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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2023

Museum Culinacum am Runden Turm - Zentrum der essbaren Stadt Andernach

AXO Städtebau

AXO Städtebau

Anerkennung

Preisgeld: 4.667 EUR

Max Dudler GmbH

Architektur

fabulism

Landschaftsarchitektur

Leonhardt, Andrä und Partner, Beratende Ingenieure VBI AG

Tragwerksplanung

BFT Cognos

Bauphysik, Nachhaltigkeitskonzept

IGTech GmbH

TGA-Fachplanung

hhpberlin - Ingenieure für Brandschutz GmbH

Brandschutzplanung

Erläuterungstext

Culinacum am Runden Turm
Max Dudler

Museumskonzept
Unser Entwurf für das neue Museum für Stadtgeschichte und Ernährungsgeschichte in Andernach verkörpert eine harmonische Verbindung aus moderner Architektur und dem denkmalgeschützten Kontext, in den es eingebettet ist. Mit einem sensiblen Umgang gegenüber der Umgebung und dem Bestreben, das vorhandene Ensemble des Ortes zu ergänzen, stellt unser Gebäude eine Einladung zur Entdeckung der Geschichte und der kulinarischen Tradition Andernachs dar.

Der architektonische Ablauf des Museums ist bewusst als Kreislauf gestaltet, um das Konzept der Ausstellung zu unterstützen. Besucher*innen betreten das Museum durch einen einladenden Eingangsbereich über den Haupteingang oder den zweiten Eingang aus dem Garten . Hier beginnt die Reise, auf der die Gäste dazu eingeladen werden, die reiche Geschichte der Stadt und ihre vielfältigen Ernährungstraditionen zu erkunden. Die Dauerausstellung bietet einen faszinierenden Einblick in die Vergangenheit und schafft gleichzeitig eine Verbindung zur Stadtmauer, auf der Besucherinnen entlanggehen können, um einen beeindruckenden Blick auf die Umgebung zu genießen.

Das darauffolgende Schaudepot sorgt für einen fließenden Übergang zwischen dem Historischen und dem Aktuellen. Hier haben die Besucher*innen die Möglichkeit, sorgfältig ausgewählte Objekte und Exponate aus nächster Nähe zu betrachten und zu erleben. Die danach zu besichtigende Sonderausstellung präsentiert regelmäßig wechselnde Themen und kann bei Bedarf auch mit dem Veranstaltungsraum verbunden werden.
Der Höhepunkt der Besichtigung ist die Museumsküche, die das lebendige Herzstück des Gebäudes darstellt und sich als Amphitheater im besonderen Kontext zwischen Kräutergarten und rundem Turm aufspannt. Hier wird die Verbindung zwischen Geschichte und Ernährung auf genussvolle Weise hergestellt. Besucher*innen können an Aktivitäten und Workshops teilnehmen, die das kulinarische Erbe der Region zelebrieren. Die Museumsküche fungiert als Ort des Austauschs und der Gemeinschaft, an dem Wissen über traditionelle Rezepte, Zutaten und Zubereitungstechniken weitergegeben wird.
An die Museumsküche schließt sich der zentrale Kräutergarten des Museums an. Dieser Garten ist mehr als nur eine grüne Oase – er ist ein Erlebnis für alle Sinne. Durch seine kreisförmige Dimension bildet er den symbolischen Negativ-Fußabdruck des in die Höhe ragenden Turms. Die sorgfältig ausgewählte vertikale Bepflanzung schafft nicht nur eine visuell ansprechende Umgebung, sondern lädt die Besucher*innen auch ein, Kräuter aus unterschiedlichen Ebenen des Museums zu pflücken und ihre Aromen zu erkunden. Dieser Garten hat auch einen positiven Einfluss auf das Mikroklima des Ortes, indem er Frische und Luftqualität fördert.
Unser zentraler Kräutergarten ist angelehnt an einen ‚Hortus Conclusus‘ und stellt eine Hommage an die historische Tradition der umschlossenen Gärten dar, die in vergangenen Zeiten oft als private Oasen der Ruhe und des Rückzugs dienten. Dieser Garten ist jedoch mehr als nur ein Rückzugsort – er ist ein dynamischer Raum, der sich sanft in Richtung des Turms und der historischen Herrengasse öffnet und so eine Symbiose von Stadt-, Ernährungsgeschichte und 'Essbarer Stadt' darstellt. So wird eine lebendige Plattform geschaffen, die Besucher*innen dazu einlädt, Geschichte zu schmecken, zu fühlen und zu erleben.

Museumsgarten / Landschaftskonzept
Der Garten des neuen Museums ist ein sozialer und aktiver Raum, der dem Anbau, der Bildung und dem Lernen dient. Die Sammlung verschiedener kultivierter Gärten definiert einen neuen Dialog mit der historischen Mauer und dem Turm. Ein durchgehender biologisch vielfältiger Raum, der sich den heutigen klimatischen Herausforderungen stellt und eine natürliche, ökologisch geprägte Umgebung definiert. Eine dynamische Natur, die sich frei und spontan entwickeln kann. Die Besucher werden durch verschiedene essbare Gärten zum Museum geführt, die durch weiche Linien definiert werden, die den Rahmen der Grünflächen bilden.
Am Haupteingang des Museums strahlt die "Blühende Wand" Farbe und Leben aus. Essbare Blumen, Himbeeren und Ficus-Pflanzen schaffen eine lebendige und einladende Atmosphäre. Dieser Garten verschönert nicht nur das Gelände, sondern unterstreicht auch das Museumsthema der essbaren Stadt, indem er die Besucher dazu anregt, die sie umgebende Natur zu probieren. Die Eingänge des Museums sind durch Morus-Bäume markiert. Der Haupteingang ist mit Morus alba geschmückt, während auf der gegenüberliegenden Seite des Gebäudes eine Reihe von Morus nigra steht. Dieses Thema erhöht nicht nur die Sichtbarkeit der Eingänge, sondern symbolisiert auch die Einheit und bietet dem Besucher eine klare Orientierung, indem es ihn sowohl zum Museum als auch zum Innengarten führt.
Das Zentrum des Museums, der "Hortus culinacum", beinhaltet eine vertikale grüne Fassade, die mit Kiwis und Weinreben bewachsen ist. Unter dieser lebenden Tapete gedeiht eine Mischung verschiedener Kräuter, die mit Regenwasser vom Dach des Museums versorgt werden. Das vom Dach gesammelte Regenwasser speist diesen Garten, während ein rundes Wasserbecken das üppige Grün widerspiegelt. Der "Garten der vergessenen Bäume" ist ein bewegendes Spiegelbild der Geschichte Andernachs und steht unter dem Motto "Pflücken erlaubt! ". Die Besucher können die Früchte genießen und so eine tiefere Verbindung zur lokalen Landschaft und ihrer Geschichte herstellen. In diesem Garten werden bestimmte Obstbäume (Sorbus domestica) gepflanzt, die früher in der Region weit verbreitet waren, aber im Laufe der Jahre an Bedeutung verloren haben. Der "Gartenturm" konzentriert sich auf die städtische Landwirtschaft und bietet den Besuchern eine praktische und lehrreiche Erfahrung. Das frisch geerntete Gemüse kann in der Museumsküche zubereitet werden, einem Gemeinschaftsraum mit Tischen und Feuerstellen. Die Menta mulde ist ein einzigartiger Garten, der sich in einer Vertiefung im Boden befindet. Er besteht aus vier verschiedenen Minzsorten und Wildpflanzen, die einen Garten bilden, der als natürliches Regenrückhaltebecken konzipiert ist.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Neubau für das Culinacum am Runden Turm als Zentrum der essbaren Stadt schafft mit seinem Konzept einer introvertierten Gebäudestruktur einen konzentrierten Rückzugsort, als Erlebnisraum für unterschiedlichste Pflanzenwelten und Ausstellungsbereiche. Städtebaulich tief in das Grundstück zurückgesetzt, in die historische Stadtmauer eingebunden und auf den Turm bezogen, schafft das quadratische Gebäude mit dem kreisförmigen Innenhof die Möglichkeit, sowohl einen Eingang zur Hochstraße, jedoch auch eine Durchlässigkeit von der Erschließung von Osten über die Herrengasse, bis über eine Amphitheater artige Anlage zum Mauertor nach Norden durch die Stadtmauer auszubilden. So verbinden sich auf selbstverständliche Art Geschichte und Ernährung.
Herzstück der Anlage ist der vom Gebäude umschlossene Kräutergarten. Hier erleben die Besucher einen Ort, gleich einer Oase, einem Hortus Conclusus, Ruhe, den Duft, Farben und die Aromen der Kräuterpflanzen. Ein gelungener räumlicher Transfer für das Bild des Zentrums der essbaren Stadt. Kritisch wird beurteilt, dass durch die großen Dimensionen des Gebäudes, die Freibereiche um das Gebäude nur noch als Restflächen erscheinen. Unakzeptabel bei der Setzung des Gebäudes ist der beidseitige Anbau an das Bürgermeister- haus im Ideenteil des Wettbewerbes. Das Zentrum gerät so in den Hinterhof und verliert seine Strahlkraft nach außen. Die Entwicklung der Museumsflächen ist gelungen und bietet gute Nutzungsmöglichkeiten, auch wenn die zum Teil trapezförmigen Zuschnitte der Räume und die Rundung zum Innenhof für die Bespielung eine Herausforderung dar- stellt. Die Aufteilung der Dauerausstellung auf zwei Etagen wird kritisch gesehen. Der nordöstliche Teil der Ausstellungsflächen im Erdgeschoß lässt sich sinnvoll nur über den Rundweg über das Obergeschoss erreichen. Die inneren Abläufe, die Orientierung der Räume, Erschließung und Fluchtwege funktionieren gut.
Die Holz-Beton-Hybridbauweise mit Schieferdach stärkt den Charakter des Wettbewerbsthemas, auch in der Treibhausgas reduzierten, zukunftsfähigen und klimaschonenden Bauart mit natürlichen und teilweise nachwachsenden Baumaterialien. Die Flächen liegen unter, die Kubatur über dem Mittelwert. Durch viele Erschließungsflächen in schmalen Raumbereichen ist das Verhältnis von Erschließungs- und Nutzflächen und somit auch die Wirtschaftlichkeit nicht optimal. Der Entwurf stellt durch sein außergewöhnliches Konzept und die interessante bauliche Umsetzung des Themas der essbaren Stadt einen wertvollen Beitrag zum Wettbewerb dar.
Modell

Modell

Lageplan

Lageplan

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Konzeptskizzen

Konzeptskizzen

Hortus Conclusus

Hortus Conclusus

Schnitt

Schnitt

Skizze

Skizze