante durch seine Baukörperausbildung zum Rathausplatz, wird die Arbeit als ein gelungener Beitrag im Wettbewerbsverfahren angesehen. Beschriebene Kritikpunkte wären in einer Planungsvertiefung zu überprüfen und gegebenenfalls zu überarbeiten.

Blick vom Marktplatz auf das neue Wohnquartier mit Arztpraxis

Blick vom Marktplatz auf das neue Wohnquartier mit Arztpraxis

Lageplan

Lageplan

Grundriss 1. Obergeschoss

Grundriss 1. Obergeschoss

Schnitt

Schnitt