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Offener Wettbewerb | 11/2023

Entwicklung Siedlungsgebiet Rosenhof in Walluf

1. Preis

Preisgeld: 36.000 EUR

Erich W. Baier Architektur und Städtebau

Architektur

SUD[D]EN Gärten & Landschaften

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebauliche Erläuterungen
  • Der Entwurf schlägt ein grünes und nachhaltiges Stadtquartier mit moderater städtebaulicher Dichte vor.
  • Ein Mix aus unterschiedlichen Geschosswohnbautypen folgt dem Prinzip der Hoferschliessung mit Gartenstadtcharakter.
  • Durch die Ausbildung eines kleinteiligen Städtebaus entsteht ein mit seiner Umgebung fein abgestimmtes Ortsbild. Es entstehen 3 überschaubare Nachbarschaften mit jeweils 3 begrünten, autofreien Gemeinschaftshöfen mit dem Charakter von urbanen Dörfern.
  • Der übergeordnete Freiraum wird integraler Bestandteil des eigenen Umfeldes, indem die einzelnen Wohnhöfe an den übergeordneten Freiraum, den "Grünfugen" angebunden werden, indem die Wohnhöfe baulich nicht geschlossen werden.
  • Die städtebauliche Grundstruktur folgt im wesentlichen dem Bogen der Oberen Martinsthaler Strasse. In analoger Weise verläuft die Haupterschließung nahezu mittig durch die 3 Wohnbaufelder. Diese bestehen aus konisch zulaufenden, offenen Wohnhöfen und stellen gleichsam bebaute "Inseln im Grünen" dar, bei denen es ein belebtes Innen und ein ruhiges, grünes Aussen gibt. Diese klare Zonierung bietet die Möglichkeit, dass sich das soziale Leben an den richtigen Stellen konzentrieren und entwickeln kann.
  • Die landschaftliche und ökologische Qualität der "grünen Fugen" sind wichtiger Bestandteil des Regenwasserkonzeptes. sie rahmen auf angemessen dimensionierte Weise die jeweiligen Baufelder und verbinden das neue Wohnquartier mit dem umliegenden Landschaftsraum.

Erschließung / Verkehr
  • Planung von 3 Anschlusspunkten an das bestehende Strassen -und Wegesystem (Obere Martinsthaler Str. im Norden und Hohlweg im Süden) Die Anschlussstellen werden zu Entreeplätzen mit hoher Aufenthaltsqualität aufgewertet und schaffen attraktive Eingänge in das neue Wohnquartier. Sie dienen zugleich als Mobilitätsanker, die neben Sammelgaragen auch Mobilitätsstationen mit Fahrradstellplätzen anbieten, womit die Voraussetzung für ein autofreies Quartier gegeben ist.
  • Anknüpfen des geplanten Fuss-/Radwegsystems an das der umliegenden Ortsteile, was die Ein -und Anbindung des neuen Quartiers an das Umfeld gewährleistet.

Unterbringung der Fahrräder auf mehrfache Weise:
  • in separaten Fahradabstellräumen im jeweiligen Erdgeschossbereich
  • in überdachten Abstellbereichen an den Stirnseiten entlang der Wohnwege
  • im Rahmen der Mobilitätsstationen
  • unmittelbar vor den Hauszugängen

Die Unterbringung des ruhenden Stellplatzverkehrs erfolgt:
  • in einer Quartiersgarage unmittelbar an der Oberen Martinsthaler Str.
  • einem Parkdeck direkt am Hohlweg
  • in mehreren Tiefgaragen die unmittelbar vom Hohlweg und dem Entreeplatz an der Quartiersgarage erschlossen werden, womit die optimale Voraussetzung für ein autofreies Quartier gegeben ist.

Freiraum
  • Erhalt des bestehenden wertvollen Baum-und Gehölzbestandes soweit als möglich
  • Die Nachbarschafts- und Entreeplätze dienen neben der Quartierserschließung auch der zwischenmenschlichen Begegnung und sorgen mittels Sitzbänken, Spielflächen unter Bäumen und Hochbeeten für eine sehr hohe Aufenthaltsqualität für alle Altersgenerationen.
  • Die Vegetation in den öffentlichen Bereichen wird so angelegt, daß der Erhalt des ökologischen Haushaltes und der ökologischen Vielfalt mit möglichst geringen Pflege -und Instandhaltungskosten verbunden sein soll. so werden Trocken - und Magerrasenkulturen mit 1-jähriger Mahd in den Grünzonen angelegt.

Immissionsschutz
  • Ausbildung geschlossener Gebäudefluchten an den nördlichen Rändern der Wohnquartiere zwecks Abschirmung der hohen Lärmbelastung ausgehend von den Hauptverkehrsstrassen im Norden des Plangebiets.

Energie /Nachhaltigkeit
Das Energiekonzept wird in 2 Formen umgesetzt:
  • in der weitgehenden Nord-Südorientierung der meisten Gebäudekörper zur Ermöglichung der Nutzung von aktiver und passiver Solarenergie
  • in der Nutzung von Geothermie Intelligente Kombination von Geothermie + Solarthermie + Brennwerttechnik sorgt dafür, dass der KfW 40 Standard sogar noch unterschritten wird.

  • Minimierung des versiegelten Flächenanteils
  • Verbesserung des ökologischen Mikroklimas durch Dachbegrünungen sowie Begrünung der Aussenfassaden mittels Rankgerüsten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Arbeit gelingt es, mit einem deutlich lesbaren Leitbild, den Bezug zum Siedlungsbestand herzustellen und zugleich eine klare Haltung zur nördlichen Landschaft zu formulieren. Drei hofartige Strukturen bilden jeweils einen Rücken nach Norden, und formulieren einen kleinteiligen Anschluss an den südlichen Bestand. Gemeinschaftsnutzungen im Inneren der Höfe an kleinen platzartigen Räumen, lassen auf sehr lebendige Nachbarschaften schließen. Diese Hofräume sind angemessen dimensioniert und wirken programmatisch sehr realistisch. Das Projekt formuliert eine Quartiersmitte an der südlichen Schnittstelle zum Bestand und schafft damit die Chance, ein größeres zusammenhängendes Quartier auszubilden. Damit einher geht allerdings eine Bebauung unter der KV Leitung, welche - besonders mit der Nutzung der KITA - sehr kritisch gesehen wird. In nord-südlicher Richtung verlaufen angemessen dimensionierte grüne, fast waldartige Fugen und verzahnen das gesamte Quartier mit der umgebenden Landschaft. Diese Räume nehmen zugleich das anfallende Niederschlagswasser auf und leiten es mit der vorhandenen Topographie sehr angemessen und in guten Räumen der Retentionsfläche zum südlichen Grünzug zu. Die Aspekte der Regenwasserbewirtschaftung sind gut umgesetzt. Im Innenbereich der Höfe erscheint das Angebot an Freiraumnutzungen dem Wohnumfeld angemessen. In den gemeinschaftlichen Freiräumen hingegen bleibt die Aussage oberflächlich und weitere Nutzungsangebote wären hier erforderlich. Die Erschließung der drei Hofnachbarschaften verbindet diese und ermöglicht zugleich eine Zuordnung in zwei Teilquartiere jeweils nördlich und südlich der neuen Quartierstraße. Durch diese Querung der Höfe erfolgt automatisch eine Beruhigung der Verkehre im Quartier. Parallel dazu, verläuft südlich eine Fuß- und Radverbindung und vernetzt den Hohlweg mit dem gemeinschaftlichen Freiraum um die Retentionsfläche. Die MIV-Verkehre werden an den Quartierszugängen „abgefangen“. Dies ermöglicht ein weitestgehend parkraumfreies und damit sicheres und fußgängerfreundliches Quartier. Der Auftaktplatz an der Oberen Martinsthaler Straße hat, durch die dort vorgesehenen Zufahrt zur Quartiersgarage, wenig Aufenthaltsqualität. Der südliche Platzbereich hingegen wirkt angemessen und gut mit dem Freiraum vernetzt. Die Dimensionierung der Garage ist zu überdenken und ggf. durch ein optimiertes Mobilitätsmanagement zu reduzieren. Das Angebot eines, in Parkdecks in Schulnähe wird sehr begrüßt.

Die Wohnbebauung erscheint realistisch im Sinne von Baufenstern und Baufeldern gedacht. Die Baukörper sind optimiert ausgerichtet, überwiegend ost-west orientiert, was die Möglichkeit des Durchwohnens erlaubt und dadurch bestbelichtete Wohnformen ermöglicht. Kritisch werden die Wintergartenvorbauten gesehen, da diese zu sehr Privatnutzungen in die gemeinschaftlichen Freibereiche tragen. Der Typologiemix aus Punkthäusern und dem Geschoßwohnungsbau ist angemessen und ermöglicht vielfältige Wohnformen. Eine weitere Differenzierung wäre denkbar. Der Städtebau aus kleinteiligem Süden und dem, die Landschaft rahmendem Norden ergibt auch eine sehr gute energetische Ausnutzung von minimierter Verschattung und solaren Einträgen. Insgesamt ist die Arbeit ein sehr guter und in den gemachten Angeboten robuster und zukunftsweisender Beitrag für die Quartiersentwicklung in Walluf und überzeugt durch die harmonische Einfügung in den Bestand und die Stadtform zur Landschaft. Die Lage der Kita ist so nicht denkbar, scheint aber unschwer in die städtebauliche Struktur integrierbar.