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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2023

BUGA 2029 Oberes Mittelrheintal Standort Stadt Bacharach

Visualisierung - Blick auf Bacharach

Visualisierung - Blick auf Bacharach

Anerkennung

Preisgeld: 7.000 EUR

GREENBOX Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

bjp | bläser jansen partner GbR

Stadtplanung / Städtebau

Rendercircle - Christian Marrero

Visualisierung

Erläuterungstext

BUNDESGARTENSCHAU BACHARACH 2029

Kontext
Bacharach liegt eingebettet zwischen steilen Weinhängen im malerischen Mittelrheintal und ist unter anderem durch die Rheinschifffahrt und die vielfältigen Naherholungsmöglichkeiten als überregionales Ausflugsziel bekannt. Der Stadtkern rund um die St. Peterkirche sowie der Ruine der Wernerkapelle werden ergänzt durch die Kirche St. Nikolaus, enge Gassen sowie erhaltene Teile der Befestigungsanlage mit ihren charakteristischen Befestigungstürmen. Zusammen bilden sie ein mittelalterliches Gesamtensemble. Stadtvorgelagert öffnet sich Bacharach mit einer großzügigen Grünanlage in Richtung Fluss und bietet Panoramablicke und standortspezifische Besonderheiten wie die Werthinsel, die Rheinanlage und die flachen Sandbänke in Ufernähe.
Durch vorangegangene Infrastrukturmaßnahmen der Bahn und dem Bau der Bundesstraße 9 wirken Parkanlage und Stadt heute oftmals voneinander getrennt. Mit der Bundesgartenschau 2029 unter dem Motto „Willkommen am Wasser“ wird das langfristige Ziel verfolgt den Stadtkörper wieder stärker mit dem Ufer zu verknüpfen und der Wunsch formuliert den Rhein mit all seinen erlebbaren Facetten wieder deutlich stärker in den Fokus zu rücken.
Die Bundesgartenschau verbindet weiterhin die langfristigen Ziele die bereits hohe touristische Qualität auszubauen und mit neuen Qualitäten für die Entwicklung Bacharachs zu kombinieren. Die großzügige Parkanlage ist in dieser Entwicklung zum grünen Aushängeschild und Naherholungsdomizil der zentrale Baustein. Die bereits geplante Neuausrichtung des südlichen Stadteingangs und Umplanungen der Bundesstraße 9 unterstreichen die langfristigen Zielsetzungen. Die Gartenschau als Motor der Stadtentwicklung ist langfristig in der Lage den Lebens- und Tourismusstandort nachhaltig zu verändern.

Rheinfenster und Promenade
Konzeptionell sollen die Verbindungen und Erschließungsmöglichkeiten zwischen Stadt und Rhein deutlich gestärkt werden. Die Haupteingänge sollen klar identifizierbar und in der Raumabfolge wahrnehmbar sein. Entwurflich werden zwei Rheinfenster vorgeschlagen, die dieses ermöglichen.
Das nördliche Fenster wird aus Richtung Fluss blickend die historische Stadtsilhouette deutlich inszenieren und eine klare Eingangssituation im Bereich der Marktstraße schaffen. Dem gegenüber aus Richtung des zentralen Platzes kommend eröffnet sich ebenfalls eine großzügige Situation mit Blick auf den Rhein und Aufenthaltsmöglichkeiten am Wasser mittels Treppen- und Sitzanlage, einem neuen Kultur-Pavillon und Zugangsmöglichkeiten zu den Uferbereichen. Das Fenster ist zeitgleich platzartiger Haupteingang der Bundesgartenschau und dementsprechend repräsentativer Auftakt für alle Gartenschaugäste.
Das südliche Rheinfenster etabliert den neuen Übergangsbereich am südlichen Stadteingang. Zwischen der Kirche St. Nikolaus und dem neuen Mobilityhub fließen hier die verschiedenen Mobilitätsformen der Rad-, Auto-, und Bahnreisenden zusammen. Der Verkehrsknotenpunkt der zukünftig vor allem den Bahnverkehr deutlich besser an die Parkanlage anbindet und eine Bündelung der Parkplätze ermöglicht, schafft einen eindeutigen Eingang in Richtung Parkanlage und Rhein. Am Übergang zum Rhein ist das südliche Fenster als Balkon ausgebildet.
Weiterhin sollen zukünftig klar unterscheidbare Parkräume entstehen. Die Rheinfester gliedern den Park dazu in drei Sequenzen und vermitteln jeweils zwischen Ihnen. Die Promenade reagiert auf die Eigenständigkeit und betont diese mit jeweils unterschiedlich ausgeführten Profilen zwischen Promenade und Rhein. Zusammen bilden die zwei Rheinfenster und die Promenade einen neuen Rahmen für die gesamte Parkanlage.

Parksequenzen

Landschaftsterrassen und Mündungspark (A1,A2): Im Norden der Parkanlage führt die Promenade durch eine landschaftlich geprägte Sequenz mit weichen Böschungen und Kiesstränden mit altem Baumbestand. Im Bereich des Münzbaches schwenkt die Promenade in Richtung Stadt. Die langgezogenen Rasenterrassen und Sitzbänke laden zum Verweilen im Mündungspark ein und bieten atmosphärische Aufenthaltsmöglichkeiten. Ergänzt wird der Bereich mit naturnahen Spielmöglichkeiten. Der angrenzende Tonnenhof kann zukünftig als Gastronomiestandort ausgebaut werden und Gäste im direkten Umfeld bedienen als auch den Bereich des Mündungsparks mit niedrigschwelligen Angeboten attraktiveren. Südlich der Mündungsterrassen schließt eine größere offen bespielbare Freifläche an. Diese kann von größeren Events wie beispielsweise dem Festival der Poesie bespielt werden und dient zeitgleich bei Starkregenereignissen als Retentionsfläche. Während der Gartenschau sind in diesem Bereich gärtnerische Ausstellungen und Themen denkbar.
Rheinanlage und Rheinbalkon (B): Zwischen den beiden Rheinfenstern führt die zweite Sequenz durch den bestehenden Landschaftsgarten. Das Gartendenkmal soll insgesamt weiterentwickelt werden, sodass die ehemaligen Sichtbezüge durch Bepflanzungen, Mobiliar und Baumsetzungen wiederhergestellt werden und die Anlage eine neue Rahmung erhält. Die großzügige Promenade als Rheinbalkon inszeniert ein visuelles Wechselspiel zwischen Stadt und Rhein. In enger Abstimmung mit der Denkmalbehörde soll behutsam in das Denkmal eingegriffen werden, um Spaziergänge durch den ehemaligen Landschaftsgarten wieder erlebbar zu machen. Hierzu soll unter anderem das Oberflächenmaterial der Wege mit Wassergebundener Wegedecke ausgetauscht werden. Weiterhin wird langfristig angestrebt das ehemalige Pflanzkonzept als Klima-Arboretum mit entsprechend wertvollen Bäumen weiterzuentwickeln. Dementsprechende Konzepte werden bereits zur Gartenschau umgesetzt, wie zum Beispiel intensive Pflanzflächen entlang der „Staudenpromenade“.
Aktive Gärten (C1,C2): Im südlichen Parkbereich soll ein sportlich aktives Nutzungsprofil etabliert werden. Hierzu werden die bestehenden Boulefelder und der Ruderclub integriert. Ergänzt werden diese mit weiteren Nutzungsmöglichkeiten wie Basketball, Volleyball, Wassersport und Kinder- und Jugendspielangeboten. Im Bereich des Strandbades verschwenkt die Promenade und schafft dem Badebereich damit mehr Raum. Rasenterrassen, Sitzbänke und Bäume bieten dabei sonnige als auch verschattete Aufenthaltsmöglichkeiten. Eine schwimmende Plattform bietet die Möglichkeit den Rhein aus einer neuen Perspektive zu entdecken und zusätzliche Anlegestellen für Wassersportler. Die Campingflächen im Bereich des Rheinbads erhalten eine neue Aufteilung.

Stadteingang Süd und Verkehrskonzept
Die Arrondierung des südlichen Stadteingangs bietet die Möglichkeit die verschiedenen Anforderungen aus dem Neubauvorhaben Nahversorger, dem Zusammenkommen unterschiedlicher Mobilitätsformen und vor allem einer zentralen Parkplatzsituation zu kombinieren. Angelehnt an die Größenverhältnisse der Kirche St. Nikolaus und dem neuen Nahversorger gliedert sich der neue Mobility Hub in die Größendimension ein und schafft damit ein einheitliches Erscheinungsbild am südlichen Stadteingang. In einer zweiten Phase könnte im Bereich der jetzigen Privathäuser ein weiterer Baustein (Hotel-/Gewerbenutzung) ergänzt werden.
Das Parken der Autos entlang der B9 und Suchverkehre könnte damit stark vermindert werden und zentral bis zu 200 PKW-Stellplätze innerhalb des Hubs zusammengefasst werden. Der Autoverkehr wird langfristig nichtmehr so stark erkennbar sein. Das Verkehrskonzept orientiert sich am bestehenden System von der Bundesstraße direkt in Richtung Stadt bzw. zu den jeweiligen Parkmöglichkeiten abzufahren. Anwohnerparken findet weiterhin im nördlichen Bereich des Bahndamms statt.
Im Bereich des Haupteingangs befindet sich der neue Busshuttleparkplatz, der während der Bundesgartenschau den Transfer zwischen dem externen Busparkplatz sicherstellt. Zukünftig kann der Busparkplatz auch von externen Reiseveranstaltern angefahren werden.

Baumbestand und Materialität

Der wertvolle Baumbestand kann größtenteils erhalten bleiben. In Einzelfällen, wie beispielsweise im Übergang zum Mobility Hub muss im Detail geprüft werden, inwieweit Bäume dort entfernt werden könnten. Ebenfalls sind die Bäume in der Rheinanlage einer Bestandsprüfung zu unterziehen.
Die befestigten Flächen und übrigen Ausstattungselemente werden konsequent aus kreislaufwirtschaftlichen Materialien gefertigt. Die Oberflächen erhalten eine helle Farbgebung, um der sommerlichen Aufheizung entgegenzuwirken und das Mikroklima in der Parkanlage positiv zu beeinflussen. Die Bewegungsflächen der Rheinfenster werden aus „Ökopflaster“, einem Recycling-Betonstein mit Natursteinvorsatz in einem changierendem Reihenverband hergestellt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Leitidee der Arbeit bildet eine gut ablesbare „Promenade“ gegliedert durch rechtwinklig dazu angeordnete „Rheinfenster“ aus. Fünf „Parksequenzen“ komponieren die eigentliche räumliche Qualität des Parkbandes.
Aus Sicht der BUGA-Belange fällt das nördliche „Rheinfenster“ als markanter Zugangsbereich und Verteiler besonders positiv auf. Allerdings ist er in seiner Positionierung nicht optimal auf den vorhandenen Bahndurchlass am Marktturm mit Zugang in die Innenstadt ausgerichtet. Die entstehende Qualität wird in einer rheinseitigen Perspektive mit Blick auf Bacharach in der Maßstäblichkeit und der gewählten Materialität wirkungsvoll und gestalterisch überzeugend aufgezeigt. Das südliche Fenster findet zur Stadt hin einen noch weiter zu detaillierenden Abschluss. Die nördliche Parksequenz „Landschaftsterrassen“ ist im Kontext zur benachbarten Insel „Bacharacher Werth“ nachvollziehbar, wird aber von den Verfassern im Lageplan nicht nachvollziehbar ausformuliert. Der „Mündungspark“ am Münzbach erhält eine recht zurückhaltende Gestaltung mit Gastronomie und Festwiese in unmittelbarer Benachbarung zur bereits angesprochen Eingangsgeste. Hier entsteht für das Gartenschauhalbjahr ein Bereich von zentraler Bedeutung.
Die südlich angrenzende Parksequenz „Rheinanlage und Rheinbalkon“ greift die historische Struktur auf. Die beiden vorgeschlagenen Rheinfenster rahmen die historischen Anlagen mit ihren Alleen ein und werden von einer breiten Staudenpromenade zum Rhein hin orientiert begleitet. Aus Sicht der Denkmalpflege wird eine Einordnung der zum Rhein führenden, senkrechten Wege gewünscht.
Formal unterschiedlich werden die „Aktivgärten“ behandelt. Rhombische und rechteckige Formen mit Strauchabschirmungen zur Bundestraße 9 bilden klar ablesbare Teilräume und öffnen den Bereich zum Rhein. Besonders durch die hier vorgeschlagenen klar abgegrenzten Strauchpflanzungen ergeben sich formale Dissonanzen zu den weich ausformulierten Rheinanlagen.
Im als südlichen Abschluss angrenzenden „Strandbad“ wird die zu prominente Lage des Wohnmobilhafens kritisiert. Der an sich gut entwickelte öffentliche Bereich mit Badeplattform und Gastronomie wird von der Anordnung der Wohnmobilstellplätze zum nördlich angrenzenden Park hin eher abgeschirmt. Eine Anordnung der Marina am jetzt vorhandenen Standort wird präferiert.
Überlegungen, die Bundestraße 9 als Teil der Parklandschaft zu verstehen, werden im Beitrag nicht weiter vertieft. Die Straßenführung verbleibt leider trennend zwischen der östlichen Stadtkante und dem Grün.
Im Ideenteil werden für den Parkplatz Edeka keine innovativen Ideen aufgezeigt, im Gegenteil wird eine völlig versiegelte Fläche entgegen jeder ausgleichenden Klimaüberlegung und entgegen dem Wunsch der Auslobung vorgeschlagen. Die Neubebauung im Ideenteil kann hinsichtlich der Setzung der Baukörper, der Bauflucht und der Typologie nicht überzeugen. Die Lage des Mobilty Hubs ist prominent, jedoch ist das direkte Gegenüber zum Kloster aus denkmalpflegerischer Sicht problematisch, Auch entstehen unnötig lang Wege zum Bahnhof mit der Brücke. Insgesamt stellt die Arbeit eine interessante Lösung der gestellten Aufgabe dar. Die beiden Visualisierungen transportieren eine positive Atmosphäre innerhalb der Gesamtparks. Die formalen Brüche wirken zu abrupt, eine durchgängige Gestaltsprache wird vermisst. Der Eingangsbereich gekoppelt mit den bedeutsamen BUGA-Bereichen wird als positiv gesehen.

Visualisierung - Blick aufs Strandbad

Visualisierung - Blick aufs Strandbad

Entwurfsplan - M1-500

Entwurfsplan - M1-500

Entwurfsplan - M1-500

Entwurfsplan - M1-500

Detail - M1-50

Detail - M1-50

Detail - M1-50

Detail - M1-50

Schnitt AA "Rheinfenster" - M1-200

Schnitt AA "Rheinfenster" - M1-200

Schnitt BB "Strandbad" - M1-200

Schnitt BB "Strandbad" - M1-200