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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2023

Neubau Grundschule Wissingen in Bissendorf

Anerkennung

Preisgeld: 4.750 EUR

pde Integrale Planung GmbH

Architektur, TGA-Fachplanung, Tragwerksplanung

Simons & Hinze Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

craft by creatives modellbau | René Marx & Marian Horstmann GbR

Modellbau

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser der Arbeit 1003 geben ihrer Konzeption Namen und Anspruch 'Lernen im Park'. Ausgangpunkt ist daher, eine maximale Anzahl der vorhandenen Bäume auf dem Gelände zur erhalten und den Baukörper in den Zwischenräumen zu platzieren. In aller Konsequenz gelingt das nicht, da doch mindestens vier Bäume überplant werden.
Als Folge des Konzeptes wird der Schulbaukörper zu einer Komposition vom mehreren unterschiedlich großen, respektive kleinen Kuben in den Freiflächen zwischen den Bäumen, welche sich an nur wenigen kurzen Stellen berühren und hier Übergänge schaffen. Durch die Stellung dieser sechs, im zweiten Bauabschnitt dann letztendlich sieben Baukörper generieren sich ebenfalls eine Vielzahl von sich verschneidenden Außenbereichen, sprich Höfen, bzw. zum Straßenraum hin von vor- und rückspringenden Grünzonen. Die einheitlichen Fassaden der Baukörper summieren sich entlang der Straßen für den sich bewegenden Betrachter zu einer recht ausladenden Gebäudelänge. Dies wird kritisch angemerkt.
Die Freiflächen - insbesondere im Hofbereich - wirken recht eng, verschachtelt und unter dem Aspekt der Aufsicht über die Schüler schwer einsehbar. Zudem ist gerade hier die Behandlung als wenig befestigte Grünfläche im Konzept nachvollziehbar, aber in der Nutzung als Pausenbereiche unrealistisch. Die vorhandenen Bäume hier würden somit in eine deutlich gefasstere und mit Baumscheiben versehene Situation geraten, welche dann eine dem Parkgedanken widerstrebende Thematik darstellten würde.
Die - wenn auch nur schematische - Ausarbeitung der parkähnlichen Anlage wirkt weiter nördlich zwischen Bestandssporthalle und angebotenem Standort für eine neue, zusätzliche Sporthalle angemessener - auch wenn eine klar definierte Gestaltung nicht gewagt wird. Statt dessen 'schwimmen' alle konkreten Außenfunktionen (Schulgarten, Outdoor-Klassenzimmer, Klettergeräte, Bewegungsgeräte, Bolzplatz etc.) wie kleine ovale Inseln ohne erkennbares, übergeordnetes Konzept im Grünraum. Verstärkt durch die Darstellung können ihre möglichen Qualitäten somit nur erahnt werden. Teilweise ange-botene Materialien für Außenflächen aus Holzpflaster werden aufgrund der Rutschgefahr funktional kritisch gesehen.
Die Komposition der Baukörperkuben wirkt auf den Betrachter und aus seiner Perspektive wie Pavillons im Park, welche teilweise zweigeschossig, teilweise eingeschossig die Dimensionen der angrenzenden Wohnbebauung und auch des alten Schulbaukörpers städtebaulich kleinteilig und wohltuend aufnehmen. Die Störung der an sich einheitlich orthogonal konstruierten und zusammenstehenden Kuben durch den Schräganschnitt des südlichsten Baukörpers wird als Bruch und daher unbefriedigend wahrgenommen.
Die Haupterschließung der Schule erfolgt von der Ecke Niemandsweg / Mindener Straße. Hier wird ein Foyer mit begleitendem Flur erschlossen, welches ausreichend groß erscheint und überleitet in eine teilweise zweigeschossige Aula- und Speisesaalzone. Zusammen mit den angegliederten Funktionen Küche, Musikraum und Galerie lässt dieser Raumzusammenhang eine multifunktionale Nutzung in guter räumlicher Qualität und Belichtung zu. Dies wird architektonisch aber auch funktional ausdrücklich begrüßt.
Nördlich dieser Raumkomposition und den Innenhof begleitend liegt eine Flurzone, die sich als großes 'U‘ durch alle sechs, respektive sieben Bauteile zieht und diese zusammenbindet. Dieser in Teilen recht eng wirkende Flur liegt manchmal tangential im Baukörper, manchmal in dessen Innenzone. Hierdurch ergeben sich immer wieder wechselnde Ausblicke in die Grünzonen im Innenhof und auf die den Straßen vorgelagerten Außenbereiche. Die an sich zu langen Wege erscheinen dadurch abwechslungsreich und freundlich, jedoch bleibt der Nachteil der Wegelängen unbefriedigend.
Die Funktionszuordnung und Positionierung der einzelnen Häuser erscheint zunächst richtig. Insbesondere die Lage und der Außenbezug des Ganztagesbereiches als auch die zentrale Stellung des Klassenraumgebäudes mit zusätzlichem Eingang von Norden erscheint auf dem Gesamtgelände richtig zugeordnet. Jedoch wird gerade bei letzterem die Entfernung zum Verwaltungs- und Lehrerbereich kritisch gesehen und als funktionaler Mangel gewertet.
Die komplexe Kubatur des Entwurfes führt zu einer auffällig großen Hüllfläche, die gerade als Holzfassade in Herstellung und vor allem Unterhalt als zu aufwändig und kostenintensiv bemängelt wird. Die leichten Variationen von Fenstergrößen und -positionierungen in der an sich gerasterten Fassade werden jedoch positiv beurteilt und ausdrücklich gewürdigt.
Das selbstgewählte Konzept führt neben wohltuenden Proportionen und teilweise spannenden Rauminnen- und Außenzonen zu einigen deutlichen formalen und funktionalen Schwachpunkten, die eine Überarbeitung erfordern würden.

Lageplan

Lageplan

Erdgeschoss

Erdgeschoss

1. Obergeschoss

1. Obergeschoss

Ansicht Süd, Ansicht West

Ansicht Süd, Ansicht West

Ansicht Nord, Ansicht Ost

Ansicht Nord, Ansicht Ost

Schnitt AA', Schnitt BB'

Schnitt AA', Schnitt BB'