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Offener Wettbewerb | 09/2023

Modernisierung und Neubau Klinik Hietzing in Wien (AT)

1. Preis

Preisgeld: 128.000 EUR

Atelier Thomas Pucher ZT GmbH

Architektur

ATP international projects ZT GmbH

Architektur

werkraum ingenieure zt gmbh

Tragwerksplanung

ITGA Ingenieurbüro Brunner

TGA-Fachplanung

studio boden

Landschaftsarchitektur

Lorenz Consult ZT GmbH

TGA-Fachplanung

LIMET Consulting und Planung für Medizintechnik

TGA-Fachplanung

Architekturmodellbau Patrick Klammer

Modellbau

Piotr Banak Evocative Images

Visualisierung

Erläuterungstext

Competition Team :

  • Thomas Pucher
  • Vlada Lukic
  • Erich Ranegger
  • Angelika-Lisa Mayr
  • Klaus Hohsner
  • Bartlomiej Poteralski

PROJEKTBESCHREIBUNG

KONZEPT

Unser Entwurf löst die Aufgabe funktionell optimiert, städtebaulich verträglich und dem historischen Ort angemessen. Die Funktionen sind optimal gruppiert und übersichtlich erschlossen. Das Gebäude setzt sich aus zwei Elementen zusammen. Ein flächiger, 2-geschossiger Sockelbaukörper bildet die tektonisch ausformulierte landschaftliche Basis. Darauf Verteilen sich 5 Punkthäuser welche die Körnung und Pavillonstruktur des Klinikareals aufnehmen und weiterführen. Der perforierte Sockel folgt dem Gelände und kann durch seinen Zuschnitt den Bauplatz optimal ausnutzen. Die zum Teil runde Outline reagiert ortsbezogen auf ihre jeweilige Umgebung - durch Verstärkung der Außenräume zu Eintrittsgesten, Optimierung der Abstandsflächen zu bestehenden Gebäuden oder einer dezenten, straßenbegleitenden Bebauung entlang der Wolkersbergenstraße - und nutzt so den Bauplatz optimal aus.
Der Sockel wird über eine großzügige PARKMAGISTRALE erschlossen, welche den Haupteingang im EG mit dem Parkeingang im OG verbindet. Hier liegen verteilt die Servicefunktionen, Gastronomie und Shops. Dieser „Boulevard“ orientiert sich zum Park und bildet mit seiner doppelten Raumhöhe und der sehr guten Belichtung das einladende öffentliche Rückgrat des Hauses. Gegenüber, entlang der Hermesstraße liegt eine VERSORGUNGSMAGISTRALE welche eine interne Verbindung aller Bereiche darstellt und an das Versorgungsbauwerk anschließt.

UMGANG MIT DEM BESTAND
Der Neubau rückt von den Bestandsgebäuden deutlich ab. Die gerundete Outline fasst die Abstands-flächen, die Form des bestehenden zentralen Parks und die Kurve der Wolkersbergenstraße zu einer Form zusammen. Diese „weiche“ Seite wendet sich einladend dem historischen Klinikgelände zu. Der Bereich des Haupteinganges bleibt weitgehend unbebaut und behält somit Symmetrie und Hierarchie des historischen Entrées bei. Pavillon 6/7 bleibt erhalten und wird im Norden durch kleinteilige Zubauten ergänzt.

UMGANG MIT DEM NATURRAUM
Die Gestaltung der Freiräume bettet die neue Klinik in die bestehende Parkanlage ein und ergänzt diese um einen neuen, eigenständigen Teil. In einem sensiblen Zusammenspiel mit der historischen Parkanlage wird die Integrität dieser Anlage gesärkt. Insbesondere der große Park am Sockel des Neubaus schafft weitläufige Bezüge zur Landschaft (Lainzer Tiergarten, Föhrenberge). Zusammen mit den Dach- und Hofbegrünungen sowie den Fassadenbegrünungen aktiviert er alle Potentiale hinsichtlich Ökologie (Steigerung der Biodiversität auf dem Areal), Mikroklima (sommerliche Abkühlung durch maximal mögliche Begrünung aller Gebäudeteile), Förderung des Heilungsprozesses durch sichtbares Grün in allen Bereichen, Erholung für alle Mitarbeiter*innen und – last but not least - die messbare Reduktion des Energiebedarfs durch Gebäudebegrünung.

VERKEHRSERSCHLIESSUNG
Der Haupteingang für Fußgänger, Radfahrer und Kiss & Ride bleibt vor dem Direktions-gebäude wobei Fußgänger klar getrennte, schwellenlose Zugänge von den Gehwegen und Tramhaltestellen erhalten. Mitarbeiter mit dem Fahrrad kommen ebenerdig vom Radweg an der Wolkersbergenstraße in die Radgarage unter dem Foyer. Die beiden Zufahrten in die Tiefgarage erfolgen von der Hermesstraße. An der Hermesstraße liegen auch die beiden höhenversetzten Rettungsvorfahrten. Einmal auf Baufeld 1 in die ZNA im Erdgeschoß und einmal auf Baufeld 2 in die Dialyse im OG1. Parallel zur Hermesstraße erschließt eine Servicestraße die gesamte Südseite im Erdgeschoß und ermöglicht die Anlieferung von Gütern sowie die Einbringung von Großgeräten. Entlang dieser Servicestraße liegen auch die Aufstellflächen für 10 Einsatzfahrzeuge (Wartung, Pause). Die KJP wird über die bestehende Straße im Norden erschlossen, der Rettungseingang im UG bleibt erhalten.

BAUMASSEN
Der Sockel nutzt die Geometrie des Grundstückes voll aus und wird über großzügige Innen-höfe belichtet. Somit können alle Funktionen bis auf die Allgemeinpflege vernetzt und kompakt auf 2 Ebenen untergebracht werden. Die Südfassade wird durch Vor- und Rück-sprünge aufgelockert. Die darüber liegenden 3 geschossigen Stationshäuser nehmen Maßstab und Körnung der Umgebung auf. Die Punkthäuser auf Baufeld 2 liegen in der historischen Nord-Süd Parkachse. Die KJP wird als minimaler Zubau des Bestandes im Norden umgesetzt und erhält das historische Haus in seinem Erscheinungsbild. Die Heilstättenschule ist als eigener Pavillon im Schulpark konzipiert. Das Versorgungsbauwerk bildet als zweigeschossiger, kompakter Sockelbau mit einem niedrigen Punktbaukörper darüber den westlichen Abschluss.

ÄUSSERE ERSCHEINUNG
Der Sockel bildet mit seinen geschichteten Ebenen die Basis des Hauses. Während er sich zum Park großzügig über den 2-geschossigen Boulevard öffnet, werden die übrigen Fassaden mit horizontalen Pflanztrögen ausgeführt. Das Dach des Sockels wird intensiv begrünt. Es entsteht eine gleichermaßen architektonisch großzügige wie topografisch erlebbare Struktur. Die Stationshäuser darüber erscheinen durch ein Fugengeschoß leicht schwebend. Als Kontrast zum Sockel besitzen die Punkthäuser eine zart strukturierte Fassade mit integrierter, ebenfalls Trog-gebundener Fassadenbegrünung. Der KJP-Zubau erfolgt als transparente, horizontal geschichtete Konstruktion.

FREIANLAGEN
Der zentrale Park bildet weiterhin die Mitte des Campus und wird durch die Form des Sockels gestärkt. Ebenso wird der zentrale Eingangsplatz mit dem alten Baumbestand durch die großzügige Geste des Sockels in diesem Bereich gerahmt. Hier werden versiegelte Flächen reduziert und der Parkcharakter des Bestandes mit den ergänzenden Funktionen des neuen Projektes zu einer stark durchgrünten, urbanen Eingangs-Plaza umgeformt.
Das Dach des Sockels wird als intensiv begrünter Patienten- und Mitarbeitergarten genutzt und von Haustechnik freigehalten. Die Innenhöfe werden als großzügige Hofgärten entsprechend bepflanzt und bilden intime, zum Teil zugängige Pocket Parks.
Das Baufeld nördlich der KJP wird nur mit dem kleinen Pavillon der Schule bebaut und kann somit als eigener Park der Psychiatrie ausgebildet werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebauliche und baukünstlerische Lösung

Die vorliegende Bearbeitung des Projektes konnte das städtebauliche Konzept stärken und die projektspezifische Maßstäblichkeit der Baumassenverteilung weiter unterstreichen. Was städtebaulich sorgsam angelegt ist, bildet sich auch in der durchgehend klaren Strukturierung des inneren Aufbaus ab. Dies ist für Patient*innen, medizinisches Personal und Besucher*innen von erkennbarem Wert.

Neben funktioneller Klarheit sind Tageslichtführung, Orientierungsmöglichkeit und hohe Aufenthaltsqualitäten im Innen- und zugeordneten Außenraum unabdingbare Voraussetzungen für Patient*innen, Nutzer*innen und Besucher*innen einer zeitgemäßen Klinik. Dies löst das Projekt mit hoher Qualität ein. Zudem verfügt es in Konzeption und Organisation über eine gute Robustheit, um gewisse Defizite in Detailaspekten der Verkehrslösung und der Betriebsorganisation in einer weiteren Bearbeitung lösen zu können. In der Überarbeitung des Projektes sind die Empfehlungen des Preisgerichts aus der Wettbewerbsstufe_1 großteils eingeflossen. Das Projekt liegt, ableitbar aus den Flächenkennzahlen, in einem sehr wirtschaftlichen Bereich. Fassaden wurde vertieft bearbeitet, allerdings können sie nicht vollumfänglich überzeugen Die weitere Planung sollte auf die spezielle Situation im Kreuzungsbereich Hermesstraße und Wolkersbergenstraße, den Sockelbereich und auf die Klärung der Materialität eingehen. Die Innen-Außen-Beziehung und Durchlässigkeit zwischen Innen- und Außenraum sind weiter zu stärken. Das geschwungene Element der Erschließungshalle wirkt in der Weiterführung des abgekoppelten Bauteil 0 als „aufgesetzt“.

Freiraum: Die insgesamt hohe Qualität der Arbeit erfährt in der freiräumlichen Konzeption keine Entsprechung. Die schematischen Überlegungen entziehen sich einer der Arbeit adäquaten Bewertung. Dennoch wird eine robuste Grundstruktur erkannt, deren Potential in einer weiterführenden Planung entsprechend qualitätvoll entwickelt werden kann. Die vertiefte Bearbeitung der Bauminseln am Baukörper wird positiv beurteilt.

Funktionelle Lösung

Die projektspezifischen Weiterbearbeitungsempfehlungen wurden überwiegend umgesetzt. Die Positionierung der Funktionsbereiche zueinander ist grundsätzlich schlüssig und entspricht weitgehend den Anforderungen der Betriebsorganisation. Ebenso stellt die logistische Ausarbeitung eine grundsätzlich sehr gute Grundlage für vertiefte Planungen dar. Die Strukturierung der Pflegestationen und des Stationsverbunds entspricht grundsätzlich den prozessualen Anforderungen und bildet eine gute Grundlage für eine tiefergehende Planung. Die Dimensionierung einiger 2-Patient*innenzimmer scheint hinsichtlich Barrierefreiheit (Wendekreis) nicht optimal, hierauf ist in einer allfälligen weiteren Bearbeitung ein besonderes Augenmerk zu legen.

Die Konzeption des Zentral-OP bildet weitgehend die gewünschten Workflows ab; Verbesserungen insbesondere in Bezug auf die aktuell langgezogene Holding-Area erscheinen in einer Detailplanung umsetzbar.

In der ZNA sind die grundsätzlichen Arbeitsprozesse abgebildet. Allerdings ist die Positionierung der Ersteinschätzung, des Patient*innenservices und der EVA nicht optimal. Die Wegeführung schafft ungünstige Kreuzungspunkte zwischen den Patient*innengruppen und die Positionierung der UB-Räume erschwert die personelle Bespielbarkeit vom Stützpunkt aus.

Mobilität: Die Verkehrserschließung beim Haupteingang ist und bleibt unklar. Das Angebot an Radabstellanlagen im Bereich des Haupteinganges ist zu gering. Im Ladehof befindet sich eine Ausfahrtsrampe der Tiefgarage. Diese steht in Konflikt mit den Fahrbewegungen des Ladehofes und ist aufgrund der Höhenlage in der Längenentwicklung zu hinterfragen. Es ist anzunehmen, dass die Rampe nicht wie dargestellt umgesetzt werden kann. Die Rampe ist allerdings nicht zwingend für die Erschließung erforderlich und kann ggf. aufgelassen werden. Der Anschluss des Ladehofes an die Hermesstraße kann nicht beurteilt werden, erscheint aber umsetzbar. Die Struktur der Zentralen Notaufnahme erscheint gut, aufgrund der Darstellung ist eine Beurteilung der Befahrbarkeit allerdings nicht möglich. Die Garagenrampe ist im Grundriss nur im Garagengeschoss dargestellt. Es bleibt offen, ob Konflikte zwischen der Rampe und den Nutzflächen im Erdgeschoss vorhanden sind.

Nachhaltigkeit und Energieeffizienz

Zur Vermeidung von CO2-Emissionen wird die Verwendung von Hohlkörperdecken vorgeschlagen. Der Einsatz von Aluminium (in Holzoptik) zur Fassadengestaltung wird kritisch gesehen. Es wird angeregt, weitere Möglichkeiten zur Vermeidung von CO2 zu prüfen und die Kreislauffähigkeit zu verbessern. Das Projekt weist in den berechneten Klimaindikatoren gute Werte auf und bieten eine gute Basis, um die vorhandenen Qualitäten in einer weiteren Bearbeitung zu verbessern. Dies betrifft den Windkomfort, den thermischen Komfort und die Optimierung des Regenwassermanagements in Richtung Nullabfluss.

Die großzügig geschnittenen Innenhöfe weisen ein geringes Überwärmungsrisiko auf. Es wird dennoch empfohlen, dies in einer weiterführenden Planung zu überprüfen. Der empfohlene Einsatz von Fassadenbegrünungen wurde im Zuge der Überarbeitung aufgegriffen und auch bau- sowie vegetationstechnisch überzeugend dargestellt. Der wirkungsvolle Einsatz sowie eine entsprechende Detaillierung ist in einer weiterführenden Planung durchzuführen.

Wirtschaftlichkeit in Errichtung, Betrieb und Erhaltung

Das günstige Verhältnis der BGF zu NF ist offensichtlich das logische Ergebnis der klaren Grundkonzeption. Das Projekt hat eine vergleichsweise geringe Bruttogrundfläche. Die Einhaltung des Kostenrahmens erscheint möglich. Die öffenbaren Fenster ermöglichen eine natürliche Belüftung. Die Fassaden der Bauteile oberhalb des Sockels sehen einen Wartungsgang je Geschoss vor. Die Reinigung, Pflege und Wartung der Fassadenelemente wird somit erleichtert.

Das Energiekonzept ist gut und schlüssig dargestellt. Gute Wärme- und Feuchterückgewinnung der Lüftungsanlagen. Die Befeuchtung der Lüftungsanlagen über Elektroden-Dampfbefeuchter ist sehr energieintensiv; energieeffizientere Lösungen sind für klinischen Bereich verfügbar.