Architektonische Qualifizierungsstudie | 11/2023
Neubau Bürohaus PANDION OFFICEHOME in der Altenberger Straße in Köln
©ASTOC ARCHITECTS AND PLANNERS / GRAPH Visual Studio
Ansicht vom Breslauer Platz
1. Preis
Preisgeld: 46.000 EUR
ASTOC ARCHITECTS AND PLANNERS GmbH
Stadtplanung / Städtebau, Architektur
-
Verfasser:
Andreas Kühn, Ingo Kanehl, Prof. Markus Neppl, Jörg Ziolkowski, Prof. Oliver Hall, Peter Berner, Sebastian Hermann
-
Mitarbeitende:
Jörg Wurmbach, Sina Grandrath, Richard Büsching, Lucas Riera
Erläuterungstext
Ein Gebäude ist auch immer ein Spiegelbild seiner Nutzung und seiner Umgebung. Hier ist für uns nicht nur der Bezug zum Breslauer Platz und dem Hauptbahnhof Köln sehr wichtig, sondern gleichwohl auch sensibel auf die vorhandenen, anschließenden gewachsenen Stadtstrukturen an der Altenberger Straße, Domstraße und Brandenburger Straße einzugehen.
Es ist notwendig, dass die Grundzüge eines guten nachbarschaftlichen Miteinanders in die Grundüberlegungen für das neue Haus überzeugend einfließen. Es darf daher keine tradierte Struktur in Analogie zu einer allzu monotonen Aneinanderreihung von Bürogeschossen in einem 1.35 m Raster mit angelagertem Flur übernehmen. Ebenso sollte zwingend vermieden werden, dass sich eine ausgrenzende Introvertiertheit einstellt, die keinerlei Vernetzung mit dem urbanen und lebendigen Gefüge des Quartiers fördert.
Die ersten Gedanken an eine moderne Nutzungsmischung können vielmehr an einen lebendigen Organismus angelehnt sein, der sich von einem kommunikativen Inneren heraus entwickelt, sich öffnet und transparent in Erscheinung tritt. Das neue Haus könnte sich so seinen Besuchern und Gästen einladend präsentieren – mit einer Gesamtanlage, welche sowohl Inspirationen stimulierend unterstützt und Kreativität stärkt, als auch das Miteinander in einer besonderen Einzigartigkeit fördert.
Die Idee eines fein justierten Zusammenspiels von Transparenz, Leichtigkeit und Offenheit mit landschaftlich geprägten Elementen und einer modernen Arbeitswelt wäre sicherlich ein angemessener Ausgangspunkt für ein schönes Leitbild. Die detaillierten und differenzierten Ideen der Nachhaltigkeitsbetrachtung können so in die Überlegungen für das Bauliche miteinbezogen werden.
Vorgeschlagen wird nun ein dreidimensionaler Organismus, der die inneren Funktionen miteinander, aber auch im Dialog mit dem unmittelbar angrenzenden Umfeld in einer besonderen Weise zusammenführt und daraus eine eigenständige Charakterstärke entwickelt.
Städtebauliche Einbindung
Die vorhanden Gebäudehöhen an der Brandenburger Straße/ Altenberger Straße werden aufgenommen und fortgeführt. Der Anschluss an den bestehenden Blockrand erfolgt damit vier- bzw. fünfgeschossig. Nach Westen hin, zum Blockabschluss verdichtet sich die Kubatur, gestaffelt auf bis zu 7 Geschosse zuzüglich eines Dachgartens mit Blick auf den Kölner Dom (mit seinen Domspitzen)
Alle notwendigen Abstandsflächen in Anlehnung an die Machbarkeitsstudie werden dabei nicht nur eingehalten, sondern teilweise sogar unterschritten.
Am Grundstücksanschluss zum Breslauer Platz rückt das Gebäude in den unteren vier Geschossen von der Grundstücksgrenze ab. Damit wird zum einen die Gebäudeflucht der Breslauer Straße aufgenommen und zum anderen ein größerer Abstand zum Eingangsbauwerk der U-Bahn bewerkstelligt. In Folge des Abrückens unseres Gebäudes erweitert sich der Breslauer Platz um diese Fläche. Hier vereinen und erweitern sich die Domstraße und Altenberger Straße zu einer kleinen Plaza.
Die „New Work“ Arbeitsstruktur fokussiert stark auf das produktive Potenzial des informellen, flexiblen und kreativen Arbeitens.
Um diesem Fokus gerecht zu werden, muss der pragmatischen, schnörkellosen Sachlichkeit der Arbeitswelt eine sinnlich-vitale Komponente gegenübergestellt werden, etwas Anregendes, Vielfältiges und Facettenreiches. Gefragt ist daher eine Bürolandschaft welche sich als dynamisches Wechselspiel aus Konzentration, Interaktion und Entspannung darstellt. Der Entwurf schafft eine räumliche Umgebung, die dem kulturellen Wandel der vergangenen Büroarbeit hin zu einer offeneren sowie dialog- und teamorientierteren Arbeitsweise Rechnung trägt.
Die Zellenbüros befinden sich an den umgebenen Straßenräumen, die großen offenen Büros sind zum begrünten Innenhof hin angeordnet. In der langgestreckten Raumzone zwischen den offenen Büros und den Zellenbüros, die der Erschließung dient, ist eine Kombizone untergebracht. Meetingpoints mit EDV-Anschluss bieten beispielsweise die Möglichkeit für formelle oder informelle Treffen.
In der Kombizone befinden sich eingestellte Boxen. Hierin sind Teeküchen, Besprechungsräume und die übergreifenden Stockwerksdienste (Multifunktionsgeräte, Scanner, Druckerei) angeordnet. Die Boxen werden in Materialität und Oberflächenstruktur unterschiedlich je nach Nutzungsart gestaltet. So könnten sie z.B. mit Filz bespannt eine schallschluckende Funktion haben oder als „grüne Wände“ mit natürlichen Grünelementen versehen werden.
Der Boden und die Wände sind in schlichtem Weiß gehalten, durchbrochen von sattem und lebendigem Grün der „grünen Wände“. Dieser farbliche Kontrast wirkt optisch interessant und entspannt den Betrachter mit Hilfe eines beruhigenden Raumgefühls. Die gesteigerte Luftfeuchtigkeit in Kombination mit der farblichen Gestaltung der Räumlichkeiten erfüllt den Nutzer mit einem optimalen Behaglichkeitsempfinden.
Verschiedene Arbeitswelten mit ganz eigenen Qualitäten entstehen. Somit kann jedes Geschoss oder jede Mieteinheit ganz nach ihren spezifischen Erfordernissen und Vorlieben definiert werden.
Diese Idee, eines mit flexiblen „moving Boxes“ durchzogenen, tiefen Baukörpers ermöglicht die Implementierung einer Vielzahl von Office-Layouts. Jedes dieser Layouts liefert neue Antworten auf die Frage des Workflows, der Arbeitsplatzqualität und der Arbeitsatmosphäre. Im Weiteren steht jedes Layout für ein anderes Verhältnis zwischen konzentrierten Bereichen, informell-kommunikativen Zonen und Gartenzonen (Outdoor-Workspaces) auf den vier großen Dachgärten sowie der „Dachloggia“ am Breslauer Platz mit dem Blick auf den Kölner Dom Blickfang und "Naherholungsbereich" des Gebäudes sind natürlich der begrünte Innenhof und die Dachterrassen. Die durch Fertigelemente in unterschiedlichen Höhen eingefassten grünen Oasen fungieren als Sichtschutz und Raumteiler um die vielen Sitzgelegenheiten aus hochwertigen Outdoor-Tischen und –Bänken. Die einzelnen Ebenen des Bauwerkes werden durch den zentralen begrünten Innenhof visuell verbunden und mit Licht versorgt. Somit wird das Gebäude zu einer geschoßübergreifenden, homogenen Einheit.
Beurteilung durch das Preisgericht
©ASTOC ARCHITECTS AND PLANNERS / GRAPH Visual Studio
Ansicht Domstraße
©ASTOC ARCHITECTS AND PLANNERS / GRAPH Visual Studio
Ansicht vom Bahnsteig des Hauptbahnhofs
©ASTOC ARCHITECTS AND PLANNERS / GRAPH Visual Studio
Ansicht vom Bahnsteig des Hauptbahnhofs
©ASTOC ARCHITECTS AND PLANNERS
Grundriss Erdgeschoss
©ASTOC ARCHITECTS AND PLANNERS
Grundriss Regelgeschoss/Büronutzung