modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Einladungswettbewerb | 11/2023

Entwicklung Alter Hafen in Würzburg

Perspektive Fluß

Perspektive Fluß

2. Preis

haascookzemmrich STUDIO2050

Architektur

GREENBOX Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Transsolar Energietechnik GmbH

Energieplanung

Tichelmann & Barillas TSB Ingenieurgesellschaft mbH

Brandschutzplanung

BS Ingenieure

Verkehrsplanung

C4 engineers GmbH

Tragwerksplanung

VIZE architectural rendering

Visualisierung

Architekturmodellbau Michael Lo Chiatto

Modellbau

Erläuterungstext

Das eindrucksvolle Mainufer-Ensemble mit Altstadt, Heizkraftwerk, Kulturspeicher, Kino und Hotelbauten wird nach Norden um eine Landmarke am nordwestlichen Stadteingang erweitert, die auf die exponierte und gleichermaßen sensible Situatiuon reagiert. In exklusiver Lage vor der Kulisse der Weinberge, an der Mainschleife in Nachbarschaft des Kulturspeichers und dem markanten Heizkraftwerk, soll auf einem Parkdeck ein neuer Gebäudekomplex für Gewerbe und Dienstleistungen entstehen. Die Uferpromenade wird in diesem Zuge verschönert und ein Busterminal für die Flusskreuzfahrtschiffe in das Projekt integriert werden. Das neue Gebäude soll hinsichtlich städtebaulicher Integration, Materialwahl, Energiekonzept sowie ökologisch und ökonomisch optimiertem Bau und späterem Betrieb beispielhaft sein: ein Vorreiter für nachhaltiges Bauen in der Stadt.
Gesamtkonzept - ein neuer Stadtbaustein im Kultur- und Kreativquartier Alter Hafen
Drei elegante Türme teilen sich einen gemeinsamen Sockel, der sich als neuer Stadtbalkon präsentiert, Das neue Gebäude bildet einen markanten Aussichtspunkt zum Westufer, zu den Weinbergen und zur Festung Marienberg und definiert den Eingang zur Stadt von der Bahn aus neu. Die Türme vervollständigen die Silhouette entlang des Hafenbeckens und bilden einen Gegenpol zum Heizkraftwerk mit seinen drei Schornsteinen und der Auskragung zur Hafentreppe. Die Größe, die Ausrichtung und die sorgfältige Platzierung der Türme sorgen dafür, dass die Aussicht auf die Weinberge von der Stadt aus erhalten bleibt. Die Weinberge werden visuell bis zur Wasserkante fortgeführt. Das Zusammenspiel von Stadt und Landschaft ist das bestimmende Motiv dieser Stadtraumentwicklung am Main.
Das gesamte Grundstück erstreckt sich entlang der Hafenfront vom neuen Vorplatz am Brückenkopf bis zur Anlegestelle der Flusskreuzfahrtschiffe. Die Promenade bleibt in ihrer Breite großzügig, der Zugang zur Diskothek "Das Boot" bleibt erhalten und der historische Kran wird respektiert. Das neue Gebäude verbessert und erweitert die Qualität der Promenade. Ein neues Ausflugsziel wird geschaffen!
Derzeit wird das Grundstück von einem zweistöckigen Parkhaus bestimmt. Es ist nicht praktikabel, dieses zu erhalten, stattdessen soll es abgerissen und ersetzt werden. Das neue Gebäude geht auf die sehr unterschiedlichen Anforderungen des Hafens und der stark befahrenen Straße ein. Daraus ergeben sich zwei unterschiedliche Fronten des Gebäudes: die geschlossene Straßenfassade und, in deutlichem Kontrast dazu, die großzügige öffentliche Geste mit der Öffnung zum Wasser hin und zur Stadt dahinter.
Die Organisation des neuen Gebäudes erfolgt auf einfache Weise. In den zwei Ebenen im Sockel sind die Parkplätze untergebracht. Alle Gemeinschaftseinrichtungen und Eingänge zu den Bürotürmen befinden sich auf dem Sockel, frei von den Einflüssen des Hochwassers. Die großzügige, öffentliche Terrasse bietet mit dem Stadtbalkon eine neue Attraktion für den Hafen, einen neuen Raum in der Stadt, der sowohl tagsüber als auch abends genutzt werden kann. Rampen und Treppen zwischen Promenade, Brückenkopf und Vorplatz verschönern die neue Hafenfront und schaffen qualitätsvolle neue städtische Verbindungen. Die markante Flaniermeile wird bereichert und großzügig erweitert!
Die monolithische Form des gemauerten Sockels, der sich entlang der Uferpromenade erstreckt, wird durch die Holztürme kontrastiert. Die starke Profilierung der Holzfassaden unterstreicht zusätzlich die Vertikalität der Türme. Die Fassadengestaltung aller drei Türme besteht aus einer einfachen Elementarfassade mit undurchsichtigen Brüstungspaneelen und äußerem Sonnenschutz. Das Spiel von Licht und Schatten aufgrund der strukturierten Fassade und deren Tiefe bereichert das Erscheinungsbild der Türme und sorgt dafür, dass die Skyline der Stadt durch die neue Silhouette belebt wirkt.
Nutzung und Organisation - Licht, Transparenz und Flexibilität
Das Gebäude ist sehr flexibel geplant, um sich verändernde Nutzungsbedarfe anzupassen. Die hochwertigen Büroflächen befinden sich in den oberen Etagen der 3 Türme. Klar gegliederte rechtwinklige Grundrisse bieten eine optimale natürliche Belichtung tagsüber und die Möglichkeit der natürlichen Lüftung durch Querlüftung. Dies bildet eine ideale Ausgangsposition, um den Energiebedarf im Gebäude zu senken, die Abhängigkeit von mechanischen Systemen zu verringern und die Betriebskosten zu reduzieren. Durch den zentral gebündelten Erschließungskern werden alle Flächen effizient genutzt und eine flexible und einfache Aufteilung ermöglicht. Verschiedenste Bürotypologien können untergebracht werden. Alle Geschosse bieten einen Panoramablick auf die Stadt und die Weinberge. Das Ergebnis ist ein äußerst begehrter Arbeitsplatz in einem lebendigen Teil der Stadt.
Auf dem Sockel mit Blick über den Hafen befindet sich das Restaurant, ein Co-Working Café und ergänzende Seminar- und Konferenzräume. Hierbei handelt es sich um öffentliche Bereiche, die auch dann genutzt werden können, wenn die darüber liegenden Büros geschlossen sind. Alle Nebenräume sind zur Straße hin ausgerichtet und dienen als akustischer Puffer zur Abschirmung des neuen Stadtbalkons. Die Küchenanlieferung kann direkt von der Straße aus erfolgen. Die technischen Anlagen werden sinnvoll auf einem Zwischengeschoss untergebracht, wodurch sowohl unansehnliche Dachgeräte als auch Probleme mit Hochwasser vermieden werden.
Beide Parkdecks sind für alle Nutzungen und zeitlich uneingeschränkt im Sockel geplant, sodass sie rund um die Uhr genutzt werden können. Das Erdgeschoss wird dadurch belebt und dient als Verteilerebene, da die Büroflächen mit separaten Aufzügen und Treppen ab dem Erdgeschoss erschlossen werden. Dies ermöglicht die Nutzung der Parkdecks, auch wenn der Rest des Gebäudes geschlossen ist.
Alle Dachflächen sind begrünt und auf den oberen Dächern sind PV-Anlagen integriert. Das Obergeschoss des Westturms bietet einen idealen Ort für ein einzigartiges Restaurant mit Aussichtsbereich. Eine lichtdurchflutete Orangerie, in der sich Stadt und Land treffen. Bei Nacht erinnert die schimmernde Form an eine Laterne, die das Tor zur Stadt markiert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Auf einem Sockel, der teils öffentliche Nutzungen sowie das Parken aufnimmt, platzieren die Verfassenden drei identische Baukörper mit Büronutzung. In Verbindung mit dem angrenzenden bestehenden Hotelbau wird der Kopf der Brücke der Deutschen Einheit geschickt gerahmt und ein überzeugendes städtebauliches Gesamtensemble geschaffen. Da weitere Hochpunkte in der Stadt zwischen Hauptbahnhof und Mainareal in der Planung sind, erscheint die städtebauliche Einbindung insgesamt schlüssig.
Die Verzahnung der Uferpromenade mit dem darüberliegenden „Stadtbalkon“ führt auch durch die verbindende Gestaltung mit einheitlichem Material zu einem öffentlich nutzbaren und erlebbaren Freiraum. Leider bleiben die Flächen vollständig versiegelt; die Kübelpflanzungen führen nicht zu einer Aufwertung. Die Zuwegung für Fußgänger*innen von der Brücke mit einer großzügigen Treppenanlage ist gelungen. Kritisch beurteilt wird, dass die Grün- und Freiflächen des 1. Obergeschosses nicht öffentlich zugänglich sind.
Die Ausrichtung der drei Baukörper lässt die gewünschte Sichtverbindung von den Weinbergen zum Wasser zu und schafft dabei ohne Rückseiten auszubilden, gleichwerte Büroflächen auf allen Gebäudeseiten. Aufgrund der differenzierten Setzung und der geschickten Sockelausbildung entstehen Außenbereiche mit hoher Aufenthaltsqualität. Der Umgang mit den Parkgeschossen und der in der Höhe vermittelnden Staffelung des Sockels auf der Wasserseite kann überzeugen.
Die Verfassenden schlagen zwischen den Baukörpern im EG großzügige Versammlungs- und Co-Working-Flächen vor. Der Bedarf wird in dieser Größe infrage gestellt. Die Bürogrundrisse sind klar strukturiert, hier lassen sich zukunftsfähig unterschiedliche Konzepte umsetzen. Die Idee der Orangerie als Gebäude- und Ensembleabschluss wird positiv bewertet. Intensiv diskutiert werden die Adressbildung und die fehlende architektonische Ausgestaltung der Eingänge der einzelnen Baukörper. Der Vorschlag, die Zugänge der Baukörper 2 und 3 über den Konferenz- bzw. Café-/ Co-WorkingBereich erfolgen zu lassen, kann nicht überzeugen.
Das Konzept für die Konstruktion sieht auf einem Sockel aus Stahlbeton einen Holzskelettbau vor, ausgesteift über die Treppen- und Aufzugkerne. Grundsätzlich ist das Konzept umsetzungsfähig, für die vorgeschlagenen Holz-Lehm-Decken gibt es allerdings aktuell noch keine bauaufsichtliche Zulassung. Die Überlegungen zur Umsetzung des Cradle-to-Cradle Prinzip werden begrüßt, ebenso die aufgezeigte Ökobilanzierung der Konstruktion. Die Gestalt der Fassaden wird in der Jury kontrovers diskutiert. Die Anmutung erscheint elegant und wohl proportioniert, der Verglasungsanteil ist angemessen. Jedoch bestehen hinsichtlich der Einbindung in den Kontext und übergeordnet in die Stadt Würzburg Zweifel an der Angemessenheit.
Die Prinzipien des baulichen Brandschutzes sind grundsätzlich berücksichtigt, jedoch nicht überall überzeugend gelöst. Die Versammlungsstätte im Erdgeschoss zwischen den Baukörpern hat Auswirkungen auf die angrenzenden Fassaden, hier ist eine spezifische Lösung erforderlich. Im Parkgeschoss bestehen geringfügige Mängel hinsichtlich fehlender Schleusen und Abschnittsbildung.
Die Vorgaben des HQ100 werden eingehalten. Insgesamt handelt es sich um einen qualitativ hochwertigen Beitrag, der auf eine sichere Handschrift der Verfassenden schließen lässt.

Perspektive Straße

Perspektive Straße

Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Axonometrie

Axonometrie