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Einladungswettbewerb | 10/2023

Errichtung Kaeser Ladepark in Coburg

Anerkennung

Preisgeld: 6.000 EUR

netzwerkarchitekten GmbH

Architektur

club L94

Landschaftsarchitektur

TRAGRAUM Ingenieure PartmbB

Tragwerksplanung

luxfeld digital art

Visualisierung

gbm modellbau gmbh

Modellbau

Erläuterungstext

STÄDTEBAULICHES KONZEPT
Der Ladepark Coburg bildet mit einer schwebenden, bandartigen Überdachung eine städtebauliche Fassung u. landschaftsplanerische Zonierung des Wettbewerbsareals aus. Der Topografie folgend, bildet die transparente Überdachung eine innenliegende grün- blaue Oase aus, die von einem parkartigen Landschaftsraum eingefasst wird. Hinsichtlich der unterschiedlichen Zielgruppen des Ladeparkes ermöglicht diese räumliche Gliederung ein differenziertes Angebot zwischen intensivem Naturerlebnis u. Möglichkeiten zu spielerischen u. sportlichen Akti-vitäten. Das Band wird an seiner östlichen Flanke durch die radiale Anordnung der E- Ladepunkte in Schwingung versetzt und integriert den `Serviceblock´ als aufgeständertes ringförmiges Gebäude in die Kontur der Überdach-ung. Über der Landschaft schwebend wird der KAESER Ladepark in seinem architektonischen Ausdruck aus Effizienz u. Emotion zu einem sichtbaren Zeichen u. Ausdruck der firmeneigenen Identität.

VERKEHR – ERSCHLIESSUNG U. ORGANISATION
Die Einfahrt in den Ladepark erfolgt von Norden über die neue Erschließungsstraße getrennt für den LKW- u. PKW- Verkehre. Die Zufahrt für die LKW´s liegt in räumlicher Synergie zum nördlich anschließenden KAESER Yard. Die Umfahrung der 4 Schnell- Ladestellplätze berücksichtigt den notwendigen Rückstauraum des zukünftig steigenden LKW- Ladeverkehrs und die Sprinter- Stellplätze für Wartung u. Anlieferung. Im Bereich der großzü-gigen Überdachung sind hier die von außen andienbaren Trafo- u. Schaltanlagenräume angeordnet.
Östlich anschließend liegt die Zu- u. Ausfahrt für den PKW- Verkehr. Im Hinblick auf die Garagenverordnung werden die E- Ladestellplätze mit Senkrechtaufstellung und Fahrspur mit Gegenverkehr durch die radiale Anord-nung im Hinblick auf Ein- u. Ausfahrt optimiert. Im Außenradius vergrößert sich der Einfahrwinkel zu Gunsten der Übersichtlichkeit und insgesamt berücksichtigt die Aufstellung die einfache Benutzung sowohl für Fahrzeuge mit vorderseitiger als auch mit rückseitiger Steckeranordnung am Fahrzeug. Die Stellplätze ohne Ladefunktion liegen östlich zur Fahrspur. Parallel zum Band bindet ein Fußweg jeden E- Ladeplatz an und öffnet für den Besucher den Eintritt zur mittigen Oase. Die Verlängerung der Christenstraße wird zum flankierenden Radweg zurückge-baut. Prinzipiell beschränkt sich der Grad an versiegelten Flächen auf den LKW- Rangierbereich u. die Fahrspur entlang des Bandes. Alle Stellplätze werden versickerungsfähig mit linierten Rasensteinen ausgeführt.

ARCHITEKTONISCHES KONZEPT
Das schwebende Band wird geprägt durch seine hölzerne Struktur und erhält im Bereich der Ladeplätze eine gläserne, transparent mit Solarmodulen ausgestattete Eindeckung. Zu den Rändern sind Bepflanzungswannen mit einer intensive Dachbegrünung eingesetzt. Das Glasdach liegt luftig aufgeständert über zwei Entwässerungs-rinnen, die das Regenwasser sammeln und in die Wasserspeicher der Oase überführen. Dachfläche u. Bepflan-zung werden stadtökologisch zu Vogelnistplätzen, Fledermausbehausung und zum Insekten- `Hotel´ aktiviert. Die geschwungene Dachkontur bildet bereits im Realisierungsteil eine identitätsstiftende Architektur, deren modularer Aufbau unterschiedliche Bauabschnitte berücksichtigt. Im Ideenteil bietet die Struktur die Chance die grün- blaue Mitte räumlich zu fassen und über das Ladethema hinaus einen attraktiven Anziehungspunkt für das angrenzende Naherholungsgebiet zu schaffen. Die in der Nachbarschaft zum Hessenhof befindliche Scheune wird hierbei sa-niert und in die Dachkontur eingebunden. Als Zeichen für einen ressourcenschonenden Umgang mit dem bauli-chen Bestand wird hier ein Bio- Marktplatz für regionale Produkte und ein Fahrradverleih für Ausflüge in das Naherholungsgebiet Goldbergsee eingerichtet.
Der ringförmige `Serviceblock´ wird durch die Überdachung trockenen Fußes von allen Ladeplätzen erreicht. Über einen Erschließungskern mit barrierefreiem Aufzug erreicht der Besucher eine nutzungsoffene Plattform, die Aus-blick sowohl in den Landschaftraum als auch zum KAESER Verwaltungsgebäude ermöglicht. Im öffentlichen Auf-enthaltsbereich befinden sich ein SB- Café mit Verpflegungsmöglichkeit sowie ein mulifunktional zu nutzender Ausstellung- u. Veranstaltungsraum. Über einen Umgang werden die zentralen WC- Bereiche, sowie die internen Technikflächen und der Hausmeisterdienst angebunden. Die Fluchtwege sind über zwei Außentreppen sicherge-stellt. Für die ebenerdige Terrasse zur blau- grünen Oase sind im Bereich des Erschließungskernes Café- u. Snackautomaten integriert.
Der ringförmige Baukörper ermöglicht ein hohes Maß an Vorfertigung der konstruktiven Elemente. Die Fassaden-elemente sind dabei in Kreisrotation geschuppt angeordnet und erhalten in den vertikalen Profilen gesteuerte Lüftungsklappen, die ein gute natürliche Belüftung ermöglichen und auch zur Nachtauskühlung eingesetzt werden können. Für den sommerlichen Wärmeschutz werden die transparenten Fassadenbereiche im öffentlichen Bereich mit einer elektrochromen Verglasung versehen. Die individuell schaltbaren Sonnenschutzgläser für Verschattung u. Blendung sorgen dabei für ein hocheffektives Tageslichtmanagement. Der Heiz- u. Kühlbedarf im Gebäude wird über eine wasserbasierte Fußbodenheizung sichergestellt.

STATISCH-KONSTRUKTIVES KONZEPT
Die Konstruktion der Ladestation- Überdachungen besteht aus Y-förmigen Stahlhohlprofilstützen, darauf liegen-den radial verlaufenden Hohlprofilkastenträgern und dazwischen eingehängten Brettschichtholzrippen. Zur Aus-steifung und zum Abtrag unsymmetrischer Belastungen wie aus Unterwind sind die Stahlstützen an ihrem
Fußpunkt über einbetonierte Fußplatten in Stahlbetonsockel, die gleichzeitig als Anprallschutz dienen, einge-spannt. Die im Grundriss kreisförmig verlaufenden Hohlprofile sind als Schweißprofile konzipiert, um so die ge-krümmte Form mit geringem Aufwand herzustellen. Seitlich an den Hohlprofilstegen schließen schlitzbleche an, die über Stabdübel den Kraftschluss mit den Brettschichtholzrippen gewährleisten. Die Anordnung der Brett-schichtholzrippen unter der Dachfläche und der Dachüberstand stellen den konstruktiven Holzschutz sicher. Die Dachfläche selbst wird aus semitransparenten Photovoltaikelementen und Edelstahlblechen im Bereich der Dach-begrünungen gebildet.
Im zweigeschossigen Bereich des Ausstellungsgebäudes wird das Konstruktionsprinzip der zwischen Stahlhohl-profilen eingehängten Brettschichtholznebenträger beibehalten. Auf Grund der höheren Belastungen werden die Lasten hier aber in beiden Geschossen jeweils über Stützenpaare abgetragen. Im Bereich der Überbauung der Fahrstraße mit den hier entsprechend größeren Spannweiten werden die Querschnitte der Stahlhohlprofile ent-sprechend in Form von Unterzügen überhöht. Die Deckenplatten sind massive Furniersperrholzplatten, über dem Erdgeschoss mit einer mineralischen Schüttung gegen Schwingungen. Die Aussteifung des Gebäudes erfolgt über den massiven Erschließungskern. Das klar strukturierte und in der Vertikalen minimierte Tragwerk verläuft in allen Bauteilen optimiert ohne Versatz durch und ermöglicht mit Ausnahme der Fundamentierungen und des Erschließungskerns eine vollständige Vorfertigung, so dass ein wirtschaftlicher, zeitlich optimierter und effektiver Bauablauf realisiert werden kann.

NACHHALTIGKEIT UND KILMASCHUTZ
Der modulare Aufbau der Überdachung mit sich ständig wiederholenden Einzelelementen gewährleistet einen hohen Vorfertigungsgrad mit entsprechend hoher Ausführungsqualität bei gleichzeitig minimierter Bauzeit. Die eingesetzten Baustoffe Holz und Stahl mit der einfachen Verbindung über Stabdübel bietet die Möglichkeit für einfachen Rückbau, Wiedernutzung und Integration in die Kreislaufwirtschaft. Bei der Gestaltung der Freianlagen des Areals wird der Grundsatz der Nachhaltigkeit bezüglich Klimaschutz, Wasserhaushalt, Biodiversität, Energie-effizienz und Wirtschaftlichkeit verfolgt. Der Anteil versiegelter Flächen wird auf ein funktionsfähiges Mindestmaß reduziert. Der entsprechend hohe Grünanteil sorgt für eine deutlich gesteigerte Verdunstung des Regenwassers und Staubbindung, was zu einem positiven Mikroklima beiträgt. Die neugeplanten Bäume spenden zusätzlich Schatten und vermindern die Bildung von Hitzeinseln. Das Regenwasser wird auch während Starkregenereignis-sen im Regengarten auf dem Grundstück zurückgehalten. Durch die Verdunstung des Regenwassers wird das Kleinklima zusätzlich gekühlt.

FREIRAUMKONZEPT
Die Gestaltung der Ladestation als durchgehendes offenes Element ermöglicht eine klare Zonierung von Innen und Außen, sodass zwei unterschiedliche Freiräume konzipiert werden können - hierbei wird die Ladestation bewusst als transparentes Verbindungselement und nicht als trennende Architektur konzipiert. Die unterschiedli-chen Freiräume bieten verschiedene Atmosphären und Aktivitätsmöglichkeiten, um den vielfältigen Bedürfnissen der Nutzer gerecht zu werden. Von ruhigen Rückzugsorten bis hin zu aktiven Spiel- und Sportbereichen wird für jeden etwas geboten. Im Ideenteil wird der Ladepark nicht nur funktional für das Laden, Parken und Ausleiehen von Fahrrädern und E-Bikes konzipiert, sondern auch als vielseitiges Element für Spiel und Sport.
PARK - der Bereich zwischen der Ladestation und den angrenzenden Straßenräumen wird als Parklandschaft entwickelt. Er fungiert als starker grüner Rahmen und bildet gleichzeitig zwei direkte Verbindungen zur umgeben-den Landschaft. Im Park werden zahlreiche Möglichkeiten für Spiel und Sport geschaffen, einschließlich eines 4-Elemente-Pfads. Große und kleine Besucher können hier die Elemente „Wasser, Erde, Feuer und Luft“ spielerisch erkunden. Ein großer Rundweg durchzieht den Park und stellt Verbindungen zur Umgebung sowie zur Ladesta-tion her. Die Außengastronomie des Hessenhofs wird in den Park integriert.
OASE - im Zentrum der Ladestation entsteht ein Regengarten – eine Oase für Mensch und Natur. Die Oase strahlt eine beruhigende Atmosphäre aus und lädt zum Verweilen und Entspannen ein. Durch Terrassierung wer-den verschiedene Flächen modelliert, welche als Wassermulden oder dauerhafte Wasserflächen genutzt werden können. Die Mulden nehmen das anfallende Regenwasser auf und halten es zur Verdunstung und Versickerung zurück. Angegliedert an das zentrale Servicegebäude wird eine große Terrasse als Herzstück der Oase vorgese-hen. Diese ist direkt mit dem Entdeckersteg im Regengarten verbunden und lädt Neugierige auf eine Entde-ckungstour durch die Oase ein. Durch die Verwendung von feuchtigkeitsverträglichen Schilfpflanzungen und Au-engehölzen wird das Bild einer Oase vervollständigt

WIRTSCHAFTLICHKEIT HINSICHTLICH ERICHTUNG, BETRIEB U. INSTANDHALTUNG
Die Kombination des nahezu CO2-neutralen Baustoffs Holz mit einer optimierten Stahlkonstruktion ermöglicht eine ausgewogene Balance zwischen Energieaufwand in der Herstellung und Robustheit ohne Einsatz zement-gebundener Materialien. Alle Tragwerksteile des Bauwerks sind durch gängige, bewährte und genormte Bauwei-sen herstellbar und verfügbar. Der bewusste Verzicht auf Sonderkonstruktionen und des damit einhergehenden zu erwartenden breiten Bieterfeldes lässt einen sinnvollen Preiswettbewerb und eine kurzfristige Umsetzbarkeit erwarten. Alle Tragwerksteile sind zugänglich und können mit wirtschaftlichem Aufwand mittels Hubsteiger- Ein-satz besichtigt und während der Nutzungszeit immer kontrolliert werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Entwurfsverfasser schlagen ein schwebendes Band als transparente Überdachung und städtebauliche Fassung des gesamten Wettbewerbsareals vor. Der Topografie folgend soll diese eine innenliegende grüne Oase rahmen und zu einem abgeschlossenen Landschaftsraum zusammenbinden. Es ist die Absicht durch diese räumliche Gliederung ein differenziertes Angebot unterschiedlicher Naturräume mit spielerischen und sportlichen Aktivitäten auszubilden. Das Bestandsgebäude im Ideenteil wird als Hofladen und Fahrradverleih mit in die Struktur eingebunden. Das schwebende Band soll durch eine hölzerne Struktur mit einem inneren Energiefeld und zwei begleitenden Grünstreifen ausgebildet werden. Die Organisation der Lkw-Ladestation mit einer getrennten Zufahrt erscheint gut gelöst. Das serpentinenartig aufgefächerte Band im Osten bildet das Rückgrat und die Überdachung für die Pkw-Stellplätze. Darüber schwebt der ringförmige Serviceblock. Viele Teilaspekte der Arbeit sind schlüssig und die Ausarbeitung der Freiflächen stellt einen wertvollen Beitrag dar. Allerdings erscheint der überdachte Umlauf überambitioniert und der Aufgabe nicht angemessen. Das Konzept einer auf Bewegung und Ringschluss gesetzten Architektur kann das Preisgericht nicht vollumfänglich überzeugen.