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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2023

Museum Culinacum am Runden Turm - Zentrum der essbaren Stadt Andernach

Lageplan 1:500

Lageplan 1:500

Anerkennung

Preisgeld: 4.667 EUR

Auer Weber

Architektur

Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten und Stadtplaner GmbH

Landschaftsarchitektur

hhpberlin - Ingenieure für Brandschutz GmbH

Brandschutzplanung

C-I-P GmbH Ingenieure

Tragwerksplanung

Transsolar Energietechnik GmbH

Energieplanung

Erläuterungstext

Direkt am östlichen Eingang zur Altstadt, in unmittelbarer Nähe zur spätrömischen Kastellmauer und dem Runden Turm, entsteht mit dem „Culinacum“ ein neues Museum, das die Geschichte Andernachs mit der Ernährungsgeschichte der Stadt verknüpft und so eine Brücke in die Gegenwart schlägt. Räumlich wird das Museum zum neuen Bindeglied zwischen historischen Stadtkern, Rheinanlagen und dem Umland.
Der dreigeschossige Museumsbau erstreckt sich von Nord nach Süd auf dem Wettbewerbsgrundstück. An der Südseite fügt es sich in die vorhandene Bebauung entlang der Hochstraße ein, während die Nordseite ausreichend Abstand zur Stadtmauer hält und Platz für einen Durchgang in der Stadtmauer an der ehemaligen Herrengasse schafft. Ein kleiner Museumsgarten und ein größerer Stadtgarten flankieren den Gebäudekomplex.
Durch die Staffelung des Gebäudes passt sich dieses an die Höhen der umliegenden Bebauung entlang der Hochstraße an. Um die Sicht auf den Runden Turm nicht zu versperren, nimmt sich der Museumsbau an der Nordseite zurück. Runde Bögen kennzeichnen die Durchgänge zum Museumshof, mit dem Hauptzugang an der Hochstraße.
Das Bürgermeisterhaus wird zum Geschäftshaus mit drei voneinander unabhängigen Nutzungseinheiten umgebaut. Östlich des Bürgermeisterhauses ist ein neues, freistehendes, dreigeschossiges Bauvolumen vorgesehen, das den Baumbestand an der Ecke Hochstraße/Kirchstraße unberührt lässt.
Von der Hochstraße kommend, betritt man durch den großen Torbogen den Museumshof, wo sich der Hauptzugang des Museums befindet. Über das Foyer gelangt man in die zwei Funktionsbereiche des Museums – einen öffentlichen zugänglichen und einen Arbeitsbereich. So befindet sich nördlich des Foyers mit zentralem Info- und Kassenbereich der offene Co-Working- und Cafeteria-Bereich, die fließend ineinander über gehen. Mittig, als eingestellter Schaukasten, das Schaudepot mit der Museumsbibliothek, dahinter die Büro- und Nebenräume der Museumsmitarbeiter:innen. Garderobe und Toiletten für die Besucher:innen grenzen südlich an das Foyer.
Depot und Werkstattbereich sind im nördlichen Gebäudebereich untergebracht – über ein Schaufenster zur Hochstraße lässt sich einen Blick hinter die Kulissen des Museums erhaschen und man kann den RestauratorInnen bei der Arbeit über die Schulter schauen
Bei dem Entwurf handelt es sich nicht um einen Versuch der Rekonstruktion, sondern vielmehr um die Aufnahme typischer Elemente des historischen Stadtgrundrisses und die Schaffung eines neuen, sinnvollen Zusammenhangs zwischen Vorhandenem und Zeitgenössischem.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit der städtebaulichen Setzung bleibt der Turm und die mittelalterliche Mauer weiterhin die Hauptattraktion. Der Neubau nimmt sich angenehm zurück. Mit der Staffelung der Baukörper wird eine gute städtebauliche Einbindung er- reicht, das Thema der Essbaren Stadt ist mit der Dachterrasse bereits an der Hochstraße erlebbar. Nicht schlüssig ist die Idee der durchgehenden Mauern und Tore, wird damit doch fälschlicherweise der historische Verlauf der Stadt- mauer entlang der Hochstraße vermittelt. Der (ohne die Verbindungsmauern) schmale Baukörper des Museums zur Hochstraße bildet im Zusammenspiel mit den stimmig entwickelten Gebäuden des Ideenteils eine gut rhythmisierte Raumkante. Ob direkt an das Bürgermeisterhaus angebaut werden muss, wird hinterfragt. Der eingeschossige Annex des Lagers ist räumlich nicht überzeugend und verschenkt die Chance einer weiteren grünen Fuge zum Stadtgarten. Durch die Positionierung des Gebäudes ergeben sich grundsätzlich zwei differenziert ausgebildete Freiräume, nach Westen der räumlich gefasste Museumshof mit dem Haupteingang und dem Museumsgarten. Nach Osten der offene Garten mit den Bestandsbäumen, die weitgehend erhalten werden und eine öffentliche Durchwegung zum Turm weiterhin ermöglichen. Allerdings wird auch kontrovers diskutiert, ob die strikte Trennung der beiden Freiräume richtig ist. Vermisst wird auf jeden Fall eine bessere Anbindung, eine klarere Hinführung zum Foyer des Museums auch von der Herrengasse her. Auch der zu landschaftlich ausgebildete öffentlich zugängliche Garten wird kritisch gesehen, vor allem auch im Bereich nördlich der Stadtmauer. Dennoch schafft es das Konzept, das Thema der „Essbaren Stadt“ von allen Seiten sichtbar zu machen.
Im Erdgeschoss des Gebäudes wird eine Klarheit vermisst; mit der Lage der Verwaltung am Stadtgarten und sich daraus ergebenden langgestreckten Räumen mit einer doppelten Erschließung werden unnötig enge und eher unübersichtliche Bereiche geschaffen, das Depot im EG liegt jedoch aufgrund der zu erwartenden Traglasten richtig, die Werkstatt mit Außenbezug zur Hochstraße interessant. Die Lage der Museumsküche ist gut gewählt. Die Dauerausstellung im ersten Obergeschoss mit der vorgelagerten Dachterrasse als Ausstellungsgarten ist schlüssig positioniert. Die Sonderausstellung und der Veranstaltungsraum im zweiten Obergeschoss liegen direkt nebeneinander und sind gut verbindbar. Brandschutztechnisch sind die Anforderungen an das offene Treppenhaus jedoch nicht erfüllt. Aus musealer Sicht wird die klare Gliederung und der weitgehende Verzicht auf Fenster ausstellungstechnisch positiv bewertet. Doch wird die Teilung des Gebäudes in zwei kaum zusammenhängende inhaltlich kaum korrespondierende Teilbereiche kritisch gesehen. Der Rundweg über das Innere des Gebäudes und den Wehrgang ist grundsätzlich denkbar, allerdings wird der Höhenversprung des Wehrgangs nicht beachtet. Der Entfall des denkmalgeschützten Zugangs zum Turm kann nicht akzeptiert werden.
Die typische Materialität des Ortes wird mit der vorgehängten Fassade aufge- nommen, das Gebäude wirkt damit eher abweisend, die Bauweise ist wenig zukunftsweisend. Insgesamt liegt das Gebäude im wirtschaftlichen Bereich. Schlussendlich wirkt die Arbeit solide, die gewünschte Neuartigkeit des Muse- ums bildet sich mit dem Baukörper jedoch nicht ausreichend ab, es entwickelt zu wenig Strahlkraft.
Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss 1.OG

Grundriss 1.OG

Grundriss 2.OG

Grundriss 2.OG

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Schnitt A-A

Schnitt A-A

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Ansicht West

Ansicht West

Detailansicht und -schnitt 1:20

Detailansicht und -schnitt 1:20

Wettbewerbsmodell

Wettbewerbsmodell

Wettbewerbsmodell

Wettbewerbsmodell