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Parallele Mehrfachbeauftragung | 10/2023

Nachverdichtung in Holzbau am Beispiel des Neuen Stöckach in Stuttgart

2. Preis

atelier kaiser shen

Architektur

Concular

Nachhaltigkeitskonzept

INGENIEURGRUPPE BAUEN

Brandschutzplanung, Tragwerksplanung

Transsolar Energietechnik GmbH

Energieplanung

Holzbau Flack GmbH & Co. KG

sonstige Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Leitidee/Umgang mit dem Bestand
Die Erscheinung des Gebäudes zum Stadtraum kann in seiner Anmutung und Gliederung mit einer hohen gestalterischen Qualität überzeugen. Die Gliederungsprinzipien der Bestandsfassade werden übernommen indem bestehende Elemente rückgebaut und durch Elementmodule aus Holz ersetzt werden. Das markante Fassadenraster aus Stahlbeton wird durch ein vorgehängtes „Holzgrid“ verkleidet, welche die Anmutung einer tragenden Holzbaukonstruktion suggeriert. Diese Materialwahl wird in ihrer Angemessenheit einer zeitgemäßen Transformationsstrategie und in ihrer Realisierbarkeit kontrovers diskutiert. Die neue Fassade stellt einen unverwechselbaren und überzeugenden Bezug zum Bestand her, verspielt an dieser Stelle allerdings ihr Potential in einer Holznachahmung und schafft es nicht sich von den zugrundeliegenden rigiden Prinzipien lösen und diese konsequent weiterentwickeln.

Es werden insbesondere zur Erfüllung des notwendigen Brandschutzes und der Holzbaurichtlinien gestaltprägende Änderungen an der Fassade erwartet. Eine Behandlung und Alterung des der Witterung ausgesetzten Materials ist zu erwarten und muss in der gezeigten Anmutung im Hinterkopf behalten werden. Der Verglasungsanteil bietet weiteres Optimierungspotential.

Zwei großzügige Voluminaausschnitte über zwei Geschosse erzeugen eine klare und selbstverständliche Adressbildung in Richtung Stöckachstraße und die gewünschte Durchlässigkeit zur Boxengasse. Dies setzt sich in den darüberliegenden Geschossen über die unberührte Bestandsfassade fort. Mittels umfangreicher Einbindung des vorgelagerten Gehwegs und der Stöckachstraße wird eine einladende Erdgeschosszone für die hier angeordneten öffentlichkeitswirksamen Nutzungen geschaffen. Indes ist die des Konzeptes inhärent vorgeschlagene Umgestaltung der Stöckachstraße durch die Landeshauptstadt Stuttgart auf eine Realisierung zu prüfen.

Die Bestandswände im Innenraum aus Ziegelmauerwerk sollen nach Möglichkeit erhalten werden und bilden die Wohnungstrennwände aus. Gemeinsam mit sichtbaren Deckenverkleidungen und Wohnungsinnentrennwände aus Holz erzeugen die Verfassenden eine stimmige, positiv hervorzuhebende Vision. Gleichzeitig sind hier zur Erfüllung der Schallschutz- und Brandschutzanforderungen Anpassungen zu erwarten, die das Erscheinungsbild verändern.

Wohnungsbau
Die verschiedenen Erschließungsflächen auf den Wohngeschossen werden stellenweise aufgeweitet und binden Gemeinschaftsräume für die Nutzer:innen an. Die bestehenden Brückenbauwerke werden als zusätzliche Gemeinschaftsräume in den Entwurf miteinbezogen. Sie stellen keine Notwendigkeit dar und werden als flexibles räumliches Angebot positiv hervorgehoben.

Aufgrund der verschiedenen Erschließungskonzepte werden stellenweise einseitig belichtete Wohnungen angeboten, welche in ihrer Nutzungsqualität kritisch gesehen werden. Die Nutzungsqualität, der an den Laubengängen orientierten Schlafzimmer wird hinterfragt.

Innovationskraft
Der Entwurf kann durch die konsequente Verwendung von seriell vorgefertigten Holzbauelementen zur Ertüchtigung des Bestandsgebäudes als auch für die neu geplante Aufstockung überzeugen und eine hohe Realisierbarkeit nachweisen. Die Verfassenden geben in besonderer Form Vorschläge für eine Skalierbarkeit auf weitere Bestandsumbauten.

Der formulierte Anspruch an Urban Mining ist positiv hervorzuheben, endet jedoch frühzeitig in der Wiederverwendung von Materialien als Möbel und der Bekleidung eines Pavillons auf dem Dach. Ein realistisches Angebot zur Materialwiederverwendung im Gebäude und der Konstruktion erfahren lediglich die Bestandswände im Innenraum, welche als Wohnungstrennwände weiter Verwendung finden.