Mit der Weiterentwicklung von Schloss Neuenburg werden die Voraussetzungen für ein lebendiges und nachhaltig genutztes Denkmalensemble mit überregionaler Strahlkraft geschaffen.
Die geplanten architektonischen und freiraumplanerischen Interventionen erzeugen ein sensibles, ruhiges und qualitätvolles Ganzes, wahren den Genius Loci und tragen zur Attraktivierung der Gesamtanlage und zur Stärkung des Burgerlebnisses bei. Alle vorgenommenen Eingriffe erfolgen bestandsschonend unter größtmöglicher Rücksichtnahme auf das vorhandene Baudenkmal.
Räumliches Kontinuum
Unter Einbeziehung des vorhandenen Gebäudebestands und der verbliebenen Reste historischer Mauern und ehemaliger baulicher Strukturen entsteht zusammen mit dem neu gestalteten Freiraum ein selbstverständliches räumliches Kontinuum, das die ganzheitliche Wirkung der Vorburg im Einklang mit der sich anschließenden Kernburg wiedererlebbar macht.
Ganzheitlichkeit und bauliche Geschlossenheit
Um die ursprünglich abgeschlossene räumliche Wirkung von Vor- und Kernburg erlebbar zu machen, werden die ausgewiesenen Baulücken in Anlehnung an die prägenden historischen Zustände und unter Berücksichtigung der erhaltenen Gebäudesubstanz bebaut.
Raumbildende Volumina
Die nicht für eine Bebauung ausgewiesenen aber historisch baulich relevanten Felder bleiben unbebaut, ihre ursprünglichen Konturen werden jedoch mit Naturstein-Umfassungsmauern herausgearbeitet und mit raumbildenden Platanenhainen besetzt.
Wehrhafte Wirkung nach Osten
Entlang der östlichen Mauerkante entsteht auf diese Weise eine durchgängige bauliche Kante, die die wehrhaft anmutende räumliche Wirkung der historischen Bauten und baulichen Anlagen eindrucksvoll nachempfinden lässt (von Nord nach Süd):
Neuer Haupteingang – Anschluss Dicker Wilhelm
Die Konturen der ehemaligen Jagdzeughausbebauung werden kraftvoll aufgenommen und als ablesbare äußere Begrenzungsmauer nach historischem Vorbild an den Dicken Wilhelm angeschlossen. Die Stützpfeiler werden nach überlieferter Vorlage abgebildet, um die Massivität und Wehrhaftigkeit unmittelbar im Hauptzugangsbereich zu illustrieren.
Adressbildung - prägende Eingangsgeste
Die östliche Außenwand der Langen Scheune wird von der Zeughauswand abgelöst (nach dem überlieferten Vorbild der Langscheune aus dem mittleren 18 Jhd., reduziert wird lediglich der nach 1870 angesetzte Teil), so dass eine offene, klar wahrnehmbare Eingangsgeste entsteht. Die Giebelwand des Scheunenbaus wird in differenzierter Materialität wiederaufgebaut und bildet ein sehr einfaches prägendes Signet für den neuen Burgeingang. Die mit dem charakteristischen Knick der Langscheune korrespondierende Doppeltoranlage weckt Assoziationen an das ursprüngliche Kammertor, ohne dies zu imitieren.
Platanengehölze als Raumkörper
Dicht gestellte breitkronige Platanenhaine auf den Mauerbastionen erzeugen hohe paketartige Raumkörper, die an die Dimension der ursprünglichen Bebauung im Bereich des einstigen Zeughauses und des an die Lange Scheune angrenzenden ehemaligen Schafstalls erinnern.
Gleichzeitig entsteht eine attraktive und ruhige, von der Wirkung von Naturstein und Grün geprägte neue Burgsilhouette, die sich bis zur wiedererrichteten Eckbebauung des neuen Veranstaltungsbereichs erstreckt.
Freiraum
Mit der Neugestaltung des Freiraums erfolgt die funktionale Neuordnung und Zonierung der historischen Burganlage. Der gestalterische Ausdruck nimmt dabei den vorhandenen Duktus auf und führt diesen in eine angemessene, moderne Architektursprache. Der Respekt vor der Geschichte ist dabei ebenso wichtig wie die Umsetzung nachhaltiger, robuster und funktionaler Gestaltungsansätze. Die Selbstverständlichkeit in Bezug auf Orientierung, Nutzung und Teilhabe aller Besucher ist die Grundlage für das „neue Burgerlebnis“ auf Schloss Neuenburg.
Erschließung und funktionale Gliederung
Die Besucherführung erfolgt auf einer Wegefläche aus historischem Pflaster entlang einer prägnanten Steinrinne, die vom Eingangsbereich des Besucherzentrums bis zur Kernburg leitet. Neben der Funktion zur Ableitung des anfallenden Niederschlagswassers dient sie auch der taktilen Führung. Die einzelnen Räume des Eingangshofs, Vorburghofs, Domänenhofs und Kernburghofs reihen sich entlang dieser Wegeachse auf und erzählen wie ein architektonischer roter Faden in Etappen von diesem besonderen Ort. Ein Informations- und Leitsystem entlang des Weges gibt Hinweise zur Geschichte und zu interessanten Orten. In der Mitte des Vorburghofs wird ein maßstäbliches Bronzemodell der Gesamtburganlage eingeordnet. Hier wird die städtebauliche und funktionale Grundstruktur der Anlage nachvollziehbar erklärt. Im weiteren Verlauf der Wegeachse betritt der Besucher den Bezahlbereich der Kernburg. Vom Kernburghof wird der Besucher durch einen Gang im Neubau der Verwaltung in den Wurz- und Baumgarten geführt. Hier ist neben der Darstellung von mittelalterlicher Gartenkultur, einem Burgspielplatz auch eine kleine Neugierde eingeordnet, die den Blick ins Tal und auf die Stadt ermöglicht. Entlang des Mauerwegs, der die historische Umfassungsmauer begleitet, gelangt man zum “Dicken Wilhelm“, dem Wahrzeichen Freyburgs. Der Weg der Besucher ist als Rundweg konzipiert und kann sowohl im öffentlichen Bereich der Vorburg und des Domänenhofs, sowie im Bezahlbereich der Kernburg mit Museum, Doppelkapelle, Baum- und Wurzgarten und “Dicken Wilhelm“ unabhängig voneinander genutzt werden.
Die Verkehrsführung für Besucher mit PKW und Bussen erfolgt über die Straße Schloss, entlang des Vorplatzes, in Einbahnverkehr Richtung Parkplatz. Die neue Straßenführung funktioniert wie eine Umfahrt und schafft somit klare und störungsfreie Abläufe. Ver- und Entsorgungs-, Liefer- und Rettungsverkehre können sowohl durch den Haupteingang am Besucherzentrum, als auch über das Barocktor in die Anlage einfahren. Fahrradstellplätze sind auf dem Vorplatz am Besucherzentrum eingeordnet.