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Einladungswettbewerb | 10/2023

Errichtung Kaeser Ladepark in Coburg

Fernwirkung

Fernwirkung

1. Preis

Preisgeld: 60.000 EUR

DKFS Architects

Architektur

A24 Landschaft

Landschaftsarchitektur

Mayr | Ludescher | Partner Beratende Ingenieure

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Die Maxime
Das Leitbild für den neuen Ladepark Coburg ist eine neue Generation von Infrastruktur, die nachhaltig, attraktiv und integriert ist. Dabei setzt sich die Wahrnehmung und Erfahrung des Bauwerks klar von bekannten Infrastrukturmodellen ab und ist aufgrund der des Wechselspiels von Architektur, Landschaft und der Logik des PKWs als Transportmittel eine Neuinterpretation von bestehenden Infrastruktur. Mit seiner eigenständigen Identität steht der neue Ladepark für einen modernen Lebensstil, verfolgt einen innovativen und integralen Ansatz bei der Definition des Verhältnisses von Natur, Technik sowie Leben. Gleichzeitgig hat das Bauwerks einen hohen Wiedererkennungswert, um dem übergeordneten städtebaulichen Ambitionen des Areals gerecht zu werden und den neuen Ladepark in Coburg nicht nur durch den hohen Erfahrungswert für den Nutzer, sondern auch architektonisch durch seine elegante und markante Form in der Fernwirkung zu markieren. Mit seiner herausragenden Architektur steht der neue Ladepark für den hohen Anspruch des Unternehmens KAESER und den Standort Coburg.

Die Logik des neuen Ladeparks
Das Bauwerk wird als Teil der Landschaft begriffen und mit der eleganten, formalen Logik des Dachs zum Teil des Gebäudes. Dabei verzichtet der Verfasser bewusst auf prototypische, generische Lösungen und verfolgt einen ortsspezifischen Entwurf, um dem Anspruch an Integration sowie Originalität des Bauwerks gerecht zu werden. Das Dach des Ladeparks bildet eine elegante Figur, die sich aus der Topographie der Landschaft entwickelt und mit dieser im Dialog steht.
Während sich im Grundriss die Dachkubatur radial um die in der Christenstraße ausbildenden Fächer legt, ist das Dach städtebaulich zu den Bereichen der Staatstraße ausgerichtet und bildet eine klare Adresse. Die Seitenbereichen der modernen Holzkonstruktion sind dabei geometrisch unaufgeregt. Hier sorgt die konstante Dachhöhe der über 2% geneigten Grundebene für einen räumlich ausdifferenzierten Raum, der in seiner Wahrnehmung nicht linear ist, sondern nach Osten durch die veränderte Höhe komprimiert wird, am Eingangsbereich jedoch durch seine Höhe eine repräsentative Willkommensgeste ausbildet. Hier tritt das Dach und seine PV-Haut durch eine Abfaltung, die auch statisch aktiv ist, in die Ansicht und markiert die Zufahrt. In der Mitte erhebt sich das Dach und bildet den zentralen Ladegarten aus. Dieser verknüpft den Nutzerstrom mit einer Grünraumkette zu den Servicegebäuden bis auf den Platz auf der oberen Parkebene. Durch die Topographie des Daches bildet sich ein räumlich differenzierter Erfahrungsraum aus, der auch zur Orientierung und Wegefindung des Nutzers beiträgt. Die Bereiche unter dem Dach bieten Breakout- und Hangoutgelegenheiten und ermöglicht den Nutzern trockenen Fußes zu den Servicebereichen zu kommen. In der Ansicht bildet die Morphologie des 12 m hohen Daches einen aufregenden städtebaulichen Hochpunkt aus.

Die Verkehrsflächen
Die Position der Zu- und Abfahrten sind strategisch von den Kreisverkehren abgelagert, um Rückstau bei den Einfahrten zu vermeiden. Auf dem Gelände befindet sich zuerst ein größerer Orientierungsbereich für den Fahrer, auf dem er über ein Informationssystem einen Stellplatz angezeigt bekommt. Die
Fahrgassen sind auf bequeme 6 m für beidseitigen Verkehr festgelegt. Für die Oberflächen ist ein wasserdurchlässiger Asphalt vorgesehen, der der Oberflächenversieglung entgegenwirkt. Für die Stellplatzflächen wird Rasenfugenpflaster vorgesehen, welches nur teilversiegelnd ist. In den begehbaren Zwischenräumen verdichtet sich das Rasenpflaster zu Gehbahnen, die seitlich in die Grünflächen diffundieren. Das streifenartige System aus Rasenfugen passt sich an die Logik der Architektur an und übersetzt das Thema von Luftströmungen in ein markantes Bodenmuster. Frei verteilte Kleinbäume und eingestreute Sitzelemente verleihen dem Ort unter dem schattigen Dach einen gartenhaften Charakter. Die Auswahl der Gehölzarten ist an die verfügbare Höhe unter dem Schattendach angepasst. LKW-Plätze werden im grünen Vorbereich angeordnet und auf die notwendigen Schleppkurven abgestimmt. Eine Überdachung der LKW wird als nicht angemessen erachtet.

Ausbaustufen
Das Ladeparkdach besteht aus zwei konstruktiv unabhängigen Dächern. Diese können phasenweise errichtet werden. Die erste Ausbaustufe umfasst das Dach, das direkt an den Service-Gebäuden liegt. Hierzu sollten im Planungsverlauf bedacht werden, das sich die Mehrkosten bei Dachbauwerken bei weitem nicht linear verhalten und ein voller Ausbauzustand bereits in der ersten Phase sinnvoll sein könnte. Während die städtebauliche Fernwirkung durch die größere Dacherhöhung erst in der zweiten Ausbaustufe ihre volle Kraft entfaltet ist das Dach dennoch städtebaulich wirksam und architektonisch vollständig aktiv. Die Gebäude sind in Ihrer möglichen finalen Ausbaustufe dargestellt, aber ebenfalls in ihrer Größe hoch flexibel da sie in den Hang gebettet sind.

Das Ladepark Areal und die Freianlagen
Der entwurfliche Ansatz betrachtet sowohl den neuen Ladepark als auch das gesamte Parkareal als Chance, die bestehende Lage im Gewerbegebiet Nord zu stärken und ein wichtiges städtebauliches Bindeglied zwischen der angrenzenden Stadtstruktur, den Landschafträumen und dem Goldbergsee zu schaffen. Mit seinen Freiraumqualitäten und seinem Nutzungsangebot liefert der neue Ladepark als Bindeglied einen wichtigen Beitrag zur Integration des Gewerbecampus in das städtische Freiraumgefüge. Weite Ausblicke bis zum Schloss Callenberg oder zum Naturschutzgebiet Glenderwiesen stärken die Verzahnung mit der Umgebung. Ein Netzwerk von Wegen, das sich formal radial aus dem Verlauf der Christenstraße löst, spannt Grünraumzellen auf,
die sich zum neuralen Punkt am Platz an der Parktreppe verdichten. Zu den Rändern lösen sich diese Zellen in großmaßstäblichere Wiesensegmente auf und vermitteln so stadträumlich zwischen dem urbanen Kern am Platz und der Großmaßstäblichkeit der anliegenden Gewerbestrukturen. Die starke Durchdringung von Landschaft und Architektur sucht eine enge Beziehung zwischen Mobilität, Urbanität und Landschaftlichkeit. Es entsteht ein Ort, der sich über seine gestalterische Kraft aber auch über die Vielfalt an Nutzungen, eingebettet in eine parkähnliche Infrastruktur, zukunftsweisend abhebt. Nicht nur für Autofahrer sondern insbesondere auch für Radfahrer und Fußgänger ergeben sich ständig wechselnde Ansichten, je nach Blickwinkel präsentiert sich die Anlage entweder architektonisch oder landschaftlich.

Freianlagen Materialien
Die Stellplatzflächen werden aus Rasenfugenpflaster hergestellt und verleihen den normalerweise sehr funktional angelegten Flächen einen grünen, parkähnlichen Charakter, der sich in einer zentralen Spur mit Kleinbäumen verdichtet und einzelne Sitzelemente integriert. Die durchlässigen Belagsflächen erlauben eine teilweise Regenwasserversickerung vor Ort mit darunter platzierten Rigolensystemen. Die ehemalige Christenstraße wird als kombinierter Fuß- und Radweg mit einer Breite von 4 m aus gut berollbarem, hellem Asphalt mit mineralischer Abstreu zurückgebaut. Die feiner verästelten Nebenwege aus wassergebundener Decke sorgen für eine parkähnliche Haptik. Aufkantungen aus Beton schaffen vereinzelte Sitzbereiche und greifen die Tektonik und Formensprache des SB-Gebäudes auf. Die seitlichen Grünflächen werden als flache Versickerungsmulden ausgebildet und erlauben die Einstauung von Regenwasser, insbesondere bei Starkregenereignissen, und eine Wärmeregulierung durch Verdunstungskühlung. Durch den Rückbau vorhandener Asphaltflächen wird der Anteil versiegelter Flächen signifikant reduziert. Der wertvolle Baumbestand entlang der ehemaligen Christenstraße wird weitestgehend erhalten und bildet den Kern des neuen Klimawaldes. Ergänzende Gehölze verdichten die lineare Baumreihe zu einem flächigen, schattigen Hain. Die dichte Strauchschicht wird zugunsten einer neuen Übersichtlichkeit entfernt. Der Übergang zum westlich angrenzenden Gewerbegebiet wird durch einen Wiesensaum aus unterschiedlichen Saatgutmischungen aus Ackerrandstauden und Wiesenkräutern definiert, welche die Atmosphäre der angrenzenden Feldstrukturen aufgreift. Die Gliederung durch ein subtiles Patchwork aus variierenden Farbtönen unterstützt die Geometrie des Parks.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die klare Linie der Arbeit überzeugt und würde die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich lenken. Die Arbeit betont den räumlichen Übergang zur Landschaft und wirkt emblematisch in der Ausformung der gefächerten Dächer, die sich in der Höhenentwicklung steigern. Sie stellt eine einladende Lösung der Aufgabe dar, allerdings ist die dazu notwendige Konstruktion aufwendig. Die Erschließung ist nachvollziehbar, allerdings teilweise rückläufig. Die Lkw-Ladeplätze sind so kaum möglich, da die Ausfahrt nur rückwärts fahrend möglich ist.

Alle Pkw-Plätze sind überdacht, ebenso der Zugang von den Parkständen zum zentralen Servicepunkt. Die Zugänglichkeit des Servicepunktes über kurze Wegeverbindungen wird begrüßt, das Erschließungskonzept dieses Gebäudes bedarf allerdings noch der Überarbeitung. Kritisch diskutiert wird die stringente Trennung des Servicepoints in zwei Baukörper, ebenso die Aufenthaltsqualität zwischen den beiden Gebäuden. Der Ladepark führt nicht unwesentlich zu versiegelten Flächen. Die Realisierbarkeit der Stellplatzbereiche und der zentralen Wegeverbindungen mit Rasenfugenpflaster wird hinsichtlich Winterdienst (Streusalz) und Verschattung durch das Preisgericht in Frage gestellt. Außerdem sollten die Belange der Barrierefreiheit in der Oberflächengestaltung berücksichtigt werden. Die Etablierung einer langfristig funktionierenden Vegetation unter der Dachstruktur wird ebenfalls hinterfragt und sollte nochmals geprüft werden.

Die angedachten Photovoltaik-Schindeln sind bei der großen zusammenhängenden Dachfläche sinnvoll. Die Zu- und Abfahrten mittig zwischen den beiden Kreisverkehren funktionieren auch bei leichtem Rückstau. Der leicht geänderte Verlauf der Christenstraße ist sinnvoll angelegt, der Wiesensaum nach Westen ist zu begrüßen, ebenso der Erhalt der Scheune mit neuen Funktionen. Der Ladepark ist leicht in zwei Bauabschnitten zu realisieren. Der dann entstehende 1. Bauabschnitt wäre voll funktionsfähig, die versiegelten Flächen entsprechend reduziert. Das Bild der leicht schwebenden hölzernen Flügel in der Landschaft überzeugt das Preisgericht, das Gebäude wird Zeichen und Landmark für den Standort und die auslobende Firma Kaeser.
Lageplan

Lageplan

Grundriss

Grundriss

Zufahrt

Zufahrt

Räumliche Darstellung Service Gebäude mit Park Rampentreppe

Räumliche Darstellung Service Gebäude mit Park Rampentreppe