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Offener Wettbewerb | 09/2023

Modernisierung und Neubau Klinik Hietzing in Wien (AT)

3. Preis

Preisgeld: 86.000 EUR

Architektur Consult ZT GmbH

Architektur

Telluride Architektur

Architektur

KRAFT.RAUM.

Landschaftsarchitektur

Bollinger+Grohmann

Tragwerksplanung

ZFG PROJEKT GMBH

TGA-Fachplanung

Zach und Partner ZT

TGA-Fachplanung

IFB Sorge

Bauphysik

Norbert Rabl Ziviltechniker GmbH

Brandschutzplanung

Matthes Max Modellbau GmbH

Modellbau

GfKD Gesellschaft für Krankenhausdienstleistungen Koblenz Montabaur

sonstige Fachplanung

Erläuterungstext

„Im Dialog zwischen Alt und Neu“

Mit unserem Entwurf für die Klinik Hietzing wollen wir den historischen Ursprung des Spitalsareals stärken – ein identitätsstiftender Neubau für diesen strukturell sensiblen Standort. Um dies zu erreichen, greift der Entwurf die baulichen Qualitäten des denkmalgeschützten bestehenden Ensembles sowie den historischen Park in seiner ursprünglichen Ausprägung auf.

Durch die differenzierte Ausbildung der unterschiedlichen Baumassen erreichen wir eine Proportion zur Umgebung, die eine selbstverständliche Einbindung des Klinikums in das Gesamtensemble erlaubt. Die Bereiche der Zugänge des neuen Klinikums zeichnen sich durch eher flache Strukturen – in Form der Sockelhöhe – aus und ermöglichen einen menschlichen Maßstab zu schaffen, Schwellenängste zu überwinden und gleichzeitig eine starke, qualitätsvolle Adressbildung für das Klinikum auszubilden. Das zukünftige Gebäude versteht sich dabei als ein Teil des Ganzen bzw. ein Teil der Landschaft und vorhandener Strukturen.

Die Kantenlängen und Achsen der sich in den Pflegegeschossen auflösenden Volumen nehmen Bezug zu den historischen Altbauten und treten in den Dialog mit dem bereits bestehenden Ensemble. Durch die geschickte Anordnung der Zugänge werden Patient:innen, Besucher:innen, Mitarbeiter:innen und Anwohner gleichermaßen durch eine freundliche, behütete Atmosphäre empfangen.

Wichtiger Bestandteil unseres Entwurfs ist der innenräumliche Boulevard. Der zweigeschossige Boulevard inszeniert für die Besucher:innen des Klinikums den historischen Park und schafft somit einen Dialog zwischen Alt und Neu. Auftakt des Boulevards ist der neue Haupteingang des Zentralbaus. Den Endpunkt des Boulevards bilden das Café und großzügige Restaurant mit direktem Bezug zum Park. Dabei greift dieses Erschließungselement geschickt die vorhandene Topografie auf und wird zu einem zwischen den unterschiedlichen Zugangs- und Außenniveaus vermittelnden Baustein des Gebäudes. Das Spitalsareal wird durch die geschickte Verortung der öffentlichen Funktionen zu einem qualitativ hochwertigen Aufenthaltsort für die Anwohner und den gesamten Bezirk.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebauliche und baukünstlerische Lösung

Die klare räumliche Anordnung gegenüber dem historischen Spitalsensemble und ihrer angrenzenden urbanen Umgebung wird in der Überarbeitung beibehalten: Durch die differenzierte Ausbildung der auf einen 2-geschossigen Sockel aufgesetzten Baukörper wird eine in ihrer Proportion stimmige Eingliederung in das denkmalgeschützte Klinikareal erreicht.

Der Empfehlung des Preisgerichts zur Überarbeitung der Höhenentwicklung wurde Rechnung getragen und durch leichte Umschichtungen die entsprechende Anforderung erreicht. Durch den städtebaulichen Hochpunkt an der Schnittstelle Wolkersbergenstraße/Hermesstraße wird eine klare neue Adresse als Eintritt in die Klink geschaffen. Gleichzeitig führt der Sockel entlang der Hermesstraße einladend in Richtung des Haupteinganges. Dort zieht sich die Sockelzone des Vorplatzbereiches nun zurück und wurde so auf die Empfehlungen des Preisgerichts eingegangen. Der neu überdachte Eingangsbereich gewinnt dadurch an Qualität.

Der Haupteingang mündet in einen innenräumlichen 2-geschossigen Boulevard, der durch die verglaste Ausbildung den historischen Park für die Besucher inszeniert. Diese Geste wird honoriert, die innere Erschließung dahinter wirkt allerdings in einigen Bereichen beengt.

Der Bereich der ZNA weist hinsichtlich Belichtung und Wegeführung Mängel auf, die aus Sicht des Preisgerichts in einer Überarbeitung behebbar sind. Die Pflegestationen weisen einen hohen Grad an Funktionalität und Aufenthaltsqualität auf. Dies wird lobend hervorgehoben. Die Fassade wurde vertiefend weiterbearbeitet. Der formale Ansatz des Trennens von zentralen Bereichen und Pflegestationen ist abzulesen. In der Materialität wirkt der Sockel zu massiv und kann die gewollte Leichtigkeit nicht vermitteln.

Freiraum: Die Freiraumkonzeption zeichnet sich durch ein einfaches und robustes Freiraumgerüst aus und ist durch eine in wohltuender Weise hohe Durcharbeitungstiefe gekennzeichnet. Ein als Loop gekennzeichneter Rundweg verbindet alle Teilbereiche des Klinikareals untereinander und integriert neue und bestehende Freiräume zu einem ganzheitlich nutzbaren Gesamtareal. Adäquat dimensionierte Hofsituationen, großzügige Dachgartenbereiche sind entsprechend differenziert ausgearbeitet und verbinden sich harmonisch mit den Funktionen in den angrenzenden Gebäudeteilen. Durch die städtebauliche Setzung erfährt der Vorbereich am neuen Haupteingang eine angenehme räumliche Redimensionierung, die mit einfachen Mitteln in der Freiraumgestaltung präzisiert wird. Das bestehende Rondell kann auf diese Weise als prägendes Gestaltungselement beibehalten werden.

Funktionelle Lösung

Die projektspezifischen Weiterbearbeitungsempfehlungen der Wettbewerbsstufe_1 wurden teilweise umgesetzt. Nicht umgesetzt wurden die Empfehlung zur Überarbeitung der Krankentransportvorfahrt sowie die Empfehlung, die Belichtung der ZNA und der Endoskopie inkl. Angiographie zu verbessern, was jeweils kritisch beurteilt wird. Die Anforderungen an die Strukturierung der Pflegestationen und den Stationsverbund wurden gut umgesetzt, die getrennte Verortung der Ver- und Entsorgung ist nicht optimal.

Die Wegeführung im Zentral-OP ist aufgrund der langgestreckten Organisation nicht optimal, die Platzierung des Sterilgutlagers in einem anderen Stockwerk ohne redundante Liftanbindung wird kritisch gesehen.

Aus der internen Gliederung der ZNA ergibt sich eine suboptimale Wegeführung mit Überlagerung und Kreuzungen zwischen gehenden, liegenden und Schockraum-Patient*innen. Zudem ist die Anordnung der U/B-Räume im Block ohne getrenntem Personalzugang als sehr ungünstig für die Bespielbarkeit anzusehen.

Mobilität: Die Verkehrserschließung am Vorfeld ist funktionell zu wenig getrennt und erfordert eine Umstrukturierung. Die Erschließungen der unterschiedlichen Funktionen von der Hermesstraße erfolgen allesamt über einen U-Turn. Diese Anordnung der Zufahrten führt zu Problemen in der Befahrbarkeit und ist für die Notfallzufahrt nicht funktionsfähig. Des Weiteren sind die Stellplätze für die Krankentransporte nicht befahrbar. Die Tiefgarage weist einen gut strukturierten Grundriss auf. Im Vorfeld des Haupteinganges wird ein Mobility-Hub vorgesehen. Die genaue Funktion dieses Hubs ist nicht in den Plänen ersichtlich, bietet aber Potenzial für Radabstellplätze und Sharing-Angebote.

Nachhaltigkeit und Energieeffizienz

Die vorgeschlagene Holz-Hybridbauweise nach dem Cradle-2-Cradle-Prinzip wird positiv gesehen. Eine Detaillierung des Ansatzes bzw. Ausformulierung des Konzepts fehlt. Die empfohlene Beibehaltung der großen Öffnungen zwischen den Bauteilen ermöglichen eine sehr gute Durchströmung. Die Anregung zum Einsatz von Fassadenbegrünungen wurde aufgegriffen und führt zu einer Verbesserung mehrerer Klimaindikatoren (z. B. thermische Speicherung). Das im Entwurf dargestellte Regenwassermanagementkonzept findet Anerkennung. Das Überwärmungspotenzial einzelner Innenhöfe wird kritisch gesehen und sollte im Falle einer Weiterentwicklung überprüft werden. Das Windfeld zwischen Bauteil 0 und Bauteil 2 weist eine starke Erhöhung der Windgeschwindigkeit auf und sollte bei einer Weiterentwicklung in Hinblick auf Windkomfort überprüft werden.

Wirtschaftlichkeit in Errichtung, Betrieb und Erhaltung

Das Projekt hat eine vergleichsweise geringe Bruttogrundfläche. Die Einhaltung des Kostenrahmens ist zu erwarten. Die öffenbaren Fensterflügel erlauben eine natürliche Belüftung. Die Fassaden der Bauteile oberhalb des Sockels sehen einen Wartungsgang je Geschoss vor. Die Reinigung, Pflege und Wartung der Fassadenelemente wird somit erleichtert.

Die Hochtemperatur-Wärmepumpe ist zu überdenken, ebenso die Wärmerückgewinnung mit Kreislaufverbundsystem in den mechanischen Lüftungsanlagen. Beim Einsatz von Absorptionskälteanlagen sollte versucht werden, diese möglichst lange zu betreiben; hier nur im Sommerfall zur Kühlung vorgesehen, nicht in der Übergangszeit. Eisspeicher und Erdsonden benötigen eine ausgeglichene Energiebilanz; beide in einem Energiekonzept zu haben, stellen eine regelungstechnische Herausforderung dar. Die Befeuchtung Lüftungsanlagen über Hochdruckdampfbefeuchter ist sehr energieintensiv.