Nichtoffener Wettbewerb | 11/2023
Neubau einer Kindertagesstätte auf dem Grundstück der ehemaligen Sektkellerei in Böchingen
©MGF Architekten GmbH
Perspektive Außen
1. Preis
Preisgeld: 16.000 EUR
Architektur
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Verfasser:
Prof. Armin Günster, Jochen Schmelz, Josef Hämmerl, Prof. Jan Kliebe
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Mitarbeitende:
Lisanne Triebold, Lukas Essig, Nicolai Schurr, Edgar Tautorat, Vanessa Becht, Janina Werner
Landschaftsarchitektur
Beurteilung durch das Preisgericht
Die präzise städtebauliche Setzung der neuen KiTa in Böchingen erscheint sinnvoll und folgerichtig aus dem umliegenden Kontext entwickelt – unprätentiös begleitet der Baukörper den im Westen gelegenen Weg aus der Ortsmitte in das neue Quartier. Im Norden bieten die VerfasserInnen eine angemessene und einladende Eingangssituation mit einem kleinen Vorplatz als Auftakt.
Im Osten und Süden des Grundstücks entsteht ein ausreichend dimensionierter, klar gegliederter Freiraum mit vielfältigem Angebot für die Kinder. Eine Treppe verbindet den öffentlichen Weg mit dem tiefergelegenen Dorfplatz.
Kohärent dazu erfolgt die innenräumliche Organisation der Funktionsbereiche. Der Entwurf zeigt eine qualitätvolle innere Struktur mit guter Raumbildung für alle Bereiche.
Die selbsterklärende räumliche Klarheit wird unterstützt durch die geplante Durchlässigkeit und Transparenz; unterschiedliche Lichtsituationen lassen besondere differenzierte Atmosphären im Innenraum entstehen.
Das lichte Foyer mit anliegendem - zuschaltbarem Mehrzweckraum – bildet den Auftakt für spannende Raumsequenzen, die sich längs der kompakten Erschließungszone aufspannen. Das Wechselspiel von offenen und transparenten Räumen mit geschlossenen Funktionsräumen - von Enge und Weite - bietet einen abwechslungsreichen, ausreichend belichteten und spielerischen Weg durch das Haus und lässt eine hohe Aufenthaltsqualität im Inneren erwarten.
Die synergetische Nutzung des Mehrzweckraums über die KiTa-Nutzung hinaus bietet sich auf selbstverständliche und integrative Weise an. Auch die Zugänglichkeit der Küche - die zwischen dem Mehrzweckraum und dem Kinderbistro situiert ist – sowie des Sanitärbereiches ist funktional gewährleistet. Quartiers- und ortsbezogene öffentliche Veranstaltungen können hier ihren Platz finden.
Als Schlusspunkt der Erschließungsachse findet sich die U2 Gruppe mit direktem Ausgang in den Garten.
Das Obergeschoss nimmt die drei Ü2 Gruppenbereiche mit den zugehörigen Nebenräumen auf. Die Verandazone erlaubt auch den Ü2 Kindern den direkten Außenraumbezug. Die Ergänzung einer Außentreppe mit Zugang in den Gartenbereich wäre wünschenswert. Die bauliche Tiefe dieser Zone ist zu prüfen und gegebenenfalls anzupassen. Die Gruppenbereiche mit Haupt-, Neben- und Sanitärraum sind jeweils gut und kompakt organisiert.
Die Funktionalität ist in hohem Maße gegeben; gleichwohl ist eine Unterschreitung der geforderten Raumflächen festzustellen, die gegebenenfalls auszugleichen ist.
Das architektonische Erscheinungsbild erscheint der Aufgabe angemessen. Die Fassaden sind fein ausformuliert und überzeugen in Anmutung und Duktus und spiegeln die grundrissliche Organisation im Aufriss wider.
Die dreiseitige Auskragung des Obergeschosses schafft auf einfache Art und Weise geschützte gedeckte Bereiche im Erdgeschoss sowohl vor dem Foyer als auch vor den gartenseitigen Ausgängen von Mehrzweckraum, Bistro und U2 Gruppenbereich.
Auch die Konstruktion wird folgerichtig entwickelt: geringe Spannweiten lassen einen wirtschaftlichen Materialeinsatz des nachhaltigen Baustoffes Holz erwarten. Die Fassaden zeigen sich als vertikale blau-grau gebeizte Holzlattung, die im Bereich der Balkonzone auch als Sonnenschutz fungiert. In Teilbereichen wird eine Fassadenbegrünung mit wildem Wein erfolgen mit thematischer Verbindung zum Ort.
Der stimmige Entwurf zeigt ein nachhaltig entwickeltes Kinderhaus, nicht nur bezüglich Energetik und Materialeinsatz für Konstruktion, Fassaden und Innenausbaus, sondern insbesondere auch hinsichtlich der räumlichen Entwicklung und des architektonischen Erscheinungsbildes.
Es entsteht ein zeitloses, unprätentiöses und zukunftsfähiges Haus – auch über die KiTa-Nutzung hinaus - dass ein lebendiges KiTa-Leben mit Kindern, ErzieherInnen und Eltern erwarten lässt. Ein zeitgemäßer neuer Stadtbaustein an der Schnittstelle zwischen dem gewachsenen Ortskern und der künftigen Entwicklung des neuen Quartieres.
©MGF Architekten GmbH
Lageplan
©MGF Architekten GmbH
Erdgeschoss
©MGF Architekten GmbH
1. Obergeschoss
©MGF Architekten GmbH
Perspektive Foyer
©MGF Architekten GmbH
Ansicht Ost
©MGF Architekten GmbH
Schnitt 1_1
©MGF Architekten GmbH
Fassadenvertiefung
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1. Obergeschoss
©MGF Architekten GmbH
Ansicht Ost
©MGF Architekten GmbH
Schnitt 1_1